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Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?

Begonnen von Franziska, 05. März 2010, 01:02:02

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Franziska

Ich habe mir nicht erst seit diesem Artikel über die junge Autorin die Frage gestellt, ob so junge Autoren/innen (ich meine Kinder und Jugendlich bis junge Erwachsene) überhaupt schon veröffentlichen sollten. Da ich bei den jüngsten Fällen das Gefühl habe, dass viele in dem Alter noch nicht einschätzen können, was das für Folgen haben kann.
Ich wollte mit 16/17 auch unbedingt ein Buch veröffentlichen. Allerdings hatte ich noch gar nicht die Disziplin einen Roman zu Ende zu schreiben. Wenn ich dann mal las, dass eine Autorin in meinem Alter, oder sogar jünger ein Buch veröffentlicht hat, war ich zugegeben etwas neidisch. Allerdings bin ich ja jetzt nicht mehr ganz so jung und sehr sehr froh, dass ich es damals nicht versucht habe, ich wäre vom Schreiben her noch nicht so weit gewesen.
Es gibt ja eine ganze Reihe von jungen Autoren, auch einige im Fantasy-Genre: z.B. Flavia Bujour (mit ca 13), Catherine Banner(mit 18), Jenny-Mai Nuyen (mit 18) und jüngst diese junge 17-jährige Französin, deren Namen mir nicht einfällt. Und ihre Bücher waren sehr erfolgreich.
Manche Jugendliche sind vielleicht schon reifer, als mancher Erwachsener und haben durch die Veröffentlichung nur positive Erfahrungen. Da ich es mir in dem Alter ja auch selbst gewünscht habe und mir vorstellen kann, was das für ein tolles Gefühl ist, wenn es wahr wird, bin ich da etwas zwiespältig. Es kann ja auch sein, dass es anderen da ganz anders geht als mir und sie auch mit 17 schon sehr gut schreiben können/konnten.
Mich würde interessieren, ob euch das auch so geht, auch was ihr denkt, wie Verlage damit umgehen sollten.
Es gibt ja auch einen Verlag, der Bücher von Kindern und Jugendlichen für ebendiese herausbringt.
Was habt ihr vielleicht selbst für Erfahrungen damit gemacht?

Felsenkatze

Oh ja, klar, ich wollte mit 14 auch veröffentlichen. Aber wie auch du wäre ich lange nicht so weit gewesen, zumal ich 60 handgeschriebene Seiten für ein "Buch" hielt. ;)

Die frühen Veröffentlichungen heutzutage sehe ich etwas zwiegespalten. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass durch Schreibforen (;)), Schreibratgeber und dergleichen heutzutage junge Autoren viel schneller einen guten Stil und eine gewisse Routine entwickeln können als noch früher. Der Austausch macht da einfach viel aus, und zu meiner Jugendzeit konnte ich mich nicht so richtig mit anderen Leuten übers Schreiben unterhalten. Ganz abgesehen davon, dass ich den Eindruck habe, dass die Jugendlichen heute deutlich kritikfähiger sind und auch willens, an ihren Texten zu arbeiten. Viele der Textproben die junge Neumitglieder hier einreichen, hätte ich ganz sicher nicht so hinbekommen.
Die gute alte Regel "kein Autor unter 30" würde ich also nicht mehr uneingeschränkt unterschreiben.

Aber ich bin auch der Meinung, dass viele der heutzutage veröffentlichten Jungautoren deswegen veröffentlicht werden, weil sie so jung sind. Es ist ein nicht zu unterschätzendes Marketingelement, wenn der Verlag sagen kann "meine Autorin hat mit 14 dieses Buch geschrieben". Nicht falsch verstehen, ich glaube nicht, dass die Texte total schlecht sind, aber ich glaube auch nicht, dass sie unglaublich gut sind. Nicht besser als Texte, die andere mit 22 schreiben, oder mit 25. Das Alter der Autoren macht die Bücher marktfähig.
Ich habe von den ganzen jungen Wundern nur mal "Eragon" angelesen, muss ich gestehen. Es hat mich nicht überzeugt. Einem 17jährigen mit dem Text hätte ich gesagt, dass ich sein Durchhaltevermögen bewundere und ihm empfohlen, sich noch ein bisschen weiter zu entwickeln. Statt dessen wurde er veröffentlicht, und ich glaube, das schadet seinem Stil eher, als dass es hilft. Er hat keinen Grund mehr, sich zu entwickeln, er wird ja von allen hoch gelobt. Ob er nach der Eragon-Welle mit etwas Neuem auch noch so Erfolg haben wird? Vielleicht. Ob er so glücklich ist? Wahrscheinlich. Ich finde es ein bisschen Verschwendung und es hat mich zudem von anderen Jungautoren abgeschreckt, die vielleicht viel besser schreiben.

