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Wie viel wisst ihr über eure Welt?

Begonnen von Nachtblick, 14. Juni 2009, 13:14:32

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Lila

Zitat von: Nachtblick am 14. Juni 2009, 13:14:32Wie viel wisst ihr denn eigentlich über eure Welten?
Könnt ihr die Geschichte eurer Charaktere (der halbwegs wichtigen Personen) von Geburt an lang und breit erzählen?
Kennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?
Könnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?

Na ja, sagen wir mal so... was ich für die Geschichte brauche weiß ich und was ich nicht brauche muss ich auch nicht wissen. ::) Mal ehrlich, mehr zu wissen, als für die Geschichte ansich wichtig ist mag zwar interessant sein, aber ist das denn überhaupt notwendig? Klar, im Prinzip könnte man sagen je mehr man über seine eigene Welt weiß, desto besser. Aber im Ernst: was nützt einem das, wenn man die Infos für sein Werk ohnehin nicht gebrauchen kann? Dann weiß man das für sich. Aber je mehr man sich "dazu denkt", desto mehr muss mann behalten und sich merken können und je mehr man sich merken muss, desto komplizierter und aufwendiger wird es, dem Ganzen eine sinnvolle Struktur zu geben.

Könnt ihr mir folgen? :hmmm:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Manja_Bindig

Vorsicht, TaTä. :) Es ist ein Unterschied zwischen dem Wissen, das man hat und dem wissen, das man einfließen lässt.
Wie gesagt, ich weiß prinzipiell sehr viel mehr über meine Weltgeschichte, als ich einfließen lasse, wenn auch dieses Wissen nicht historisch fitzelgenau ist. Die mitschriften sehen eher so aus, wie mein Geschichtshefter.
Überschrift, ein paar Daten, dazu zwei, drei, vier Stichpunkte - und für technisches Hintergrundwissen verweisen wir elegant auf Wikipedia. (bzw. für Kulturelle Entwicklung, die dem entsprechen auf meine Propyläen)

Verwenden tu ich das alles außerhalb des Plottragens nur selten(meine Königin erzählt manchmal von einer Großtante, einem Vorfahren, etc. und lässt darüber Historie durchblicken, aber mehr nicht... naja, und ich erwähne, dass eine recht tropische Nation Kaffee anbaut) - aber wenn ich solche kleinen sachen hin und wieder einfließen lasse, am Rande erwähne, macht es das Rund.

Hingegen ist das wissen, das meine Charas haben und das Plottragend ist, sehr scharf umrissen.

felis

Da ich schon seit Jahren meine Geschichten in immer derselben Welt ansiedele weiß ich inzwischen eine ganze Menge über sie, was nicht ausschließt dass ich für mein aktuelles neues Projekt wieder eine ganze Menge recherchiert habe um die Welt weiter zu entwickeln. Bei der Recherche für eine bwestimmtes Projekt arbveite ich dann die Weltenaspektebesonders aus, die für den Plot eine wesentliche Rolle spielen. Für die "Magier" war das naheliegenderweise eine detaillierte Ausarbeitung des Magiesystems. Davon profitiert mein aktuelles Projekt implizit auch, obowhl da die Magie nicht ide tragende Rolle spielt wie im letzten Projekt.

Zu
Zitat von: Nachtblick am 14. Juni 2009, 13:14:32
Wie viel wisst ihr denn eigentlich über eure Welten?
Ich hab nur eine, aber über die weiß ich sehr viel. (s. o.)

ZitatKönnt ihr die Geschichte eurer Charaktere (der halbwegs wichtigen Personen) von Geburt an lang und breit erzählen?
Nein. Nur die für die Geschichte und die Charakterentwicklung wesentlichen Sachen.

ZitatKennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?
Nein, das halte ich nicht für überflüssig. Deswegen ja zu dieser Frage.

ZitatKönnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?
Nur die für den jeweiligen Plot wichtigen.

ZitatAb wo wirds dann eher zu ausschweifend (ich meine aber das "Hintergrundwissen", nicht die Umsetzung)? :gähn:
Das Hintergrundwissen kann gar nicht ausschweifend genug sein. Auch wenns in der Geschichte gar nicht vorkommt, finde ich jedenfalls. Ich hab mir z. B. mal eine Ishafnarische Legende ausgedacht, als ich das volk entwickelt habe. Das hat mir sehr geholfen, die ishafnarische Mentalität zu verstehen.

