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Vom Finden "alter" Ideen

Begonnen von Drachenfeder, 05. Juni 2008, 09:18:01

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et cetera

Der Romananfang meines allerersten Romans habe ich leider nicht mehr (geschrieben mit 10 auf der Schreibmaschine ;D), aber sonst habe ich alle Geschichten aufgehoben. Ich schaue nur äußerst selten hinein, weil so ziemlich alles, was ich vor meinem 18. Lebensjahr geschrieben habe, nicht mehr verwendet werden kann (man sieht an jeder Geschichte, welchen Film/Serie/Buch ich gerade ganz toll fand ;)). Aber ich finde es schön zu sehen, wie sehr ich mich entwickelt habe.

Die einzige Geschichte von meinen ganz frühen Schreibversuchen, die ich eventuell neu schreiben würde, ist der Roman, den ich mit elf oder zwölf geschrieben habe. Der ist sozusagen mein Herzensprojekt und der Start für meine Schreiblaufbahn (der Romananfang, der verloren gegangen ist, war eine Vorform von dieser Geschichte). Leider stelle ich immer wieder fest, dass es an einer Stelle gewaltig hakt und der Plot dort keinen Sinn ergibt. Und da ich noch genügend anderen Kram zu schreiben habe, versuche ich derzeit auch nicht, das Problem zu lösen.

Eigentlich wollte ich mal ein Wiki erstellen, in dem ich alle Geschichten, Charaktere und Welten eintrage, um den Überblick zu behalten. Ich stelle nämlich regelmäßig fest, dass ich Romane geschrieben habe, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Und da in den letzten zehn Jahren auch einige Geschichten entstanden sind, die zwar nicht perfekt sind, aber durchaus überarbeitet oder recycelt werden könnten, würde mir das helfen, um besser duch den ganzen Wust hindurch zu steigen. Aber so richtig durchringen konnte ich mich dazu noch nicht ;)

Sonnenblumenfee

Meinen allerersten Roman, der um die 50 Seiten hatte, habe ich irgendwann mal in einem Anflug von "alles doof" gelöscht, was ich bis heute sehr bereue. Nicht, weil er so überragend gewesen wäre, sondern der Erinnerung halber.
Aber ich habe noch sehr viele von meinen anderen alten Projekten rumfliegen, sowohl handgeschrieben als auch im Computer. Und man kann dabei ziemlich gut mein Leseverhalten und meine Wünsche/Träume zur damaligen Zeit nachverfolgen: zuerst habe ich Internatsgeschichten geschrieben, dann Fantasy bunt gemischt mit Teenie-Romanzen (wobei die Prota immer mir und der Love Interest meinem derzeitigen Schwarm ähnelte)  ;D
Generell finde ich es aber auch sehr erheiternd, mir meine alten Sachen anzusehen und manchmal habe ich auch schon neue Inspirationen und Selbstbewusstsein daraus geholt - sei es, weil ich mich seither weiterentwickelt habe, sei es, weil ich die Sachen überraschend gut finde.

Was die Recherche angeht: das habe ich früher auch nie gemacht, ebensowenig wie Weltenbau (den ich aber nach wie vor nicht übermäßig betreibe). Da wurde halt einfach was hinzugefügt, wenn es gerade notwendig war. Manchmal frage ich mich, ob es nicht vielleicht ganz gut wäre, drauflos zu schreiben und dann hinterher zu recherchieren. Zumindest für die eigene Kreativität wäre es vermutlich förderlich.
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

zDatze

In alten Textschnipseln zu stöbern, ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Es ist zwar schon wieder fast ein Jahr her, dass ich am alten PC meiner Eltern (mehr zufällig) über meinen alten Schreibordner gestolpert bin, aber ich habe mich sofort an einem der Texte festgelesen. Ich finde es durchaus faszinierend, dass Ideen, die mittlerweile fast 15 Jahre alt sind, mich noch immer so in den Bann ziehen können, dass ich über den Plot für ein Rewrite grüble oder auch darüber, ob die Figur in eine meiner neueren Geschichten passen würde.
Natürlich sind auch vielen halbgare und melodramatische Ideen dabei, über die ich herzlich lachen musste und anschließend am liebsten an einen speziell verschlüsselten Speicherplatz auf meiner Festplatte verbannt hätte. Trotzdem möchte ich diese Ideen nicht löschen, da ich doch auch an meinen schrottigen und/oder überzeichneten Texten hänge. So seltsam das auch klingen mag.

