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Lyrik und Musik in Roman einbauen

Begonnen von Lasko, 28. August 2025, 14:22:14

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Lasko

Hallo zusammen,
Ich bastele gerade an meinem Magiesystem und es hat sehr spezielle Auflagen; unter anderem geht es um Rhythmik. Das heißt, dass ich Gedichte und Lieder einbaue. (Okay, gestern kam mir dann auch der Gedanke, dass ich die dann ja auch produzieren und gleichzeitig mit dem Buch ein Album raushauen könnte, was dann aber irgendwie schon zu sehr in Richtung Musical geht - oder?!)
Bisher hab ich meistens nach wenigen Zeilen unterbrochen, um die Wirkung der jeweiligen Beschwörung darzustellen. Das unterbricht zwar den Lesefluss, andererseits fällt es nicht jeder Person leicht, in Reimform zu lesen und ich glaube, es treibt die Geschichte voran.
Meine Fragen an euch:
- Wie sehr fühlt ihr euch wohl damit, wenn gedichtetes in Geschichten auftaucht?
- Nimmt es euch mit oder hört ihr nach 4 Zeilen auf zu lesen?
- Habt ihr schonmal mit Lesenden in eurer Bubble über das Thema gesprochen? Waren die eher fasziniert oder gelangweilt?
- (Inwiefern) Spielt bei euch Musik eine Rolle? (In euren Geschichten/beim Schreiben/beim Lesen)
... and I did my move so now its up to you!"

Soly

Spannendes Thema, bei dem ich mich sehr angesprochen fühle. ;D Ich glaube, ich hatte noch nie ein Projekt, bei dem Musik gar keine Rolle gespielt hat, und ich habe auch schon diverse Gedichte und Liedtexte für Romane geschrieben.

Zitat von: Lasko am 28. August 2025, 14:22:14Wie sehr fühlt ihr euch wohl damit, wenn gedichtetes in Geschichten auftaucht?
Ich mag es immer sehr, weil es der einzige unmittelbare Blick auf die Kultur der Figuren ist, den ich in einem Buch kriegen kann. Alles andere sehe ich nur als Beschreibung durch die Augen der POV-Figur, aber Gedichte und Liedtexte geben einen direkten Einblick.

ZitatNimmt es euch mit oder hört ihr nach 4 Zeilen auf zu lesen?
Das kommt sehr auf die Szene an. Wenn rundherum gerade andere Dinge passieren, finde ich die tendenziell spannender und überfliege nur die Gedichtzeilen. Wenn genau dieser Text gerade der Fokus der Szene ist, finde ich es auch sehr spannend, ihn genau zu lesen.

Zitat(Inwiefern) Spielt bei euch Musik eine Rolle? (In euren Geschichten/beim Schreiben/beim Lesen)
Frag mich lieber, inwiefern nicht. :D Ich benutze Musik immer zum Plotten, meine Figuren sind immer irgendwie musikaffin, und meistens spielen auch bestimmte Lieder eine Rolle in der Story. Oft habe ich auch für einzelne Figuren oder Elemente Lieder, die dann untrennbar für mich damit verknüpft sind, auch wenn sie im Roman selbst nicht vorkommen.
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

selkie

Ich finde das Thema und die Frage total spannend!

Ehrlich gesagt, ich glaube, wenn ich ein Buch mit CD hätte, würde ich mir diese wahrscheinlich nicht anhören. Aber ich fand als Kind auch die (viel zu langen) Lieder in Disney-Filmen immer furchtbar, weil ich viel lieber wissen wollte, wie die Handlung weitergeht. Ich habe einfach nicht so den Zugang zu Musik, und die Musik, die ich höre, höre ich vor allem wegen der Lyrics.

Andererseits mag ich Lieder in Büchern sehr gerne, wenn der Text von diesen einen weiteren Zugang zur Welt bietet. Und ich würde niemals Textpassagen in Büchern überspringen  :buch: Ich finde, dass Lieder hier vielleicht auf alte Mythen oder Geschichten anspielen können, und es mich als Lesende dann noch weiter in die Geschichte zieht. Oder, wenn es vielleicht etwas vorausdeutet, und man als Leserin miträtseln kann. Oder, wenn es einfach nur Teil der Welt ist, und man vielleicht zwischen stärkeren Spannungsmomenten eine Weile verschnaufen kann.

