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Wenn alte Türen sich öffnen

Begonnen von Drachenfeder, 14. Juli 2008, 20:51:06

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Drachenfeder

Abend zusammen,

in der Forensuche wurde ich leider nicht fündig, darum meine Frage nun an euch alle:

Wenn eine alte Tür, die schon lange nicht mehr zum Einsatz kam, geöffnet wird, was gibt es dann für ein Geräusch?

Ich kann es nachmachen dieses Geräusch, aber keinen Namen geben. Es ist kein Knarren und auch kein Qietschen... oder doch?

LG die völlig ratlose Drachenfeder**



THDuana

Vielleicht "ächzen"? Weil das alte Material sich ja zum ersten Mal seit langem wieder bewegt. Wenn du es nicht "quietschen" und "knarren" nennen willst ... ::)

Yo


Tenryu

Oder Knattern, Schnarren, Rumpeln

Beate

Knattern verbinde ich irgendwie mit einem Traktor... "Es knattert und rattert [...] und dann geht der Bauer nach Haus" *g*


ich würde bei so etwas mit Vergleichen und Metaphern arbeiten. Kurz hingeschmiertes Beispiel:

Die Tür ließ sich nur schwer öffnen und ächzte dabei wie ein alter Mann, der diese unendlich hohe Treppe erklimmen wollte und dafür seine gesamte Energie einsetzte. Die Angeln aus xxx schafften es mit letzter Kraft, die Tür an Ort und Stelle zu halten, während sie langsam aufschwang und das alte Holz dabei immer wieder knackte und knisterte wie ein Scheit im Feuer, das langsam berstet.

Churke

Bevor das jetzt jemand abschreibt: Es heißt nicht berstet, sondern birst.  :psssst:

Wieoderwas

Zunächst einmal würde dem zustimmen: Mit Metaphern zu arbeiten ist um Längen besser als einen gesuchten Begriff hinzuschreiben, der dann doch nicht beschreiben kann, was wirklich geschieht. Doch ich habe dazu noch eine klitzekleine Erweiterung: Wie wäre es, wenn man genau diese Schwierigkeit, den richtigen Begriff zu finden in den Text packt? Natürlich muss das mit dem Stil übereinstimmen, in dem der Rest der Geschichte geschrieben ist. Beispiel (ich muss dabei meine Liebe zur deutschen Sprache für kurze Zeit unterdrücken im Hinblick auf das, was ich ihr jetzt antue):
Und nun erfüllte dieses Geräusch den Raum. Es war kein Knattern, kein Ächzen, kein Schreien, kein Quietschen. Was war es bloß? Jeder kannte diesen Laut, doch niemand vermochte ihn in Worte zu packen. Wie auch immer man es nannte, nichts konnte beschreiben, was man fühlte, wenn man es hörte...
... und so weiter, und so weiter.
Ich will damit kein stilistisches Wunderwerk zeigen, sondern nur eine weitere Möglichkeit, einen Text zu formen.

Bis denn, dann.
Miltan

Beate

Zitat von: Churke am 15. Juli 2008, 09:21:40
Bevor das jetzt jemand abschreibt: Es heißt nicht berstet, sondern birst.  :psssst:

Danke ^^. Ich hatte zuerst barst, aber das hat mir von der Zeit her nicht gepasst. Und birst klingt irgendwie... seltsam, ist aber leider richtig ;).

Churke

Zitat von: Wieoderwas am 15. Juli 2008, 09:43:42
Und nun erfüllte dieses Geräusch den Raum. Es war kein Knattern, kein Ächzen, kein Schreien, kein Quietschen. Was war es bloß? Jeder kannte diesen Laut, doch niemand vermochte ihn in Worte zu packen. Wie auch immer man es nannte, nichts konnte beschreiben, was man fühlte, wenn man es hörte...
... und so weiter, und so weiter.
Ich will damit kein stilistisches Wunderwerk zeigen, sondern nur eine weitere Möglichkeit, einen Text zu formen.

Zwei Zeilen über das Knarren einer Tür zu verlieren... *hüstel* ... Allerdings ist mir auf deinen Vorstoß eingefallen, dass man auch die Wirkung beschreiben könnte. Also sowas wie "mit einem markerschütternden Kreischen schwang die Tür auf." Oder so ähnlich.


Luisa

#9
Hm, also ich fand ächzen, knarren, quietschen u.s.w. schon vollkommen ausreichend. Vielleicht sollte man sich einfach zwei Begriffe aussuchen und etwas in der Art schreiben:

Mit einem XY und XY, öffnete sich die jahrelang verschlossene Tür und gab frei, was hinter ihr verborgen lag...

Zu viele Worte über die Geräusche zu verlieren, die diese Tür macht, langweilt den Leser nur und lenkt von der eigentlichen Sache ab. Das Aussehen der Tür wird in dem Text bestimmt vorher beschrieben (ich gehe mal davon aus, das sie auch alt aussieht, also rostig, dreckig etc.), wie es sich anhört, wenn sie sich öffnet, kann man sich dann ja fast schon denken.


DarkDreamer

Zitat von: Kiira am 15. Juli 2008, 11:14:08
Zu viele Worte über die Geräusche zu verlieren, die diese Tür macht, langweilt den Leser nur und lenkt von der eigentlichen Sache ab. Das Aussehen der Tür wird in dem Text bestimmt schon beschrieben (ich gehe mal davon aus, das sie auch alt aussieht, also rostig, dreckig etc.), wie es sich anhört, wenn sie sich öffnet, kann man sich dann ja fast schon denken.

Andererseits kann unter Umständen mit zu wenigen Worten die Wirkung etwas verloren gehen, wenn gerade dies (extrem) wichtig sein sollte. Ich Lese z.Z. Gespenstergeschichten und da können gerade ein paar Worte mehr den Unterschied von gruselig zu Herzflattern ausmachen.
Welchen Zweck es bei Drachenfeder nun unterstützen soll, weiß ich nicht. Kommt eben ganz auf die Situation an.

Drachenfeder

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten.

Ich fand Duanas "ächzen" am besten. Ich will auch keine Metapher draus machen. Wenn ich jedes Geräusch oder alles was so drum rum passiert mit einer Metapher erklären würde kann könnte ich ja nur noch "rummethapherieren" ;)

Ächzen passt perfekt



Wieoderwas

ZitatZwei Zeilen über das Knarren einer Tür zu verlieren... *hüstel* ...
Das ist durchaus möglich. Doch, wie schon gesagt, muss es stilistisch in die Geschichte hineinpassen. Ich möchte nicht wissen, wie oft du "hüstelst", wenn du beispielsweise den Zauberberg von Thomas Mann liest, wenn auch dort eher über zwei Seiten etwas über einen Fleck auf einem Sofa drinsteht als vom Geräusch einer Tür...
Miltan

Hr. Kürbis

Bei Thomas Mann hatte das vielleicht noch seine Berechtigung, es waren andere Zeiten und ein ganz anderer Sprachstil. Diesen Stil allerdings heute einem Lektor vorzulegen hat wohl wenig Sinn, wenn man nicht gerade im "verkopften" hochliterarischen Bereich veröffentlichen will, wozu der Fantasy-Bereich nicht gerade gehört ... ::)
Heute neigt man zu etwas "schnellerer" Sprache und einfacherer Formulierungen, was nicht unbedingt mit "banal" gleichzusetzen ist. Ich freue mich zwar auch über sprachlich schöne Stellen, kann es aber überhaupt nicht leiden, wenn jemand mir nur vorführen will, wie "toll" er mit Worten jonglieren kann und dabei der Inhalt hinten an steht. Bei einer Tür, die über zwei Zeilen aufschwingt und nur über die Undefinierbarkeit des dabei entstehenden Geräusches schwadroniert, würde sich bei mir der Verdacht einschleichen, der Autor hätte wohl das richtige Wort selber nicht finden können ... schwupps, schon klappe ich das Buch wieder zu.

Man sollte nicht jedes seiner Worte rechtfertigen müssen, jedem seinen Stil lassen und ihn anderen nicht aufzwingen wollen. Gleiches Recht für ALLE!

FeeamPC

Also, ich habe so eine alte, selten bewegte Tür im Keller (mein Haus ist rund 200 Jahre alt, und die Tür hat davon mindestens ein Drittel dieser Zeit gesehen). Wenn ich die Tür mal öffne, geht das nicht ohne Kraftanstrengung, manchmal ist sogar ein kräftiger Fußtritt nötig. Die Angeln sind verrostet, die Tür ist verzogen. Die Bretter rumpeln und schleifen über den Boden, und die Angeln knirschen wie Sandpapier.