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Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben

Begonnen von Ary, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Steffi

Puh, schwere Frage - kann man das überhaupt so eindeutig sagen? Ich weiß es nicht, ich schreibe einfach :)
Sic parvis magna

Moni

Ich habe, wie die meisten hier, für beides gestimmt.
Bei mir kommt es ganz darauf an, was für eine Szene ich schreibe. Je emotionaler die Szene selbst ist, desto distanzierter versuche ich selbst zu bleiben. Klingt komisch, aber ist so. Ich habe festgestellt, daß ich mich zu sehr mitreißen lasse und daß dann meistens Schrott bei so was herauskommt. (Besonders bei romantischen oder Liebesszenen muß man da aufpassen, sonst hat man gleich Rosa Seiten produziert...  ;D )
Also schadet ein wenig Distanz wohl nicht.  ;) Das heißt nicht, daß die Texte selbst emotionslos sind, wäre ja nicht Sinn der Sache.
Manchmal lasse ich meinen Emotionen aber auch freien Lauf, besonders gerne, wenn ich in selbst eine "Krise" (klingt schlimmer, als es ist) durchmache. Dann übertrage ich meine Emotionen auf die Charaktere und fühle mich dann gleich wieder besser.
Zum Beispiel: wenn ich mich über eine Person extrem ärgere, verarbeite ich meinen Ärger schon mal in Szenen, in denen jemand dann ziemlich leiden darf... physisch oder psychisch.  Das hilft mir, über meinen Ärger hinwegzukommen, besonders, wenn ich der Person aus irgendeinem Grund nicht sagen kann, was mich aufgeregt hat.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Möchtegernautorin

Wenn ich es mir recht überlege treten bei mir ebenfalls beide Varianten auf.
Einerseits lasse ich mich schon gerne  von dem, was sich schreibe mitreißen und bin dann euphorisch, traurig, empört oder welche EMotion auch immer gerade eine Rolle spielt. Es kommt auch vor, dass ich mir etwas von der Seele schreiben muss, dann ist es ohnehin mitreißend.
Für bestimmte Sachen muss ich sogar in der richtigen Stimmung sein, das betrifft vor allem einen vornehmlich unfreundlichen und höhnischen Charakter.
Andererseits gehe ich vor allem Dinge, die ich gefühlsmäßig nachvollziehen kann, erlebt habe - oder wie auch immer - sclich an. Das Ganze betrachte ich dann aus einem Blickwinkel, der zwar beschreibt, was in dem Charakter vorgeht, der für mich allerdings vornehmlich beschreibender Natur ist.

Bei mir geht das eine letztlich allerdings nicht ohne das andere. Manche Szenen funktionieren nicht ohne dass ich sehr emotional schreibe, andere wiederum funktionieren lediglich dann, wenn ich es nicht tue.
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Manja_Bindig

ICh schreibe emotional.
Aber nicht, wie ICH die Szene emfinde, sondern die Akteure. Wenn mein ösewicht leidet, leide ich mit ihm. wenn er sadistische freude empfindet, sein Opfer zu quälen, tu ich das auhc. leichzeitig leide ihc mit dem opfer. Schizo, ich weiß.
Aber mir hat es nie geschadet,

Feuertraum

Zitat von: Manja_Bindig am 19. März 2006, 15:34:27
Aber mir hat es nie geschadet,
Nicht??? :-D :-D :-D
Aber Scherz beiseite. Ich selber habe distanziertes Schreiben angegeben. Warum? Nun, weil ich finde, das man sich am besten in die Seele eines Menschen einfühlen kann, wenn man seine eigenen Gefühle ausschaltet und mit dem Kopf denkt. Dort entstehen schließlich die Gefühle.
Nun ist es halt so, das wir eigentlich viele sind; von jedem Menschen, mit dem wir länger etwas zu tun haben, haben wir (unbewußt) etwas von seiner Denkweise übernommen (je mehr, desto größer ist unsere Suggestibilität). Und das auch - tada - mit dem Kopf. Das einzige, wo ich nicht ganz so distanziert schreibe, ist, wenn eine Szene plötzlich an Dynamik gewinnt: aus irgendeinem Grund WILL ich da schneller schreiben...

