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Literaturpreise

Begonnen von Tenryu, 11. August 2008, 03:23:52

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Hr. Kürbis

Ich finde es auch sehr anstrengend, neben der Arbeit, die mir nur meinen Lebensunterhalt sichert und KEINEN Spaß macht, noch zu schreiben. Deswegen mache ich es morgens, weil ich am Abend durch den täglichen Stumpfsinn keine Hirnzellen mehr übrig habe.
Trotzdem tue ich es, mit der Hoffnung, einmal etwas zu schreiben, das sich verkaufen lässt, mit dem Geld dann beruflich kürzer treten zu können, um wieder etwas zu schreiben, das sich verkaufen lässt, mit dem Geld dann beruflich noch kürzer treten zu können, um wieder etwas zu schreiben, etc.
Ganz auf den Beruf verzichten möchte ich allerdings nicht, allein schon wegen der finanziellen Sicherheit. Ein Traum wäre ein Stipendium, in dem ich vielleicht vier Monate mal Zeit hätte, intensiv an einem Projekt zu arbeiten und es zu vollenden. Mein Arbeitgeber würde da sicher mitspielen, aber wer bekommt schon ein Stipendium als Fantasy-Autor? *hust*

Für mich wäre damit jede finanzielle Unterstützung, jeder noch so kleine Preis eine Erleichterung, und wäre es nur aus dem Grund, sich damit Freizeit vom Brotjob zu erkaufen!

Ary

Dem kann ich mich nur anschließen. Ich arbeite zwar im Moment noch nicht Vollzeit und ab September "nur" auf einer Dreiviertelstelle an einer Fachhochschule, ich arbeite an Forschungsprojekten und betreue Studenten. Netter Job ich mag ihn, aber viel Hirnzellen lässt er auch nicht übrig. Dazu spiele ich an zwei Wochenenden im Monat Orgel in einer Kirche, damit wir geldmäßig wenigstens halbwegs vernünftig über die Runden kommen.
Mir geht es wie Stefan - ein Stipendium, ein Preis in Form einer Finanzspritze, und ich würde Lusftsprünge machen. Im Moment schreibe ich gar nicht, weil mich mein Job einfach zu platt macht, um mich danach noch aufraffen zu können.

Es ist nicht so, dass man alles über einen Kamm scheren kann. Berufsschriftsteller haben auch ihren Druck - Abgabetermine einhalten, Auftragsarbeiten schreiben, Projekte bearbeiten, zu denen sie eigentlich grade gar keinen Nerv haben - ja, Berufsschreiben IST Arbeit, mit all ihren auch negativen Facetten. Und ich kenne zumindest eine Berufsschrufsschriftstellerin, die zum geldverdienen NICHT ihr Herzblutperojekt bearbeitet, sondern Auftragsarbeiten, für die sie Geld bekommt. Ich frage mich, was die wohl für Luftsprünge machen würde, bekäme sie einen Preis oder die Möglichkeit, IHR Projekt zu vollenden und zu veröffentlichen.
Schreiben neben dem eigentlichen Brotberuf ist aber eben auch schwierig, wenn man versucht, das Alltagsleben mit dem zeitaufwändigen Hobby Schreiben zu verbinden. Nicht alle sind Singels und haben neben ihrem Beruf Unmengen an Freizeit. Da gibt es schließlich auch noch Familie, ganz gleich, ob die nun nur aus dem Partner oder aus Partner und Kindern besteht. Wieder ein beispiel aus eminem Freundeskreis - meine beste Freundin schreibt wirklich gut, und ich denke, was sie schreibt hätte auch Chancen auf dem fantasymarkt. Aber sie tut es nicht. Drei Kinder, Vollzeitjob und Ehemann fressen ihre Freizeit udn vor allem ihre Kraft, in der Freizeit noch so etwas anstrengendes zu tun wie schreiben (ja, ich finde intensives Schreiben durchaus anstrengend). So viel zum Thema "Schreiben als Hobby neben dem Brotjob und dem Alltagsleben ist ja so viel einfacher als die Berufsschriftstellerei".

@Tenryu: wir sprchen uns noch mal, wenn Du Dein Studium durch hast und einen Job gefunden hast und arbeitest - ich denk, dann wird sich deine Meinung zu Hobby und Beruf ist vollkommen leicht unter einen Hut zu bringen (und so klnigt, was Du schreibst) sicherlich auch ändern.