Um es kurz zu fassen, als Leserin kann ich mich auf die Textform von Liedern in Büchern sehr gut einlassen. Und finde es gerade für die Atmosphäre sehr gelungen. Aber ich weiß nicht so recht, ob ich die Musik dann auch zum Hören möchte. Nur das ist natürlich eine super persönliche Meinung, und ich verstehe auch voll, warum Andere das ganz anders empfinden und bin auch nicht per se dagegen :)
For whatever we lose(like a you or a me)
it's always ourselves we find in the sea

(E. E. Cummings)

KaPunkt

#3
hmmm.
Ich hab noch selten jemanden getroffen, der sowohl gute Romane (viel länger wird's nicht mehr) und gute Lyrik (viel kürzer und verdichteter wird's nicht mehr) schreiben kann.
Noch dazu brauchen die beiden Gattungen einen sehr unterschiedlichen Headspace beim Lesen. Mich reißt der Wechsel raus.

Daraus folgt: Ich habe noch sehr selten einen Roman gelesen, der durch in voller Länge abgedruckter Liedtexte an Qualität oder Lesespaß gewonnen hätte.

Etwas anderes ist die Anwesenheit von Musik oder Poesie in der Geschichte.
Jeder, der Musik im Weltenbau vergisst, sollte nachsitzen.  :darth:
Dafür muss man aber nicht Strophenweise zitieren. Ich mag es, wenn zum Beispiel Fetzen des Refrains in wörtlicher Rede gezeigt werden und ansonsten beschrieben wird, wie die Musik klingt, worum es im Text geht, und was sie mit den Leuten macht.

Liebe Grüße
KaPunkt

She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Lasko

@Soly Das klingt für mich alles sehr vertraut. Es gibt bei mir allerdings eine Einschränkung beim Musikhören während des Schreibens: Die Lieder dürfen meistens keinen Text haben oder zumindest keinen, den ich kenne. Sonst bin ich direkt abgelenkt.

@selkie Du beschreibst meinen eigenen Zwiespalt ganz gut. Lieder können bereichern, aber wenn sie nix zur Story beitragen, müssen sie hinterfragt werden.

Zitat von: selkie am 28. August 2025, 20:20:42Ehrlich gesagt, ich glaube, wenn ich ein Buch mit CD hätte, würde ich mir diese wahrscheinlich nicht anhören. Aber ich fand als Kind auch die (viel zu langen) Lieder in Disney-Filmen immer furchtbar, weil ich viel lieber wissen wollte, wie die Handlung weitergeht. Ich habe einfach nicht so den Zugang zu Musik, und die Musik, die ich höre, höre ich vor allem wegen der Lyrics.

CDs verkaufen sich allgemein nur noch sehr schlecht, da die Abspielgeräte ziemlich rar werden. Wenn, dann müsste das Angebot vermutlich über eine Streamingplattform laufen. Was (zumindest aktuell) ziemlich unattraktiv für (kleinere) Künstler ist. Aber ich versteh deinen Punkt. Es gibt bei Disney wahnsinnig viele Lückenfüll-Lieder. Eines, was ich allerdings wahnsinnig gut finde ist "Surface Pressure" aus dem Film "Encanto". Es gibt einen tiefen Einblick in die Persönlichkeit und den inneren Konflikt der Person.

@KaPunkt Du hast vollkommen Recht damit, dass die Art und Weise zu Schreiben und die Informationsdichte in Liedern versus Romanen komplett konträr ist. Bei Liedern braucht es am besten einen Satz, der einerseits alle Informationen enthält, die man vermitteln will und gleichzeitig offen genug ist, dass jede hörende Person sich selbst darin wiederfinden kann. Ein Roman hätte sich dann kurzfristig selbst erledigt.

Zitat von: KaPunkt am 28. August 2025, 21:41:12Daraus folgt: Ich habe noch sehr selten einen Roman gelesen, der durch in voller Länge abgedruckter Liedtexte an Qualität oder Lesespaß gewonnen hätte.

