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Wieviel Gewalt darf in "ab 14"?

Begonnen von Sarina, 17. Februar 2009, 09:40:50

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Lomax

Zitat von: Die Wölfin am 17. Februar 2009, 23:58:31Man sieht fast nichts, die Brutalität spielt sich bloß im Kopf ab und dennoch charakterisiert diese Szene den Charakter des Bösen und seinen Umgang mit Menschen mehr als gut.
Na ja - ich denke, es wurde hier im Thread sogar schon mal angemerkt: Es ist problematisch, bei solchen Themen mit Vergleichen aus dem Film zu kommen. Denn, wie heißt es so schön: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte." Und bei einem Buch hast du nur die Bilder, die der Leser selbst sich macht. Und die werden umso unterschiedlicher ausfallen, je indirekter etwas im Text vermittelt wird.
  Wenn man in einem Buch also will, dass ein Leser etwas genau so sieht - muss man es auch genau so sagen. Natürlich kann man auch in einem Buch vieles implizit deutlich machen. Aber eben besser nicht an den Stellen, wo die Geschichte unkorrigierbar in eine ganz andere Richtung laufen würde, wenn der Leser die Andeutung falsch versteht.

Joscha

Ohne jetzt vorherige Beiträge gelesen zu haben (Asche über mein Haupt), kann ich dir als 14-jähriger sagen, dass mich Gewalt in Büchern nicht unbedingt abschreckt. In meinem aktuellen Plot geht es ebenfalls sehr brutal so (allerdings nicht aus Lust an der Gewalt, sondern weil der eine Prota ein halbwahnsinniger Massenmörder ist). Ich habe nichts dagegen, wenn es auch mal etwas "härter" zugeht, solange es nicht übertrieben wirkt, d.h., so lange das Buch nicht eine ewige Reihe aus gewalttätigen Szenen ist. In meiner Altersgruppe kenne ich auch niemanden, der so etwas wirklich schlecht finden würde (außer natürlich denjenigen, die für Lesen sowieso nicht viel übrig haben).

Ich glaube wirklich, dass man 14jährigen heute mehr zumuten kann, es sind häufig eher die Älteren, die bei einer solchen Szene dann überblättern, weil sie nicht viel für Brutalität übrig haben - zumindest trifft dass auf meine Eltern zu.

Issun

Dann möchte ich mal die gegenteilige Auffassung vertreten: Ich kann mich noch gut erinnern, früher einen richtigen Graus, wenn nicht sogar Angst vor Folterszenen gehabt zu haben. In Filmen sind sie oft schlimm genug, die Frage ist, ob man sie in Buchszenen (durch Arbeit der eigenen Fantasie) nicht noch intensiver erlebt.
Ich habe nichts mehr gegen angebrachte Folterszenen und habe auch selbst welche der harmloseren Art geschrieben. Auch für meinen neuen Plot ist eine Szene dieser Art relativ unumgänglich, aber auch die wird sich in Grenzen halten.
Mit vierzehn hätte ich vermutlich höchstens abgeschwächte Folterszenen lesen wollen. Wenn die Szene für die Charakterisierung wichtig ist, würde ich sie aber auf keinen Fall weglassen. Es wäre vielleicht am zielführendsten, die Szene zu schreiben und unerschrockene Probeleser in dieser Altersstufe zu bitten, ihre Meinung dazu abzugeben.  :)

eclipse

#18
Soweit ich mich erinnern kann, wurde das Thema "Folter" bei uns damals in der sechsten oder siebten Klasse Geschichtsunterricht angesprochen (14 Jahre dürften da gut hinkommen), und wir haben ausnahmslos alle gespannt der Methoden-Auflistung unseres Lehrers gelauscht - der eine mit Grusel, der andere mit Faszination. Zumindest bei uns Mädels war es spätestens nach diesen Unterrichtsstunden voll im Trend, reihenweise historische Romane über Hexenverbrennung zu verschlingen, vielleicht gerade wegen der Folterszenen, denn die haben das Lese-Erlebnis erst so richtig intensiv und damit lohnenswert gemacht. Deshalb bin ich für meinen Teil schon der Meinung, dass man 14jährigen solchen Stoff zumuten kann.
Zumal ich zu den Personen zähle, die jeden Kettensägen-Splatter harmloser finden als einen gut gemachten Psycho-Thriller... Die Beschreibung an sich ist die eine Sache, das Drumrum jedoch eine ganz andere.

@ Issun: Kann sein, dass sich da mein Foto-Gedächtnis bemerkbar macht, aber ich finde brutale Filmszenen wesentlich schlimmer als detailliert beschreibende Texte. Beschreibungen kann man sich schön denken, aber wenn ich so einer Filmszene erst mal ausgesetzt war, frisst die sich so tief in meine Erinnerung, dass ich mich noch nach Jahren davor ekeln kann.

