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Kleidung - irdischer Name oder Beschreibung?

Begonnen von Aidan, 24. November 2008, 21:13:01

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Aidan

Ihr Lieben!

Ich hoffe, das gehört hierher, aber da es keine ganz spezielle Frage ist, sondern eher allgemein, denke ich schon.

Wie bezeichnet ihr bestimmte Kleidungsstücke in euren Fantasywelten?

Hintergrund bei mir ist, dass die Priesterinnen bei mir eine Art Sari tragen. Nun frage ich mich, wie ich das ausdrücke. Ich gebe zu, ich scheue die Beschreibung davon, ich wüsste nicht, wie ich es am geschicktesten machen soll. Am ehesten würde ich vielleicht beschreiben, wie jemand das Tuch wickelt, aber da meine Prota derzeit andere Kleidung trägt und niemanden dabei beobachten wird, habe ich keine Gelegenheit dazu. Aber ich finde es seltsam, wenn in einer Fantasywelt die Kleidung die gleichen Bezeichnungen hat. Egal, ob Tunika, Sari, Toga oder ähnliches. Wobei ich zugeben muss, bei Hose ist es mir selbstverständlich, diese auch so zu benennen. Aber irgendwie sind die anderen Sachen so speziell. Oder nur für mich?

Wie handhabt ihr das?

Sollte es schon einen passenden Thread geben, verzeiht es mir bitte und hängt diesen Beitrag dran. Meine Internetverbindung hier ist so bescheiden, dass sie keine Suche durchhält, weil sie ständig wieder unterbrochen ist. Ich bin froh, wenn ich den Beitrag heil ins Forum bekomme.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

gbwolf

*lach* Da haben wir das selbe "Problem", Winterkind!
Bei mir geht es in eine sehr indische Welt und ich habe mich entschieden, die Kleidung bei ihren irdischen Namen zu lassen, weil die Welt selbst schon neu genug ist und es so viele fremdartige Begriffe gibt, dass es den Leser wohl verwirren würde, wäre mein Nivi-Stil-Sari ein "meelesischer Uhonghokko mit Kukuckum-Wickeltechnik" und mein Tikka ein "Nabballaback". Es wird auch so schwer genug sein, Begriffe wie "Tikka", "Kurtar", "Salwar", "Choli" und "Lehenga" verständlich rüberzubringen.

Wenn es nur ein Kleidungsstück hast, kannst du dir allerdings überlegen, es mit einem anderen Begriff zu belegen, wobei "Sari" oder "Toga" im Kopf ja schon ein gewisses Bild erzeugt, wie das Ding gewickelt ist.
Vor allem sind es viele Leser gewohnt, dass Kleidung/Stoff den irdischen Namen behält. "Wams", "Brüch", "Gambeson", ...

Aarous

Nun, wenn man es so genau nimmt mit den Welt-Spezifischen Wörtern, müsste man ja auch das ganze Buch in einer oder gar mehreren neuen Sprachen schreiben und dem Leser ein Kiloschweres Wörterbuch mitgeben... macht man aber nicht, damit es lesbar bleib, siehe Wölfin. Genau so halte ich es auch, wenngleich die Kleidungsstücke bei mir weniger exotisch ausfallen.

Ich habe mir den Grundsatz gesetzt, alles, was ohne Änderungen aus der Realität importiert ist oder sowieso aus tausend anderen Büchern bekannt ist, einfach beim namen zu nennen. Ich tue mich eh schon schwer genug mit den paar Neuschöpfungen, die unvermeidbar sind...
Begründung: Das ganze Buch ist in einer anderen Sprache geschrieben, wurde aber ins Deutsche übersetzt und dabei blieben halt ein paar Wörter übrig weil es für die keine sinnvolle Übersetzung gab. Naja, kann ich halt meinen Beschreibungdrang ausleben ;)

Hanna

Hm.

*Einminütige Grübelpause*

Hemd, Hose, Kleid und Rock würde ich durchaus bei ihrem irdischen Namen lassen, aber die spezielle Gewandung einer Priesterin darf ruhig einen eigenen Namen tragen.