Ja, das kann ich verstehen. Ich hab schon viele Beispiele gelesen und es gibt welche, die mich abgeholt und andere, die mich ratlos zurückgelassen haben. Teilweise ging auch schon die elementare Message in den Übersetzungen verloren. Tendenziell unterscheiden sich da für mich aber auch sowas wie Poetry-Slam Texte und Lieder massiv. Gerade, wenn ein Refrain z.B. wiederholt wird, ist es in Schriftform ohne den musikalischen Hintergrund oft zu viel des Guten. Slam-Texte neigen dazu, die Geschwindigkeit des Geschehens anzutreiben, Lieder fahren oft eher runter (so meine Erfahrung).

Zitat von: KaPunkt am 28. August 2025, 21:41:12Dafür muss man aber nicht Strophenweise zitieren. Ich mag es, wenn zum Beispiel Fetzen des Refrains in wörtlicher Rede gezeigt werden und ansonsten beschrieben wird, wie die Musik klingt, worum es im Text geht, und was sie mit den Leuten macht.

Das ist ein schönes Detail fürs Worldbuilding!
Bei mir wird es halt so sein, dass die "Beschwörungen", die es bei mir sind/sein werden, Wort für Wort einen Zweck im Geschehen haben. Das wird kein allgemeines "Regenlied" oder was anderes rituelles, sondern steht eher auf einer Stufe mit einem Dialog, mit akuten Reaktionen eines Gegenübers. Deshalb auch die Stückelung in Parts, damit Zeit für die wortbezogenen Reaktionen bleibt.
Sollte ich tatsächlich auch Lieder daraus machen, werden sie nicht exakt dem Wortlaut entsprechen, wie die Beschwörung, da sich dann das Genre wieder zu sehr unterscheidet. Wiedererkennungswert wäre natürlich da, aber Rhythmus und Formulierungen würden sich vermutlich unterscheiden.
... and I did my move so now its up to you!"

Barra

#5
Schöne Fragen.
Ich erinnere mich an "Feuerstimmen", einen Fantasyroman über Bard*innen. Der in Coopertion mit der Band "van Canto" Lieder aufgenommen hat. Sprich: Album und Roman waren eng verwoben und bezogen sich inhaltlich stark aufeinander. Mir hat das ausnehmend gut gefallen und ich wünschte es würde noch viel mehr davon (auch in dem Muskstil) geben. :d'oh:
Bin aber auch so Eine, die Lieder in Kinderfilmen (nicht nur Disney) liebt und sie meist nicht als Lückenfüller wahrnimmt.
Das zum Pro.

Jetzt zum Contra.
Ich kann Seitenlange Lyrik/ Songtexte in Romanen gar nicht leiden. Ausnahme und Widerspruch siehe oben: Wenn es explizt dazugehört und eng verwoben ist mit der Handlung in der Geschichte. (Songtexte, die nicht durchs Alter gemeinfrei sind, dürfen ja eh nicht einfach komplett abgedruckt werden.)
Mit eng meine ich in dem Fall wirklich: Es geht um Singer/Songwriter/Bards/intergalaktischer "GrandPrix": Dann ja, bitte gern ("K-Pop Demon Hunters" anyone?). Geht es um Military SF/Heldengruppe/Solo-PoV im Highschooldrama in der es nicht mal "en Trömmelsche" gibt: Bitte auf keinen Fall "zur Auflockerung" irgendwo reinklatschen. (Und ich red jetzt nicht davon, dass mal erwähnt wird: Figur XY hört am liebsten Trash-Metal und lässt mal irgendwo in der wörtlichen Rede ein Liedzeile fallen oder bezieht sich auf etwas, was grad in den Charts ist oder so. Ich red von "Hier ein 4 Seitiges Gedicht", was Prota grad verfasst hat als Hausaufgabe für den Englischunterricht in der 12. Klasse, aber was das ganze Buch über keine Rolle mehr spielen wird. Das darf nur ein Buch mit einer Prämisse wie der Film: "Zehn Dinge, die ich an dir hasse!")

