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Kursiv formatieren als Hervorhebung im Text

Begonnen von Silvia, 16. November 2008, 01:26:37

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Silvia

Ich hätte mal eine Formatierungsfrage. Gerade überarbeite ich einen Roman, den ich vor Jahren geschrieben hab. Darin habe ich oftmals Wörter kursiv gesetzt, die im Dialog oder im normalen Text als "besonders betont" dargestellt werden sollten.
"Glaubst du, damit könntest du mich zu etwas zwingen?"
Nun frage ich mich - ist das überhaupt noch zeitgemäss und sinnvoll? Zu der Zeit, als die Geschichte entstand, las ich oft Hohlbein und der macht das gern und viel. Muss ich wohl automatisch übernommen haben. Aber übertreibt man damit nicht? Sollte der Text nicht besser ohne Kursiv wirken? (Das ist zumindest gerade mein Eindruck beim Lesen. Und ich frage mich, ob ich alle rauswerfen sollte oder einige wenige drinlassen kann.)
Wird bei den Normseiten zufällig auch verlangt, dass der Text nicht weiter formatiert ist, flieg so ein Kursivzeug damit nicht automatisch raus?

Feuertraum

Ich kann jetzt nur aus meiner Sicht sprechen: Als ich meinen Schreibkursus bei der AAA absolviert hatte, war mein Korrektor schier entsetzt über jedes kursiv gesetzte Wort. "Das kann man auch anders/besser umsetzen."
Allerdings muss ich sagen, dass ganze ist gut und gerne 20 Jahre her.

Beim Lesen spielt beim Leser ohnehin eine Erinnerung mit (darauf zielt die Schreiberei: Erfahrungen/Wissen wieder "aktivieren", so auch Betonungen), so dass man bei einem Wort bestimmte Effekte erzielt.

Bei dem von Ihnen gewählten Beispiel kann man das "damit" ruhig im nichtkursiven Zustand lassen, da es - egal wie der Leser es umsetzt - verstanden wird.
Noch deutlicher wird das ganze, wenn man noch einen Satz dranhängt (respektive voranstellt): Sie deutete auf das Kartoffelschälmesser in seiner Hand und grinste ihn provozierend an: "Und damit willst du mir drohen?"

Der Leser wird die Betonung so oder so verstehen, egal, welche Erinnerung sich beim Lesen in seinen Kopf setzt.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Coppelia

Angeblich soll man kursiv nur benutzen, wenn es überhaupt nicht anders geht, also wenn einem ansonsten beim Lesen nicht auffallen würde, dass dieses Wort betont ist, das aber sehr wichtig ist. Ich sehe auch zu, dass ich es s gut wie nie mache.
Außerdem werden häufig Gedanken kursiv gesetzt, was ich persönlich total sinnfrei finde - trotzdem wurde das in den Lottiromanen noch nachträglich gemacht. ::) Weil auch die telepatische Rede kursiv gesetzt wurde, kann man das nur noch schwer unterscheiden, das finde ich richtig doof.

Churke

Zitat von: Coppelia am 16. November 2008, 09:39:22
Außerdem werden häufig Gedanken kursiv gesetzt, was ich persönlich total sinnfrei finde - trotzdem wurde das in den Lottiromanen noch nachträglich gemacht. ::)

Lois McMaster Bujold macht das gerne - ich persönnlich finde, es trägt wesentlich zur Leichtigkeit ihrer Romane bei.


Melian

Ich habe auch mal das ein oder andere Wort kursiv gesetzt. Auch die Variante mit den Gedanken in Kursiv habe ich gemacht. Dann fiel mir auf, dass ich es aber nicht durchgehend machte. Mal nutze ich diese Möglichkeit und in anderen Szenen nicht. Ich habe mich dann dazu entschieden alle Kursivstellen zu entkursivieren.
Nicht so viel Schnikschnak! Kursiv, Hochgestellt, Tiefgestellt, in Klammern, Fußnoten...  Es kann das Salz in der literarischen Suppe sein, aber auch diese kann versalzen sein.*


* Bei Tolkin liebe ich die Klammern im ersten Kapitel! Ohrenbetäubender Beifall. Ja- (und Nein-)Rufe.  :jau:

Cailin

Weniger ist in der Regel tatsächlich mehr.

Was mir beim Kursivstellen einzelner Worte auch schon aufgefallen ist: Im eigenen Ausdruck sieht man einzelne kurze Worte (z.B. es, so, der etc.) noch rel.gut. In einem Buch gedruckt, fällt es kaum noch auf. Da muss es dann schon ein längeres Wort sein, damit man das entsprechend sieht.