Aber ich glaube, wir schweifen ab. Sorry für's teilweise OT, aber das musste jetzt einfach mal raus.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Dorte

Nachdem ich mich gerade durch den Thread gewuselt habe, fiel mir nur eins auf:
Das muntere Nebeneinanderstellen und Durcheinanderbringen von Preisen (Auszeichnungen) und Förderung.
Das sind doch zwei völlig unterschiedliche Dinge! Die haben doch nix miteinander zu tun! Einen Preis erhält man, weil man jemanden beeindruckt hat, und wenn diese Person oder Gruppe einem dafür Geld geben will, dann hat sie das Recht dazu und man darf sich freuen, auf diese Art anerkannt zu werden. Basta. Ob man nun den Literaturnobelpreis bekommt oder einen Gutschein der örtlichen Eisdiele, ist dabei völlig egal, es ist Anerkennung, ein Lob, Wertschätzung und ein Zeichen, dass man mit seinem Schreiben jemandem etwas bedeutet.
Finanzielle Förderung von Autoren ist es nicht. Dann müsste man bei Preisen nämlich wirklich gucken, ob die Person überhaupt bedürftig ist, und dann wäre es kein Preis mehr. Der Witz bei einem Preis ist doch eben, dass außer der Leistung keine anderen Kriterien herangezogen werden.

Lynn

Zitat von: Aryana am 13. August 2008, 08:26:43
Berufsschriftsteller haben auch ihren Druck - Abgabetermine einhalten, Auftragsarbeiten schreiben, Projekte bearbeiten, zu denen sie eigentlich grade gar keinen Nerv haben - ja, Berufsschreiben IST Arbeit, mit all ihren auch negativen Facetten. Und ich kenne zumindest eine Berufsschrufsschriftstellerin, die zum geldverdienen NICHT ihr Herzblutperojekt bearbeitet, sondern Auftragsarbeiten, für die sie Geld bekommt.

@ Aryana: Amen!

Melchior

@Dorte: Das sollten durchaus die Kriterien für Preise sein, ob sie das immer sind, ist teilweise zweifelhaft.

Man mag die Förderung durch Preise ja für nutzlos halten, dadurch sehe ich aber noch keinen Schaden, den diese anrichten. In der Regel sind die Preisgelder eher von symbolischem Wert, von einigen größeren Preisen einmal abgesehen. Jedenfalls sind sie für die Kasse der Schriftsteller eine weitaus willkommenere Bereicherung als sie für die staatlichen Kassen ein Verlust sind. Im Vergleich zu anderen Förderungen öffentlicher Kassen erscheinen mir Literaturpreise ausgesprochen, obwohl das natürlich auch nur ein denkbar schlechtes Argument ist.
Da du, Tenryu, dich offenbar (z.B. als Mitglied des Tintenzirkels) in gewissem Sinne als Schriftsteller begreifst, verstehe ich nicht, weshalb du gegen Literaturpreise bist. Du hast bisher zwar Argumente gegeben, die nicht für solche sprechen, aber keine, die dagegen sprechen - abgesehen vom finanziellen Aspekt für die Stifter. In diesem Zusammenhang stellt sich für mich die Frage, ob Stiftungen durch Preise und damit in Verbindung stehende Werbung für sich nicht sogar Gewinn machen (ich habe keine allzu genauen Vorstellungen von den finanziellen Dimensionen, die Fragen ist daher von mir aus offen in beide Richtungen).

Jara

Ich verstehe nicht, wie man als Autor NICHT davon träumen kann einen Preis zu bekommen. Ich rede ja nicht von dem Ruhm, der alle Zeiten überdauert, aber so ein Nobelpreis würde mir auch wenn ich echt alt wäre, noch den Himmel auf Erden bedeuten und mich selig machen :omn:
Außerdem ist Preis ja nicht gleich Preis. Solche, die junge bzw unbekannte Autoren fördern und in der Szene bekannt machen finde ich gut. Ich glaube jedes gute Buch hat das Recht auf Anerkennung.
Wenn einige dieser Preise dazu beitragen können, dann brauchen wir definitiv mehr davon!