Bei Ersterem weiß ich ja, dass das auf mich zukommt und möchte es jetzt gezielt auch haben und erwarte es dann auch. Ein Buch über einen Gemeindechor in Hintertupfigen in dem ein Mord passiert, wäre merkwürdig, wenn nicht einmal gesungen würde. :o
Bei Zweiterem will und brauch ich es einfach nicht und überspringe es. Wie viele in disneyesken Filmen: "Oh no, die singen jetzt doch nicht?! Spul bitte vor." :rofl:
Was ich überspringe (ich schaff also nicht mal 4 Zeilen):
lange Zitate von irgendwem am Kapitelanfang.
Gedichte in allen Formen, die optisch sogar fein abgesetzt sind.
Zauberformeln in Pseudo Latein/Griechisch.
Songtexte, die entweder das Kapitel einleiten oder unterbrochen sind und wirklich jede Zeile zitiert und vom PoV kommentiert wird.
Gedichtete Vorhersagen und Legenden.

Also statt in kursiv oder sogar andere Schriftart, zentriert und im Block voll formatiert einen auf:
Uh, hier kommt DIE Legende und sie lautet wortwörtlich so:
3 Seiten später...
(Das ist übrigens dann ein "Tell" von Show, don't Tell  ;) )
Mag ich es wirklich lieber, wenn mir gezeigt wird was die Zeilen bei den Zuhörenden auslösen, je nachdem ob wir im PoV der Person sind, die gerade die Legende erzählt oder in einem der Zuhörenden. Ich möchte DABEI sein, und das Erzählen/Vorsingen im Buch miterleben und nicht einfach einen "lyrischen Text" formatiert dargeboten bekommen. Zeig mir das Gedicht/Lied, wie es erzählt wird und was es bewirkt, aber zeig mir nicht das Gedicht/Lied.  ;)


Aber nur weil ich es meistens nicht mag (ich mag ja auch keine Ich-Perspektive), bedeutet das ja nicht, dass nicht einige davon hervorragend sind! :rofl: Also, wenn es passt, empfehle ich Autor*innen immer: rein damit, wenn es extra dafür gedichtet wurde sowieso. Aber die Menge macht den Kick. Sparsam damit umgehen. Lieber nur eins benutzen und immer mal aufgreifen, aber dafür dieses en point bringen, statt wie im Beispiel oben ein ganzes Album überlegen und Zeit und Energie in etwas stecken, was dann Gefahr läuft überflogen zu werden.

Bei mir spielt Musik eine sehr große Rolle. Ich leg mir fast jedes Jahr eine "Jahresplaylist" an und oft auch für Projekte (oft überschneidet sich das) dazu kommen noch Soundtrackwichteln und "Impression"-Songs, wenn ich Filme schaue, die thematisch zu meinen Projekten passen. Und wenn ich dann Monate/Jahre später dieses Projekt überarbeite und die Musik aus dem Jahr dazu anmache, hab ich direkt "das richtige Feeling" wieder. Und bei einigen Songs weiß ich dann auch sofort wieder: DAS ist Figur XY. Das geht aber Lesende nichts an. Ich kenne viele Bücher, die eine "diese Songs habe ich beim Schreiben gehört" Liste hinzufügen. Das ist Fanservice und nice und ich find es auch sympathisch.


Caelynn

Ich finde Gedichte generell gut, allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass man innerhalb eines Romans sparsam damit umgehen sollte. Viele langweilt das leider und sie lesen deshalb darüber hinweg.

Begegnet mir selbst in einem Roman ein Gedicht oder ein Lied, lese ich es ganz durch.

In meinem Roman spielt ein Kinderlied eine Rolle, in dem Hinweise darauf versteckt sind, wie eine Aufgabe zu bewältigen ist.

Beim Schreiben höre ich gern Musik, die der Stimmung des Kapitels entspriocht. ich treffe dann besser den Erzählton.
Von der Muse geküsst, von der Deadline geohrfeigt.

Kamen

In der Kürze liegt die Würze.
Bei Gedicht, Lied oder sonstigem "nicht-Normaltext". Zaubersprüche mit Gesten und Komponenten sind beim Pen and Paper sehr toll, im Roman können sie - wie einige meiner Vorredenden schon sagten - doch sehr bremsen.