Issun

Zitat@ Issun: Kann sein, dass sich da mein Foto-Gedächtnis bemerkbar macht, aber ich finde brutale Filmszenen wesentlich schlimmer als detailliert beschreibende Texte. Beschreibungen kann man sich schön denken, aber wenn ich so einer Filmszene erst mal ausgesetzt war, frisst die sich so tief in meine Erinnerung, dass ich mich noch nach Jahren davor ekeln kann.

Hm, nachdem ich Pans Labyrinth gesehen habe, wage ich da gar nicht mehr zu widersprechen. ;D Es kommt vermutlich immer darauf an, wie die Szene im Film/Buch aufgebaut ist: Es gibt auch Geschriebenes, das einem den Magen umdreht.
Bei beiden Medien bin ich der Meinung, dass es bei der Darstellung eine Grenze des guten Geschmacks gibt. Ein subtiler Psychothriller hat mehr künstlerischen Wert als eine Häufung sinnentleerter Szenen in denen aus reiner Sensationsgier literweise Blut vergossen wird. Das ist es wohl auch, was man beim Schreiben einer Folterszene beherzigen sollte. Die Stimmung macht meiner Meinung nach die Qualität, nicht die grausigen Details.

eclipse

Interessant, als ich gepostet habe, musste ich an die Flaschen-Szene in genau diesem Film denken - wobei das noch eins meiner harmloseren "Fotos" ist. Da wurde aber die Mischung aus Detail und Drumrum ziiiemlich gut getroffen...

Zitat von: Issun am 24. Februar 2009, 17:21:44Es gibt auch Geschriebenes, das einem den Magen umdreht.
Wenn du dazu gerade einen Beispiel-Titel im Kopf hast - sowas würde ich gerne mal lesen. ;)

Steffi

Zitat von: eclipse am 24. Februar 2009, 05:13:13

@ Issun: Kann sein, dass sich da mein Foto-Gedächtnis bemerkbar macht, aber ich finde brutale Filmszenen wesentlich schlimmer als detailliert beschreibende Texte. Beschreibungen kann man sich schön denken, aber wenn ich so einer Filmszene erst mal ausgesetzt war, frisst die sich so tief in meine Erinnerung, dass ich mich noch nach Jahren davor ekeln kann.

Das geht mir genauso. Ich habe schon mit elf oder zwölf bei der Lektüre von "Felidae" nicht einmal mit der Wimper gezuckt, aber den Film habe ich mich bis heute nicht getraut, anzusehen.
Sic parvis magna

Lavendel

Ich kann mich dunkel erinnern mit dreizehn 'Es' gelesen zu haben. Ich fand es totlangweilig - bis auf die Splatterszenen, die waren Spannend. Viele Jugendliche lesen sowieso gerne Bücher für Erwachsene, jedenfalls meiner persönlichen Erfahrung nach (denn mit vierzehn oder fünfzehn hält man sich schon für ziemlich erwachsen). Es mag Unterschiede geben. Es gibt Leute, die finden Gewaltszenen mit dreißig noch so schrecklich, dass sie danach nicht schlafen können.
Wenn du ein Jugendbuch schreiben willst, dann orientier dich doch an Harry Potter. Ich habe zwar nich alle Bände gelesen, aber ich war doch ab und an schockiert von der vielen Gewalt in einer Jugendreihe.

Coppelia

#23
Komischerweise geht's mir genau andersrum ... ich kann Bilder besser ertragen als Formulierungen. Als kleines Kind habe ich mal zufällig einen Nachrichtensprecher von einem Unfall reden hören - ohne Bilder. Er hat beschrieben, wie der Verunglückte aussah. Ich kann die Formulierung heute noch exakt wortwörtlich. War völlig fertig und aufgelöst. Es geht mir noch heute so, dass ich mir Formulierungen auf Anhieb merken kann und auch nicht schnell wieder vergesse (wahrscheinlich größtenteils nie wieder, sie brennen sich richtig ein). Bei Dingen, die mich schockieren, ist das besonders ausgeprägt. Wenn man mich als kleines Kind (und auch heute noch) also so richtig schocken wollte, dann mit einem brutalen Text. Denn dann arbeitet meine Fantasie noch dazu und liefert mir die furchtbarsten Bilder. Ich kann mich an genau ein Bild erinnern, dass mich fürchterlich erschreckt hat, aber an sehr viele Texte.
Aber das ist wohl Veranlagung, ich kann mir z. B. auch beim Lernen das meiste eher vom Hören merken. Z. B. konnte ich mich nach 8 Jahren noch erinnern, wie altgriechische Wörter ausgesprochen werden, aber nicht, wie man sie korrekt schreibt (wir sprechen ja mehrere unterschiedliche Buchstaben gleich aus, zumindest hier in D).
Na ja, also kurz gesagt, ich würd das Schriftliche (bzw. Bilderlose) nicht verharmlosen.
Nun bin ich wohl auch ein bisschen zart besaitet, wenn es um Gewalt gegen Menschen geht ... aber selbst schreiben ist ok. ;D

Sarina

Zitat von: eclipse am 27. Februar 2009, 22:06:53
Wenn du dazu gerade einen Beispiel-Titel im Kopf hast - sowas würde ich gerne mal lesen. ;)

Mich hast du nicht gemeint, aber mir würde die Necroscope-Reihe (über Vampire) einfallen. Mir zumindestens wurde übel und habe es weggelegt. Und ich lege eigentlich nie Bücher wieder weg...

