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Trinken bei Bewusstlosigkeit

Begonnen von Coppelia, 06. Juni 2008, 19:30:38

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Coppelia

 Ja, ich bin es mal wieder mit meinen typischen medizinischen Fragen ...

Also, da ist dieser Bewusstlose, und da ist der Heiler. Der Heiler will dem Bewusstlosen eine Medizin verabreichen. Nun lernt man ja immer, Bewusstlose sollten auf keinen Fall irgendwas zu trinken eingeflößt bekommen, da sie daran ersticken könnten. Das sehe ich ja auch vollkommen ein. Mein Heiler muss es aber trotzdem irgendwie schaffen. Meint ihr, da gäbe es irgend eine Möglichkeit? Er kann ihm die Medizin leider nicht wirklich in den Körper spritzen, da er über keine entsprechende Technologie verfügt. Magische Praktiken kann er aus bestimmten Gründen auch nicht benutzen, und das, obwohl er Magier ist.

Artemis

#1
Na ja, normal heißt es ja, dass man Bewusstlosen kein Wasser einflößen sollte - darunter verstehe ich aber eine recht große Menge. Ob man an einer kleinen Menge Flüssigkeit ersticken könnte, weiß ich nicht. Wie groß ist denn die Portion Medizin? Ist das ein Tee, den man richtig trinken muss? Oder irgendein Sud, ein Sirup, von dem man nur ein paar Schlucke braucht? So was könnte man dem Patienten vielleicht schon eher in den Hals schütten, weil das gleich runterfließt und weg ist.

Linda

Hallo,

Schleimhäute nehmen so einiges auf, vor allem, wenn es z.B in Allohol  :prost: gelöst ist. Wenn du ihm also eine kleine Menge in den Mund befördern und verhindern kannst, dass er schluckt bzw es runterläuft (Schlucken wäre ja der gewünschte Effekt) sollten Wirkstoffe trotzdem ankommen. Wo auch immer.

Muss es ein Trank sein? Wie wäre es mit einatmen?

Gruß,

Linda

Artemis

Zitat von: Linda am 06. Juni 2008, 20:01:29
Schleimhäute nehmen so einiges auf, vor allem, wenn es z.B in Allohol  :prost: gelöst ist.

Oder vielleicht etwas, das man mit der Medizin tränken könnte, einen Zuckerwürfel zum Beispiel. Den kann man unter die Zunge legen und langsam zerlaufen lassen.

Lavendel

Bei uns stand letztens ein etwas schockierender Fall in der Zeitung. Ein Sechzehnjähriger war irgendwann so betrunken, dass er nicht mehr ansprechbar war. Seine 'Freunde' haben ihn trotz Bewusstlosigkeit weiter abgefüllt. Ob sie es nur über die Schleimhäute geschafft haben, ihn auf mehrere Promille zu bringen, weiß ich nicht, aber normalerweise fällt dann der Schluckreflex ja aus. (Der Junge hat das Ganze übrigens unbeschadet überlebt).

Allerdings gibt es ja auch verschieden schwere Formen der Bewusstlosigkeit. Wenn sich der Kranke nur in einem Dämmerzustand befände, dann könnte er eigentlich auch noch Schlucken. Allerdings ist in so einem Fall die Desorientierung meist so groß, dass es zu Abwehrreaktionen kommen kann.

Coppelia

Es ist ein Tee. Aber die Idee mit den Zuckerwürfeln ist gut. :) Abgesehen davon, dass das Setting nicht modern genug ist für Zuckerwürfel. ;D Kann man einen Tee irgendwie "konzentrierter" machen? Dann könnte der Heiler ihn wirklich auf irgend etwas geben, was sich auflöst, und seinem Patienten geduldig eine Portion nach dem anderen in den Mund stecken. Nur was könnte das sein?
Also Zuckerrohr gibt es auf der Ecke, aber ich weiß nicht, wie das aussieht, was man in einem MA-Setting draus herstellt. Bestimmt nicht wie das braune Zeug in Tüten, das bei mir auf der Fensterbank steht.
Der Bewusstlose ist allerdings total bewusstlos, schlimmer geht es gar nicht.

Aber danke schon mal für eure kreativen Anregungen.

Lavendel

Konzentrierter wird Tee ja eigentlich, wenn du eine kleinere Menge Wasser benutzt oder eben mehr Teebeutel ;). Du kannst natürlich auch einkochen, also  Wasser verkochen lassen - aber ich weiß nicht, ob dabei nicht Wirkstoffe verloren gehen könnten (Aromastoffe in jedem Fall).

Gibt es nicht bei ausgetrockneten Leuten, die nicht mehr schlucken können, diese Methode Wasser langsam an einem dünnen Stoffstreifen in den Mund laufen zu lassen? Das geht dann tröpfchenweise.

Artemis

#7
Na ja, Zuckerrohr verarbeitet man eigentlich genau wie die Rüben: Mahlen, die Bruchstücke auspressen und den Saft überm Feuer eindampfen - übrig bleiben die Zuckerkristalle. Davon könnte ein geübter Zuckerbäcker durchaus Zuckerstücke herstellen. Warum sollte man das im Mittelalter nicht können? So viel Hexerei steckt da ja auch nicht drin, oder?