Maria

Meinen allerersten Roman (ich war 17) habe ich leider nicht mehr. Die Grundidee weiß ich noch und dass ich ihn damals zu Ende geschrieben hatte. Ich habe ihn sogar binden lassen und dann an einen Verlag geschickt, den ich damals toll fand (Heyne, glaube ich). Und den Titel weiß ich noch. "Zeitenwende" Ich bekam sogar eine sehr nette Absage damals, die ich lange aufgehoben habe.
Andere Fragmente (vor allem Gedichte) sind leider bei einem Umzug verloren gegangen. Genauso wie mein erstes Theaterstück. Na ja, damals hatte ich noch keinen Computer und Abzüge habe ich von den Schreibmaschinentexten keine gemacht. Leider.

Chrissy

Und ob! Ich hab zwar noch kein Buch geschrieben aber schon alleine meine kleine Ideensammlung bzw. Charakterbeschreibung wird immer wieder weggelegt und dann tauchen die Sachen plötzlich wieder auf und werden natürlich aktualisiert 
Ich hab dann allerdings das Problem, dass sich meine Figuren nicht weiterentwickeln weil sich ja immer wieder was ändert. Da such ich noch nach einer Lösung.  :brüll: Aber auch das Abändern macht Spaß.

Zit

Wei meinst du das mit den Figuren? Normalerweise entwickeln sich ja durch die Geschichte. :hmmm:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

flowrite

Bisher ist es bei mir immer recht kompliziert gewesen. Die Geschichten entstanden in meinem Kopf, reiften dort und dann gab es irgendwann eine Schwelle, ab der es entweder weiter geht bis zur fertigen Version – oder in die Katakomben des Un(-ter-)bewusstseins oder der Festplatte, wo ich es mir bisher dennoch nie traute, diese verlorenen Ideen wieder hervorzuholen, zu retten sozusagen. Was hindert mich daran, frage ich mir beim Durchlesen dieses Threads? Dass sie mich plötzlich nicht mehr loslassen?

Tja, so läuft das mit meinem übersteigerten Perfektionismus. Gerade nehme ich mir wieder mal vor: Flo, vergiss mal deine »Schreibblockade«.  schreib einfach drauflos und wenn es in einer Tour ein bescheidenes "REDRUM" ist, machst dir eine Rohdiamantenbox, erst mal digital, jeden Tag ca. 1000 Zeichen. Und einmal wöchentlich nimmst du dir ein physisches Notizbuch und notierst darin die Idee, die dir von den letzten sieben noch immer am besten gefällt, notierst sie in Stichpunkten, vielleicht erweitert um weitere Gedanken.

Wie, klingt das nach einem Plan? Okay, dann machs.
Perfektionist: Ich - will - aber - jetzt - einen - Bestseller - schreiben.  :brüll:
Vernunft: Ich auch, aber du hinderst mich daran. Besser Sch.... schreiben, als gar nix.
Perfektionist: Sch.... wird die Festplatte abstürzen lassen. Es muss(!) gleich ein Bestseller sein!!!!!!!111111elfelf Du erinnerst dich, Sandra Bullock in »Speed« ... Alternative wäre, du prokrastinierst im Tintenzirkel, deshalb hast du dich doch angemeldet, oder? Ich verspreche, ich mach mit den nachtaktiven Hirnbereichen gemeinsame Sache und dein Bestseller steht in 0,nix im Verkaufsregal. Oder auch nicht, er ist ja schon vom ersten Tag an ausverkauft und vergriffen.
Vernunft: Ja, prima, und wer kriegt dann das Millionenhonorar?
Perfektionist: Das habe ich ja schon in die Regeneration des Regenwaldes gesteckt, darum brauchst du dir keine Sorgen machen.
Vernunft: Interessant, muss ich dann noch einen Bestseller schreiben?
Perfektionist: Ne, du musst nicht. Aber ich - will - jetzt - einen - Bestseller - schreiben ...  :brüll:
...