Abakus

Zum dpp (Deutscher Phantastik Preis) würde ich nicht "NEIN" sagen. Ganz im Gegenteil...  8)

Jara

Wahrscheinlich bin ich ein bisschen träumerisch veranlagt.Ich würde mich über Anerkennung dessen, was ich schreibe, wohl so freuen, dass ich kaum einen Preis ablehnen würde. Ich glaube die wenigsten würden das, vor allem wenn es mit ihrer Bekanntheit vorher nicht all zu weit her ist.
Respekt an die, die es wirklich könnten.
Aber es gibt ja auch echt begehrenswerte Preise, oder?!

Kalderon

Hi,

ehrlich gesagt ist mir das alles zu hoch. Die einzig brauchbare Antwort auf Tenryus Meinung war die von Lomax.
Überhaupt: Die Einteilung in Kategorien und die Anwendung von Vereinfachungen hat nichts damit zu tun, jemanden als dumm darzustellen. Dann gäbe es ja nur noch Menschen, die andere als dumm darstellen. Es ist fakt, dass der Mensch Vereinfachungen benötigt, um komplexe Zusammenhänge zu verstehen (das macht der Mensch jeden Tag). Ob das hier der Fall ist, sei mal dahingestellt. Aber anstatt darüber aufzuklären, dass Autoren eben NICHT viel verdienen (und das wissen hier ja doch sicher genug Leute - wir befinden uns immerhin in einem aufgeklärten Forum), wird um den heißen Brei herumgeredet und Vereinfachungen und Einteilungen in Kategorien im Allgemeinen verteufelt und als dumm hingestellt, was meiner Meinung nach völliger Blödsinn ist.

Es scheinen sich einige bei diesem Thema arg auf den Schlips getreten zu fühlen. Die Frage ist nur, wieso das so ist.
Warum platzt einem der Kragen, wenn man jemand ist, der den Ergeiz hat, einen Preis zu bekommen, jemand anderes jedoch der Meinung ist, Preise seien unnötig? Fühlt derjenige sich in seiner Ansicht betrogen? Oder ist es die unerträgliche Bestätigung (weil zu offen ausgesprochen), dass Preise nicht zur Glückseeligkeit führen? Dass der Endzweck, einen Preis zu bekommen, der Endzweck geehrt zu werten, der Endzweck, dass Mühe und Arbeit belohnt werden, dass dieser Endzweck in Zweifel gezogen wird? Ist es das, was so unerträglich daran ist?

Viele arbeiten unermüdlich und fleißig (naja... einige nicht, aber das ist ne andere Sache), um die Anerkennung zu bekommen, die sie schon lange suchen. Eine Anerkennung, die (so glauben sie) nur durch harte Arbeit erreicht werden kann. Durch etwas das man geschaffen hat. Durch ein Werk. Ein Werk, das überdauert.
Es ist das Streben nach Anerkennung und die Sehnsucht nach Erfolg. Nicht des Erfolges wegen, sondern dessen, was wir mit dem Erfolg verbinden: Wir fühlen uns gemocht, bestätigt, akzeptiert, geliebt.
Das ist doch der Grund, warum so harsch darauf reagiert wird. Weil ein anderer es nicht so sieht! Weil jemand sagt, dass er Preise nicht "nötig" hat. Da fühlt man sich betrogen. Betrogen um das Große, das Wahre - das, wonach man strebt, das, wofür man lebt. Seinen Lebenssinn. Seinen Daseinszweck.
Und unterschwellig möchte man annehmen, dass der andere lügt. Dass er in Wahrheit auch nach Anerkennung sucht - denn wie sonst könnte man seine Meinung ertragen. Wie sonst könnte man ertragen, dass es Menschen gibt, die sich bereits gemocht, bestätigt, akzeptiert und geliebt fühlen? Die keine Anerkennung oder Preise brauchen, um sich glücklich zu fühlen.

Möglicherweise liege ich damit hier völlig falsch. Menschen haben unterschiedliche Motive. Aber das musste ich einfach loswerden.


