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Namensänderung im Buch

Begonnen von Koriko, 07. Mai 2008, 15:28:00

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Koriko

Da sist jetzt etwas, was mich beschäftigt, seitdem ich darüber gestolpert bin... ich hab ein Problem mit dem namen eines Charakters und will nur mal wissen, was ihr machen würdet:

Das Buch ist aus der Sicht eines Charakters geschrieben. Er lernt irgendwann einen jungen Mann kennen, der sich als Daniel vorstellt. Erst ganz am Ende findet er heraus, dass dieser Name nicht ganz der richtige Name des Mannes ist. Es kommt heraus, dass er eigentlich Daniele heißt (Italiener eben) und er das ganze nur für sich abgeändert hat.

Nun meine Frage... wenn ich den normalen Text schreibe, was sollte ich als Autor nutzen.

"Ich bin unschuldig...", sagte er zu Daniel.
oder
"Ich bin unschuldig...", sagte er zu Daniele.

Was wäre jetzt richtig... ums besser zu verstehen, könnte statt Daniele ja auch Hugo stehen... mir geht's mehr ums Prinzip, da ich irgendwie nicht genau weiß, was richtig ist... den alten Namen beibehalten, weil ihn der Leser kennt, oder den richtigen Namen nehmen, da er jetzt herausgekommen ist.
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

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Elena

Ich würde es einmal einführen und dann den richtigen Namen benutzen, so in etwa: "...sagte Daniel - Daniele, korrigierte ich mich (er sich)"

THDuana

Ich stimme da Elena zu, das ist eine gute und auch verständliche Idee.
Allerdings glaube ich, dass ich als Leser doch gegen Ende etwas irritiert wäre, wenn der Typ plötzlich Daniele heißt, wenn er vorher für mich Daniel war.
Sicher, es ist nur ein Buchstabe, dennoch.
Dass deine Figur den Namen falsch verstanden hat, liegt doch nur an der Aussprache, oder?
Dann würde ich sagen: Wenn du aus der Ich-Perspektive schreibst, rate ich dir zu Elenas Vorschlag.
Wenn du das aber nicht tust, kannst du - finde ich - auch von Anfang an Daniele nehmen, oder hat das dramaturgische Gründe?

Koriko

Hm... Er stellt sich wirklich als Daniel vor. Der Hauptcharakter kennt ihn nur so, und dementsprechend ist es auch geschrieben. Es hat schon seinen Grund, warum er sich nicht mit sienem richtigen Namen vorgestellt hat, das will ich auch nicht abändern.

Geschrieben ist es zwar nicht in der Ich-Perspektive, sondenr in der 3. Perosn, aber durchaus nur aus Sicht einer Person.. von daher würde Elenas Vorschlag durchaus passen.
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Drachenfeder

Ich persönlich würde Daniel stehen lassen und nicht den "eigentlich richtigen" Namen. Es ist ja noch nicht soweit das der Andere es rausgefunden hat oder?



Rumpelstilzchen

Ich schließe mich Drachenfeder an, ich würde auch eher zu Daniel tendieren, sonst weiß der Leser schon mehr als dein Prota. Ich zwar nicht, in wie fern der Name wichig ist, aber eventuell geht dir dann Spannung verloren, wenn der Leser "das Geheimnis" schon kennt.
Den richtigen Namen findet er, wenn ich das richtig verstanden habe, noch raus. Deshalb denke ich nicht, dass es da zur Verwirrung für den Leser kommt.
Nachdem dein Prota seinen richtigen Namen herausgefunden hat, würde ich dann Daniele schreiben.

Koriko

Herausgefundne hat er ihn am Ende des Buches, nachdem jemand ihn ausgeplaudert hat... mir geht es wirklich um die Korrektheit am Schluss.
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Drachenfeder

Also ganz zum Schluss wenn das "Geheimnis" gelüftet ist!?

Ich weiß nicht ob es da eine Korrektheit gibt. Ich würde am Schluss wenn es sozusagen öffentlich ist den anderen Namen nehmen also: Daniele
Nur nicht vorher... sonst ist was verraten was nicht sein soll, meiner Meinung nach



Ratzefatz

So, wie ich das sehe, hast du zwei Möglichkeiten (nachdem das Geheimnis gelüftet ist):

1. einmal auf die neue Situation hinzuweisen (Elenas Möglichkeit gefällt mir da gut) und ihn ab sofort "Daniele" zu nennen:

... sagte Daniel - Daniele, verbesserte ich mich.
Daniele sah mich aus großen Augen an usw.


2. einmal auf die neue Situation hinzuweisen und trotzdem bei "Daniel" zu bleiben, wenn dir das besser gefällt:

... sagte Daniel - Daniele, verbesserte ich mich. Aber für mich würde er wohl immer Daniel sein.
Daniel sah mich aus großen Augen an usw.


