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Wie muss Euer Text aussehen, damit Ihr persönlich zufrieden seid?

Begonnen von Zonka, 21. Februar 2010, 17:55:38

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et cetera

Für mich ist es ein Unterschied, ob man mit einem Text zufrieden ist oder ob man ihn als perfekt erachtet. Letzteren Zustand werde ich wohl nie erreichen, aber ich hoffe, zumindest einmal zufrieden zu sein mit einem längeren Projekt. Bei Kurzgeschichten klappt das ganz gut, aber bei Romanen habe ich immer das Gefühl, dass es irgendwo hakt, meistens in Bezug auf Logiklöcher und Erzähltempo.

LoneRanger

Die meisten Texte schreibe ich mit einem bestimmten Feeling - ein Gefühl das ich bei der Arbeit am Text einfangen und weitergeben will. Nach der Bearbeitung, dem Feinschliff durch einen Betaleser bleibt der Text eine Weile in der Versenkung. Dann lese ich ihn mir laut vor. Wenn ich dann über die Dialoge schmunzeln muß, oder eine Gänsehaut bei mir dort wieder vorkommt, wo ich sie hingepflanzt habe oder ich dieses bestimmte Gefühl einer bestimmten Präsenz hinter dem Text verspüre, dann habe ICH MICH im wahrsten Sinn des Wortes gut unterhalten und dann bin ich auch zufrieden mit mir und dem Text.

Telas

Zitat von: et cetera am 03. Mai 2010, 17:56:24
Für mich ist es ein Unterschied, ob man mit einem Text zufrieden ist oder ob man ihn als perfekt erachtet. Letzteren Zustand werde ich wohl nie erreichen, aber ich hoffe, zumindest einmal zufrieden zu sein mit einem längeren Projekt. Bei Kurzgeschichten klappt das ganz gut, aber bei Romanen habe ich immer das Gefühl, dass es irgendwo hakt, meistens in Bezug auf Logiklöcher und Erzähltempo.

Das Gefühl kenne ich nur zu gut. Man will es schon fast zu perfekt machen und nach der Korrektur gefällt es einem auch nicht besser. Das scheint schon ein seltsames Phänomen zu sein, aber es kommt mir manchmal in der Tat so vor, als würden die Leute ihre eigenen Leistungen immer am schwächsten einschätzen.
Ich selbst bin erst dann zufrieden, wenn der Text von Anfang bis Ende einen klaren Handlungsfaden hat, sich an keiner Stelle widerspricht und in möglichst kurzen, prägnanten Sätzen formuliert ist. Genau dort liegt aber auch meine große Schwäche, meine Sätze sind meist so lang, dass man am Ende nicht mehr weiß, was eigentlich am Anfang stand.

Steffi

Zitat von: Maja am 21. Februar 2010, 18:17:56
Der Grad der Zufriedenheit ist immer in Relation zum eigenen Können zu sehen und schrumpft perspektivisch.


Wenn das stimmt bin ich vom Können her ganz kurz davor, den Literaturnobelpreis zu gewinnen :D
Sic parvis magna

et cetera

Zitat von: Telas am 03. Mai 2010, 19:00:26
Aber es kommt mir manchmal in der Tat so vor, als würden die Leute ihre eigenen Leistungen immer am schwächsten einschätzen.

Da ist mit Sicherheit etwas dran. Deshalb versucht man auch immer eine zweite (dritte, ...) Meinung einzuholen, aber gerade beim Erzähltempo sind die Geschmäcker schon sehr unterschiedlich ;)

Das mit den langen Sätzen kenne ich auch. Ich habe früher sehr gerne Bandwurmsätze geschrieben, unter deren Länge meine Grammatik oft litt. Mittlerweile habe ich sie mir weitestgehend abgewöhnt und finde meinen Stil jetzt auch deutlich angenehmer.

Joscha

Drücken wir es so aus: Meine Bandwurmsätze sind zwar grammatikalisch korrekt, aber niemand versteht sie. Das ist mir auf schmerzhafte Weise nahegebracht worden, als ich mal einen Text (okay, es war ein Sachtext: eine kritische Texterörterung) vor der Klasse vorgelesen habe. Ein Glück habe ich mir einen solchen Stil nicht auch für meine Romane angewöhnt, aber bei zu langen Sätzen muss ich wirklich aufpassen.