ZitatUnd wie schreibt ihr euch das alles auf? Behaltet ihr alles im Hinterkopf oder besitzt ihr dafür Notizbücher oder...?
Liegt alles als Fragmente im PC. Nur die Weltkarte hab ich von Hand gezeichnet.

LG
felis

Lila

Zitat von: Manja am 15. Juni 2009, 22:36:05Vorsicht, TaTä. :) Es ist ein Unterschied zwischen dem Wissen, das man hat und dem wissen, das man einfließen lässt.

Dass etwas wichtig für die Geschichte ist heißt ja nicht zwangsläufig, dass man es auch mit einfließen lassen muss. Aber trotzdem kann es, auch wenn man es auslässt, wichtig sein für die Geschichte.
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Manja_Bindig

Gut... kann sein, dass es an der fortgeschrittenen Uhrzeit liegt...

Aber diesen Satz hab ich jetzt nicht verstanden.

Romy

#20
Ich glaube, die TasTä meinte, dass etwas Auswirkungen auf die Handlung haben kann, auch wenn der Hintergrund dazu nicht explizit erwähnt wird?  :hmmm:

Allgemein: Ich plane meine Welten auch immer sehr gerne so ausführlich wie möglich, bevor ich mit dem Schreiben anfange. Auch wenn ich vielleicht viele der Hintergründe nie im Roman erwähnen werde, ist es doch wichtig, alles zu wissen. Alles wirkt sich irgendwo auf die Entwicklung der Welt und des Plots und der Mentalität des/der Völker und Rassen - und somit logischerweise auch auf den Protagonisten - aus.
Zitat von: SookyTrotzdem habe ich noch mehr als genügend Platz und Lücken, die noch während der Geschichte gestopft werden müssen und ich habe demnach auch genügend Freiraum.
So geht es mir auch. Man kann so ausführlich planen wie man will, spätestens beim Schreiben stellt sich immer heraus, das irgendwo noch Lücken sind. Langweilig wird mir jedenfalls nicht so schnell  ;) und wenn sich tatsächlich herausstellen sollte, dass welche meiner Planungen nicht mit dem Plot zusammen passen, dann wird das halt geändert. Ist zwar gelegentlich ärgerlich, aber nu ja, das Leben ist kein Ponyhof  ;D
Eine länger zurückreichende Geschichte kriegen meine Welten alle, Entstehungs-/Evolutionsgeschichte nicht unbedingt. Ich glaube, ich hatte es irgendwann schon mal in einem anderen Thread geschrieben. Seltsamerweise sind die meisten Leute auf den meisten meiner Welten von einem göttlichen Ursprung ihrer Welt überzeugt und im Prinzip ist es ja nur wichtig, was die Protas glauben, nicht wie es wirklich war ...  ::) Falls ich Legenden brauche, erfinde ich welche, falls nicht, dann nicht. Aber soetwas wie Geografie, Geschichte, verschiedene Lebewesen/Rassen, Religion, Magie, Herrschaftssystem gehört für mich absolut zu den Basics, ohne die ich keinen Roman beginnen könnte. Wie detailliert diese Dinge im vorhinein ausgearbeitet werden, hängt natürlich auch von der Wichtigkeit ab und wieviel ich im Voraus schon vom Plot weiß. Einiges fällt einem zwangsweise erst später ein, wenn der Plot konkreter wird, aber zumindest im Groben muss ich das alles wissen.
Wenn ich gar keine Ahnung davon hätte und dann käme ich im Plot "rein zufällig" an solch eine Stelle, würde mich das total aus der Bahn werfen und mir vermutlich erst Mal eine längere Schreibblockade verursachen. Das habe ich aus leidvoller Erfahrung lernen müssen, aber mit den Jahren wird man ja schlauer  ;)