Issun

#25
ZitatWenn du dazu gerade einen Beispiel-Titel im Kopf hast - sowas würde ich gerne mal lesen.
Ich fürchte, da habe ich nichts Passendes für dich, weil mir, wie gesagt, auch "harmlosere" Szenen nahe gehen. Wenn du etwas suchst, vor dem es dir graust, wirst du bei meinen Anti-Büchern eher nicht fündig werden. Mir reicht es schon, wenn ich bei Gabaldon reinlese und mitbekomme, wie jemandem die Hand zertrümmert wird. 

ZitatKomischerweise geht's mir genau andersrum ... ich kann Bilder besser ertragen als Formulierungen. Als kleines Kind habe ich mal zufällig einen Nachrichtensprecher von einem Unfall reden hören - ohne Bilder. Er hat beschrieben, wie der Verunglückte aussah. Ich kann die Formulierung heute noch exakt wortwörtlich. War völlig fertig und aufgelöst.

Mir geht es ebenfalls so, nur dass ich solche Dinge verdränge, wenn ich sie gehört habe. Genauso verhält es sich bei mir bei Beschreibungen von Krankheiten. Ich kann mich erinnern, als Kind über die Pest gelesen zu haben- danach hatte ich wochenlang Angst.  ::)

Joscha

Zitat
Genauso verhält es sich bei mir bei Beschreibungen von Krankheiten. Ich kann mich erinnern, als Kind über die Pest gelesen zu haben- danach hatte ich wochenlang Angst.

Krankheiten sind da meiner Meinung nach aber ganz was anderes. Bei Krankheiten hast du einen Realitätsbezug. Klar kann es sein, dass jemand dich entführt und dich foltert, aber das ist dann doch eher Fantasie, die du leicht verdrängen kannst. Krankheiten kannst du wirklich bekommen. Ich habe mit zehn oder elf ein Buch mit einem Leprakranken als Hauptperson gelesen und hatte Wochen danach immer noch Angst. Mit Krankheiten wird man eben auch in der Realität konfrontiert, sowas wie Entführung kennt man nur aus den Nachrichten. Deshalb würde ich, wie ich schon gesagt habe, eine Gewalt-Szene nicht aus der Hand legen, es sei denn, es wäre eine ohne Tiefgang, in der einfach nur beschrieben wird, wie welche Körperteile malträtiert werden ohne dass die Gedanken und Gefühle des Folternden oder Gefolterten eine Rolle spielen.

Coppelia

ZitatKlar kann es sein, dass jemand dich entführt und dich foltert, aber das ist dann doch eher Fantasie, die du leicht verdrängen kannst.
Dein Wort in Gottes Gehörgang - leider geht es vielen Menschen auf der Welt nicht so.

Lila

Zitat von: Issun am 24. Februar 2009, 17:21:44
Hm, nachdem ich Pans Labyrinth gesehen habe, wage ich da gar nicht mehr zu widersprechen. ;D

Oh JA! Ganz ehrlich? Hätte ich gewusst, dass in diesem Film solche Szenen vorkommen (ich sage nur Stichwort "Flasche"... *würg*), dann hätte ich mir wahrscheinlich zweimal überlegt, ob ih da tatsächlich reingehen will. Und ja, ich habe den Film im Kino auf einer Riesenleinwand gesehen. :-X

Zum Thema "wieviel Gewalt ab 14" muss ich sagen, dass ich mir diese Frage auch schon gestellt habe. Wobei in meinem Fall das Problem eher darin besteht, dass mein Projekt eigentlich keine ausdrückliche Jugendliteratur sein soll, ich allerdings gelesen habe, dass es wohl die Regel ist, dass die Protagonistin oder der Protagonist jeweils ungefähr im selben Alter sein sollte wie die Zielgruppe.
Tja, ist bei mir schonmal echt blöd, denn meine Protagonistin 12. :P Aber die Trilogie soll definitiv nicht ab 12 Jahren sein. Eigentlich auch nicht ab 14. :-[ Aber ich kann und will meine Protagonistin jetzt auch nicht älter machen. Das hat schon seinen (triftigen) Grund, dass sie so alt ist, wie sie ist und muss auch so bleiben, sonst müsste ich schon meine Story drastisch umschreiben und dann passt alles vorne und hinten nicht mehr. Ehrlich gesagt bin ich da selbst ein bisschen ratlos. :gähn:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)