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Der Prolog - hui oder pfui?

Begonnen von Ary, 22. Januar 2010, 15:30:01

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Kati

ZitatIch bin bekennender Prologliebhaber.

Ich auch. Wenn der Prolog zur Geschichte passt, vielleicht ganz geheimnisvoll aus der Sicht des Anta oder so etwas. Allerdings gibt es bei mir, wenn es einen Prolog gibt, auch immer einen Epilog, sonst komme ich mir immer vor, als wäre der Roman noch gar nicht fertig.
In meiner einzigen Reihe mache ich es so, dass jede Geschichte einen Prolog hat, die die Kindheit meines Ich-Erzählers ein bisschen entschlüsselt und im letzten Band soll dadurch dann alles klar sein.
Allerdings sind meine Prologe immer recht kurz, niemals länger als eine Din-A-4 Seite, damit es nicht langweilig wird.
Prologe, in denen mir erstmal die ganze Vorgeschichte erzählt wird, mag ich nicht, das kann man auch in die Geschichte selbst mit einfließen lassen.

LG,

Kati

Shay

Vielleicht kann man es auch anders herum betrachten. Wie bei allen anderen Teilen des Buches sollte auch der Anfang nur das erzählen, was zur Geschichte gehört. Wenn es überflüssig ist, lass es weg. Nur daß der Anfang insofern noch wichtiger ist, weil er darüber entscheidet, ob man das Buch nach den ersten paar Seiten weglegt oder nicht. Und was natürlich ein ganz dickes Eigentor ist, ist ein Anfang, der Erwartungen weckt, die der Rest nicht erfüllt (sei es weil es ein anderer Stil ist, oder weil komplett andere Personen auftauchen...)
Aber wann ist es ein Prolog und wann einfach das erste Kapitel? Ein Prolog ist vom Rest des Buches abgesetzt, sei es durch einen Zeitsprung, einen anderen Handlungsort, etc. Der Klassiker schlechthin ist da ja wohl Goethes Faust, der gleich zwei Prologe hat.

Bei meinem letzten Projekt gab es sowohl Prolog als auch Epilog. Die gehören zwar auch zur normalen Handlung und sind auch im gleichen Stil erzählt, aber während in den Kapiteln die Besetzung immer gleich bleibt, und alle in der Wildnis spielen, sind in Prolog und Epilog nicht alle Hauptpersonen dabei und sie spielen in zivilisierteren Gegenden.

Geli

Prolog - in der Tat ein Reizthema, über das ich für mein Projekt auch gerade wieder intensiv nachdenke. Wer immer eine Welt baut, kommt nicht darum herum, seine Spielwiese dem Leser zu erklären. Dafür sind Prologe schließlich da.

Ich weiß auch nicht, wo hier der Königsweg liegt. Wie Einige hier kann ich es auch nicht leiden, wenn der Prolog in Grauer Vorzeit beginnt und Schwupps, das eigentliche erste Kapitel spielt dann zwei Millionen Jahre später. Feuertraum zugestimmt, ist ein Prolog, in dem gleich mal ein Nebendarsteller möglichst spektakulär stirbt, natürlich das, was dem Leser - hoffentlich - den Mund wässert. Getreu dem Motto "Mit einer Katastrophe beginnen und dann ganz langsam steigern".

Weil das aber mittlerweile jeder zweite Fantasy-Autor macht, möchte ich es nicht tun.
Mir schwebt vielmehr folgende Lösung vor:
Ich möchte vor meinen Roman einen launigen Reisebericht setzen, in dem der Ort und die handelnden Personen kurz vorgestellt werden. Durchaus mit dem Schlussatz:
Das ist das Setting. Ich schreibe einen Roman.
Warum nicht ehrlich mit dem Leser sein?


Ary

Die Idee finde ich mal originell, Geli. An sowas hätte ich als Leser Spaß.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Rika

Geli - oh, was für eine lustige & clevere Idee, das mag ich!

ChaldZ

Scheint ja vielen ähnlich zu gehen.
Prologe schreiben hat etwas Tolles, finde ich. Das macht irgendwie Lust, sich an den Roman zu setzen und den fertig zu bekommen.
Ich muss mich auch anschließen, dass ausschweifende Sagen oder dergleichen als Prolog nicht taugen und einfach langweilig sind, weil man schon weiß, dass das nicht zu der Geschichte gehört und man endlich möchte, dass sie losgeht. Also ein Prolog, der Lust auf die Geschichte weckt und einen Rahmen bildet. So gesehen mag ich Prologe auch sehr gerne.