Die Protagonisten bekommen auf jeden Fall im Vorhinein zumindest eine grobe Biografie, wobei ich diese zumindest im Kopf doch sehr detailliert ausarbeite. Die Vorgeschichte ist für einen Protagonisten doch lebensnotwendig, weil sie den Charakter erst geformt hat. Wie sollte ein Protagonist denn sonst zu einem Charakter kommen? Sagen wir ein Prota ist bei Beginn des Romans 20 Jahre alt. Da macht es doch nicht plötzlich "plopp" und ein Prota kommt im Alter von 20 Jahren völlig unbeleckt auf die Welt  :hmhm?: Alles, was er zuvor erlebt hat, hat ihn beeinflusst, ohne die Erlebnisse in seiner Kindheit und Jugend, wäre nicht das aus ihm geworden, was er bei Romanbeginn ist. - Und das gilt nicht für seine gesellschaftliche Stellung und den Beruf, sondern selbstredend auch für seine Persönlichkeit.

Na gut, natürlich muss da jeder seine eigene Methode finden. Ich plane jedenfalls sehr gerne im Voraus, auch wenn ich später nicht alles erwähne. Das ein oder andere Detail kann man vielleicht doch mal fallen lassen und auch wenn es für den Plot nicht lebensnotwendig ist, bringt es einfach mehr Authentizität rein.  :hmhm?:
Ich muss aber auch sagen, dass ich mir nicht immer alles an Hintergründen für Welt oder Figuren aufschreibe. Vieles spielt sich bei mir einfach nur im Kopf ab und die schriftlichen Notizen (ob nun auf Papier oder im Lappi) sind eher Stichwortartig. Lustigerweise ist mein Kopf sehr oft ja das reinste Sieb, aber ich habe das Glück, dass ich mir alles, was mit meinen Romanen, den Welten und Figuren zu tun hat, super merken kann. Oft, wenn ich längere Zeit nicht mehr an einem Projekt gearbeitet habe und es dann wieder aufgreife, brauche ich nur eine kurze Auffrischung und dann kehren alle Details in meinen Kopf zurück, als wären sie nie fort gewesen.
Hach könnte ich mir doch den Prüfungsstoff so mühelos merken  :d'oh:

Andererseits deute ich manchmal Dinge, die eigentlich sehr genau weiß, auch einfach nur an. Auch wenn ich die Details und Hintergründe weiß, der Leser soll ja schließlich selbst noch sein Köpfchen anstrengen. Ich bin ja nicht dazu da, dem Leser alles vorzukauen und ihm das denken abzunehmen.  ;)
Diese Taktik mag sich auf den ersten Blick widersprechen, mit allem, was ich vorher geschrieben habe, aber für mich ergibt es Sinn. Denn selbst, wenn man etwas andeutet, muss man ja wissen, wohin diese Andeutungen führen sollen/könnten  ;)

Beate

Ich muss sagen, dass ich bisher kaum über meine Welten Bescheid wusste, eben nur so viel, wie halt sein musste, und mich jetzt daran gesetzt habe, eine Welt zu erschaffen, wo ich beinahe jedes Detail kenne. In der Zukunft angesiedelt und mit vielen neuen Tierarten, brauche ich einfach diese ganzen Beschreibungen, um den Überblick zu behalten. Außerdem macht es mir großen Spaß, die Welt entstehen zu lassen.

Wenn ich bei einem Roman anfange zu schreiben und nicht weiß, wie die Welt um mein kleines bisschen aussieht, an dem ich gerade schreibe, wie soll ich dann Verknüpfungen zusammenfügen? Woher soll ich wissen, wie der Weg aussieht, den mein Prota zu gehen hat? Und wie soll sich der Prota selbstständig machen, wenn ich schon nichts über die Welt weiß?

Ich bin oft v.a. an Umgebungsbeschreibungen gescheitert, einfach, weil ich nicht wusste, wie die Welt aussieht, wie das Gebiet aussieht, in dem ich gerade bin. Diesen Fehler will ich kein (x+1). Mal begehen. Daher erschaffe ich diese neue Welt in allen Details.
Und sollte ich dann in die Verlegenheit kommen, dass mein Prota meint, er müsse einen anderen Weg einschlagen und eine andere Eri-Siedlung finden als die, die ich für ihn erdacht habe, naja - shit happens! Soll er halt den anderen Weg gehen, ich weiß ja, wies da aussieht, welche Pflanzen und Tiere ihm da begegnen.
Selbst wenn der Prota nie in die Hern-Tropen kommen und niemals meine süßen Urwaldlöwen sehen wird, hat es mir trotzdem riesigen Spaß gemacht, diese putzigen Schulteräffchen zu erschaffen. Und vielleicht gibt es ja irgendwann mal ein Buch mit der "Flora und Fauna" der Welt - dann muss sich keiner mehr Gedanken drum machen, dann gibt es das alles schon.
Außerdem werde ich von Kommilitoninnen ganz häufig gefragt, wies denn nun damit ist und wie ich die Probleme hier lösen werde - und ich kann relativ klar und schnell darauf antworten, weil meine Welt in all ihren Facetten und Gebieten in meinem Kopf bereits existiert. Es dauert nur, das alles zu Papier zu bringen.