"Silberhaar der Wanderer" aus der Die Juwelen von Westria Welt von Diana L. Paxson ist ein Beispiel, das für manche eine geniale Idee war (Liedertexte im Fließtext, teilweise als Intro des Kapitels, teilweise prominent eingerückt), für andere ein Flop. Ich fand es interessant, die Texte waren kurz, ansprechend und es ging explizit um den Barden selbst und seine Reise. Das kann funktionieren.

Wenn deine Welt aber weniger mit Musik oder Tanz oder Rhythmus zu tun hat, dann würde ich es so minimalistisch wie es nur geht halten, um die geneigte lesende Person nicht zu verwirren. Ist es "nur" ein Mittel, um der Magie Flügel zu verleihen, dann würde ich die Gedichte nicht zentriert nehmen, sondern entweder kurz in den Fließtext einfliegen lassen oder es nur umschreiben. Die Bewegungen und der Rhythmus des Ganzen kann ja auch in den Fließtext kommen, wenn es denn oft passiert und in den "Alltag des Buches" gehört.

Als Bardin, Songschreiberin, Schreiberin und Rollenspielerin kann ich deine Problematik voll und ganz verstehen. Die Konsumentin in mir würde sich tatsächlich lieber auf ein "Weniger ist mehr" einigen. Wenn diese Gedichte, Sprüche oder Gestenbeschreibungen einen eigenen Rhythmus ins Buch bringen: dann sofort! Wenn nicht, kann das schief gehen.

Ich hoffe, das war soweit verständlich und nicht zu umständlich formuliert.  :engel:
Mein Sternzeichen? Schwalbenschwanz, Aszendent Gummiente

Lasko

Danke für eure Antworten @Barra , @Caelynn und @Kamen !

Zitat von: Barra am 30. August 2025, 10:33:49Schöne Fragen.
Ich erinnere mich an "Feuerstimmen", einen Fantasyroman über Bard*innen. Der in Coopertion mit der Band "van Canto" Lieder aufgenommen hat. Sprich: Album und Roman waren eng verwoben und bezogen sich inhaltlich stark aufeinander.
Das kannte ich noch gar nicht! Hab ich direkt mal reingehört und finde es sehr spannend.

Bei dir kommt es also vor allem auf das "wie" an und ob es in den Gesamtkontext passt.

Zitat von: Barra am 30. August 2025, 10:33:49Mag ich es wirklich lieber, wenn mir gezeigt wird was die Zeilen bei den Zuhörenden auslösen, je nachdem ob wir im PoV der Person sind, die gerade die Legende erzählt oder in einem der Zuhörenden. Ich möchte DABEI sein, und das Erzählen/Vorsingen im Buch miterleben und nicht einfach einen "lyrischen Text" formatiert dargeboten bekommen. Zeig mir das Gedicht/Lied, wie es erzählt wird und was es bewirkt, aber zeig mir nicht das Gedicht/Lied.  ;)
Bei mir sieht es aktuell nach einer Mischung aus. Also theoretisch wäre eine Beschwörung so ein bis zwei Seiten lang - je nach Tiefe. Aber ich will sie eben nicht in voller Länge ausleben, sondern auch zeigen, was währenddessen passiert. Je nach Erzählstil sind ein bis zwei Seiten halt auch potenziell ein paar Minuten, die andere Charaktere zum reagieren nutzen können. Und gerade während einer Beschwörung, die ja ihren Grund hat, da Magie bei mir nicht einfach da ist sondern relativ aufwändig ist, sollte die auch durchaus etwas bewirken. Sonst könnte ich direkt die Szene streichen. Gekürzt hab ich auf jeden Fall schon furchtbar viel  ::)

