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Wie lange überlebt man mit Lungendurchschuss?

Begonnen von Artemis, 30. Dezember 2009, 10:13:01

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Artemis

Einen meiner Charaktere hats erwischt: ein Lungendurchstoß mittels Dolch. Wenn ich mein aktuelles Wissen zusammentrage, komme ich auf diese Fakten:
Der verletzte Lungenflügel fällt zusammen und ist damit unbrauchbar.
Durch die Verletzung des Thorax dringt Luft in den Raum zwischen Rippen und Lunge ein. Drückt man die Wunde ab, kann die Luft nicht entweichen und bedrängt damit auch den anderen Lungenflügel und das Herz. Somit muss die Wunde offen gehalten werden, damit ein Druckausgleich da ist.
Dank der Wunde dringt natürlich auch Blut ein, was auf Dauer ebenfalls nicht wirklich gesund ist.

Wir sind auf dem Schlachtfeld. Ärztliche Hilfe ist weit und breit keine, der Held hat de facto keine Überlebenschance.
Trotz allem müsste ich für den weiteren Verlauf wissen, wie lange man mit der Verletzung seinen Spaß hat. Vor allem: Erstickt oder verblutet man zuerst? Gehen wir davon aus, dass weder Herz noch Aorta beschädigt sind, sonst wäre ja eh nach kürzester Zeit das Licht aus.

Cailin

Hm .. kann man sowas nicht sogar überleben? Voraussetzung wäre dann aber (meines Wissens), dass die Waffe in der Wunde bliebt, die also sozusagen 'versiegelt' ist, eben dass keine Luft in den Brustraum dringen kann, bis die Wunde versorgt werden kann. Zieht man die Waffe raus, muss gleichzeitig etwas Luftdichtes an ihre Stelle, so dass die Wunde wieder versiegelt ist. Wichtig ist (glaube ich) dass keine Luft von außen in die Lunge kommt, so dass sie nicht zusammen fällt. Das kann man (glaube ich) sogar dadurch erreichen, in dem man die Person auf die verletzte Seite lagert, so dass das Blut, das in die Lunge geht, sich a) auf der verletzten Seite sammelt und nicht in die gesunde Lungenhälfte läuft und b) das Blut dann als 'verschluss' gegen Luft dient ....

Wie gesagt: Alles nur unter dem Vorbehalt: Ich glaube es mal so gehört zu haben.  ???

Ansonsten würde ich eher sagen: Wenn das Blut eine Lungen füllt, ertrinkst du an deinem eigenen Blut. Je nach dem, wie groß die Wunde ist, kann das vermutlich rel. schnell gehen

Kati

Wenn der Chara sich auf dem Schlachtfeld befindet, ist es wahrscheinlich, dass der Gegner seine Waffe wieder mitnimmt, also würde der Chara wohl verletzt im Getümmel liegen bleiben. Ich glaube nicht, dass er da große Chancen hat. Das dürfte auch relativ schnell gehen, da ja Blut in die Lunge gerät und man, wie Cailin auch schon gesagt hat, daran ertrinkt oder bzw. erstickt.
Ganz schön gemeiner Tod, Artemis. Der arme Kerl.

LG,

Kati

Artemis

#3
Richtig, die Waffe wird wieder rausgezogen, weil der Feind sicher nicht daran interessiert ist, dass die Klinge die Wunde möglichst lange verschließt  ;)

@ Kati:
Mir tuts beim Schreiben weh, glaub mir *schnief* Aber was muss, das muss  :'( Wenigstens ist es mein Antagonist, auch wenn ich den nicht weniger gern hab als der Rest der Bande.


Ich setze einfach mal eine gute Viertelstunde an, ehe der arme Kerl dahinsiecht. Das sollte eine realistische Zeitspanne sein, oder? Vielleicht könnte man die Spanne auch verlängern, wenn ich ein schmales Stilett benutze, das keine zu große Wunde im Fleisch hinterlässt  :hmmm:

Shay

Ex-Beatle George Harrison wurde 1999 angegriffen und erlitt 7 Stichwunden. Es ist also anzunehmen, daß das Messer nicht in der Wunde blieb. Wieviele der Stiche in den Oberkörper gingen, weiß ich nicht, aber ein Lungenflügel ist kollabiert. Die Attacke dauerte angeblich ca. 15 Minuten. Ich weiß ebenfalls nicht, wie lange es gedauert hat, bis er ins Krankenhaus kam, aber jedenfalls hat er den Angriff überlebt.
Vielleicht kannst du da ja noch weiterrecherchieren.

Churke

Ich denke, die Mittel der heutigen Intensivmedizin stehen nicht immer zur Verfügung.  ::)

Ich meine mich zu erinnern, dass in "Die Schatzinsel" eine Figur einen Lungendurchschuss (Musketenkugel) bekommt und vom Doc wieder zusammengeflickt wird. Leider habe ich das Buch nicht da, aber vielleicht kannst du selbst mal nachschauen, das ist während der Belagerung des Blockhauses.

Artemis

#6
Die Schatzinsel steht sogar daheim in meinem Regal. Coole Sache. Da muss ich doch glatt mal nachschauen, wenn ich heut abend daheim bin  :vibes:

Vali

Pah, Chuck Norris würde sich eine Kugelschreiberhülse in den Thorax rammen und hätte seine Drainage ;D

Ansonsten zitiere ich aus wikipedia:
ZitatAls Notfallmaßnahme (ein Spannungspneumothorax kann bei ungünstigen Umständen binnen weniger Minuten zum Tode führen, nicht immer ist besser geeignetes Instrumentar direkt zur Hand) geeignet ist auch die alleinige Öffnung der Pleurahöhle, beispielsweise durch Einstechen mehrerer großlumiger Kanülen oder aber durch Eröffnung der Brustwand mit einem einfachen Messer und anschließendem Offenhalten dieser Wunde, und damit die Schaffung eines Druckausgleichs zwischen der Pleurahöhle und dem Umgebungsluftdruck. So wird der Spannungspneumothorax zunächst in einen einfachen Pneumothorax umgewandelt, der in aller Regel nicht akut lebensbedrohlich ist.