Bei meinen Protas sah es bislang ähnlich aus: Ich wusste das, was halt nötig war - und damit fehlte meinen Protas jegliches Leben. Sie waren halt einfach nur Buchstaben auf einem Blatt Papier. Ganz anderes die Charaktere für die Rollenspiele, die eine Vergangenheit, Pläne, Charakter, Aussehen alles haben. Daher werde ich auch den neuen Prota auf diese Weise anlegen - sollte er mir jemals seinen Namen verraten. Denn er weiß schon genau, wie sein Werdegang sein wird, was er arbeitet und so weiter, nur über seinen Namen schweigt er eisern.

Lila

Zitat von: Romilly am 16. Juni 2009, 02:31:11Ich glaube, die TasTä meinte, dass etwas Auswirkungen auf die Handlung haben kann, auch wenn der Hintergrund dazu nicht explizit erwähnt wird? :hmmm:

Ja, genau das meinte ich. Ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder? :-[
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Churke

Zitat von: Beate am 16. Juni 2009, 06:49:10
Bei meinen Protas sah es bislang ähnlich aus: Ich wusste das, was halt nötig war - und damit fehlte meinen Protas jegliches Leben. Sie waren halt einfach nur Buchstaben auf einem Blatt Papier.

Ich frage mich, ob man das Ausfüllen nicht auch der Phantasie des Lesers überlassen kann. Muss der Leser wissen, dass die Figur früher mal ein Elch war? - Oder ist es nicht interessanter, dies der Phantasie des Lesers zu überlassen?
Muss der Leser wissen, wie sich der Autor den Ort vorstellt, oder ist es nicht besser, wenn der Leser seine eigene Vorstellung entwickelt?

Shay

Über die Frage habe ich heute lange nachgedacht :)

Vorbemerkung 1: Ich bin der Meinung, daß man einem Buch anmerken kann, wieviel der Autor über seine Welt weiß. Es gibt Leute wie Tolkien (ok, der macht es manchmal ein bißchen zu ausführlich), wo man das Gefühl hat, daß es "hinter dem Horizont noch weitergeht". Und es gibt andere Bücher (mir fallen da z.B. die Drachenlanze-Bücher ein), wo man meinen könnte, es gibt keine Städte außer denen, die die Helden bereisen, keine Straßen, außer denen, die sie verwenden.

Vorbemerkung 2: Ich glaube, ich muß noch was dazu sagen, wie bei mir Geschichten entstehen. Alle meine Geschichten spielen auf der selben Welt und meine Protas stammen aus einem "Pool" von vielleicht 20 Leuten, die immer wieder dran kommen (und die sich auch untereinander alle kennen). Es fängt mit irgendwelchen isolierten Szenen an. Die bleiben z.T. jahrelang einfach in meinem Hinterkopf, bis irgendeine andere Idee dazukommt, und sich eine Geschichte zu entwickeln beginnt. Was dabei herauskommt, ist aber zuerst einmal einfach "Hintergrundwissen", wobei ich das nicht so sehe. Es ist eben das Leben meiner Protas. Erst wenn sich in diesen Geschichten ein guter Plot abzuzeichnen beginnt, kommt eine Geschichte auf die Liste der aufschreibenswürdigen Storys. Und bei dem Schneckentempo, das ich beim Schrieben hat, gehen mir diese Geschichten nicht gerade aus ;D . D.h. es gibt bei mir in dem Sinne keine Trennung zwischen Plot und Hintergrundwissen. Was noch kein guter Plot ist, kann ja mal noch einer werden. Ich hatte Szenen, die 10 Jahre rumgelegen sind, bis sie ihre Heimat gefunden haben.