Zitat von: Barra am 30. August 2025, 10:33:49Aber nur weil ich es meistens nicht mag (ich mag ja auch keine Ich-Perspektive), bedeutet das ja nicht, dass nicht einige davon hervorragend sind! :rofl: Also, wenn es passt, empfehle ich Autor*innen immer: rein damit, wenn es extra dafür gedichtet wurde sowieso. Aber die Menge macht den Kick. Sparsam damit umgehen. Lieber nur eins benutzen und immer mal aufgreifen, aber dafür dieses en point bringen, statt wie im Beispiel oben ein ganzes Album überlegen und Zeit und Energie in etwas stecken, was dann Gefahr läuft überflogen zu werden.
Ja, was das Album betrifft, muss ich gucken, wie sich das entwickelt. Ich sag mal so: ein Text der raus will, wird geschrieben. In welchem Kontext der dann am Ende landet, bleibt ja offen. Ich muss nicht zwangsläufig etwas in ein Buch pressen, das nicht 100% passt. Ich kann auch ein Album unabhängig von einem Buch aufnehmen und später noch sagen, dass es ungefähr zum gleichen Zeitpunkt mit ähnlichen Inspirationsquellen entstanden ist. Bis das Buch gedruckt ist, ist alles wandelbar ;)

Zitat von: Kamen am 04. September 2025, 10:56:41"Silberhaar der Wanderer" aus der Die Juwelen von Westria Welt von Diana L. Paxson ist ein Beispiel, das für manche eine geniale Idee war (Liedertexte im Fließtext, teilweise als Intro des Kapitels, teilweise prominent eingerückt), für andere ein Flop. Ich fand es interessant, die Texte waren kurz, ansprechend und es ging explizit um den Barden selbst und seine Reise. Das kann funktionieren.
Das werde ich mir mal angucken, danke!

Zitat von: Kamen am 04. September 2025, 10:56:41Wenn deine Welt aber weniger mit Musik oder Tanz oder Rhythmus zu tun hat, dann würde ich es so minimalistisch wie es nur geht halten, um die geneigte lesende Person nicht zu verwirren. Ist es "nur" ein Mittel, um der Magie Flügel zu verleihen, dann würde ich die Gedichte nicht zentriert nehmen, sondern entweder kurz in den Fließtext einfliegen lassen oder es nur umschreiben. Die Bewegungen und der Rhythmus des Ganzen kann ja auch in den Fließtext kommen, wenn es denn oft passiert und in den "Alltag des Buches" gehört.
Meine Magie kann nur wirken, indem sie Dinge in Schwingung versetzt. Durch Rhythmus, Gesang, Hingabe, Wortgewandtheit ist es möglich, Dinge und Wesen zu beeinflussen. Daher spielen die situationsbedingt gewählten Worte eine große Rolle. Das könnte man tatsächlich ein bisschen auf Pen and Paper zurückführen, quasi ob die Spielleitung einen mag oder nicht und wie die Dinge, die man sagt, gedeutet werden.

Allerdings ist das auch ein großer Bremspunkt für mich selbst, ein Gedicht als "endgültig" zu definieren. Da kickt dann das Imposter Syndrom. "Als ob mein Text jetzt auf irgendwen wirklich so eine Wirkung hätte." Und dann wird weiter gefeilt...
... and I did my move so now its up to you!"

Valentina

Hey vielleicht kann ich noch etwas Neues mit in die Diskussion bringen, da ich auch Musikerin bin und bei mir zuerst die Lyrik/Songtexte kam und dann erst der Roman.

- Wie sehr fühlt ihr euch wohl damit, wenn gedichtetes in Geschichten auftaucht?
Ich fühle mich wohl, wenn das Gedicht gut geschrieben (Rhythmus, Versmaß stimmig, passend zur Geschichte/ergänzend zur Geschichte, nicht zu lang sondern verdichtet und auf den Punkt)ist. Wenn nicht, hätte ich es lieber nicht gelesen und mich auf die Hadlung fokussiert. In meiner Geschichte verwebe ich deshalb gern die Musik und die Handlung. Musik kann auch etwas über die Charaktere ausdrücken, was sonst nicht anderweitig ausgedrückt werden kann. Aber auch nicht zu viel davon.
- Nimmt es euch mit oder hört ihr ist. Wenn es nicht gut geschrieben ist  nach 4 Zeilen auf zu lesen?
Höre eher auf zu lesen. Wenne s gut geschrieben ist, nimmt es mich natürlich mit. Aber das muss auch vorbereitet sein. Man muss sich auf das Gedicht einstellen, weil es sonst aus dem Lesefluss rausreißt.
- Habt ihr schonmal mit Lesenden in eurer Bubble über das Thema gesprochen? Waren die eher fasziniert oder gelangweilt?
Die meisten stehen dem meiner Erfahrung nach neutral gegenüber.
- (Inwiefern) Spielt bei euch Musik eine Rolle? (In euren Geschichten/beim Schreiben/beim Lesen)
Bei mir ist sie Teil des Magiesystems. Aber nicht immer über Gedichte, sondern auch über Klänge, die sich dann besser im Fließtext beschreiben lassen. Ich komponiere die Stücke auch aus, einfach, weil es Spaß macht. Aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass alte Texte schwer in einen Roman "hineinzupflanzen" sind. Deshalb schreibe ich, wenn, direkt Lieder für die Handlung.