Dass ich wirklich zufrieden mit einem Text bin, das ist bei mir ganz selten und meist nur von temporärer Dauer. Allerdings gibt es bei mir unterschiedliche Grade von Zufriedenheit. Zum einen bei Texten, die ich vor Jahren geschrieben habe. Das kann ich schon wieder mit Humor nehmen und nur darüber grinsen, dass meine Freunde mich damals aufgefordert haben, das an einen Verlag zu schicken. ;D Kritisch wird es, wenn die Texte jüngeren Ursprungs sind, d.h., wenn für mich die Grenze zwischen natürlicher Weiterentwicklung und einem schlecht geschriebenen Text verschwimmen. Letztere kann ich normalerweise relativ schnell erkennen, aber nur weil eine Szene z.B. nicht dazu gehört, heißt das nicht automatisch, dass ich mit ihr zufrieden bin.

Im Grunde bin ich nie mit meinen Texten zufrieden, aber ich erreiche irgendwann ein Level, an dem ich denke: Daran feile ich jetzt nicht mehr herum, das ist abgeschlossen und wenn ich mich weiterentwickelt habe, dann lebe ich das an einem neuen Projekt aus. Problematisch ist das nur, wenn ich mit dem ursprünglichen Text noch nicht fertig war :-X

Julia

Ich habe auch lange, lange nach Perfektion gestrebt ... leider hat die Sache einen grundlegenden Pferdefuss. Sprich: Je länger man sich mit einem Text beschäftigt, je länger man ihn überarbeitet, desto weiter entwickelt man sich selbst (im Idealfall), und desto höher wird der eigene Anspruch.
Es ist ein bisschen wie in einer Beziehung: Je besser man einen anderen Menschen kennenlernt, umso mehr stellt man fest, dass auch dieser Mensch Fehler hat. Vermutlich sind diese Fehler unvermeidbar (wer ist schon perfekt?), trotzdem empfindet man es als eine "gute" Beziehung, wenn man mit diesen Fehlern leben (und sie vielleicht sogar lieben?) kann.

Genauso sehe ich es inzwischen auch bei meinen Texten. Sie müssen rund, flüssig zu lesen und unterhaltsam sein, und zwar nicht nur für mich, sondern auch für andere Leser. Vom Stil und Anspruch her können nicht jedem gefallen, aber zumindest meinem eigenen "objektiven" Auge (soweit man das überhaupt für seinen eigenen Romane haben kann) müssen sie genügen.
Und irgendwann ... irgendwann muss sich das Gefühl einstellen: Es gibt vielleicht andere, bessere Texte - aber dies hier ist mein Text, und so, wie er ist, bin ich stolz darauf.

Liebe Grüße,

Julia

Geli

Ich bin mit meinen Texten nie zufrieden. Je öfter ich sie lese, desto mehr ändere ich. Doch ich weiß inzwischen, dass man irgendwann nur noch verschlimmbessert. Davon wieder wegzukommen ist vermutlich die größte Kraftanstrengung von allen.

zDatze

Wie so viele hier werde ich wohl nie zufrieden mit meinen Texten sein. Aber es ist immer ein kleines Erfolgserlebnis, wenn man eine Seite durchliest und dann denkt: Der Absatz da, das ist eine Perle. Auch wenn der Rest nicht so genial *hust* geraten ist.
Wenn man jetzt ganz davon absieht, dass ein Text, der nur aus genialen Absätzen besteht ... irgendwie unmöglich ist? Wie soll man da eine gute/wichtige/schöne Stelle noch zu schätzen wissen, wenn alles andere genaus so gut/wichtig/schön ist?

Für mich muss ein Text nachklingen. Nicht einfach nur Wort an Wort reihen und hoffen dass es Sinn ergibt (für sich selber und den Leser).
Das was man zwischen den Zeilen lesen kann ... das ist für mich wichtig.

Derexor

Ich werde niemals mit irgendeinem Text zufrieden sein den ich geschrieben habe. Es gibt absolut immer etwas auszusetzten, außerdem entwickle ich mich ja im Moment stark weiter. Ich sehe einen Text dann als perfekt an, wenn er mir halbwegs und meinen Beta-Lesern zumindest vom Inhalt voll und ganz gefällt. Ich selbst bin kein Leser der den Text als Text liest, sonden den Inhalt, deswegen fallen mir Mängel am Schreibstil nicht so auf, aber ich werde,sollte ich etwas veröffentlichen, den Text solange bearbeiten bis mir wirklich jede Formulierung gefällt.

Runaway

Ja... das ist so eine Sache, die mir auch oft durch den Kopf geht. Ich schwanke immer zwischen zwei Polen: Alles durchplotten und abr auch Spontanität wahren, um Inspiration und den berühmten Blitzideen Platz einzuräumen. Denn oft ist es so, daß Dinge, die mir ganz spontan eingefallen sind, der Geschichte einen entscheidenden Kniff gegeben haben.