Wie viel wisst ihr denn eigentlich über eure Welten?
Könnt ihr die Geschichte eurer Charaktere (der halbwegs wichtigen Personen) von Geburt an lang und breit erzählen?

Ich nehme die beiden Fragen mal zusammen, weil die Antwort praktisch identisch ist.
Ich weiß so viel über meine Welt und meine Charaktere, wie ich Szenen kenne, in denen die Orte/Personen vorkommen. Das ist bei manchen mehr, bei anderen weniger. Bei einigen Figuren kann ich aber mittlerweile das Leben wirklich nahezu lückenlos nacherzählen und ähnlich ist es mit einigen Orten.
Für mich ist es wichtig, einen Ort/Chara "fühlen" zu können. Wenn ich das erreicht habe, dann kann ich bei jeder beliebigen Szene das Kino im Kopf anknipsen und muß nur noch zuschauen. Dann ist es egal, ob ich vorher schon alle Fakten hab, die entstehen dann von selbst.
Wenn ich tatsächlich eine Geschichte aufschreibe, dann stelle ich natürlich immer wieder fest, daß mir da noch Teile fehlen. Aber wenn das Gefühl für die Szene da ist, dann dauert es nicht lange, bis eine Lösung gefunden ist. 1-2 Tage drüber meditieren, dann passt das.

Kennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?
Ich habe ein recht gutes Gefühl für die historische Entwickung meiner Welt (von der Vorgeschichte her an), aber ich kenne wenig detailierte Fakten. Aber da ich das Gesamtbild kenne, könnte ich dir wohl zu jedem Ort relativ schnell sagen, wann und wie er entstanden ist.
Bei den Legenden sieht es etwas anders aus. Ich kenne zwar zu praktisch jeder Legende die Entstehungsgeschichte, aber ich hab insgesamt sehr wenig Legenden. Ich bin einfach eher in der Realität verhaftet. Aber wenn meine Co-Autorin mal wieder mit einer daherkommt, dauert es meistens nicht lange, bis ich die passende historische Erklärung dafür habe.

Könnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?
Ich kann dir nicht sagen, wie die Feldherren hießen, und ob es in einem Jahrhundert 3 oder 5 Kriege zwischen zwei Völkern gegeben hat, aber ich weiß, wie sich die Kräfteverhältnisse mit der Zeit gewandelt haben und welche Völker kriegerischer waren als andere.

Ab wo wirds dann eher zu ausschweifend (ich meine aber das "Hintergrundwissen", nicht die Umsetzung)?
Ich meine, man kann nicht genug Weltenwissen haben, einfach weil es schön ist, seine Welt zu kennen und ich meistens in meiner Welt über meine Geschichten stolpere. Oft entstehen aus weltenbastlerischen Diskussionen zwischen meiner Co-Autorin und mir auch Geschichten. So gab es mal eine Kurzgeschichte, die daraus entstand, daß einige Namen nicht in das gewünschte Schema gepasst haben - so etwas passiert uns öfters.

Und wie schreibt ihr euch das alles auf? Behaltet ihr alles im Hinterkopf oder besitzt ihr dafür Notizbücher oder...?
Bis ich meine Co-Autorin gefunden habe, war 99% nur in meinem Kopf. Seither taucht mehr und mehr in den Beiträgen in unserem privaten Forum auf und ist somit schriftlich fixiert. Auch auf der homepage gibt es einiges zu lesen. Aber es ist immer noch viel in unseren Köpfen, über das wir nie geredet haben, weil wir einfach noch nicht dazu gekommen sind. Ich würde mal sagen, die Verteilung ist etwa
1% homepage
5% Forum
94% Kopf

Ich habe schon lange festgestellt, daß ich eine gute Geschichte nicht vergesse. Ich gehe meine Szenen regelmäßig durch, immer die, nach der mir gerade der Sinn steht. Wenn sie anders abläuft, als beim letzten Mal, dann hat sie ihre richtige Form noch nicht gefunden. Wenn es aber stimmt, dann ändert sich auch nichts mehr. Es gibt Szenen, die seit bald 20 Jahren unverändert sind, obwohl ich sie nie aufgeschrieben habe.