Liebe Grüße: Kalderon

Lomax

Zitat von: Kalderon am 13. August 2008, 17:29:00Es scheinen sich einige bei diesem Thema arg auf den Schlips getreten zu fühlen. Die Frage ist nur, wieso das so ist.
Warum platzt einem der Kragen, wenn man jemand ist, der den Ergeiz hat, einen Preis zu bekommen, jemand anderes jedoch der Meinung ist, Preise seien unnötig?
Oh weh, damit stellst du hier ja einen Zusammenhang her, der hoffentlich nicht besteht - dass nämlich diejenigen, die sich von Tenryus Meinung auf den Schlips getreten fühlen, dies deshalb tun, weil sie gerne Preise bekommen möchten. Denn mit Fantasy hat man nicht gerade das beste Genre gewählt, wenn man auf Preise aus ist. Und die wenigen Preise, die man ohne Verrenkungen mit dieser Genreliteratur bekommen kann, sind dann auch noch undotiert :'( Zumindest hier in Deutschland.
  Ich gehe also mal davon aus, dass die hier auf dem Board Anwesenden den Ehrgeiz auf Preise nicht gerade in den Mittelpunkt ihres Schaffens gestellt haben. Andere Bereiche der Literatur sind da sehr viel "preisabhängiger" - und alles in allem denke ich, ist diese Diskussion hier doch eine sehr theoretische, die man ohne persönliche Betroffenheit führen kann ... Obwohl ich natürlich Preise auch nicht prinzipiell (oder prinzipiell nicht?) ablehnen würde ;D

Kalderon

Hi Lomax,

Zitat von: Lomax am 13. August 2008, 17:57:36
Oh weh, damit stellst du hier ja einen Zusammenhang her, der hoffentlich nicht besteht - dass nämlich diejenigen, die sich von Tenryus Meinung auf den Schlips getreten fühlen, dies deshalb tun, weil sie gerne Preise bekommen möchten.

du hast Recht. Ein Zusammenhang muss nicht bestehen. Wie schon gesagt, sind die Motive der Menschen ja unterschiedlich. Ich streife nur sehr viel durch die Psychologie, und da drängt sich einem soetwas schon auf. Das ist mein Fokus.

Zitat
Denn mit Fantasy hat man nicht gerade das beste Genre gewählt, wenn man auf Preise aus ist.

Das würde ich nicht unbedingt sagen. Der Wolfgang Hohlbein-Preis strahlt doch schon Prestige aus, oder? Zumal man ja da auch etwas ganz anderes bedenken muss: Man möchte ja Anerkennung für das bekommen, was man selbst mag und macht. Wenn also jemand Fantasy schreibt, möchte derjenige ja sicherlich auch gerne einen Preis für seinen Fantasyroman bekommen. Ich denke nicht, dass derjenige das Genre wechselt... obwohl auch das getan wird, um zum "Erfolg" zu gelangen.

Zitat
Und die wenigen Preise, die man ohne Verrenkungen mit dieser Genreliteratur bekommen kann, sind dann auch noch undotiert :'( Zumindest hier in Deutschland.

Der Wolfgang-Hohlbein-Preis nicht, oder? 10.000 €! Mein lieber Mann! Natürlich ist das schon die Königsdisziplin.

Im Grunde dient das sogar wiederum dem Lebenssinn, da es schwerer wird, den Endzweck zu erreichen. ;)

Zitat
Ich gehe also mal davon aus, dass die hier auf dem Board Anwesenden den Ehrgeiz auf Preise nicht gerade in den Mittelpunkt ihres Schaffens gestellt haben.

Nein. Vielleicht nicht Preise. Das ist übertrieben. Aber eine Veröffentlichung... ist das nicht ein großer Preis? Ein großer Sieg? Eine große Anerkennung? ;)

Zitat
Andere Bereiche der Literatur sind da sehr viel "preisabhängiger" - und alles in allem denke ich, ist diese Diskussion hier doch eine sehr theoretische, die man ohne persönliche Betroffenheit führen kann ... Obwohl ich natürlich Preise auch nicht prinzipiell (oder prinzipiell nicht?) ablehnen würde ;D

Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Diskussion wirklich sachlich geführt wurde. Und wenn die Sachlichkeit fehlt, liegt es Nahe, dass persönliche Betroffenheit im Spiel ist. Was ja auch okay ist, solange man das selbst erkennt und sich zugesteht. Ich wollte damals auch unbegingt veröffentlicht und mit Preisen überschüttet werden, weil ich dem Streben nach Anerkennung folgte. Immerhin gibt es hier einen großen Unterschied zu vielen anderen Künsten, wie z.B. dem Singen. Viele Leute wollen einfach nur berühmt sein, Stars sein, von Menschen bejubelt werden. Die Schreibzunft hingegen mag auch so, was sie tut, und beschäftigt sich nicht nur damit, es zu tun, weil es nötig ist, um das Ziel zu erreichen. Aber vielleicht verallgemeinere ich jetzt zu viel.
Es gibt sicherlich sehr viele Sänger, die leidenschaftlich gerne singen und nicht unbedingt (nur) Stars sein wollen.


Liebe Grüße: Kalderon

Lomax

Zitat von: Kalderon am 13. August 2008, 18:39:12Der Wolfgang Hohlbein-Preis strahlt doch schon Prestige aus, oder?
Upps, wie peinlich. Den habe ich tatsächlich vollkommen übersehen, dabei ist es nicht nur so ziemlich der einzig dotierte Fantasypreis, sondern noch ein ziemlich fett dotierter dazu ... Muss wohl daran liegen, dass man ihn nicht für ein schon erschienenes Buch bekommt; und dass er in der Regel auch eine Ausnahme darstellt im Rahmen der hier diskutierten Preise - nämlich ein Preis ist, der genau nicht in das von Tenryu kritisierte Schema passt und eher Nachwuchsförderung am Anfang der "Karriere" darstellt als der "Lohn" für bereits gezeigte Leistung.
  Jedenfalls, verglichen mit anderen Bereichen ist die Fantasy eher kein Genre, wo man sich sozusagen geschäftsmäßig von einem Preis oder Stipendium zum nächsten hangeln kann, wo es auf jeden Fall unterdurchschnittlich wenig Preise gibt und die dann auch noch unterdurchschnittlich dotiert sind.

Hr. Kürbis

Ich würde auch sagen, wer viel Wert auf Anerkennung im Massenmarkt legt, der schreibt (aus rein finanziellen Gründen) wohl eher nicht Fantasy. ;D
Ich könnte sicherlich auch viel einfacher Gegenwartsliteratur schreiben, was mir rein vom Gefühl her auch besser gelingt, aber Fantasy ist eben meine Leidenschaft. Scheiß auf das Geld (ich verdiene genug), Scheiß auf den Ruhm (gibt es den in diesem Genre?), ich will sicher kein Star oder Großverdiener werden mit meinen Geschichten. Um im Rampenlicht zu stehen, ist die Schriftstellerei eh nicht das richtige Betätigungsfeld, findet doch ein Großteil der Arbeit im stillen Kämmerlein statt. Für so etwas wird man doch nicht Autor, oder?
Aber gerade deswegen finde ich Preise wichtig, wann sonst kann man so ein Feedback für seine Werke bekommen, Anerkennung ernten? Wem würde das nicht schmeicheln?
Mir schon, aber deswegen schreibe ich nicht, wenn ein Leser einmal ein gedrucktes Werk von mir in den Händen hält, dann bin ich schon zufrieden. Hört sich bescheuert an, aber mir ist es selbst Beweis genug, dass ich es kann, sollte je ein Buch von mir erscheinen. Die Chancen dafür sind gering und haben auch nicht unbedingt etwas mit "Können" zu tun, trotzdem ist jede Veröffentlichung schon Auszeichnung genug.
Aber auch mich reizen solche plumpen Aussagen, dass Autoren keine Preise bräuchten (denn sie haben es ja so dicke) oder schlicht und einfach nicht verdienen, weil sie nicht die dafür notwendige Leistung bringen. Mich selbst betrifft es aber nicht, also fühle ich mich nicht persönlich angegriffen. Ich bin (noch) kein Autor, mache meine bisherige Arbeit "gratis" und verdiene damit nichts.
Trotzdem treffen solche Aussagen für mich den selben Kern als würde man sagen, Arbeitslose bräuchten keine Arbeit, sie bekommen ja auch so ihr Geld. Gut, das mögen viele Arbeitslose aus meiner Nachbarschaft auch so sehen, trotzdem halte ich diese Meinung für äußerst populistisch. ;)