Ich habe zudem (zumindest bei Fantasy) das Gefühl, dass sich die richtig guten Ideen erst mit der Zeit entwickeln, und dass viele Jungautoren in diesem Alter noch Altbekanntes, viel Gelesenes aufarbeiten. Aber da kann ich mich auch täuschen. Und Altbekanntes verkauft sich ja auch ganz gut.

Lisande

Hmm... darf ich mich den Zwiegespaltenen anschließen?

So ganz prinzipiell und aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass das Schreiben guter Geschichten auch etwas mit Lebenserfahrung zu tun hat und deswegen die meisten Jugendlichen nichts wirklich brauchbares produzieren können.

Aber das ist sehr verallgemeinernd ausgedrückt. Warum soll es nicht auch Jugendliche geben, die geistig und erfahrungsmäßig ihrem tatsächlichen Alter voraus sind? Und soll man denen per se verwehren, ihre vielleicht wirklich guten Werke zu veröffentlichen, weil sie noch zu jung sind? Das kann auch nicht der richtige Weg sein.

Leider kenne ich kein Werk von Jungautoren tatsächlich, ich habe auch Eragon nicht gelesen, sondern nur den Film gesehen. Wenn ich von dem allerdings Rückschlüsse auf das Buch ziehen kann, dann kommt dabei raus, dass da keine einzige eigene Plotidee drin steckt, sondern eine wilde Mischung aus "Herr der Ringe" und "Star Wars" gebastelt worden ist. Wie gesagt, ich kenne das Buch nicht, sondern schließe nur aus der Verfilmung, die mich nicht wirklich beeindruckt hat.

Und wie Verlage damit umgehen sollten? So böse das klingt, aber Verlage sind immer noch wirtschaftlich handelnde Unternehmen, die mit den von ihnen veröffentlichten Romanen Geld verdienen wollen.
Und wenn sie von einem Jugendlichen einen Roman angeboten bekommen, den sie für lukrativ halten, dann gibt es für die Verlage keinen Grund, diesen abzulehnen.
Vielleicht kann man erwarten, dass sie - gerade bei Minderjährigen - eine besondere Beratungspflicht (zumindest eine moralische) haben, was das Drumherum angeht, es wäre sicherlich auch wünschenswert, wenn sie da besonders im Umgang mit der Presse schon im Vorfeld beratende Tätigkeit ausüben würden, aber in erster Linie ist jeder für sich selbst veranwortlich. Ein junger Erwachsener, der einen Roman geschrieben hat, der für veröffentlicheungswürdig gehalten wird, sollte auch reif genug sein, um solche Dinge abzuschätzen - man sollte von ihm erwarten, dass er/sie Zeitung liest oder zumindest fernsieht, und mal ganz ehrlich: wer heutzutage nicht weiß, dass die Presse einen großen Anteil von Aasgeiern enthält, denen die Würde und das Empfinden von Einzelnen nichts wert ist, der hat geschlafen!
Bei Minderjährigen ist dieser Schutz die Aufgabe der Eltern.