Rigalad

Ich liebe Prologe, die vielleicht nur aus wenigen Zeilen oder einer Seite bestehen. Die dem Leser etwas an den Kopf werfen, womit er sich erstmal beschäftigen muss, oder dessen Intention er erst beim Lesen des Buches nach und nach versteht. Bekannter Aha-Effekt also.
Solche nutze ich selbst auch für meinen aktuellen Roman. Beim letzten habe ich als Prolog ein Ereignis genommen, das eigentlich erst am Ende geschieht, was durch eine andere Perspektive allerdings nicht erkennbar war.

Für solche Prologe bin ich immer zu haben! Die bereits angesprochenen, erklärenden, meist ausschweifenden Prologe über diese/s und jene/s Welt/Volk/etc. überspringe ich hingegen immer, vor allem wenn es langatmig und schwer zu lesen ist. Das verdirbt mir eher die Lust am Lesen. Denn für mich ist der Prolog ein spannender Einstieg in das Werk und kein Aneinanderreihen von Informationen.

Kati

Rigalad: Ich auch.  ;D

Ich habe mir überlegt, ob ich für mein nächstes Projekt vielleicht ein wenig dichte. So im Stil der Ritterepen aus dem Mittelalter, bloß auf Hochdeutsch.  ;D Die Idee ist mir heute Vormittag gekommen und ich finde sie ganz brauchbar, vielleicht mache ich es so, dass das Gedicht die Geschichte an sich schon erzählt, aber halt so, dass man das erst versteht, wenn man den Roman gelesen hat.
Das wird aber sicherlich schwer...

LG,

Kati

Churke

Ich bin bei Prologen sehr skeptisch. Wenn sie nichts zur Sache beitragen, ärgere ich mich, weil ich endlich die Geschichte lesen will, wegen der ich das Buch in die Hand genommen habe. Passend finde ich einen Prolog nur, wenn er von einem wichtigen Bestandteil der Geschichte handelt, der sich aus formalen Gründen schlecht in einem *richtigen* Kapitel darstellen lässt. 

Cherubim

Ich bin ein totaler Fan von Prologen.

Außer, wie oben schon erwähnt, wen sie nur dazu dienen irgendwelche langweiligen Aufzählungen von Götter usw. aufzuzeigen.

Ich finde Prologe bieten die Gelegenheit neugierig zu machen. Von Anfang an zu fesseln ohne erst alle Personen vorzustellen. Oder auch irgendwas erkären, was der Leser von Anfang an wissen sollte.

Ja ich liebe Prologe, aber nur die guten. ;D





Khell

Kommt drauf an, ob's passt. Ich hab' Fantasy-Sachen mit und ohne Prolog gelesen - und ob ich sie gut oder schlecht fand, hing eigentlich nie am Prolog.

Bei meiner eigenen Fantasy-Geschichte gehört der Prolog dazu. Denn das ist - wie sich später herausstellen wird - der Punkt, an dem das ganze Übel seinen Lauf nahm, das im Verlauf der Geschichte beendet werden muss. Das ist alles irgendwie viel größer geworden, als ich mir gedacht hatte, dass es wird. Wenn ich's je wieder anpacke (momentan hab'ich fast schon etwas Angst davor), wird's episch. Und was Episches kann gut einen Prolog verkraften. ;)

Wenn ich dann allerdings meine Nick-Starkey-Sache anschaue - nee. Da passt kein Prolog. Absolut nicht. Nick würd' mir die Ohren langziehen!

Gwee

Ich war schon immer ein Mensch, der sich vor Prologen scheut. Egal wie gut ein Buch sein mag, der Prolog schreckt mich oftmals ab. Ich darf gestehen, dass ich mich deswegen niemals dazu überwinden konnte Der Herr der Ringe zu lesen.

Mittlerweile bin ich aber oft auch positiv überrascht von Prologen. Deswegen bevorzuge ich Bücher, in denen die Handlung sofort einsetzt. Langes Gerede, wo man sich befindet und wer der Protagonist ist, wie er aussieht und seine ganze Lebensgeschichte sind einfach nur schrecklich öde. Denn später kann man es doch immer noch einbauen? Aber zum Glück ist es nicht in allen Büchern so. Ich denke es liegt am Buch, ob ein Prolog passt oder nicht.
Bei Fantasy ist es natürlich so, dass Prologe eher weniger wegdenkbar sind. Zumal es doch auch immer etwas fantastisches an sich hat ein Buch mit einer Prophezeiung oder dergleichen beginnen zu lassen.

Meinem Vater hatte ich mal ein Science-Fiction Buch geschenkt, in dem der Leser vom ersten Satz an mitten in einem Gespräch zwischen zwei Leuten festsitzt, die sich über Dinge unterhalten, die man teilweise nicht einmal versteht. Es war langweilig. Nichts hätte uns dazu verleiten können die Charaktere symphatisch zu finden. Es war als würde man zwei Fremden zuhören.
Hier hätte ein Prolog sehr gut gepasst. (Wenigstens hat dieses Buch damit meine Abneigung gegen Science-Fiction nur gemehrt.)


Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel