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Der innere Lektor

Begonnen von zDatze, 27. Juni 2008, 23:51:20

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Falckensteyn

Ich bemerke ebenfalls, dass ich Texte und Bücher kritischer lese, seit ich aktiv schreibe. Das kam aber ganz automatisch und für mich ist das ganz okay so. Ärgern tu ich mich deswegen nicht, im Gegenteil, ich freue mich, wenn ich etwas entdecke. Und wirklich nichts und niemand ist vor Fehlern sicher. Das gibt mir ein gewisses Gefühl der Sicherheit.

Ärgerlich ist es manchmal, wenn ich mein Gegenüber in einem Gespräch korrigiere oder ergänze, wenn er/sie nach der richtigen Formulierung sucht und ich gedanklich schon wieder weiter bin. Da komm ich wohl manchmal ziemlich arrogant oder besserwisserisch rüber. Aber daran arbeite ich, ganz ehrlich! *rot anlauf*

Cherubim

Ich glaube man sollte auch bedenken, dass jeder seinem Werk gebenüber subjektiv ist.
Der Autor überliest man logische Fehler einfach. Für ihn ist es ja völlig klar warum etwas SO ist. Manche vergessen dabei, dass man als Autor viel mehr über deine Geschichte, Charaktere, Hintergrund usw. weiß als der Leser.

Bei mir z. B. ist es so, dass ich Rechtschreibfehler bei anderen viel eher entdecke, als bei mir selbst. Da kann ich eine Text 5 mal lesen und mir fällt ein Fehler nicht auf. Ich lese das, was ich glaube, was ich geschrieben habe und nicht das, was tatsächlich da steht. Ich hatte z. B. Monate lang in eine Roman stehen, wir hatten die alte Frau sofort ins Herz geschossen, statt geschlossen.
Ich denke mir einfach, Autoren, auch berühmte, sind auch nur Menschen und Menschen passieren eben Fehler.

Um solche Fehler zu vermeiden, wäre eigentlich ein Lektor da. Ist zumindest meine Meinung. Um wirklich sicher zu gehen, dass sich möglichst wenige Fehler in einer Geschichte befindet, sollte man sie mehreren Leuten zu lesen geben.

Tenryu

Das mit den Rechtschreibefehlern kenne ich. Ich kann einen Text hundertmal durchlesen. Aber spätestens, wenn er ausgedruckt ist, oder wenn ich ihn einige Monate danach noch mal in die Hand nehme, entdecke ich garantiert noch einige falsche Satzzeichen, fehlende Buchstaben, oder überflüssige Abstände, etc.

Seit ich selber schreibe, macht mir das Lesen nicht mehr so viel Spaß. Wenn einer wirklich gut schreibt, dann fühle ich meine eigene Unzulänglichkeit als Autor, und wenn er schlechter schreibt, dann werde ich neidisch auf seinen Erfolg.
Außerdem merke ich, daß ich mich beim Lesen nicht mehr nur auf die Geschichte konzentriere, sondern auch auf die Struktur, auf Fehler und das Handwerkliche achte.

Julia

#18
Zitat von: Tenryu am 20. August 2008, 20:21:30
Seit ich selber schreibe, macht mir das Lesen nicht mehr so viel Spaß. Wenn einer wirklich gut schreibt, dann fühle ich meine eigene Unzulänglichkeit als Autor, und wenn er schlechter schreibt, dann werde ich neidisch auf seinen Erfolg.
Außerdem merke ich, daß ich mich beim Lesen nicht mehr nur auf die Geschichte konzentriere, sondern auch auf die Struktur, auf Fehler und das Handwerkliche achte.

Die Phase hatte ich auch, aber sie geht auch wieder vorbei. Zumindest teilweise, denn wenn irgendetwas Schrott ist, stolpere ich natürlich immer noch darüber (und viel schneller als früher). Trotzdem kann man auch als Schreiberling "nur so zum Spaß" lesen, dass schleift sich nach einer anfänglichen, überkritischen Phase wieder ein.
Voraussetzung ist dabei natürlich, dass der Roman / die Geschichte auch was taugt; kleine Fehler machen die ganze Sache dabei aber eher menschlich. Und Vergleiche wie "ist besser als ich" oder "schlechter als ich, trotzdem hat er mehr Erfolg" sollte man für sich selbst gar nicht erst zulassen. Andere Geschichten sind nur eins: anders. Sie können Dir gefallen, oder auch nicht, aber sie haben nichts mit Deinen Qualitäten als Schriftsteller zu tun. Natürlich kann man sich darüber ärgern, dass der Nachbar süße Birnen hat - aber in deinem Garten steht nun mal ein Apfelbaum. Ob die nun süßer sind oder nicht (oder sich besser verkaufen lassen) ist dabei völlig wumpe - es bleiben Äpfel und Birnen. Das einzige, was man dabei tun kann, ist, seinen Baum zu pflegen (sprich: permanent an seinen schreiberischen Fähigkeiten zu arbeiten). Wenn die Grundlagen stimmen, wird jeder Baum irgendwann Früchte tragen (okay, deshalb findet man noch lange keinen Verlag, aber hier greifen sowieso wieder ganz andere Gesetzmäßigkeiten ...)

Also, lass Dich nicht runterziehen - Lesen soll und darf Spaß machen. Selbst, wenn man selber schreibt ...