Wenn du sagst, eine einzige Beschwörung geht 1-2 Seiten lang, hört sich das für mich etwas lang an. Vielleicht kannst du zwischen stark verdichtete Beschwörungsketten Handlung/Dialoge etc. einfügen, damit du nicht in Gefahr gehst, dass die liebevoll gedichteten Zeilen nicht einfach überblättert werden :)
"Selbst die Dunkelheit muss vergehen. Ein neuer Tag wird kommen. Und wenn die Sonne wieder scheint, wird sie umso heller strahlen." - J.R.R. Tolkien

Minna

- Wie sehr fühlt ihr euch wohl damit, wenn gedichtetes in Geschichten auftaucht? Nimmt es euch mit oder hört ihr nach 4 Zeilen auf zu lesen?
Das kommt sehr darauf an was es ist, wo es auftaucht und wie es geschrieben ist. Damit es mich anspricht sollte es eher kurz sein, von der Formatierung her erkennbar sein und mich nicht aus der Handlung reißen. Steht es im Fließtext, dann sollten es nicht mehr als ein oder zwei Zeilen sein. Separat gefällt es mir besser, wenn es an Stellen kommt wo gerade eine Pause in der Handlung ist. Wenn die Handlung gerade sehr spannend ist, neige ich dazu solche Texte zu ignorieren, weil ich wissen will wie es weiter geht. Am Kapitelanfang oder Ende stören sie mich weniger und ich weiß wo ich sie wieder finde, wenn ich sie nochmal in Ruhe lesen will. Außerdem bevorzuge ich Texte, die mich emotional ansprechen, also eher musicalartig sind. Die Wächter der Nacht Reihe fällt mir als Beispiel ein. Die Texte waren Lieder, die mit der Handlung wenig zu tun hatten, eher das waren was er so angehört hat. Aber sie haben mich fasziniert, waren Sachen die ich noch nie gehört hatte, aber mir vorstellen könnte selber zu singen- also habe ich auch nach Hörbeispielen gesucht. (War gar nicht leicht, weil alles russische Bands)
- Habt ihr schonmal mit Lesenden in eurer Bubble über das Thema gesprochen? Waren die eher fasziniert oder gelangweilt? Die meisten scheinen solche Texte zu überspringen.
- (Inwiefern) Spielt bei euch Musik eine Rolle? (In euren Geschichten/beim Schreiben/beim Lesen)
Ich habe zwei Projekte bei denen Musik eine Rolle spielt. Das eine ist ein schottisches Märchen, bei dem ich an passenden Stellen Lieder eingefügt habe. Das ganze ist ein Buch zum Bühnenprogramm und kam gut an so.
Das zweite ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, wo jeder Geschichte ein Lied zugehörig ist.
Oh und bei meinem ersten Nanoprojekt hatte ich auch für jedes Kapitel ein Lied geschrieben (eher musicalartig, die Gefühle der Charaktere beschreibend) fällt mir da ein. Das wird aber nie jemand zu Gesicht bekommen.

Wenn du schreibst, dass es bei dir hauptsächlich um Beschwörungen/Magie geht, dann würde ich das wahrscheinlich überfliegen. Ich meine, ich weiß nicht was du genau vor hast, aber was ich aus Rollenspielen an Beschwörungstexten kenne, holt mich emotional so gar nicht ab ^^'
Die Texte im Fliesstext nur kurz anreißen und in den Anhang packen wäre auch noch eine Möglichkeit. Dann können die Leser selber entscheiden, ob sie die Texte gerade lesen möchten oder nicht.