Bei Trudi Canavan, um ein Beispiel anzuführen, fand ich es sehr störend, dass sie kaum eine eigene Idee hatte, bloß allem irdischen eigene Namen gegeben hat. Es gab ja sogar Kaffee in ihrer Welt, bloß dass der da anders hieß. Das hat mich regelrecht rasend gemacht. Denn dann kann man es auch bleiben lassen und das Kind beim Namen nennen.

Ich sehe das mal so: du hast da eine Schriftrolle in einer fremden Sprache, die nur du verstehst. Du übersetzt alle Wörter in die Sprache dieser Welt. Das schließt Hosen und Hemden mit ein. Ebenso Pferde und Krokodile oder sonst irgendwas.

Aber mitunter gibt es in deiner Welt Dinge, die es hier nicht gibt. Die sollten dann beschrieben werden und ihren Namen tragen.

Was machen wir jetzt mit deinen Priesterinnen?

Sari ist kein deutsches Wort. Das ist es wohl, was mich daran stört. Ich würde es wohl Wickelgewand oder Wickelkleid nennen (Finde meinen A.M.Textor gerade in meinem Chaos nicht), aber ich meine schon, dass dieses spezielle Priesterinnengewand auch einen eigenen Namen tragen könnte.

Ich hoffe, ichg habe dich jetzt nicht mehr verwirrt als ich geholfen habe. Im Augenblick fällt es mir immer schwer, Gedanken zuende zu denken ...

:winke: Hanna
#notdeadyet

gbwolf

@Hanna: Also ich denke, ich habe dich verstanden und stimme dir völlig zu: Es nervt, wenn offensichtliche Dinge bei einem seltsamen Namen genannt werden (unter welchen tausend Namen einem in dieser Welt die "Elben" verkauft werden ... zum Auswachsen!).

Der Begriff "Sari/Sarong/Toga/..." macht nur Sinn, wenn damit in einem Atemzug die Wickeltechnik beschrieben werden soll, wenn die Priesterinnen das Ding auch auf die gleiche Art tragen, wie eine Inderin. Ich jedenfalls wäre genervt, wenn ich nach langer Beschreibung der Falten denke "das Pongpong-Wickelkleid hätte sie aber auch gleich Sari nennen können!".

In meiner Welt liegt der Fall so, dass die Protas diesen anderen Kontinent erkunden und die Kleidungsnamen durch die Einheimischen kennen lernen. Eigene Brgiffe haben sie für die meisten Sachen selbstverständlich nicht, da sie schon einen derben Kulturschock mitmachen.

Churke

Soweit irgend möglich, versuche ich dem Kleidungsstück den passenden Namen zu geben. Warum soll ich dem Leser eine Seite Beschreibung zumuten, wenn ein einziges Wort eine viel präzisere Vorstellung liefert?

Es kann jedoch sein, dass ein Wort Assoziationen weckt, die man nicht haben möchte, weil es aus einem völlig anderen Kulturkreis oder einer anderen Zeit stammt. Dann muss man dann abwägen. Zwei Beispiele von mir aus der Spätantike: Bikini - ja; Breeches - nein.  (Die Hosen der Tierkämpfer - Venatores - sahen so ähnlich aus)

eclipse

Da klinke ich mich doch glatt mal mit ein. ;) Gleiches Problem, ausbaufähige Lösungsansätze.