Melchior

Der hier angeführte ideelle Wert von Preisen spielt auch für mich die wichtigere Rolle, allein schon, weil man den finanziellen oft genug vernachlässigen kann. In dieser Form bekommen Schriftsteller zum einen Anerkennung für ihre Leistungen, die gerechtfertigt sein mag oder nicht, und zum anderen angehende Schriftsteller den Anreiz, sich mit Ausdauer dem Schreiben zu widmen (sollte die unwahrscheinliche Aussicht der Veröffentlichung nicht ausreichen). Dadurch sehe ich eine Förderung der Literatur schon als gegeben.
Freilich stellt sich bei Literaturpreisen ganz stark die Frage nach der Gegenleistung, die der Preisträger dem Preisstifter erbringt. In diesem Punkt verstehe ich Tenryu sehr gut, nicht zum Werkzeug gemacht werden zu wollen. Einen undotierten Preis zu bekommen und damit noch Werbung für eine Stiftung zu machen kommt für manche sicherlich blankem Hohn gleich. Dabei hängt diese Instrumentalisierung ja nicht von der Werbewirkung ab, das Prinzip ist das gleiche, und man kann sich ihm nach Annahme des Preises auch quasi nicht entziehen. Wissenschaftler, Literaten und Friedensaktivisten speisen ihre Popularität durch einen Nobelpreis, dieser und sein Komitee die ihre im Gegenzug jedoch auch durch die Namen der Preisträger. Wenn man dies als Instrumentalisierung empfindet, wiegt ein gering oder undotierter Preis natürlich umso schwerer. »Man erbringt eine Leistung, ohne eine angemessene Gegenleistung zu erhalten.« Allerdings stellt dieses Argument meines Erachtens nach noch nicht die Preisvergabe an sich in Frage, sondern nur die Annahme eines solchen.
Ich würde einen angemessenen Preis dennoch annehmen. Ich habe schon Preise gewonnen (keine literarischen, nur ein paar in Mathematik und Physik *angeb* ;)) und bin reichlich für die Schule in der Zeitung instrumentalisiert worden, aber das konnte ich verkraften. Da sollte man auch Kompromisse eingehen können, sonst wird jeder Idealismus irgendwo weltfremd.

Tenryu

#44
Kalderon ist der einzige, der mich hier richtig versteht. :seufz:  *seufz*

Der Hohlbein-Preis ist eigentlich kein Preis, sondern ein Wettbewerb. Ich habe nichts gegen Wettbewerbe. Das hat für mich eine sportliche Komponente.

Ich habe übrigens nie behauptet, daß Schriftsteller so viel Geld hätten, daß sie Preise nicht nötig hätten. Ich sage nur, daß durch einen Preis allein noch kein gutes Buch zustande gekommen ist.

Ein Preis schmeichelt dem Ego natürlich. Aber wenn es um Anerkennung geht, sind dann 500 verkaufte Exemplare (= 500 zufriedene Leser) nicht viel mehr wert, als die Anerkennung von 5 Preisrichtern (die nicht einmal ihr eigenes Geld ausgeben)?

@ Aryana & Stefan: Ihr habt es ja selber gesagt, ein Stipemdium würde euch nützen, aber für die Art von Bücher, die ihr schreibt, gibt es keine. Wenn ihr also finanzielle Unterstützung bekommen wollt, müßtet ihr andere Bücher schreiben (z.B. DDR-Dramen, dekonstruktivistische Sprachakrobatik, o.ä.), und wäret als Autor und Künstler eben nicht mehr frei.

@ Lysandre: Ich kann verstehen, daß du neben deinem Beruf wenig Gelegenheit hast, deiner schriftstellerischen Tätigkeit nachzugehen. Aber wären Preise und Stipendien wirklich eine Hilfe? Um Zeit zum Schreiben zu haben, müßtest du deine Arbeit kündigen. Und wenn das Stipendium aufgebraucht ist, müßtest du entweder verzweifelt nach einem neuen Ausschau halten oder wärst arbeitslos.

@ Lomax. Ein sehr interessanter Beitrag. Und du hast natürlich recht, daß man als Autor auch ein Feedback von Außen benötigt, um nicht völlig abzuheben und nur noch für sich selbst zu schreiben. (Wogegen im Grunde nichts spricht, da man die Kunst auch um ihrer selbst willen betreiben kann.)
Ob Preise da die richtige Bestätigung sind, mag man kontrovers beurteilen. Ich würde auf jeden Fall die Annerkennung von Lesern (oder Zuhörern) höher einschätzen als die von irgendwelchen Juroren. Daher finde ich zum Beispiel Dichterlesungen oder Diskussionsforen viel interessanter, weil der Kontakt zum Publikum viel unmittelbarer und intensiver ist. (Ich finde es überhaupt viel anregender mit Autoren zu diskutieren, als über sie)