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Laus

Der rote Faden entsteht bei meinen Geschichten völlig emontionslos.
Wenn ich dann schreibe, muss ich jede Charaktere, jede Begebenheit selbst spüren und nachempfinden, sonst lebt meine Geschichte nicht.

Tschaui

Laus

Manja_Bindig

Der Rote Faden wird bei mir auch ohne große emotion; das ist eine Geschichte, die ich erzähle.
Anfangs.
Aber dann werden mir die Figuren lieb. Oder lästig(Vyren, AUS! Argh, nimm den mir mal einer ab!)
Ich beginne, mich in sie hineinzufühlen.
SPrich: wenn jemand von einem andren aus perverser Freude getötet wird, empfinde ich sowohl Todesqualen als auch die perverse Freude... ach du je, ich sollte langsam wieder die weiße Jacke anziehen.

Rei

Ich helf Dir beim Anziehen...  ;)

Aber bei mir ist das ähnlich: Plotten geht ohne Emotionen, auch wenn mir bei bestimmten Abschnitten schon entsprechende Szenen vorschweben. Und dann gehts ins Eingemachte...

Escandril

Ich versuche beides in der Balance zu halten, die Distanz und die Emotionen.
In manche Charaktere kann ich mich besser hineinversetzen als in andere.
Aber es ist wirklich so, dass man manche Emotionen nur erahnen kann, so wie Schelmin sagt,
z.B. wie jemand einen Krieg innerlich erlebt. Ich neige zu Perfektionismus, also müsste
ich haufenweise Biografien und anderes Material lesen zum Recherchieren.
Manchmal stelle ich Emotionen nur von außen dar. Das heißt ich beschreibe den Gesichtsausdruck
oder die Haltung, und daraus kann der Leser schließen, was der Charakter gerade empfindet. Das ist zwar
distanzierter, aber man kann damit auch einiges an Atmosphäre erzeugen. In dieser Hinsicht hat
es mir geholfen, gute Schauspieler zu beobachten, wie sie bestimmte Gefühle sichtbar machen.

Ganz schwierig wird es bei den abgrundtief bösen Charakteren. Die interessieren mich vor allem in dem Sinne: Warum sind die überhaupt so böse
geworden?
Ich finde das immer arg langweilig wenn man nur schwarz-weiss hat: Guter Charakter - böser Charakter,
ohne irgendwelchen Beweggründe anzudeuten.

Feuertraum

Zitat von: Escandril am 21. März 2006, 08:35:43

Ich finde das immer arg langweilig wenn man nur schwarz-weiss hat: Guter Charakter - böser Charakter,
ohne irgendwelchen Beweggründe anzudeuten.

Mich ekelt momentan die andere Seite an;" Eine Geschichte darf nicht aus S/W-Charakteren bestehen!"
"Warum nicht?"
Na weil...na weil...na weil...das wäre unrealistisch. Es gibt kein abgrundtief Böse und kein absolut Gutes.
Stimmt schon, aber vieles von dem, was ich beschreibe, existiert nicht. Es ist eine Geschichte. Meine Geschichte. Warum darf also in meiner Geschichte kein abslut Böser und absolut Guter vorkommen?"
"Also, mit Dir kann man absolut nicht diskutieren, du bist sowas von uneinsichtig"

Ende der wunderbaren und fruchtbaren Diskussion.