Ich denke, wenn du gleichzeitig mit der Beschreibung bestimmte umfassendere Assoziationen in Hinsicht auf die gesamte Kultur oder exotische Eigenheiten deiner Figur wecken möchtest, ist es wunderbar, einfach das bereits existierende Wort ,,Sari" zu benutzen.
Bei mir gibt es durchaus Priester, die in Toga neben hübschen Fachwerk-Zikkurats posieren und dabei mit der Gebetskette zwischen den Fingern ein Mantra vor sich hin chanten (um das zu Zwecken der Verdeutlichung mal etwas zu übertrieben) – für mich vertretbar, da der wilde Mix aus den verschiedensten Religionen und Kulturen dem Zweck dient, ein ,,neues, verbessertes (?) Ganzes" zu kreieren und ich das durch Wortneuschöpfungen nicht verkomplizieren möchte. (Den Anhang mit den Begriffserklärungen bei Trudi Canavans Schwarzmagier-Büchern habe ich in die Niederhöllen gewünscht – erstens, weil ich den immer erst NACH dem Lesen entdecke und zweitens, weil ich es störend finde, ständig hinten nachzuschlagen.)
Wenn ich solche Assoziationen vermeiden will oder es schlichtweg noch kein Wort gibt, das meine Klamotten-Kreation beschreibt, umschreibe ich das Ganze entweder oder begnüge mich mit vagen Andeutungen, dann hängt es eben mehr vom Leser ab, welches Bild dann als Endprodukt in seinem Kopf entsteht.
Bei weniger komplexen Erscheinungen funktionieren die Umschreibungen recht gut: ich habe mich z.B. mal an die Frisuren-Beschreibung eines ,,Undercuts" herangewagt und man begreift am Ende erwiesenermaßen, worauf ich damit hinauswollte. :)
Woran ich mir gerade noch die Zähne ausbeiße, das ist die Beschreibung eines meiner Ordensgewänder – das Ergebnis sollte irgendwo zwischen Magier und Kurtisane liegen, aber bislang zieht sich die Beschreibung etwas zu sehr hin. :D Da muss man als Schreiber dem Leser zuliebe dann wohl Abstriche machen...

Speziell zu Kleidungsstücken lese ich mir auch immer ganz gerne die Beschreibungen bei Wikipedia (oder andernorts) durch oder suche Bilder, die ich mir dann von meiner Beta-Dame beschreiben lasse, um herauszufinden, ob wir dieselben Merkmale für die wesentlichen halten. Irgendetwas Nützliches lässt sich daraus dann meistens ableiten.

Aidan

Danke für die Antworten!

Bisher habe ich das immer sehr allgemein gehalten und bin nicht näher darauf eingegangen, wie das Gewand gewickelt wird. Ich möchte auch nicht für alles und jedes krampfhaft das Rad neu erfinden, aber Sari hat halt irgendwie auch so einen kulturellen Flair. Ich denke, das Tuch wird seinen eigenen Namen bekommen, mal schauen, wie ich es ansonsten halten werde. Vielleicht fällt mir ja noch eine Eigenkreation an Wickeltechnik ein.

Auf jeden Fall klingt es spannend, was ihr zu dem Thema schreibt!

Zitat Wölfin: ...wäre mein Nivi-Stil-Sari ein "meelesischer Uhonghokko mit Kukuckum-Wickeltechnik" und mein Tikka ein "Nabballaback". Es wird auch so schwer genug sein, Begriffe wie "Tikka", "Kurtar", "Salwar", "Choli" und "Lehenga" verständlich rüberzubringen.

Hihi! Uhonghokko und Kukuckum... Klingt - spannend!  :D Auf Dauer klingt es aber richtig verwirrend. Und afrikanisch...
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

xadhoom

Aloha!

Nun, in einer längeren Geschichte oder einem Buch hast Du natürlich reichlich Optionen sowohl einen eigenen Namen einzuführen, als auch die entsprechende Beschreibung. In einer Kurzgeschichte sollte es – ganz im Sinne von eclipses Antwort – bei einer Kurzversion bleiben und die Ausmalung der Leserin überlassen bleiben ...

Der Punkt ist nicht, ob es auf Teufel komm heraus fremd und exotisch klingen muss, sondern was der Sinn einer neuen Wortschöpfung ist. Wenn Du schon auf einer fernen, uns unbekannten Welt eine neue Priesterkaste erschaffst, die einer uns fremden Gottheit huldigt, halte ich es für angemessen, dem Kleidungsstück auch einen völlig neuen Namen zu verpassen. Immerhin ist es ein rituelles Gewand und nicht die Unterhose des Minotaurus von nebenan. Das Aussehen kannst Du ausführen, beschreiben und, so sehe ich das jedenfalls, mit irdischen Kleidungsstücken vergleichen, sofern es eine Beziehung zur Erde und ihren Kulturen gibt oder diese eben auch auf Deiner Welt vorkommen.

Ich empfinde es nicht als Zumutung mit ,,Fremdwörtern" konfrontiert zu werden, sofern diese sich mehr oder weniger aus sich selbst heraus erklären. Ein permanentes Nachschlagen ist – da stimme ich zu – allerdings schon bei Fachliteratur lästig und umfassende Fußnoten, die halbe Seiten füllen, machen die Sache auch nicht besser.