Da der Unterschied nur einen Buchstaben ausmacht, denke ich nicht, dass eins der beiden für den Leser verwirrender als das andere ist. In diesem Fall hängt die Entscheidung wohl wirklich nur davon ab, was dir eher zusagt.
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

gefion

Ich hatte auch einmal so eine Situation: der Prota gab sich bis gegen Buchende als ein anderer aus.
Gelöst habe ich es, indem ich den Prota zunächst mit dem Namen nannte, den er benutzte. Sobald klar war, wie er wirklich heißt, benutzte ich nur noch diesen Namen.
Die Leser hatten kein Problem mit dieser Lösung, es war alles klar. Logisch - und hatte den fiesen Effekt, dass jemand, der hinten mal schnell gucken wollte, ob Besagter der Gute oder der Böse ist, sein Name nicht mehr auftauchte.
Auf keinen Fall würde ich noch den alten Namen verwenden, wenn erst mal der neue bekannt ist. Versetz dich einfach in die Leute, die Daniele kenne, erst denke sie immer an Daniel, später an Daniele. Das funktioniert.
LG
Gefion

Wilpito

Ich tendiere auch dazu den neuen Namen zu verwenden, sobald er bekannt ist. Allerdings sollte man dem Leser den Übergang erleichtern, indem man das markante Merkmal der Person häufig verwendet oder den bisher verwendeten Namen etwa ein Kapitel lang noch parallel mitlaufen lässt.
z.B.
... sagte Daniele, den ich als Daniel kennengelernt hatte.... 
oder wenn Daniel z.B. einen Markanten feuerroten Haarschopf hat:
... antwortete Daniele und sein feuerroter Haarschopf bebte im Wind

Churke

Um es mal zu verwissenschaftlichen...

Wenn wir personal erzählen, dann erzählen mit dem Wissens- und Erfahrungshorizont eines Protagonisten. Alle Figuren müssen also die Namen und Eigenschaften besitzen, die der Protagonist ihnen zuordnet. Wenn der Protagonist Conan für einen warmen Bruder hält, dann müssen wir Conan als warmen Bruder beschreiben. Auch wenn er weder warm noch Bruder ist. Wir sehen also die Welt durch die Brille des Protagonisten, und wenn er sie verzerrt sieht, dann  müssen wir sie auch verzerrt sehen, sonst verlassen wir die Erzählperspektive.
Die Übergänge, bei denen sich das Weltbild des Protagonisten verschiebt, müssen wir geschickt ausarbeiten, um den Leser nicht zu verwirren. Aber an für sich reicht es, den Knalleffekt gut rüber zu bringen.

Wenn wir auktorial erzählen, sollten wir die Dinge hingegen so beschreiben wie sie objektiv sind, denn wir sind allwissend.

Wenn wir in der Ich-Form im Präteritum erzählen, dann können wir es uns aussuchen, sollten uns aber an die Regeln zum personalen Erzählen zahlten. Einen Witz mit der Pointe anzufangen ist nicht besonders clever...

Lavendel

Als Literaturwissenschaftlerin kann ich dir sagen, dass die Erzählperspektive sehr, sehr selten völlig eindeutig ist, und dass die Differenzierung in auktoriale und personale Erzählweise oft viel zu kurz greift. Wenn man Bücher mal konsequent darauf prüft stellt man das sehr schnell fest.
Aber das ist hier OT *wegschleich*

Lisande

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich jedes Argument, was hier gebracht worden ist, für gut und nachvollziehbar halte. Wichtig finde ich nur, dass du dem Leser erklärst, warum Du Dich im Endeffekt für die gewählte Variante entscheidest. Als Beispiel:

Wenn Du den richtigen Namen nennst, sollte das ganz klar gesagt werden und auch zum Ausdruck kommen, dass der Protagonist an den anderen jetzt unter diesem Namen "abgespeichert" hat - schöne Beispiele, wie man das machen kann, sind schon zu Hauf gefallen.

Entscheidest Du Dich für den verkürzten Namen, sollte auch einmal ganz klar gesagt werden, warum. Nennen wir den Protagonisten mal P. : "P sah Daniele an und nickte - aber für ihn würde er trotzdem immer Daniel bleiben." Und schwups, kannst Du den alten Namen weiterverwenden.

Es gibt natürlich auch noch die dritte Möglichkeit, die beiden Varianten zu vermixen, bei der Namensähnlichkeit würde das auch für den Leser noch die Verwirrung klein halten. Das passiert nämlich leicht. Wenn man jemanden unter einem bestimmten Namen kennenlernt, dann brennt der sich ein, selbst wenn man hinterher den anderen lernt. Ich kenne z. B. Aryana unter drei Namen, und mindestens zwei davon benutze ich noch regelmäßig, wenn ich meinem Mann oder meiner Kollegen gegenüber von ihr spreche.
Allerdings ist das eine Variante, die ich nur im absoluten Ausnahmefall benutzen würde, vielleicht in der wörtlichen Rede.

Churke

Eine Sache ist glaube ich noch nicht genannt worden: Übergangsweise beide Namen mit Schrägstrichen zu nennen. Also A/B. Klingt zwar blöd, lässt sich aber bei personalem Erzählen  ;D gut und lesbar einbauen.