• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Wenn einem die Antagonisten abhanden kommen...

Begonnen von Alaun, 26. Juni 2009, 17:54:01

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Alaun

Hallo!

In meinem Projekt passiert seit Wochen etwas ganz Blödes, ich wollte es mir nur nicht eingestehen *schäm*... Er entwickelte sich so, dass ich nun ohne nennenswerte antagonistische Kräfte dastehe! Ich dachte, ich hätte gut geplottet, dem war aber wohl nicht so, sonst hätte ich nun dieses Problem nicht.

War schon einmal jemand an so einem Punkt? Ich weiss gerade nicht mehr, worauf ich hinschreiben soll! Mein bisheriger Antagonist macht seit der Plotänderung keinen Sinn mehr, er ist sozusagen seinen Job los. Ich brauche eine neue, große antagonistische Kraft, es muss ja nicht mal eine bestimmte Figur sein. In meiner Geschichte gibt es Späher und Wächter, die beide Diener einer solchen antagonistischen Kraft sind - ich kann nur diese Kraft nicht definieren!  ??? Es ist irgendwas unklares in meinem Kopf, eher so etwas wie ein dumpfes Gefühl... Ist das nachvollziehbar, was ich hier fasele? Ich bin nicht sicher.

Wahrscheinlich könnt ihr mir da aber auch nicht weiterhelfen, fürchte ich...wenn ich schon nicht weiss, wer da im Projekt dabei ist, wie sollt ihr das dann wissen  :'( ?!?

Vielleicht liegt das Problem auch darin, das mir die üblichen Motive antagonistischer Kräfte (Macht, Reichtum, Rache, etc) irgendwie zu platt erscheinen und ich nichts finde, für das ein Antagonist den Hintern vom Sofa hochkriegen würde... Oder bin ich einfach zu hart zu mir selbst?

Hach, es ist zum Haare raufen!

Frustrierte Grüße,
*Alaun (die eigentlich mal Spaß am Schreiben hatte und das echt gern wieder hätte...)





Artemis

#1
Und wie wäre es, wenn du einen Protagonisten zum Antagonisten werden lässt? Gründe genug sollte es ja geben, dass ein anfangs guter Charakter sich gegen seine Mitstreiter stellt (damit meine ich nicht unbedingt diese Anakin Skywalker --> Darth Vader Verwandlung durch "Verführung" des Bösen)

Ein Anatgonist könnte sich gegen die anderen stellen, weil ihm zB deren Handeln und Denken nicht 100 % zusagen. Oder er beabsichtigt eigentlich etwas Gutes, indem er sie vor einer Gefahr, zB. einen Verräter, schützen will - und da die anderen ihm nicht glauben, bildet er sich ein, sie wären gegen ihn. Und das ist der nötige Sprengstoff, um beide Fraktionen in unterschiedlicher Richtung agieren zu lassen.
Vielleicht will er seine ehemaligen Kameraden auch nur beschützen, indem er ihre Pläne vereitelt, weil sie sonst (seiner Meinung nach) ins Verderben rennen? Und für diese sieht es dann so aus, als wollte er sie einfach nur in Grund und Boden stampfen?

Dieser Gegenpol könnte zum Zentrum deiner antagonistischen Kraft werden. Natürlich müsstest du ihm die nötige Zeit lassen, sich zum Antagonisten zu entwickeln. Oft dauert es lange, bis ein Charakter sich eingeredet hat, die anderen wären seine Feinde.

Alaun

Hallo Artemis,

danke für Deine schnelle Antwort  :)
Diese Aufgabe hat schon eine der Figuren übernommen- sie ist in der wunderbaren Lage, meine Protagonistin unterrichten zu müssen und wird insgeheim von Eifersucht geradezu zerfressen - was letztendlich dazu führt, dass sie die Seiten wechselt... Natürlich geht es dabei auch um einen Mann, jaja...

Ich fand nur, das allein reicht nicht aus- sie müsste eine Seite haben, ZU DER sie wechselt... Und da kommen auch wieder meine Späher und Wächter ins Spiel... Mir fehlt irjendwie der Chef vonnet Janze, stelle ick fest, wa... Aber immer, wenn ich drüber nachdenke, fällt mir nur ein Bösewicht ein, der Macht will, die Weltherrschaft oder sonstwas abgestandenes.  :hmmm:


Artemis

#3
Ach herrje, also eine Jobanzeige für einen arbeitslosen Oberschurken  :hmmm:

Ich finde solche aus dem Boden gestampften Bösewichte genauso blöd, da muss ich dir Recht geben. Wie wäre es denn mit einer Gruppe Rebellen, die gegen die Staatsform oder was auch immer sind und das Land terrorisieren? Außenseiter, die sich zusammengeschlossen haben und sich gegen die Unterdrückung durch die anderen wehren?