Ary

#3
Da kann ich nur zustimmen. Ich habe junge Autoren imme beneidet, mich gefragt, warum ich das nicht auch kann, und unendlich viele Experimente gestartet und keines davon zuende bekommen (bis auf einen grauenhaften Fantasykurzroman auf der Basis einen Rollenspiels, der genauso klingt - wie ein schlechter Rollenspielroman). Es hat ewig gedauet, bis ich überhaupt wusste, was ich schreiben wollte. Und dann hat es noch einmal ewig gedauert, bis ich etwas meiner Meinung nach veröffentlichungsreifes in den Händen hielt. Da war ich 37. Ernsthaft angefangen zu schreiben habe ich mit 17.
Junge Autoren, um die so ein Hype gemacht wird, wie um Paolini, werden in meinen Augen verbrannt. Alle Welt wird sich an Eragon erinnern - aber würde jemand, der Eragon gelesen hat und es unausgegoren fand, ein Buch vom älteren Paolini lesen?
Ich weiß es nicht. Eine Chance geben würde ich ihm. Aber ich fand es für Eragon auch zu früh.
Manche Dinge müsen einfach reifen und sich setzen. Ich denke wie Felsi, dass junge Autoren heute viel mehr Möglichkeiten haben, an Hilfe zu kommen und sicherlich anders sind als junge Autoren "früher". Aber ich halte das Alter des Autoren als Marketingaspekt für eine eher gefährliche Sache. da sollten Verlage und Lektoren um des jungen Autors willen ehrlich sein und vielleicht auch mal sagen, dass es noch zu früh fü eine Veröffentlichung ist.

Lisandes Aspekt "Lebenserfahrung" halte ich für sehr wichtig. Wenn ich sebst schon einiges gesehen habe, dann kann ih auch eigene Ideen einbringen und muss nicht zwingend vorher gelesenes aufarbeiten, um an einen Plot heranzukommen. Sicher, ic habe auch nicht *alles* erlebt, worüber ich schreibe. Aber meine Erfahrungen helfen mir doch dabei, mich in andere besser hineinversetzen zu können und mir gewisse Dinge besser vorstellen zu können. Wenn diese Erfahrungen noch nicht da sind, denke ich, hat der (junge) Autor immer das Gefühl, seiner Idee nicht gerecht zu werden, sie als "zu groß" zu empfinden.

Und klar wollen Verleger Geld verdienen. Ich denke aber eben auch, dass sowohl Verlage als auch Lektoren eine gewisse Verantwortung gegenübe ihren Autoren nicht ganz ablehnen sollten - bei allem Sinnen nach Geld.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Artemis

Zitat von: Felsenkatze am 05. März 2010, 06:38:01
Oh ja, klar, ich wollte mit 14 auch veröffentlichen. Aber wie auch du wäre ich lange nicht so weit gewesen, zumal ich 60 handgeschriebene Seiten für ein "Buch" hielt. ;)

Ich glaub, das wollte jeder von uns  ;D (Wie gut, dass die Lektoren so gnädig waren und blauäugig eingeschickte Manuskripte sofort eingetütet und zurückgeschickt haben - die Blamage wurde uns damit erspart)

ZitatAber ich bin auch der Meinung, dass viele der heutzutage veröffentlichten Jungautoren deswegen veröffentlicht werden, weil sie so jung sind. Es ist ein nicht zu unterschätzendes Marketingelement, wenn der Verlag sagen kann "meine Autorin hat mit 14 dieses Buch geschrieben".

Das mit dem Marketing ist ein guter Punkt. Wird man als junger Autor den tatsächlich vom Verlag ernstgenommen? Oder doch nur ausgebeutet und als Wunderkind auf die Bühne geschubst, wo man so lange herumzappelt, bis die Medien gesättigt sind und man sich wieder neu entdeckten Wunderkindern zuwendet? Was ist in 5 jahren? In 10? Für mich wäre da die Angst viel zu groß, in ein Loch zu fallen und als Autor nicht mehr ernstgenommen zu werden. Ganz zu schweigen von der falschen Arroganz und Überzeugung von sich selbst, die sich bei so viel Aufmerksamkeit zu gern einschleicht.


ZitatIch habe von den ganzen jungen Wundern nur mal "Eragon" angelesen, muss ich gestehen. Es hat mich nicht überzeugt.