Und so geht das weiter, in einer Tour. Lange Rede kurzer Sinn, deshalb habe ich bisher keinen Ideenfundus, es wäre aber schön, hätte ich mal einen.  :(

Riiru

Ich stöbere häufiger mal in meinen alten Schreibunterlagen, um zu schauen, was ich so alles 'verbrochen' habe. Das eine oder andere habe ich dann hier und da in Geschichten verwurstet und die Wendung, dass etwas einem anderen meiner Protas passieren könnte... das hat mir ziemlich viel Stoff für Kapitel gegeben (die Muse war froh drum).

Außerdem arbeite ich derzeit an einer Geschichte, die ich 2011 angefangen, aber nie beendet habe. Die ersten 50 Seiten standen, dann habe ich aber doch alles umgeworfen und von vorn angefangen. Wenn man die beiden jetzt miteinander vergleicht... Sieht man den Unterschied und den Fortschritt, den ich bis heute gemacht habe.

Dieser direkte Vergleich hat mich von neuem dazu ermutigt, mehr zu schreiben. Ich fühle mich ja generell so unfertig (natürlich ist man nie 'fertig' oder perfekt - ich weiß) wenn ich etwas schreibe, aber wenn ich meine alten Schätze ausgrabe finde ich jedes Mal neuen Mut und deshalb schaue ich bewusst immer wieder rein.

@flowrite Meine innere Kritikerin hält mich auch oft genug davon ab, alte Geschichten neu aufzurollen, aber wer sagt denn, dass sie danach nicht nochmal und nochmal und nochmal (quasi zur "Perfektion") bearbeitet werden können. Vielleicht lässt sich dein innerer Kritiker ja auf diese weise ansatzweise ködern?

Umizu

Anfang April habe ich angefangen eine Idee zu überarbeiten. Die Idee ist 2012 entstanden und ich habe seit Ende 2013 nicht mehr daran geschrieben und ich merke jetzt schon, wie schlecht ich damals geschrieben habe. Man merkt zwar, wie sich mein Schreibstil von Kapitel zu Kapitel verändert hat, aber ich weiss nicht ob das in diesem Fall positiv war. Irgendwann habe ich gemerkt, wie sich mein Schreiben zu ernst angefühlt hat weil ich die Idee unbedingt "seriös" schreiben wollte. In diesem Fall wäre es wohl besser gewesen, wenn ich das Manuskript einfach ruhen gelassen hätte.

Oft gehen mir Ideen, die ich noch nicht umgesetzt habe, plötzlich wieder durch den Kopf und ich habe die Motivation, um sie zu schreiben. Und dann kommt bei mir aber relativ schnell die leise, zweifelnde Stimme: "Die Idee hattest du mit dreizehn, das kann nichts Gutes sein... du musst bessere Sachen überlegen!" Dann lege ich die Idee wieder weg, obwohl sie vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, wie ich dachte.

Momentan lese ich auch viele meiner alten Kurzgeschichten und bei einer juckt es mich in den Fingern, sie zu einer Novelle oder zu einem Roman entstehen zu lassen - und doch ist hier auch wieder die Kritikerstimme. Die Kurzgeschichte ist gut so wie sie ist, könnte aber auch als Prolog benutzt werden, nur ist die Idee dann immer noch so gut?

