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Knochen zum Schnitzen vorher mit Chlor behandeln?

Begonnen von Zonka, 14. März 2010, 19:52:33

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Zonka

Hm, ja,
meine Bösewichte schnitzen Knochen/Bein als Kunsthandwerk. Wie bekommt man das Fleisch ab?
In den Berichten von Kutna Hora, der Knochenkirche, wurde da Chlor zum Behandeln benutzt.
Was wäre im Mittelalter benutzt worden, Chlor? in einen Ameisenhaufen legen?
Ich bin leider kein Chemie-Genie...

Liebe Grüsse
Zonka

Lavendel

Wie wäre es mit kochen ;) ? Normalerweise lässt sich das Fleisch leicht vom Knochen lösen lassen, wenn man lang genug kocht. Kannst du auch mal ausprobieren. Einfach mal Mama oder Oma fragen, ob du mal bei der Hühnersuppe helfen darfst. ;D

Zonka

Ich möchte jetzt nicht völlig morbide rüberkommen,
aber es handelt sich nicht um Hühnchen, sondern um Menschenknochen.
Na, ja, sie bräuchten einfach grössere Kessel... :darth:

Liebe Grüsse
Zonka

Lavendel


Kerimaya

Zitat von: Lavendel am 14. März 2010, 20:55:28
Das Prinzip ist wohl das gleiche, oder?  :snicker:

Würd ich auch sagen. Präparatoren kochen Knochen auch aus, wenn beispielsweise ein Skelett (egal ob menschlich oder tierisch) präpariert werden soll. Gleiches Prinzip wie die Hühnersuppe, schmeckt aber wahrscheinlich nicht so doll.

thewingedshadow

Zitat von: Kerimaya am 14. März 2010, 21:21:24
Gleiches Prinzip wie die Hühnersuppe, schmeckt aber wahrscheinlich nicht so doll.

Am Ende schmeckt eh alles wie Hühnchen.

Und Kochen würde ich auch vorschlagen, ja.
Weiß aber nicht, inwiefern es die Knochen an sich schädigt...

Shay

Als Kaiser Rotbart lobesam...

Nachdem Barbarossa auf dem Kreuzzug gestorben ist, und es nicht geklappt hat, den ganzen Körper in Essig zu konservieren, hat man seine Knochen auch ausgekocht, um sie mit ins Heilige Land nehmen zu können. Fleisch und Innereien wurden dagegen vor Ort in der Türkei bestattet.

Kochen schadet dem Knochen wahrscheinlich weniger als ihn mit Chlor zu behandeln. Aber so lange du nicht mir Säure rangehst, hält der wohl viel aus.

Geli

Im Mittelalter nimmst Du Lauge zum Auskochen von Knochen. Die machst Du relativ einfach, indem Du Holzasche in Wasser kippst und das Ganze ein bis zwei Tage stehen lässt. Die abgeschöpfte Plörre nimmst  Du zum kochen. Das ist kein sicheres Verfahren zum Erzeugen von Lauge, aber es klappt so irgendwie. Und mehr als irgendwie wusste man damals nicht.

FeeamPC

#8
Kochen ist ein sicheres Verfahren. Alles andere, inklusive Chlor, braucht man nur, wenn man den Knochen anschließend auf hochweiß bleichen will- sonst bleibt er leicht creme- bis eierschalenfarben (so wie mein Falzbein, ein Buchmacherwerkzeug, das seit Alters her aus Knochen gefertigt wird).
Unsere Jäger bleichen die Knochen unter den Rehgehörnen mit konzentriertem Wasserstoffperoxid.
Knochen kann sehr schön glattgeschmirgelt und poliert werden, entweder mit feinkörnigem Sandstein, oder mit feinem Seesand, der als Paste angerührt und als Polierhilfsmittel verwendet wird. Ich schleife normalerweise mein Falzbein mit feinem Schmirgelpapier nach, wenn mal eine Ecke ausbricht.

Ary

Aus der Uni kenne ich ein ähnliches verfahren. Ich habe mal Hasenschädel präpariert. Erst habe ich sie ausgekocht udn das Fleisch, das sich entfernen ließ, mit den Händen entfernt (vor dem Kochen allerdings schon möglichst viel abgeschnitten), dann habe ich die Knochen gewaschen und noch mal in ca. 35-40%iger natronlauge gekocht, um das restliche Fleisch rauszubekommen - das löst auch in die Knochen eingelagertes Fett raus, was die Knochen später unschön gelb machen kann.
Abschlussbleichen mit Wasserstoffperoxid - fertig.
Natronlauge und Wasserstoffperoxid kann man in jeder Apotheke bekommen.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

TheaEvanda

#10
Es gibt auch noch die Möglichkeit, Speckkäfer auf die Knochen loszulassen - die fressen das Fleisch weg. Aber wenn deine Knochen nicht unbedingt 100 Jahre halten müssen, reicht auskochen.
Bein geht nach einiger Zeit kaputt, wenn man das Fett nicht aus dem Knochen entfernt - deshalb das Chlor und/oder Wasserstoffperoxid und Natronlauge. Das ist aber meist nur für die Präparation von paläologischen Referenzsammlungen wichtig, in denen die Knochen winzig und damit sehr anfällig sind. Meine Bein-Haarnadeln aus Rinderknochen leisten im Hoch-Fett-Bereich (aka. meine Haare und Kopfhaut) schon seit über 10 Jahren gute Dienste, und die habe ich nur ausgekocht, gespalten und dann zurechtgeschnitzt.

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Sprotte

Ein Blick in die TV-Serie "Bones": Auskochen mit 5% Wasserstoffperoxid

Zonka

Vielen Dank für die Infos,
ich denke Auskochen ist für mein Setting die angemessene Methode.
Ich hatte so schön einen Chlorgeruch in der Nase, aber das passt nicht zur Geschichte.

Die Bandbreite der Informationen ist hochinteressant! Sollte ich einen Krimi schreiben, werde ich diesen Thread nochmal als Inspiration nutzen;D

Liebe Grüsse
Zonka