Sooky

Generell finde ich kursive Textstellen nicht schlimm. Wenn sie zum Kunstwerk beitragen und sinnvoll sind, dann nur her damit.
Was ich aber nicht so toll finde, ist, wenn etwas nicht konsequent durchgehalten wird, z.B. nicht alle Gedanken kursiv gesetzt sind, oder, ich weiss nicht, ob es an der Übersetzung liegt, aber bei Trudi Canavans "Götter" ist mir aufgefallen, dass plötzlich bei Traumvernetzungen und Gedankenrede Leute unkursiv gesprochen haben, aber es war ganz deutlich geredet. Das kann mitunter sehr verwirren.
Also: Es sollte verständlich sein, möglichst wenig verwirren (Bei kursiv alleine ist es ja noch schön und gut, aber bei wenn dann (wie bei gewissen Fanfics...) Sachen in Sternchen, Schrägstriche oder anderen mathematischen Zeichen gesetzt werden...  :wums: ), konsequent und sinnvoll sein. Und natürlich zum Gesamtwerk passen, aber das ist weniger das Problem, denke ich.

Ich bevorzuge es, bei meinem eigenen Schreiben, simpel, und daher ohne Formatierung. Vielleicht bin ich auch nur zu faul dafür, wer weiss.

Silvia

Momentan überlege ich, meine Zaubersprüche und ein paar fremdländische Sprachbröckchen, die vorkommen, kursiv zu setzen und den Rest normal zu formatieren. Wenn selbst mir das im Gesamtlesen als "zu viel" auffällt, dann geht das dem Leser oder dem Lektor sicher ebenso. Unsicher bin ich noch bei der Gedankenrede, in der sich meine Magier unterhalten, wenn sie gerade Tiergestalt angenommen haben. Das kursiv zu setzen, weil es ja nicht "normales Sprechen" ist, wäre auch noch ne Idee.
Aber ansonsten werde ich wohl eine Radikalkur machen. Was gestrichen ist, kann ja bekanntlich nicht durchfallen.  ;)

Melchior

Wenn man es für bestimmte Wörter/Sätze wie Gedanken, fremdsprachliche Ausdrücke oder Ähnliches konsequent verwendet, stört kursive Formatierung meines Erachtens nach nicht und erleichtert auch die Lektüre. Bei Hervorhebung von Betonungen würde ich es dagegen auch nur sehr selten einsetzen, wo es, wie schon erwähnt, sonst nicht aus dem Zusammenhang hervorgeht und von besonderer Wichtigkeit ist - anderenfalls verliert diese Formatierung ja auch schnell ihre Wirkung. Soweit ich weiß, sollte man bei einem eingesendeten Manuskript nur fett und kursiv als Formatierungen benutzen.
Auffälligerweise wird ja in Bereichen, die sich selbst als »höhere Literatur« titulieren, öfter mit solchen Normen gebrochen und die Form bewusst eingesetzt, auch wenn es das Buch nicht unbedingt leserfreundlich macht. Aber in diesen Bereichen dürfte Fantasy nicht unbedingt anerkannt sein ...

Romy

Hallo!

Ich mache das eigentlich sehr gerne, dass ich besonders betonte Wörter oder auch Gedanken und Gedankensprache (also Telepathie u.ä.) kursiv schreibe. Allerdings will ich mir das mal abgewöhnen. Es gibt Wettbewerbe und Verlage, die die Manuskripte vollkommen unformatiert wollen, da ist der Blocksatz schon zu viel, von Kursiv u.ä. mal ganz abgesehen ...
In letzter Zeit schreibe ich Wörter, die ich besonders betonen möchte, manchmal in Großbuchstaben. Aber ich habe mich noch nicht entschieden, ob mir das wirklich gefällt und ob ich das beibehalten will ... :hmmm:
Aber egal, ob man es nun tut oder nicht, man sollte konsequent sein. Mal die Gedanken kursiv zu schreiben und mal nicht, sähe nun wirklich UNprofessionell aus  :hmhm?:

Aus Lesersicht, wenn ich selbst Leserin eines fertigen Buches bin, stören mich kursive Textstellen gar nicht. Ganz im Gegenteil, meist gefallen sie mir sehr gut und wie Melchior schon sagt, kann sowas das Lesen erleichtern ...