Oder umgekehrt, eine sehr mächtige Fraktion von Radikalen, die eine bestimmte Personengruppe, zb. irgendwelche Magiewesen wie Elfen und Zwerge unterdrücken - und niemand aus der Regierung schreitet ein, weil man sich vor den Radikalen fürchtet (bzw. die Radikalen haben die Regierung bereits an die Kette gelegt).

In unserer Weltgeschichte gibt es genug solcher "Antagonisten", die allesamt ihre Gründe für ihr Handeln haben und sich selbst als die Guten sehen. Da braucht man keinen Obermotz, der einfach nur böse ist, weils ihm Spaß macht.

Alaun

Hm...vielleicht hast Du Recht und ich brauche eventuell gar keinen Oberschurken...was, wenn die Späher und Wächter an sich schon ausreichen? Und alle vermuten etwas/ jemanden dahinter- doch da ist gar nichts?  :hmmm: Oder fällt das dann in die Kategorie "Dem Leser etwas versprechen und nicht einlösen"?

Die Gruppe Rebellen gibts bei mir auch schon, sie richten sich gegen die Späher und Wächter und agieren im Untergrund.

Ein weiteres Problem ist, dass ich zwei parallele Welten habe, und beide von dieser Kraft bedroht sind. Die Verbindung zwischen den Welten wird meine Protagonistin sein.

Tja. Es steht und fällt mit den Antagonisten, momentan. Aber ich glaube, eins wird mir gerade definitiv klar: ich will gar keine Jobanzeige für arbeitslose Oberschurken aufgeben müssen. Es sollte anders gehen.  ;D

Artemis

Zitat von: Alaun am 26. Juni 2009, 18:37:05
Hm...vielleicht hast Du Recht und ich brauche eventuell gar keinen Oberschurken...was, wenn die Späher und Wächter an sich schon ausreichen? Und alle vermuten etwas/ jemanden dahinter- doch da ist gar nichts?  :hmmm: Oder fällt das dann in die Kategorie "Dem Leser etwas versprechen und nicht einlösen"?

Na ja, der Leser sollte schon einen Antagonisten haben, sonst hat die Geschichte am Ende einen herben Nachgeschmack. Wenn es nichts Böses gibt, wozu dann der ganze Aufwand? Dann wären die Protas ja für nichts und wieder nichts losgetigert. Nein, da fühlt man sich als Leser verschaukelt. Du solltest schon eine Gruppe haben, die wirklich gegen deine Protas steuert.

Aber um genauere Tipps geben zu können, müsste man die Geschichte schon besser kennen.

Alaun

Ja, es ist schwierig, so allgemein etwas dazu zu sagen, ich weiss. Trotzdem vielen Dank! Ich glaube, ich konnte so meine Gedanken etwas ordnen, da ging es nämlich seit Tagen einfach nur noch hektisch durcheinander. Ich habe mir einen ziemlichen Druck aufgebaut...

Ich glaube, die Späher und Wächter könnten eine eigene antagonistische Kraft darstellen, die als Gruppe agiert, ohne Anführer. So etwas wie ein Kollektiv. Das wäre eine Möglichkeit. Ich werde darüber nachdenken.

Danke für Deine Hilfe!!!
Liebe Grüße,
*Alaun

felis

Soll ich dir einen abgeben? Ich leide gerade am umgekehrten Problem - ich hab nur Antagonisten. Lauter Typen in meinem Plot, denen ich im RL lieber nicht begegnen möchte.  ;)
Scherz beiseite. Mein Vorschlag wäre:
Nimm egal welchen deiner Protas und häng ihm irgendeine fiese Charakterschwäche an - und dann lass ihn einfach laufen. Du wirst sehen, der entwickelt sich von ganz alleine wunderbar Antagonistisch.