Aber davon mal abgesehen: Böse zu sein ist meines Erachtens eine Art Emotion, die gar nicht mal mit vielen Schwächen auskommen muß. Ganz im Gegenteil. In manchen Schreibratgebern (sorry, das ich dieses Thema wieder anschneide) steht zum Beispiel geschrieben, das man das Böse konsequent durchziehen muß.
Das bringt mich auf ein wirklich faszinierendes Buch: "Botin des Schreckens" von Robert RMcCammon, ein Psychothriller, der sogar mir Angst gemacht hat (und hei, ich kann schon so einiges ab) Dort beschreibt McCammon, wie eine Frau das Gesicht ihres Babys auf die heiße Herdplatte drückt, sich die Haut abschält, sich Brandblasen bilden etc. Auch wenn sich das ganze ein paar Zeilen später nur als eine Barbiepuppe entpuppt, so ist das vorher Geschriebene doch nichts anderes als die Kunst, das Böse konsequent zu beschreiben (etwas später beschreibt der Autor übrigens, wie die "Heldin" ein Kind erschießt, und das war keine Puppe)
Klar, alles, was der Autor erzählt, begründet er tatsächlich auch, und psychologisch zudem sehr ausgefeilt.
Bei der Durchführung seines Plans hält die Heldin eben an diesem fest, koste es, was es wolle.
Ob man das emotional schreiben kann?
Ich glaube es nicht.
Ich jedenfalls könnte es nicht, und wenn das Böse eben zu den brutalsten, rabiatesten Mitteln greift, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ohne Gefühl zu schreiben.

Böse Grüße

Feuertraum

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Laus

Zitat von: Feuertraum am 21. März 2006, 18:30:00
Zitat von: Escandril am 21. März 2006, 08:35:43



Ich jedenfalls könnte es nicht, und wenn das Böse eben zu den brutalsten, rabiatesten Mitteln greift, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ohne Gefühl zu schreiben.



Aber igendetwas spürst du doch beim Schreiben und wenn es Ekel, Abscheu oder Angst ist. Oder du wünscht dir, dass du es im wahren Leben nicht mitmachen möchtest und schon bist du mittendrin im emotionalem Schreiben, oder?

LG

Laus

Manja_Bindig

Naja... emotional heißt in unserem Zusammenhang, dass man fühlt, was die Figuren fühlen. Ich ekel mcih im Nachhinein auch vor meinen Folterszenen - aber im Moment des Schreibens nciht. Im Nachhinein kann es schon passieren, dass ich dann kotzen muss(war wirklich mal) und dass ist das Zeichen, dass ich entschärfen muss.

Kalderon

Meine emotional größten Erlebnisse sind bisher gewesen:
- Tränen aus Fassungslosigkeit, Schrecken, Angst, Schock, Mitgefühl
- Jubelschreie und Lachen aus Freude
- Naja... Wut, Hass etc. bleibt im Kopf, aber das reicht.

Ary

@Manja: Gib Vyren mal rüber, ich hüte ihn gerne ne Weile! :)

Ich stimme auch für beides. Wenn es um Charaktere und ihre Gefühle gibt, dann bin ich wie Shae, ich brauche es, mich in meine Charaktere reinzufühlen, sonst klingt alles,w as ich schreibe, nur kalt und platt. Ich weiß, daß ich dazu neige, oft zu schwülstig zu beschreiben, habe aber noch kein Heilmittel dagegegn gefunden. Aber wenn ich versuche, nur distanziert zu schreiben, werden die Charaktere für mich nicht lebendig und die geschichte wirkt dementsprechend tot.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

thewingedshadow

Ich habe gestern eine ziemlich heikle Szene mit Nish(meinem Prot.) und seinem ehemaligen Lehrer Virren beschrieben, in der Virren ihm sehr aufgelöst, stotternd und halb wahnsinnig seine Liebe gesteht (Ist eben schwul, der Gute...). Mein Freund sagte dann, als ich ihm es vorgelesen habe, dass es sehr wirr ist und dass man das Ganze auch um die Hälfte kürzen kann. Und er hatte leider oder zum Glück, wie mans nimmt, Recht.

Aber ich fühle eben mit meinen Charakteren, ich vesuche mich in sie reinzuversetzen so gut es geht (dazu kommt auch noch dass ich diese Geschichte in der Ich-Form schreibe, sprich als Nish). Und dann entsteht etwas furchtbar emotionsgeladenes und unverständliches... Aber zum Glück habe ich ja meinen Freund. :D