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Die Gesellschaft

Begonnen von Lucien, 23. Juli 2009, 22:26:50

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Lucien

Hallo,

beim Überfliegen meiner bisherigen Arbeit ist mir etwas aufgefallen, was sich mehr oder weniger automatisch in meiner Geschichte gebildet hat, ohne dass ich diesem Element, obwohl sehr wichtig, noch gar keine bewusste Aufmerksamkeit geschenkt habe: die Gesellschaft.
Ich weiß über meine Gesellschaft bis jetzt: es gibt eine "Oberschicht" und eine "Unterschicht" (wollte mir noch andere Begriffe dafür ausdenken).
In der Oberschicht tummelt sich der Adel - logisch - und an seiner Seite gibt es dann noch die Magier, Priester und solche, die sich den Titel "Meister" verdient haben (bei mir z.B. ein Künstler).
Die Unterschicht sind demnach alle anderen in der Gesellschaft.
Gleichzeitig habe ich aber auch eine enge Verschmelzung beider Schichten entdeckt. An der Spitze steht zwar der König, unter ihm gibt es diverse Fürsten (auch die Kirche steht unter dem König) und danach kommt das einfache Volk. Aber die "Oberschichtler" verkehren so selbstverständlich mit den "Unterschichtlern", dass die Distanz, die Grenze zwischen beiden, kaum wahrnehmbar ist.

Wie ist das bei euch? Plant ihr vorher, wie die Gesellschaft aussehen soll oder wächst sie bei euch auch einfach so, nachdem ihr erst die Regierungsform festgelegt habt?

Liebe Grüße

Jenny

Schreiberling

Hallo Jenny :winke:

Ich bin gerade dabei, unterschiedliche Völker zu entwickeln mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen und dabei fällt mir auf, dass das bei mir eigentlich ganz automatisch kommt. Ich habe zum Beispiel ein Volk, z.B. Kentauren, und sobald ich weiß, wer bei denen eine zentrale Rolle spielt, kann ich sagen, welche anderen Positionen es gibt.
Bei mir ist es sozusagen ein entlang hangeln; Ich habe einen oder zwei Ideen/Fakten zu dem Volk und von da aus entwickle ich alles, was mit ihnen zu tun hat. Oftmals fange ich dabei (unbewusst) mit dem Oberhaupt an.

Liebe Grüße,
Schreiberling

Joscha

Zur Gesellschaft habe ich häufig nur eine vage Idee, die sich meist aus Staatsform und Religion ergibt. Dabei sind jedoch Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern vertreten. Etwa habe ich ein absolutistisches System, in dem es gar keinen Adel gibt - ganz oben der König, der ist quasi Gott auf Erden, aber danach weder Ober- noch Unterschicht, sondern eine einzige Klasse. Zwar gibt es in dieser auch Vermögens- und Bildungsunterschiede, prinzipiell werden jedoch alle als gleich angesehen.

Nessa

Ich bau erst an meiner ersten Welt.
In dieser Gesellschaft sind die Kasten/Klassen ziemlich wichtig. Ohne gewisse gesellschaftliche Überinkünfte und Regeln würde mein Plott nicht funktionieren. Also Aufgrund des Plottes wurden bei mir gewisse Verhaltensweisen innerhalb der Klassen notwendig. Dementsprechend bedingt sich die Gesellschaft und das Plotten.
Ich glaub, ich könnte das gar nicht trennen. Also beim Plotten steht schon ein Teil der Gesellschaft, weil sehr viel Konfliktpotenital für den Plot in der Gesellschaft entspringt.

Verwirrte Grüße
Nessa

Romy

#4
Zitat von: Jenny am 23. Juli 2009, 22:26:50
Wie ist das bei euch? Plant ihr vorher, wie die Gesellschaft aussehen soll oder wächst sie bei euch auch einfach so, nachdem ihr erst die Regierungsform festgelegt habt?

Ich würde sagen, teils teils ;D
Klar, wenn ich eine Welt erfinde, lege ich solche Dinge wie Staatsform, Hierarchie und Status zwischen den Personengruppen fest, aber beim Schreiben kann es dann bei mir zu kleineren oder größeren Abweichungen kommen. Das kann Situationsbedingt variieren und ich finde, dass es auch eine Charakterfrage der einzelnen Figuren ist.
Nehmen wir als Beispiel das Verhältnis zwischen Prinz und Diener. Vielleicht ist "bei Hofe" eigentlich strengste Etikette vorgesehen, aber der Prinz ist so ein herzensguter Mensch, dass er immer nett zu seinen Dienern ist. Und dann ist er einmal so niedergeschlagen, dass sein Leibdiener sich traut ihn zu fragen, was denn los sei und dann entspinnt sich eine freundschaftliche Unterhaltung. Oder so.
Die sozialen Zwänge darf man natürlich auch nicht unterschätzen, aber letztlich sind wir alle Individuen.  :)

"DIE Gesellschaft" ist ja sowieso ein weiter Begriff.  :hmhm?: Ich hatte mal ein Semester lang Soziologie, da hat mir nach jeder Stunde der Kopf geschwirrt, weil man einfach so wahnsinnig viele Feinheiten beachten muss und es immer Ausnahmen gibt - und Ausnahmen von den Ausnahmen usw..
Aber interessant war es, das muss ich zugeben.