Lomax

Zitat von: Romilly am 17. November 2008, 17:25:50Es gibt Wettbewerbe und Verlage, die die Manuskripte vollkommen unformatiert wollen, da ist der Blocksatz schon zu viel, von Kursiv u.ä. mal ganz abgesehen ...
Ähm, nein - das ist eigentlich ganz normal. Kursiv bzw. unterstrichen* ist die einzige Formatierung, die in Normseiten erlaubt ist. Blocksatz ist tatsächlich verpönt, aber daraus lässt sich nicht schließen, dass kursiv ebenfalls Probleme machte. Das wäre ungefähr genauso, als würde man im Straßenverkehr die Schlussfolgerung ziehen: "Ich muss die Scheinwerfer aus meinem Auto ausbauen. Der TÜV will ja nicht mal, dass ich geschlossene Vorhänge an die Windschutzscheibe hänge" ;D

*kursiv und unterstrichen deshalb, weil zu den Zeiten, als die Manuskriptseite entstand, es in aller Regel gar nicht möglich war, in Manuskripten kursiv zu formatieren - und wenn doch, wurde es bei der Übernahme im Satz leicht übersehen. Darum galt die Norm, dass alles, was später im Buch kursiv gesetzt werden sollte, im Manuskript zu unterstreichen war.
  Heute, da ohnehin alles automatisch übernommen wird, spielt das keine so große Rolle mehr. Da kann man auch im Manuskript gleich kursiv formatieren. Man sollte nur daran denken, dass kursiv und unterstrichen im Manuskript dasselbe bedeutet und es allgemein nicht üblich ist, Dinge im Manuskript zu unterstreichen, die später auch unterstrichen werden sollen. Unterstrichen im Manuskript bedeutet kursiv im Buch.

Romy

Zitat von: Lomax am 17. November 2008, 18:01:58
Ähm, nein - das ist eigentlich ganz normal. Kursiv bzw. unterstrichen* ist die einzige Formatierung, die in Normseiten erlaubt ist. Blocksatz ist tatsächlich verpönt, aber daraus lässt sich nicht schließen, dass kursiv ebenfalls Probleme machte. Das wäre ungefähr genauso, als würde man im Straßenverkehr die Schlussfolgerung ziehen: "Ich muss die Scheinwerfer aus meinem Auto ausbauen. Der TÜV will ja nicht mal, dass ich geschlossene Vorhänge an die Windschutzscheibe hänge" ;D

Ähm, den Vergleich mit dem Auto kapiere ich jetzt nicht wirklich (was haben Scheinwerfer mit Vorhängen zu tun?  ::) Bei Blocksatz und kursiv handelt es sich jeweils um Formatierungsarten, von daher ist das durchaus eher vergleichbar, finde ich, aber das nur nebenbei  ;D), aber beim Rest kann ich sagen: Gut zu wissen  ;D Das war mir wirklich neu, wobei ich mich schon länger gefragt habe, wie denn das Kursive letztlich in viele Bücher rein kommt, wenn man es nicht ins Manuskript machen darf ...  :D
Aber was ist, wenn z.B. in einer Ausschreibung explizit steht, dass die das Manuskript "unformatiert" wollen? Meinst Du, auch in einem solchen Fall wäre kursiv wirklich okay?

Lomax

Zitat von: Romilly am 17. November 2008, 18:18:42Ähm, den Vergleich mit dem Auto kapiere ich jetzt nicht wirklich (was haben Scheinwerfer mit Vorhängen zu tun?  ::) Bei Blocksatz und kursiv handelt es sich jeweils um Formatierungsarten, von daher ist das durchaus eher vergleichbar
Eigentlich ist die Analogie sogar sehr groß - Scheinwerfer und Vorhänge an den Windschutzscheiben kann man beides als Fahrzeugausstattung bezeichnen, nur dass die Scheinwerfer dazugehören und einen Sinn haben, während die Vorhänge bestenfalls der Verzierung dienen und schlimmstenfalls ein Sichthindernis darstellen.
  Bei kursiv und Blocksatz ist es dasselbe, denn nur auf den ersten Blick scheinen beide gleichwertige Formatierungsarten zu sein. Der Unterschied ist allerdings, dass die Kursivsetzung tatsächlich einen Sinn hat: Sie ist nicht nur eine Verzierung des Manuskripts, sondern auch eine Satzanweisung, die festlegt, wie eine Textstelle im späteren Buch aussehen soll. Das ist bei Blocksatz und manch anderer Formatierung eines Manuskripts nicht der Fall: Egal wie man diese Formatierung setzt, am Aussehen des fertigen Buches ändert sich nichts. Also dient der Blocksatz tatsächlich nur der Verschönerung des Ausdrucks - und verstellt schlimmstenfalls den Blick auf Fehler, stünde dann also dem Sinn und Zweck eines Manuskriptausdrucks sogar entgegen.
Zitat von: Romilly am 17. November 2008, 18:18:42Aber was ist, wenn z.B. in einer Ausschreibung explizit steht, dass die das Manuskript "unformatiert" wollen? Meinst Du, auch in einem solchen Fall wäre kursiv wirklich okay?
Wenn es eine professionelle Ausschreibung ist, kann man davon ausgehen, dass die branchenüblichen Standards bekannt sind und akzeptiert werden. Wenn irgendwelche Laien Wettbewerbe ausschreiben, kann man natürlich gar nichts voraussetzen und muss sich selbst überlegen, wie weit man sich über alles den Kopf zerbrechen möchte, was irgendwer möglicherweise irgendwie verquer verstanden haben könnte ;D