Zitat von: Coppelia am 06. Juni 2008, 20:12:39
Kann man einen Tee irgendwie "konzentrierter" machen? Dann könnte der Heiler ihn wirklich auf irgend etwas geben, was sich auflöst, und seinem Patienten geduldig eine Portion nach dem anderen in den Mund stecken. Nur was könnte das sein?

Da würde ich auf den Alkohol von Linda zurückgreifen - dann hättest du eben mittelalterliche Homöopathie  ;)  Die Kräuter eben statt mit Wasser mit starkem Alkohol aufsetzen, der nimmt die gesunden Stoffe wesentlich besser auf.

Coppelia

#8
Ah, das hört sich schon sehr logisch an. Aber bleiben die Wirkstoffe wirklich erhalten, wenn man Tee mit Alkohol kocht? Ich kenne mich damit leider nicht aus, daher frag ich ja. Na ja, in Klosterfrau Melissengeist ist auch fast nur noch Alkohol ...

Das mit den Stoffstreifen finde ich aber auch sehr sinnvoll. Das ist vielleicht sogar weniger aufwändig als mit dem Zucker, obwohl es eigentlich auch gehen sollte ...
Die Idee, dass es dort, wo die Szene spielt, Würfelzucker gibt, ist irgendwie etwas seltsam, Stoffstreifen sind wahrscheinlicher. ;D

Artemis

#9
Zitat von: Coppelia am 06. Juni 2008, 20:26:42
Ah, das hört sich schon sehr logisch an. Aber bleiben die Wirkstoffe wirklich erhalten, wenn man Tee mit Alkohol kocht? Ich kenne mich damit leider nicht aus, daher frag ich ja. Na ja, in Klosterfrau Melissengeist ist auch fast nur noch Alkohol ...

Normal lässt man die Brühe wochenlang ziehen - nur so können sich die Stoffe richtig entfalten. Aber ob dein Patient diese Geduld aufbringt, wage ich zu bezweifeln  ;)

Eine Möglichkeit wäre noch, dass du zu einem stark wirkenden Alkaloid, also einem Pflanzengift greifst. Alkaloide gibts beispielsweise in in der Tollkirsche (Atropin), dem Schlafmohn (Morphin) und der Herbstzeitlosen (Colchizin). Da reichen schon geringste Mengen, aufgelöst in etwas Weingeist. Aber das Zeug mit Vorsicht genießen, sonst hat dein Heiler mehr als einen nur bewusstlosen Patienten an der Backe  ;)

Oder du nimmst Pflanzensäfte wie die alten Schamanen, da muss man auch nichts einköcheln.


Coppelia

Zitathttp://de.wikipedia.org/wiki/Suppositorium   

Keine schlechte Idee, aber irgendwie nicht ganz das, was ich suche. ;D

ZitatOder du nimmst Pflanzensäfte wie die alten Schamanen, da muss man auch nichts einköcheln.
Hm, das mit dem Schamanen hat mich auf eine Idee gebracht. Man müsste also den Tee dann mit diesem Pflanzensaft aufkochen und kann ihn dann gleich benutzen? Hoch die Geheimnisse des Dschungels.

Maja

So, hab es ins richtige Board verschoben. Bitte denkt auch daran, solche Recherchefragen mit dem Wort [Recherche] im Betreff zu kennzeichnen. Ich weiß, das macht nie jemand - aber ich weiß, warum ich das in die Regeln geschrieben habe...
BTW, ich hab erst "Trinken bis zur Bewußtlosigkeit" gelesen - aber da bin ich hier wohl falsch! ;D
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Artemis

Zitat von: Coppelia am 06. Juni 2008, 21:37:52
Man müsste also den Tee dann mit diesem Pflanzensaft aufkochen und kann ihn dann gleich benutzen?

Nein, der Pflanzensaft wird roh und vor allem frisch zubereitet dem Patienten gegeben. Bei saftigen Wurzeln oder Stengeln (Stängeln? Wäh, blöde Rechtschreibung  :gähn:) kann man die einfach so pressen oder hechseln, um an den Saft zu kommen. Trockenere Pflanzenteile weicht man etwas ein und drückt sie dann aus. Den Saft zum Schluss durch ein Mulltuch laufen lassen und dem Patienten verabreichen.

Allerdings sollte man sich davon nicht zu viel versprechen - Pflanzensäfte sind eher für eine längere Kur gedacht, nicht für die Soforthilfe. Bei deinem Knock-Out-Patienten sollte man schon zu einer etwas härteten Medizinkeule greifen  ;)


Woran genau leidet der Gute überhaupt? Und behandelst du ihn mit allgemein bekannten Kräutern oder ausgedachten?

felis

Bei echter Bewusstlosigkeit etwas zu trinken zu geben ist extremst gefährlich - es sind schon diverse bewusstlose an ihrem eigenen erbrochenen erstickt - weil nämlich der Verschluss der Luftröhre nicht mehr funktioniert und der schützende Hustenreflex natürlich auch nicht. Sorry, aber  wenn du Wert auf medizinischen Realismus legst geht ein Medikament über shclucken verabreichen leider gar nicht.