Ich bezweifle auch, dass es Paolinis Absicht war, jemanden in deinem Alter zu überzeugen  ;)
Die jungen Autoren schreiben die Bücher für ihresgleichen, und das kommt an. Zumindest bei Eragon merkt man schon beim Überfliegen des Plots, für welche Zielgruppe da geschrieben wurde. Nicht für kritische Leser von Welt, die tiefgreifende psychologische Purzelbäume erwarten, sondern für Teenager in Zeiten ihrer Selbstfindung. Das merkt man schon daran, dass die jüngeren Autoren meistens Protagonisten in ihrem Alter haben, in die sich hineinversetzen und ihnen ihre eigenen Wünsche und Ziele um den Hals hängen können. So kann ich man es als fiktiver Triumpf für den Schreibenden betrachten, wenn der Prota am Ende über die Widersacher siegt und sein angehimmeltes Mädel kriegt  ;) Ich würde einem 17jährigen nämlich nicht zutrauen, dass er eine Ahnung davon hat, welche Sorgen und Nöte ein 15 Jahre älterer Mensch haben könnte.

Ich weiß nicht, ob ich neidisch auf diese Jungautoren sein soll. Wohl eher nicht. Ich bin jemand, der liebe so lange übt, bis er sicher ist, gut genug für die große Bühne zu sein.
Wem nützt es, wenn man die ersten wackeligen Gehversuche gleich unter den Augen tausender Leser macht und dafür auch noch von allen Seiten mit Lob überschüttet wird? Ich denke mir immer noch, dass man sich Erfolg hart verdienen muss. Alles andere ist Rummel und sehr gutes Marketing, bringt mich selbst als Autor aber nur dahin, wo ich auf keinen Fall enden will - als mehrstellige Verkaufszahl in den alljährlichen Bilanzen.

Maran

Zitat von: Lisande am 05. März 2010, 08:39:34
So ganz prinzipiell und aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass das Schreiben guter Geschichten auch etwas mit Lebenserfahrung zu tun hat und deswegen die meisten Jugendlichen nichts wirklich brauchbares produzieren können.

So ähnlich sehe ich das auch. Nicht umsonst heißt es: "Schreibe nur über Dinge von denen Du was verstehst." Etwas wirklich eigenes zu entwickeln braucht Zeit und Erfahrung. Die Entwicklung von Mittelerde war im weitesten Sinne eine Lebensaufgabe. Goethe brauchte für den Faust - wenn ich mich Recht entsinne - gute 10 Jahre.

Ich weiß nicht wieviel Disziplin junge Autoren heute aufbringen. Ich hätte sie in dem Alter nicht gehabt. Was die Reife anbelangt: Das ist individuell wohl unterschiedlich. Nur Reife allein nützt einfach nichts, wenn Lebens- und auch die Schreiberfahrung fehlt.

Hmm - ich habe Bücher jugendlicher Autoren gelesen. Mein allererstes Buch, das ich selbst lesen konnte, hieß "Peppi aus dem Urwald", war in Schreibschrift gedruckt, von einer Zwölfjährigen geschrieben und für Grundschulkinder in jedem Fall geeignet. In dem Zusammenhang finde ich schon, daß man jugendliche Autoren veröffentlichen kann, darf und auch sollte.
"Das Orakel von Oonagh" las ich vor einigen Jahren mit der Erkenntnis, daß es für eine Autorin ihres Alters ganz gut geschrieben ist, ich allerdings den Rummel, der damals um das Buch gemacht wurde, nicht verstehen konnte. Das einzige, das diese nette Geschichte von anderen netten Geschichte unterscheidet ist das Alter der Autorin. Aber hätte das Buch deswegen nicht veröffentlicht werden sollen?

Ich stehe diesem Thema auch zwiespältig gegenüber. Prinzipiell bin ich der Meinung, daß jede gute und gut geschriebene Geschichte auch veröffentlicht werden sollte, unabhängig vom Alter der Autoren. Wenn jedoch ebendieses Alter im Marketing als Zugpferd eingesetzt wird, dann finde ich dies mehr als bedenklich. Ich meine: "XYZ schrieb mit 8 Jahren seine/ihre erste Geschichte." Was ist daran so besonders? Viele haben in dem Alter angefangen zu schreiben, andere früher, andere später. Es ist kein Einzelfall, der Autor/die Autorin kein Wunderkind, aber es wird eben so verkauft, um die Aufmerksamkeit auf das Buch zu lenken. Mehr Aufmerksamkeit = mehr potentielle Käufer = mehr Kassenklingeln  :darth:. Ob und wie der Autor/die Autorin mit dem plötzlichen Ruhm und der folgenden unvermeidlichen Kritik an dem Werk und seiner/ihrer Person umgehen kann, scheint mir nur nebensächlich zu sein.