Coppelia

ZitatVielleicht liegt das Problem auch darin, das mir die üblichen Motive antagonistischer Kräfte (Macht, Reichtum, Rache, etc) irgendwie zu platt erscheinen und ich nichts finde, für das ein Antagonist den Hintern vom Sofa hochkriegen würde...
Seltsamer Satz. Wenn du dir die Welt ansiehst, sind solche Motive für Antagonisten doch vollkommen realistisch. Das heißt auch nicht, dass es ein platter Charakter sein muss. Ich mag Klischees gar nicht und hätte überhaupt kein Problem, damit zu arbeiten.
Generell muss ein Anta aber nicht mal böse sein, es reicht nur, wenn er die Pläne deines Prota verhindern will/muss. Es ist ja nicht immer so, dass ein Held da steht und wartet, dass ein böser Anta kommt, damit er die Motivation entwickeln kann, ihn zu bekämpfen ...

Alaun

Hallo,  :winke:
danke für Eure Beiträge!
Wahrscheinlich habe ich einfach viel zu hohe Erwartungen an das, was da in der Geschichte passieren soll und mache mich deshalb selbst verrückt. Die Idee, einer der Figuren eine Charakterschwäche anzuhängen und mal zu sehen, was passiert, werde ich aufgreifen.

@Coppelia: ich glaube, ich wollte das Rad der Antagonistenmotivation neu erfinden... :pfanne:

Liebe Grüße!
*Alaun

Mrs.Finster

Vielleicht würde es dir auch etwas bringen dir den Punkt zu suchen, an dem deine Story aus dem Ruder läuft, sprich wo sie dir nicht mehr gefällt.
Eine Möglichkeit wäre ab da die Story komplett neu aufzurollen oder deinen Anta zu ersetzen. Definiere den Charakter neu, füge ihm Schwächen ein wie bereits genannt  ;)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Vali

#11
Ich finde es irgendwie seltsam, dass du keinen Antagonisten hast. Vielleicht findest du ihn gerade nicht? In deinem Plot muss es doch mindestens ein Konflikt geben, das deine Protas zu Protagonisten macht. In dem Konflikt steckt auch schon dein Anta drin. Ein Antagonist muss ja nicht das personifizierte Böse sein. Es reicht, dass der Gegenspieler einfach Ziele verfolgt oder für etwas steht, was der Prota nicht unterstützen kann oder ihn daran hindert den Konflikt zu lösen. Der Antagonist muss noch nicht mal eine Person sein. Deine Wächter und Späher könnten zum Beispiel im Namen eines Kodex handeln, eine Wertvorstellung, die in den Köpfen der Leute festgebrannt ist. Dann wäre dieser Kodex der Anta deiner Protagonisten. Ein sehr mächtiger sogar, den man nicht mit Schwert und Magie einfach tot metzeln kann.

Alaun

Hallo Vali,

ich glaube schon, dass ich Antagonisten habe- ich habe sie wahrscheinlich nur nicht gesehen. Gestern habe ich die Geschichte mal ganz genau abgeklopft und bin auf zumindest 2 Punkte gestoßen, an denen ich Gegenkräfte festmachen könnte. Einmal geht es von einer Figur aus, das andere Mal sind es Ziele, die absolut gegenläufig der Ziele meiner Prota sind. Ich denke, das müsste eigentlich ausreichen, um etwas draus zu machen  :bittebittebitte:

Ich bin froh, dass sich das Chaos in meinem Kopf ein wenig gelegt hat. Man sieht manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Danke nochmal für eure vielen hilfreichen Tipps!

Einen schönen Sonntag wünscht
*Alaun

Silvia

Manchmal muß es nicht mal eine Person sein. Es geht auch eine antagonistische Kraft ... kann eine Naturgewalt sein, kann eine Glaubensrichtung/Moralvorstellung sein (wobei da schon wieder Personen dahinterstecken können).
Am interessantesten ist es sicher, wenn die Guten gegeneinander antreten, weil sie ihre hehren Ziele mit entgegengesetzten Mitteln verfolgen oder sich nicht darüber einigen können  ;)

Falckensteyn

Manchmal sucht man einfach zu weit. Mir passierte vor kurzem etwas ähnliches, zwar aus einem anderen Grund, aber ich hatte ebenfalls keinen richtigen Antagonisten, d.h. er trat noch nicht so recht in Erscheinung.

Die Motive für die Antagonisten sind so alt, wie die menschlichen Gefühle überhaupt. Und halt auch wie die negativen menschlichen Dinge. Macht, Eifersucht, Habgier werden auch die Generationen nach uns noch beeinflussen. Und die Antagonisten werden sich auch nie ändern.  ;)