In Deinem speziellen Falle würde ich dennoch auf einen eigenen Namen zurückgreifen, um die Wertigkeit des Kleidungsstückes zu unterstreichen. Beschreiben könntest Du sie beispielsweise in einer kurzen Szene, in der eine der Priesterinnen mit Hilfe von 1+x Adlatinnen ein- oder von einem Männchen ausgewickelt wird ...

shade & sweet water
>x<
Vor dem Wein sind alle gleich! Und das gilt insbesondere dann, wenn sich der Wein nicht mehr vor, sondern in einem befindet ...

Coppelia

#9
Ich lege nicht so viel Wert auf Klamotten ;), stelle ich mal wieder fest, nachdem ich diesen Thread gelesen hab.
Ich habe auch noch nie einer Klamotte einen neuen Namen gegeben. Normalerweise verwende ich Begriffe, die es schon gibt, aber nicht in der kulturspezifischen, sondern meist in einer einfacheren Variante. Ich habe auch durchaus eigene Kulturen mit eigener Kleiderkultur erfunden, gerade mit viel Wickelei. Sogar die Wickeltechnik hab ich aufgezeichnet, trotzdem hieß es bei mir immer nur profan "Wickelgewand" oder "Wickelhose" oder was auch immer. Wenn es für die Handlung irgendwie nötig war, hab ich beschrieben, wie es gewickelt war (wenn es z. B. für den Perspektiventräger ein attraktiver oder sonstwie auffälliger Anblick war). Wer aber diese Kleidung jeden Tag trägt und ständig Leute sieht, die sie auch tragen, für den wird es nicht mehr übermäßig interessant sein, sich noch im Text großartig mit ihr auseinanderzusetzen.
Ich achte bei der Kleidung eigentlich hauptsächlich auf die Farbe und die Art, wie sich ihr Träger damit "verkaufen" will - wenn beides nicht relevant ist, schreib ich meist nicht viel dazu.

Etwas anders würde es aussehen, wenn die Dinge/Kleider identitätsstiftend sind. Den Fall hatte ich bisher zwar nur bei einer bestimmten Waffenart, aber die wurde dann von mir mit einem kulturspezifischen Namen belegt. Eine Toga z. B. würde wohl auch unter die Kategorie fallen.

Aithoriell

Zur Ehrenrettung von Trudi Canavan: Wenn man ein bitteres, dunkles Getränk beschreibt, das heiß getrunken wird und gesüßt werden kann, dann ist es in Ordnung, wenn alle Leser die Vorstellung von Kaffee haben aber dem Getränk ein anderer Name gegeben wird. Was könnte man denn ansonsten für Getränke erfinden? Würde man ein heißes, dunkles Getränk mit leicht zimtartigen Geschmack beschreiben, hätte ich auch sofort die Idee von meinem aktuellen Weihnachtstee. Schwierig etwas im Hinblick auf Geschmack zu erfinden, was beim Leser nicht gleich eine bestimmte Vorstellung wachruft. Im übrigen kann das oben beschriebene Getränk genausogut eine Teeart gewesen sein (schwarzer Tee), selbst dann, wenn der Name eher an Kaffee erinnert.
Bei Kleidungsstücken oder Waffen ist das natürlicher etwas leichter.

xadhoom

Aloha ...

und gleichzeitig ein deutliches au contraire! Aithoriell, denn die Assoziation mit einem bestimmen Getränk hängt, bei der Beschreibung ,,dunkel und bitter" einerseits deutlich vom Kontext der Erzählung und den Erfahrungen des Lesers ab. Für ein Individuum, dem Kaffee völlig abgeht, mag schon der ungesüßte Kakao in den Sinn kommen. Auf ,,einen zimtähnlichen" Geschmack zu reflektieren kann und muss nicht die Lösung sein, denn ,,Zimt" ist Erd-Terminus. Die Idee ist, die eigene Schöpfung so zu beschreiben, dass möglicherweise Assoziationen geweckt werden, der Leserin aber klar ist, dass es sich um etwas handelt, dass so nicht wirklich vorkommt.

shade & sweet water
>x<
Vor dem Wein sind alle gleich! Und das gilt insbesondere dann, wenn sich der Wein nicht mehr vor, sondern in einem befindet ...