Chuck

Also die Frage beantworte ich direkt mal mit einem "Jau".

Allerdings wäre es wünschenswert, wenn der Inhalt sich dann nach gewissen Maßstäben der Qualität richtet. Ich würde grob behaupten, es gibt mehr veröffentlichte Bücher von Erwachsenen die lieber unveröffentlicht hätten bleiben sollen als von Jugendlichen. Allerdings wäre die Relation hier eher interessant, kann nur leider nicht gefunden werden.

Es gibt da zwei Gründe, an die ich dabei denke. Wenn das Buch gut ist, dann kann es natürlich veröffentlicht werden. Die Frage nach dem Aufwachsen und der Erfahrung, die auf ziemlich hartem Weg dabei gesammelt wird, ist ja eher eine andere. Die wird von den Eltern, dem Umfeld und der Gesellschaft gebildet.
Womit wir auch schon bei aktuellen Kita Diskussionen wären und der Definition von Rabenmüttern. Es führen schließlich viele Wege zum Rom der Erziehung. :)

Der zweite Grund für Veröffentlichung wäre der Aspekt der Sicht. Ich würde eher dagegen sein, wenn heutzutage ein fünfzehn Jähriger ein Buch aus der Ich-Perspektive über den zweiten Weltkrieg schreiben würde (auch wenn es möglich wäre), dieses sollten vielleicht eher im Krieg gediente Senioren machen. Aber genauso können viele jugendliche Themen besser von Jugendlichen geschrieben werden. Und nicht etwa von Menschen, die selbst Jugendlich waren und nur auf diese Zeit zurückblicken. Interessant wäre doch an so einem Jungendbuch aus der Hand eines Jugendlichen, dass die Schwankungen im Stil, unausgegorene und immer wieder angefangene Ideen, nichts anderes als das Spiegelbild dieses Ausdrucks wäre. Also Stilschwankungen als Stilmittel, um wandelnde Charaktere (Jugendliche) zu zeigen.
Es wäre doch schade, wenn solche Möglichkeiten verloren gingen.

Zudem ist Schreiben für mich Kunst. Und Kunst sollte sich in kein Korsett zwängen lassen. Wobei das allerdings nicht die Frage nach der Veröffentlichung behandelt. Denn Schreiben und Veröffentlichen sind ja zwei Paar Schuhe.
Abschließend würde ich daher dazu tendieren, dass es dafür keine einheitliche Lösung geben wird. Schadet es dem Kind/Jugendlichen? Das müssen die Eltern entscheiden. Die einen Jugendlichen schreiben und veröffentlichen, andere sind mein Gesangswettbewerb, wieder andere beim Vorspielen für ein Bundesligaverein, andere kurz vor ihrem Parteieintritt...

Also grundsätzlich die Frage nach moralischen Bedenken und der Frage nach der Qualität - die sollte eher in der Gesellschaft angesetzt werden. Mit einer Buchveröffentlichung auf die Schnauze zu fliegen, kann auch einen sehr hohen Mehrwert haben und eine vergangene Chance sehe ich darin auch nicht. Entwicklung stoppt ja ohnehin nie und der Punkt der ersten Veröffentlichung ein sehr subjektiver.
Und das der Wert eines Buches nicht in Wirtschaft sondern Gehalt gemessen werden sollte, gehört in die gute Kinderstube ... nicht auf den Scheffel der legislativen Gewalt.

FeeamPC

Ich will mich nicht auf ein Alter festlegen, ab dem veröffentlicht werden kann. Aber alle Bücher, die ich wirklich liebe, stammen von Autoren mit einigen Jährchen Lebenserfahrung auf dem Buckel. Das erlaubt gewisse Schlüsse.
Was mich selbst angeht, so hätte ich meine früheren Ergüsse eher verbrannt, als sie heute zwischen Buchdeckeln sehen zu müssen. Ich war ganz sicher in den ersten zwei, drei Lebens-Jahrzehnten nicht veröffentlichungsreif. (Damals habe ich das natürlich anders gesehen).