Lucien

@ Schreiberling, Joscha: Dann geht es euch ja so wie mir und ich dachte schon, ich würde völlig unprofessionell an die SAche rangehen. *erleichtert*

Zitat von: Nessa am 24. Juli 2009, 22:16:49
Ohne gewisse gesellschaftliche Überinkünfte und Regeln würde mein Plott nicht funktionieren. Also Aufgrund des Plottes wurden bei mir gewisse Verhaltensweisen innerhalb der Klassen notwendig. Dementsprechend bedingt sich die Gesellschaft und das Plotten.
Bei mir läuft das auch ein wenig ineinander, vermutlich verselbstständigt sich das deshalb immer so sehr bei mir. Bei mir hat sich während des Schreibens die Idee gemeldet: Konflikt zwischen drei Parteien - König, Priester, Magier. Da treffen verschiedene Klassen in verschiedenen Rängen aufeinander. Damit das Ganze authentisch wird, müssen sich da auch klassenbedingte Unterschiede zwischen Adel, Priesterschaft und den Magiern ergeben.

Zitat von: Romilly am 24. Juli 2009, 22:50:57
Nehmen wir als Beispiel das Verhältnis zwischen Prinz und Diener. Vielleicht ist "bei Hofe" eigentlich strengste Etikette vorgesehen, aber der Prinz ist so ein herzensguter Mensch, dass er immer nett zu seinen Dienern ist. Und dann ist er einmal so niedergeschlagen, dass sein Leibdiener sich traut ihn zu fragen, was denn los sei und dann entspinnt sich eine freundschaftliche Unterhaltung. Oder so.
Die sozialen Zwänge darf man natürlich auch nicht unterschätzen, aber letztlich sind wir alle Individuen.  :)
Ic h passe schon darauf auf, dass die Fürsten auch fürstlich bleiben, aber im augenblick habe ich nur mit einem weltoffenen König und einer volksnahen Feen-Fürstin zu tun. Wann und wie ich die anderen Fürsten erscheinen lasse, weiß ich noch nicht. An einer Stelle habe ich die "Grenze" zwischen Adel und Magier deutlich gemacht, indem zwar eine förmliche Begrüßung zwischen Magier und Fürstenkindern stattfand, das ganze wurde aber durch ein freundschaftliches Grinsen aufgelockert etc.

Schreiberling

Zitat von: Jenny am 25. Juli 2009, 14:58:49
@ Schreiberling, Joscha: Dann geht es euch ja so wie mir und ich dachte schon, ich würde völlig unprofessionell an die SAche rangehen. *erleichtert*

*g*. Ich bastle auch gerade an meiner ersten Welt und kann dir ehrlich gesagt nicht sagen, ob das professionell ist. Ist aber im Endeffekt auch egal, wie man an die Sache rangeht, hauptsache, man hat eine vorzeigbare Welt, in der man seine Geschichten ansiedeln kann. :)

Lucien

Da kann ich dir nur zustimmen. Aber vielleicht sollte ich mal eine Welt erfinden, die ganz meinem Ideal entspricht: Chaos!
Aber ehrlich gesagt will ich nicht wissen, wie da eine "Gesellschaft" aussähe  :-\

Murphy

Ui hui Gesellschaften eines landes... in einer Geschichte.

Ich liebe dieses thema weil sie bei meiner Heyne-Geschichte eine enorm Wichtige Rolle spielt. Denn das ganze Land ist von eben dieser Gesellschaft, ihren Macken und ihren Eigenheiten geprägt und diese spielen noch dazu eine enorm wichtige Rolle für die gesamte Geschichte und die Entwicklung einiger Hauptcharaktere.
Also wurde bei dem Projekt sich gesondert und besonders darüber Gedanken gemacht.

Anders ist das bei meinen anderen GEschihten. Natürlich mache ich mir Gedanken über die Gesellschaft, die da in dem Land sozusagen die führende Position hat, eben weil der Charakter ja doch stark dadurch beeinflusst wird und das ein wichtiger Rahmen ist.
Also werden sich über grundlegende Sachen doch schon Gedanken gemacht. Allerdings kommt es auch auf die Geschichte an. Bei manchen bin ich ein totaler planer, da muss ich vorher alles, wirklich alles, wissen um die ganze Stimmung erschaffen zu können, aber oft ergibt sich vieles auch beim Schreiben. Dann muss ich eine Pause machen und es für mich ausarbeiten.

;D

Luciel

Als gruselige Perfektionistin entwerfe ich ein komplettes Bild der "Gesellschaft", mit Regierungssystem und Religionen, nachdem ich mir über meine Welt im Klaren bin.