Romy

Zitat von: Lomax am 17. November 2008, 19:50:56
Eigentlich ist die Analogie sogar sehr groß - Scheinwerfer und Vorhänge an den Windschutzscheiben kann man beides als Fahrzeugausstattung bezeichnen, nur dass die Scheinwerfer dazugehören und einen Sinn haben, während die Vorhänge bestenfalls der Verzierung dienen und schlimmstenfalls ein Sichthindernis darstellen.
Achso. Ja, wenn man die Vorhänge an der Frontscheibe anbringt, wär das wohl nicht so sinnig. Ich dachte eher an hinten, wo man sie dann ähnlich gebrauchen könnte, wie getönte Scheiben, die ja auch nicht verboten sind und für einen viel gefragten Promi sicherlich auch Sinn machen ...  ;D

Zitat von: LomaxBei kursiv und Blocksatz ist es dasselbe, denn nur auf den ersten Blick scheinen beide gleichwertige Formatierungsarten zu sein. Der Unterschied ist allerdings, dass die Kursivsetzung tatsächlich einen Sinn hat: Sie ist nicht nur eine Verzierung des Manuskripts, sondern auch eine Satzanweisung, die festlegt, wie eine Textstelle im späteren Buch aussehen soll. Das ist bei Blocksatz und manch anderer Formatierung eines Manuskripts nicht der Fall: Egal wie man diese Formatierung setzt, am Aussehen des fertigen Buches ändert sich nichts. Also dient der Blocksatz tatsächlich nur der Verschönerung des Ausdrucks - und verstellt schlimmstenfalls den Blick auf Fehler, stünde dann also dem Sinn und Zweck eines Manuskriptausdrucks sogar entgegen.

So habe ich das noch nicht gesehen, aber bei genauerer Betrachtung stimmt das natürlich völlig  :D
Na dann kann ich ja meine zukünftige Kursiv-Politik ruhigen Gewissens noch mal überdenken und lockern. Juhu!  :D

Zitat von: LomaxWenn es eine professionelle Ausschreibung ist, kann man davon ausgehen, dass die branchenüblichen Standards bekannt sind und akzeptiert werden. Wenn irgendwelche Laien Wettbewerbe ausschreiben, kann man natürlich gar nichts voraussetzen und muss sich selbst überlegen, wie weit man sich über alles den Kopf zerbrechen möchte, was irgendwer möglicherweise irgendwie verquer verstanden haben könnte ;D
Hm, wenn mir sowas noch mal unterkommt, werde ich im allergrößten Notfall nachfragen ... obwohl man sich bei solchen Laien vermutlich nicht sonderlich beliebt macht, wenn man den Vollprofi raushängen lässt ... aber darüber werde ich mir Gedanken machen, wenn/falls es wieder mal soweit ist  ;)

caity

Hallo,

ich kann die Frage nur ganz persönlich beantworten:
Wenn der Autor zu viele Wörter kursiv druckt, frage ich mich schnell, ob der mir das nicht zutraut, dass ich es auch ohne diese Betonung verstehen kann. Ich fühle mich da schnell als dumm verkauft und vermeide deshalb allgemein Kursivsetzungen zur Betonung eher. Wenn ich sie in der Rohfassung benutze, fliegen sie in der Überarbeitung in der Regel raus. Meiner Meinung nach sind sie unnötig. Kursivsetzung benutze ich nur, um Gedanken hervorzuheben, nicht, um Betonungen zu setzen.

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)