Churke

Ich kann zwar keinen rechten Sinn in dieser Diskussion entdeckten, gebe aber trotzdem mal meinen Senf dazu.  ::)

Ein Verlag ist keine literarische Jury, sondern ein Wirtschaftsunternehmen. Das Alter eines Autors ist da allenfalls eine Marketing-Frage, und Absatz erstickt jede Qualitätsdiskussion. Man begegnet übrigens nicht nur in der U-Literatur dem Trend zu hochgejubelten "Wunderkindern". Dazu möchte ich mir die Bemerkung erlauben, dass selbst die Frühwerke eines Shakespeare oder Schiller ihre Schwächen haben. Aber wen interessiert das schon?

Thaliope

Ich bin da auch zwiegespalten ....

Wenn ein junger Mensch das Talent zum Autor hat, wäre es wunderbar, wenn ein Verlag das erkennt und durch eine Veröffentlichung und die Aussicht auf weitere Veröffentlichungen fördert.
Wenn er aber das Alter des Schreibenden als Marketingfaktur ausnutzt, dem Autor damit zu einem Ruhm verhilft, den er allein ob seiner Texte eigentlich noch nicht erreicht hätte, dann trägt das dazu bei, dass junge Talente verheizt werden. Und das ist unendlich schade.

Natürlich sind Verlage Wirtschaftsbetriebe. Aber inzwischen stellt sich immer lauter die Frage nach Ethik in der Wirtschaft, nach verantwortungsvollem, nachhaltigem Handeln. Und Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Fall, meiner Meinung nach, dass man jungen Autoren die Möglichkeit und vielleicht auch die Sicherheit geben sollte, sich weiterzuentwickeln.

Dass man nur aus Lebenserfahrung gut schreiben kann, glaube ich nicht. Sie ist ein wichtiger Faktor, und ich denk mir inzwischen immer öfter, was ich mir eigentlich anmaße über Dinge des Lebens zu schreiben, wo ich doch kaum etwas erlebt habe (dabei habe ich meine Teenagerzeit schon länger hinter mir gelassen).

Was einen jungen Autoren in meinen Augen auszeichnen würde, wäre eine neue, eigene Sichtweise auf die Dinge, eine eigene Sprache, in der die Welt des Jugendlichen zum Ausdruck kommt. Das wäre für mich wirklich ein Grund, ein Buch eines jungen Autoren o. einer jungen Autorin zu lesen. Diese naive Vorstellung vom unverbrauchten Genie, das jenseits aller Marktanforderungen zutage tritt ... *schwelg* :) Naja, so wär das halt in meiner idealen Welt  ;D

LG
Thali

Judith

Was mich vor allem an dieser Sache stört ist, dass man bei fast allen diesen "Jungveröffentlichten" in Rezensionen öfter liest "Dafür, dass der/die erst xy Jahre alt ist, ist das Buch nicht schlecht" oder "gemessen am Alter des Autors ist das ein solider Roman" etc. Und sowas bringt mich wirklich immer wieder auf die Palme. Ein Roman, der veröffentlicht wird und für den ich Geld ausgebe, soll gut sein. Nicht einfach nur "gut für eine Dreizehnjährige". Sowas interessiert mich nicht, wenn ich ein Buch kaufe. Entweder ein Roman ist gut (natürlich auch immer subjektiv betrachtet), oder er ist eben nur gemessen am Alter des Autors gut - aber dann gehört er auch nicht veröffentlicht.

Chuck

Zitat von: Judith am 05. März 2010, 10:25:20
Entweder ein Roman ist gut (natürlich auch immer subjektiv betrachtet), oder er ist eben nur gemessen am Alter des Autors gut - aber dann gehört er auch nicht veröffentlicht.