Aber ich habe immer das Gefühl, ich fange zu früh an. Ich baue mir ein Grundgerüst, arbeite das während des Schreibens immer weiter aus und werde derweil von dem Gefühl verfolgt, es nicht gründlich genug zu machen. Das Gefühl ist immer da. Aber es ist auch Ansporn.
Und dann ist eine Geschichte fertig und ich denke mir: Nicht sorgfältig genug. Nicht wie es sein sollte. In meinem Kopf war das aber vorher anders!!!

Aber Übung macht den Meister. Es hat mich anfänglich sehr verunsichert, immer knapper zu schreiben. Ich dachte, ich bin nicht ausführlich genug, beschreibe zuwenig. Es kam schon vor, daß ich eine Geschichte unzufrieden in die Schublade legte... und sechs Wochen später holte ich sie raus und dachte: Hm. Doch gar nicht so schlecht.
Aber eben auch nicht perfekt.

Wie eigentlich alle hier bin ich auch nie wirklich zufrieden. Vor kurzem (naja... halbes Jahr ;D ) habe ich wie im Wahn in drei Wochen eine 150 Seiten-Geschichte geschrieben, dann war die fertig und ich dachte: Schrott. Nee! Neumachen! Und dann hab ich sie neugemacht und jetzt ist sie schön, aber zufrieden bin ich immer noch nicht.

Während des Schreibens bin ich immer total kritisch. Aber mir hilft das. Ich stelle mir schon während des Schreibens vor: Was würde ein Kritiker jetzt sagen? Und dann schreibe ich so manchen Schwachfug eben doch nicht, der mir sonst rausrutschen würde.
Aber gänzlich zufrieden? Nee. Bin ich mit nix ;)

Telas

Was mich zufrieden stimmt ist eine schöne DIN A5 Seite, bei der nicht nur Absätze, sondern auch richtig viele Wörter in der korrekten!! Rechtschreibung geschrieben wurden, was bei mir leider nur allzu selten vorkommt. Gestern wusste ich auf einmal nicht mehr, wie man "angsteinflößend" schreibt (nur als Beispiel).
Wichtig ist auch, dass sich der Text am Ende schön flüssig lesen lässt, ohne das man an verwirrenden Stellen hängen bleibt.

Vivian

Huhu,

vollkommen zufrieden werde ich mit meinem Geschriebenen niemals sein. Ich bin ein leidenschaftlicher "Selbstkritiker", ich zweifle immer an mir, was wohl auch daran liegt, dass ich nie Bestätigung bekam. Ich korrigiere immer wieder an der gleichen Stelle und habe so oft schon gute Sätze oder Abschnitte ruiniert. Aus dem Fehler habe ich zum Glück gelernt, doch der Drang, immer wieder aufs Neue zu korrigieren, wird noch lange bleiben. Ich bin in dem Sinne einfach ein Perfektionist, meine Texte sollen buchstäblich perfekt sein, bis ich sie akzeptiere. Gegen meine Geschichten habe ich nichts auszusetzen, aber gegen das Geschriebene ... immer wieder. Ich finde stets irgendwo einen kleinen Fehler, den viele als belanglos bezeichnen würden.
Ich habe mir jetzt vorgenommen, einfach die Überarbeitung fertig zu machen, Betaleser meine Geschichte auf Herz und Nieren überprüfen zu lassen und dann nochmal zu überarbeiten, damit ich endlich einen weiteren Schritt Richtung Verlag/Agentur machen kann. Dieses Rumkorrigieren, bekommt einem nicht gut, und dem Buch/Text schon gar nicht.  :)

Sanjani

Hallo,

also ich bin mit meinen Texten voll zufrieden ... :gaehn: Aufgewacht, huch, das war ja nur ein Traum :)

Nein, im Ernst: So richtig zufrieden bin ich mit ihnen auch nie, aber es gibt doch zwei Dinge, an denen ich es gut erkenne. Einerseits die Frage, wie oft kann ich das Ding lesen, ohne dass es langweilig wird? Je öfter, desto besser. Gleichzeitig besteht bei mir jedoch die Gefahr, dass meine Zufriedenheit irgendwann zu sinken beginnt, wenn ich es schon zu oft überarbeitet habe. Dann heißt es, für ein paar Monate komplett weg davon und in die Schublade. Manchmal reichen auch nur ein paar Wochen. Und dann kommt der nächste Punkt ins Spiel. Wenn ich die Geschichte nach längerer Zeit herauskrame und mich beim Lesen fühle, als hätte das jemand anderes geschrieben und ich die Geschichte total toll finde, dann komme ich der Zufriedenheit schon sehr nahe. Aber den perfekten Text wird es wohl nie geben und das ist m. E. auch gut so.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)