Das alles betrifft natürlich nur mein Wissen, das ich über die letzten 20 Jahre gesammelt habe (bzw. das meiner Freundin). In den Texten taucht davon nur das auf, was gerade passt - zumindest versuchen wir das ;D Aber es geht ja nicht nur um die reinen Fakten, die Wort für Wort drin stehen, sondern um das ganze Feeling. Mal als Beispiel: Person A hat Person B mal ein gröberes Unrecht zugefügt. Das tut Person A furchtbar leid. Auch wenn sie ansonsten sehr arrogant ist, läßt sie sich von Person B viel mehr gefallen, als von allen anderen. Weil sie eben ein schlechtes Gewissen hat. Das muß der Leser nicht wissen, aber es hilft mir, wenn ich einen Plot entwickle. Wobei ich eigentlich nie bewußt Geschichten plane. Ich lasse einfach meine Figuren handeln und dabei fließt ganz unbewußt das ein, was ich über sie aus anderen Szenen weiß.

Beate

Zitat von: Churke am 16. Juni 2009, 18:07:00
Ich frage mich, ob man das Ausfüllen nicht auch der Phantasie des Lesers überlassen kann. Muss der Leser wissen, dass die Figur früher mal ein Elch war? - Oder ist es nicht interessanter, dies der Phantasie des Lesers zu überlassen?
Muss der Leser wissen, wie sich der Autor den Ort vorstellt, oder ist es nicht besser, wenn der Leser seine eigene Vorstellung entwickelt?

Nur weil ich sehr viel über meine Welt weiß, muss das noch nicht zwingend heißen, dass ich alles im Roman verwende. Das wäre sicherlich viel zu viel. Warum sollte ich auch Gegenden im Roman beschreiben, die gar nicht bereist werden? Aber ich brauche die Vorstellung, die Augen schließen zu können, durch meine Welt zu gehen und mir alles vorstellen zu können. Nur dann kann ich authentisch beschreiben, was der Prota wo und warum erlebt. Nur wenn ich weiß, welche Lebewesen dort vorkommen, kann ich den Prota sie auch begegnen lassen.
Und auch nicht jedes Detail, das ich über den Prota weiß, wird in dem Roman vorkommen. Nicht jedes Detail wird beschrieben, aber ganz ohne Beschreibungen finde ich es schwer, mich in einen Roman einzufinden, genauso, wie ich es lästig finde, seiten- und kapitelweise nur Gebietsbeschreibungen zu haben. Da bleibt dann wirklihc kein Platz mehr für die Fantasie.

Lucien

Zitat von: Murphy am 15. Juni 2009, 11:03:10
Kennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?


Könnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?


Ich habe mein älteres Werk nach einer kurzen allgemeinen Einleitung über die drei "Hauptvölker" mit der Erzählung der wichtigsten Legende über die Ereignisse in meiner Welt begonnen. Sie erzählt von den Kriegen, die zu dieser Zeit geschlagen wurden, von daher weiß ich über die Kriege in meiner Welt schon bescheid, auch wenn ich sie nicht bis in jedes Detail ausfeile.
Da es als Erzählung von einer Fee aufgemacht ist, fließen auch ganz grobe Brocken der "Schöpfungsgeschichte" in die Legende mit ein. Im Laufe der Handlung werden dann noch erste Andeutungen auf eine noch ältere, aber in Vergessenheit geratene, Legende gemacht, nach der dann geforscht wird.
Der Leser gewinnt dadurch den Eindruck, dass der Hintergrund, die Historie, der Geschichte, gut und genau durchdacht ist  ;D (ich wünschte manchmal, es wäre so, das würde mir Arbeit für die Zukunft ersparen.) Manchmal muss man halt auch ein wenig blöffen.
Ich finde Legenden und Historie für meine Geschichten sehr wichtig, weil sie dadurch an Tiefe gewinnen. Für mein jüngstes Werk schreibe ich parallel noch eine Vorgeschichte, ähnlich wie bei "Der Hobbit" und "Der Herr der Ringe".