Wenn du ihm einen Spannungspneu verpasst, kannst du ihn nach ein paar Minuten erlösen.

Maran

Soweit ich weiß ...*im Gedächtnis kram* - wird der andere Lungenflügel zwangsläufig in Mitleidenschaft gezogen, wenn der Druckausgleich nicht unterbunden wird, und dies geschieht am einfachsten, indem man (Ersthilfebezogen) den Verletzten auf der verletzten Seite lagert - d.h. die Wunde/Wunden insofern durch das Körpergewicht verschließt.

Die Grundlage der Atmung (abgesehen vom Atemzentrum im Bereich des Atlas) besteht in einem Unterdruck im Bereich der Lungen. Ist dieser Unterdruck des Lungenbereiches nicht gewährleistet, fallen die Lungen zusammen, was definitiv zum Tode führt. Also ist das primäre Ziel eines Ersthelfers, den Unterdruck in dem nicht befallenen Lungenflügel zu erhalten ...

Vali

#9
Also es fällt meist nur ein Lungenflügel zusammen, weil das Rippenfell bis zum Hilus hochzieht. Gefährlich wirds, wenn der nicht kollabierte Lungenflügel mit dem Herz durch den Ventilmechanismus (Luft kommt rein, aber nicht raus, kein Druckausgleich) zur Seite verdrängt wird, dass die Hohlvenen, die zum Herzen führen abgeknickt werden. Dadurch kommt es zu einer Einflussstauung, also platt gesagt, es kommt kaum Blut im Herzen an. Dadurch nimmt das Schlagvolumen des Herzens ab und die Lichter gehen aus.
Eine kollabierte Lunge kann man wieder entfalten, indem man den Unterdruck im Thorax wieder erzeugt. Man legt eine Drainage mit Unterdruck und verschließt natürlich die Wunde. Wenn sich die Lunge wieder angelegt hat, kann man die Drainage nach einiger Zeit ziehen.
Wenn man keine Drainage hat, kann man die Wunde offen lassen, um den gefährlicheren Überdruck abzulassen. Wenn man da den Druckausgleich beim Spannungspneu (erkennbar an gestauten Halsvenen, niedrigem Blutdruck und Herzrasen, sprich Kreislaufschock) verhindert, bringt man den Patienten um! Mit Loch in der Brust hat der Patient zwar immer noch einen Pneumothorax, aber er stirbt nicht so schnell. Wertvolle Zeit kann man so gewinnen. Schlecht ist es, wenn die komplette Lunge zusammenfällt und der Patient erstickt, wenn man ihn nicht rechtzeitig beatmen kann. Als Ersthelfer kann man außer Blutung stoppen und Hilfe holen wenig tun. Also ich habe keine Beatmungsgeräte und Saugdrainage in meinem Erste Hilfe Kasten.

Maran

Mir fällt gerade der "Durchschuß" auf ...
<- grübelt ... hmmm ... ein kleines "Eintrittsloch" ... und - in Bezug auf den "Durchschuß" - ein ziemlich großes "Austrittsloch" ... sry, haben Kugeln so an sich ...

Ein Dolch oder Messer dürfte eigentlich den Körper nicht durchdringen ... eine Kugel schafft das möglicherweise schon, wenn sie keinen Knochen trifft - und ein Schwert, Degen etc. mit entsprechender Länge dürfte unter den entsprechenden Umständen ebenfalls in der Lage dazu sein ...

Ein "Eintrittsloch" - oder meinetwegen auch "-wunde" würde vllt. noch durch die Muskulatur geschlossen werden können - Insider ran ;) - aber eine Austrittswunde???


Vali

Hui, da kommen schwierige Fragen. Ich bin mit Rechtsmedizin noch nicht so weit. Wer sich besser auskennt, bitte melden. Ich weiß aber, dass der Ausschuss tatsächlich größer als der Einschuss ist, aber dafür sind die Wundränder adaptierbar. Also könnte auch der Ausschuss prizipiell wieder abdichtbar sein. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.

Maran

Blöde Frage meinerseits ... Was heißt, daß die Wundränder adaptierbar sind?

Vali

Hmm, wie erklärt man das am besten? Ich bin so ein Fachidiot. ;D
Wenn man die Wundränder so aneinanderlegen kann wie sie richtig zusammengehören, dann sind die Wundränder adaptierbar. Wenn du jetzt ein ausgestanztes Loch hast, kannst du die Wundränder nicht so aneinanderlegen wie sie eigentlich zusammengehören (da fehlt ja was, wie beim Puzzle, wenn das mittlere Stück fehlt, kannst du das links und rechts davon liegende Stück nicht zusammenstecken), dann wären die nicht adaptierbar. Praktisch natürlich schon, wenn mans fest zusammennäht ;)

Maran

Danke Vali, wieder was dazugelernt  :D

Um auf die ursprüngliche Waffe zurückzukommen ... Ein Dolch verursacht eine ganz andere Verletzung als eine Kugel. Ich vermute mal sehr stark, wenn es sich "nur" um einen Stich handelt, also ein "einfaches rein-raus", und die Waffe nicht noch gedreht wird, dann dürfte die Eintrittswunde relativ "leicht" zu verschließen sein ...