In meiner Geschichte z.B. gibt es zwei Völker, die sehr unterschiedlich sind. Daher ist es wichtig, dass sie in zwei ganz verschiedenen Systemen leben. So gibt es bei einem Volk einen klassischen Hochkönig, während das andere eine an mittelalter angelehnte Regierungsform von Fürst/Papst hat. Während dieses Volk in starre Clans (einem Kastensystem ähnlich) unterteilt ist, kennt das andere gar keine starre Form des Zusammenlebens.
Aus diesen Unterschieden ergeben sich nicht nur die Spannungen der Geschichte, sondern auch ganz viele kleine Geschichten am Rand, die mir sicher nicht eingefallen wären, wenn ich diese Gesellschaft nicht so genau vor Augen hätte.
Auch die Glaubensfrage ist für mich immer sehr wichtig. Gibt es eine "moderne" Religion (mit einem allmächtigen Gott) oder wird eher noch Gottheiten gehuldigt?

Natürlich hat jeder Prota die Möglichkeit, sich außerhalb des Rahmens zu bewegen, in den er eigentlich geboren ist. Viele Bücher leben ja gerade davon - z.B. Rabenmond, mit dem Prinzen, der nicht zu seinem Volk gehören will.

Lucien

Hm, von der Religion bekomme ich langsam auch eine ganz genaue Vorstellung, weil ebendie Auslöser für die Situation ist, auf der meine Geschichte aufbaut.
Aber wie es im Augenblick scheint, sind die Gesellschaftsformen in den beiden Ländern ziemlich ähnlich, zumindest gibt es bei beiden einen König. Da die Handlung sich im Augenblick eh nur in einem Land abspielt, habe ich mir noch keine großen Gedanken darüber gemacht, wie es im anderen Land aussieht.

Vielleicht kriege ich auch über unterschiedliche Sitten und Bräuche noch etwas gedreht.

Cayen

Da ich mehr oder weniger nur ein Volk habe, was mein Land belebt, finde ich es für mich ziemlich wichtig, die Gesellschaft schön zu staffeln um Konfliktsituationen innerhalb des Landes zu erschaffen. Gleichstellung ist da ein Fremdwort.
Zudem versuche ich verschiedene Gruppen zu erschaffen, abhängig von Beruf, Religion und politischer Einstellung.
Außerdem gibt es dann bei mir noch diejenigen Menschen, die nicht zur Gesellschaft gehören, weil sie ausgeschlossen werden oder sich selbst für ein solches Leben entschieden haben. Diese Menschen bieten natürlich das größte Potenzial bei mir.

Da fällt mir noch auf, dass auch die Vegetation wohl einen Einfluss auf die Gesellschaft nimmt. Menschen im hohen Norden, werden sich wohl zwangsläufig  anders verhalten und ein anderes Temperament aufweisen als Menschen aus dem tiefen Süden.

Joscha

#12
An sich nehmen alle natürlichen Bedingungen Einfluss auf die Gesellschaft. Sind die Lebensbedingungen hart, gibt es wenig Nahrung oder nur sehr schwer zu beschaffende, entstehen am ehesten streng zusammenhaltende Gruppen. Quellen die natürlichen Ressourcen über bildet sich eher eine fortschrittliche, zivilisatorische Gesellschaft, in der auch weniger Reiche nichtmaterielle Berufe ausüben und mehr Wert auf Dinge wie Umgangsformen, gesellschaftliche Feineinteilung etc. gelegt wird, weil die Menschen nicht mehr tagtäglich um ihr Leben kämpfen müssen.

Lucien

Das mit den Lebensbedingungen ist eine Möglichkeit, die ich noch gar nicht so in Betracht gezogen habe  :hmmm: Bei mir spielt die Geschichte bis jetzt ziemlich selbstverständlich in wohlhabenden Städten.

Ich habe es eher so wie Cayen eingerichtet und dabei ist ein sehr interessanter Konflikt entstanden:
Es gibt eine neue Religion, die in meiner Welt inzwischen die stärkste geworden ist. Da die heiligen Hallen aber auch hübsch sein sollen, muss ein Künstler her. Was der Hohepriester (noch) nicht weiß: sein Lieblingskünstler ist Heide. Das gibt noch allerliebsten Stress  :d'oh:
Und dann gibt es noch die Werwölfe, die zwar offiziell integriert sind, aber trotzdem nicht wirklich dazu gehören.

Hm, da könnte ich auch das mit den Lebensbedingungen einbauen. Die könnten sich in ihrem Dorf völlig abschotten  :hmmm:

Sascha

Ich finde bei der Entwicklung einer Gesellschaft ist auch immer die Frage der Moral sehr wichtig. Wenn man das mit realen Gesellschaften vergleicht, könnte man zum Beispiel die Azteken nehmen, bei denen es völlig normal und selbstverständlich war, dass man hunderte von Menschen opfert um die Götter zufrieden zu stellen, daneben etwa die Abendländische Kultur, die dieser Prächtik mit Abscheu und Unverständnis begegnet ist, dafür aber Hexen verbrannt hat. In jeder Gesellschaft gibt es andere Moralische Wertvorstellungen, was natürlich auch großes Konfliktpotenzial birgt.