So, jetzt muss ich aber schnell zur Fahrschule flitzen, ich denke mal, ich geb später noch ein wenig Senf dazu  ;D

Liebe Grüße

Jenny

Joscha

Als ich begonnen habe, Fantasy zu schreiben - so mit 10 Jahren - habe ich mir nie groß Gedanken um die Welt gemacht. Eine Weltkarte, zwei Länder, die Krieg führen, eines gut und eines Böse und irgendwo noch ein paar Drachen die mein Prota nebenher besiegen muss. Es ist auch bis vor einem guten halben Jahr so geblieben, dass meine Welten kaum durchdacht waren und außer einer Weltkarte nichts vorlag (auch wenn die Stories sich glücklicherweise etwas vom o.g. Klischee abgewendet haben).

Erst vor ein paar Monaten hat mich dann ein Freund mit seinem Weltenbastel-Fanatismus (*rüberschiel zu Mardil, falls du mal mitliest*) angesteckt, mittlerweile habe ich mir ein lokales Wiki gehostet, in dem ich jetzt alle möglichen sinnvollen und unsinnigen Informationen über meine Welt ansammle. (Ich habe wirklich zwölf Seiten über ein einziges Land geschrieben, das außer als Schauplatz in meinem Projekt nahezu keine Rolle spielt und außerdem noch eine Flagge entworfen!)

Eingebaut in die Story wird dabei etwa 0,1%, aber ich habe einfach Spaß daran, mir eine komplett andere Welt mit eigenen Gesetzen und eigener Natur auszudenken, in der man immer wieder Parallelen zu unserer Welt zieht und gleichzeitig auch Unterschiede bemerkt. Mir ist dadurch bewusst geworden, dass ich mir über viele Dinge und Vorgänge Gedanken gemacht habe, auf die ich sonst nie geachtet habe, weil sie so alltäglich waren.

Es lässt sich also sagen, dass ich verhältnismäßig viel über meine Welt weiß, auch wenn ich noch nicht einmal ansatzweise alles aufgeschrieben habe (woran ich aber arbeite). Es wird zwar in meinem Roman kein einziges Mal erwähnt, aber ich kann dir durchaus sagen, welcher Herrscher in welchem Jahrhundert mit welchen Methoden das besetzte Acatorianische Kaiserreich dazu gebracht hat, sich nicht gegen ihn aufzulehnen und wie es letztendlich doch passiert ist.

Grüße
Joscha

Lucien

Nun, ich denke, es kann ja nicht schaden, mehr als eigentlich nötig zu entwerfen. Schließlich weiß man ja nie, was man in der Zukunft so vor hat.  :hmmm:
Es wäre ja durchaus möglich, dass man sich in dieser eigenen, fiktiven Welt so wohl und heimisch fühlt, dass man sie auch für andere Geschichten verwenden will. Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, dass sich durch diese (unbewusste) Vertrautheit zu dieser Welt der Plot (zum positiven) verändert. (Vielleicht hätte man ja einen anderen, flacheren Plot entwickelt, wenn die Welt anonymer gewesen wäre?)

Ich persönlich kann das zumindest von mir sagen, dass sich mein Erstlingswerk, an dem ich nun schon seit 4 Jahren bastle, immer wieder verändert und mehr in die Tiefe ging, je mehr ich über meine Welt herausgefunden habe.

Angelus Noctis

Erstaunlicherweise wusste ich von Anfang an sehr viel über meine Welt. Allerdings werden auch sehr viele Infos an den Leser weitergegeben, denn die Geschichte der Welt ist ein wenig kompliziert. So erfährt also auch der Leser ganz nebenbei eine Menge über die Geschichte bzw. den Lebenswandel bestimmter Personen.
Mein zehntes Kapitel beschäftigt sich allein mit der Beschreibung der örtlichen Gegebenheiten, denn ich finde es sehr wichtig, dass sich der Leser ein Bild machen kann. (Ich selbst bin nämlich immer wieder mal irritiert, gerade bei diesen Fantasyepen; oftmals muss ich mitten im Text nach vorne in die Karte schielen, um mir im Kopf zusammenzubasteln, wo sich der Prota jetzt eigentlich gerade befindet.) Möglicherweise ist das für einen Großteil der Leser abschreckend, andererseits habe ich mehrere menschen anhand meines Textes eine Karte zeichnen lassen, und - siehe da! - im Großen und Ganzen waren sie identisch. :D

Liebe Grüße!