Ansonsten liebe ich es, meine allerersten Geschichten zu lesen, die noch um Pferde und um Internate gingen... und das auf nur wenigen Seiten.  :rofl: Dann muss ich selbst zugeben, dass ich doch gar nicht so schlecht schreibe mittlerweile.  :D

Aphelion

Zitat von: Umizu am 13. April 2015, 19:45:38
In diesem Fall wäre es wohl besser gewesen, wenn ich das Manuskript einfach ruhen gelassen hätte.
imho hätte es wahrscheinlich doch einen Unterschied gemacht - weil du dich dadurch sicherlich weiterentwickelt hast und neue Schreibstile ausprobiert hast. (Wenn auch vielleicht nur unbewusst.) :)

Egal, ob das Ergebnis (d.h. der Text) am Ende durch einen Stilwechsel besser wurde oder schlechter (oder auch einfach nur anders): Sich auszurobieren, seinen eigenen Stil zu finden und zu "trainieren" gelingt eben nur durch schreiben, schreiben, schreiben. Deshalb würde ich nicht nur auf das Ergebnis (den Text) blicken. Oder auf den Plot, das Setting, die Figuren, ... :)

DoroMara

ZitatUnd dann kommt bei mir aber relativ schnell die leise, zweifelnde Stimme: "Die Idee hattest du mit dreizehn, das kann nichts Gutes sein... du musst bessere Sachen überlegen!" Dann lege ich die Idee wieder weg, obwohl sie vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, wie ich dachte.

Lass dich von solchen Stimmen nicht beeinflussen. Wenn du siehst, wie viele Herzensprojekte über Jahre entstehen. Vielleicht sehen deine Protagonisten jetzt anders aus, als du sie dir mit dreizehn vorgestellt hast, und deine Sprache hat sich verändert. Doch ein Plot kann sicherlich schon ganz stark sein. Ich würde mich auf so eine Geschichte mal einlassen.

Sipres

Bei mir war es genau anders herum. Die Charaktere sind geblieben, dafür ist der Plot mittlerweile ein ganz anderer. Aber ich habe auch etwas ältere Ideen, die ich gut finde. Ich muss sie nur umschreiben.

canis lupus niger

Zitat von: Umizu am 13. April 2015, 19:45:38
Oft gehen mir Ideen, die ich noch nicht umgesetzt habe, plötzlich wieder durch den Kopf und ich habe die Motivation, um sie zu schreiben. Und dann kommt bei mir aber relativ schnell die leise, zweifelnde Stimme: "Die Idee hattest du mit dreizehn, das kann nichts Gutes sein... du musst bessere Sachen überlegen!" Dann lege ich die Idee wieder weg, obwohl sie vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, wie ich dachte.

Die Schlussfolgerung "Die Idee hatte ich mit 13, deshalb kann sie nicht gut sein" halte ich für einen Irrtum. Ideen sind im Grunde altersunabhängig. Was Du daraus machen kannst, entscheidet, ob Du (mittlerweile) eine gute Autorin bist (oder wirst) oder nicht. Du wärst nicht die erste, die aus der Idee eines Kindes einen guten Roman macht.  :jau: :knuddel:

HauntingWitch

Ich musste gerade ganz laut Lachen, als ich ein Dokument geöffnet habe, dass ich mit 15 oder so angefangen habe. Also vor 10-11 Jahren. Das ist so simpel und Klischee, dass es schon fast wieder gut sein könnte.  :rofl: Aber eigentlich habe ich nach einer anderen Szene gesucht, die ich nicht mehr finde. Mir ist nur in den Sinn gekommen, dass ich diese andere Szene (aus genau dem Projekt übrigens) für ein Neues wieder aufgreifen könnte. Und beim Suchen stelle ich fest, dass das offenbar meine natürliche Arbeitsweise ist. Da sind so viele Charaktere und Anrisse, die später zu etwas völlig anderem wurde, als das, womit ich angefangen habe.  ;D Tolle Sache, so ein Ideensammlungs-Friedhof.

Sturmloewin

Also ich habe auch noch fast alles, was ich geschrieben habe (Und das ist tatsächlich recht viel.)
Ich schaue das auch gerne mal durch, natürlich fragt man sich manchmal, was man da nur wieder verbrochen hat, aber ich finde den Verlauf des Schreibens schön anzusehen. Denn es ist ja ein deutlicher Unterschied, was man in der Grundschule und was mit 12 und was mit 16 geschrieben hat.
Und als Ideensammlungs-Friedhof nutze ich so was hin und wieder auch gerne, Witch  ;)
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"