Das sehe ich ja eigentlich auch so. Aber hier ist doch eher die Frage nach Veröffentlichungen allgemein der Vater der Gedanken? Ist denn ein Buch eines sechzig jährigen Nobelpreisträgers nicht auch nur gemessen an seinem Alter gut? Ich verstehe die Argumentation schon, aber die Schwierigkeit liegt ja hier auch wieder bei den Grenzfällen. Wo wird der Maßstab angesetzt?

Die moralische Verantwortung ist sehr wichtig, bezieht sich aber wohl auch nicht nur auf Kinder/Jugendliche. DSDS verheizt auch nicht nur Jugendliche. Aber wie schon mehrfach hingewiesen ist Veröffentlichung ein Teil eines wirtschaftlichen Vorgangs. Hier bilden Kunst und monotärer Zwang eine große Schnittmenge. Ein Problem, bei dem der Hebel eher an allgemeiner Stelle angesetzt werden sollte. Jugendliche Jungautoren auf diesem Marketingzug zu verheizen ist ja nur ein Puzzleteil der wirtschaftliche Abweisung von Verantwortung.

Judith

Der Maßstab ist für mich recht simpel: Ein Roman ist dann gut, wenn er mir gefällt, ohne dass ich überhaupt etwas über das Alter des Autoren weiß. Ich finde, man sollte ein Buch nicht mit dem Gedanken "der/die ist ja noch so jung" lesen.
Dass die Schreiberfahrung mit dem Alter mehr wird, ist klar. Aber das heißt nicht zwangsläufig, dass ein 60jähriger besser als ein 30jähriger schreibt. Und deshalb denke ich nicht, dass das Buch eines 60jährigen Nobelpreisträgers nicht nur gemessen an seinem Alter gut ist.

Rika

Hm, also meine Meinung dazu ist, daß das Alter keine Rolle spielen, und am besten bei der Entscheidung "Veröffentlichen oder nicht?" den Entscheidenden gar nicht bekannt sein sollte. Veröffentlicht wird die Geschichte, das Buch - und wenn das gut genug ist, warum dann nicht?

(Dabei kommen dann Dinge wie Erfahrung/Verständnis/Einfühlungsvermögen haben oder nicht, Ausdauer, Kritikfähigkeit etc sowieso selbst zum Tragen, denke ich, aber eben vielleicht auch bei Kinder-/Jugendbüchern das Verständnis für die Zielgruppe...)

Chuck

Zitat von: Judith am 05. März 2010, 11:07:49
Und deshalb denke ich nicht, dass das Buch eines 60jährigen Nobelpreisträgers nicht nur gemessen an seinem Alter gut ist.

Also beziehst du die "fachliche" Kenntnis (Erfahrung) mit in die Bewertung ein. Die allerdings erst in zweiter Instanz kommt (Die erste ist der persönliche Geschmack). Dann allerdings würde - wie ich finde - der Maßstab immer noch nicht praktikabel sein, da der Stand eines Jugendlichen ja erst dann in Relation zu seinem Werk steht, wenn der Inhalt absichtlich und bewusst daraus resultiert. Will heißen: gute Bücher hängen vom Betrachter ab (suprise, suprise) und beantwortet die eingangsgestellte Frage mit "Ja".

Oder anders ausgedrückt: die Frage, ob ein Roman nur gut gemessen am Alter des Autors gut ist, lässt sich gar nicht beantworten. Selbst mit subjektivem Empfinden käme man hier nicht weit. Dafür gibt es zu viele Beispiele, die alle Grenzen ineinander verwischen lassen. Der Faktor des Alters spielt also eigentlich keine Rolle, es sei denn er wird absichtlich mit eingebracht (Marketing) und verwirrt die Betrachtung.

Ist also das Gefallen der Gradmesser für Veröffentlichungen? Dann beantwortet sich die gesamte Frage ja durch die Nachfrage und wir wären wieder bei der Wirtschaft. Dann wäre also ein Marketingkonzept dieser Art völlig in Ordnung. Aber vor allem doch dann, wenn das Alter (der Stand des Autors) entscheidend für den Inhalt ist. In diesem Fall halte ich es sogar für irgendwie notwendig, dass  Alter und die Umstände mit "veröffentlicht" werden. In welcher Art, ist noch eine andere Frage.