• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Identische Bezeichnungen mit selbem/ähnlichem Hintergrund bei verschied. Autoren

Begonnen von Cailin, 28. April 2008, 14:08:58

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

JulyRose

Zitat von: Lavendel am 30. April 2008, 17:25:52
Nee. Ich finde sowieso, der Schulkanon sollte sowieso überarbeitet werden.Ok, 8. Klasse, das war übertrieben. Aber es gibt eben Literatur, die in der Schule und außerdem auch im akademischen Rahmen nicht nur nicht ausführlich behandelt, sondern einfach übergangen wird.

Aber das wird jetzt OT...

Verdammt, und dabei ist das so interessant, das Thema! Das lohnt eigentlich einen neuen Thread.

LG, Juliane

gefion

Wenn ich es vermeiden kann, verwende ich keine Fachbezeichnungen aus anderen Romanen. Sofern es um allgemeine Wörter geht - platte Beispiele: Orks, Zombies - gehören sie zum normalen Sprachgebrauch, also kein Problem, sie in meinen Romanen zu benutzen.
Sobald sie spezieller werden, beginnen die Probleme - es kam schon vor, dass ich mich gewaltig geärgert habe, weil mir ein anderer Autor - womöglich schon vor Jahrzehnten - den passendsten Begriff >weggenommen< hat. Dann beginnt die Suche nach was anderem. Muss aber sein, ist meine Meinung.
LG
Gefion

Melchior

Da verfahre ich erst einmal nach dem Grundsatz: Was ich nicht weiß, macht mich nicht. Kann ich etwas dafür, wenn jemand anderes die gleiche Idee hatte wie ich? So etwas ändere ich auch nachträglich nicht mehr (außer vielleicht bei ganz bekannten Werken).
Doch zu Orks habe ich eine ganz eindeutige Einstellung: Sie gehören für mich nicht zum allgemeinen Sprachgebrauch, sondern zu Tolkiens Werk. Von Nachmachen halte ich nicht viel, und wenn sie kaum eine Ähnlichkeit mit den Orks aus HdR haben, brauche ich auch nicht diesen Namen zu benutzen. Allerdings kann man hierbei natürlich sehr geteilter Meinung sein - wollte Tolkien nicht ein englisches Sagengut schaffen?

gefion

Also, Orks ist für mich schon ein Allgemeinwort, das verwende ich nicht bloß in Fantasyromanen. Ist wie Schlumpf oder so etwas, man kann es sogar in Regiokrimis als Schimpfwort benutzen. Alter Ork, du!

Was den Grundsatz mit der Unwissenheit betrifft, klar, was ich nicht weiß, kann ich nicht ändern. Aber gerade dann ist es frustrierend, wenn man es zu spät bemerkt.
Wobei es halt nur eine begrenzte Wortauswahl gibt. Wenn man keine völligen Neuschöpfungen verwenden will, etwa Weroblimmoskis für ein Weißbrot a la Elfenbäckerei, sondern Wörter, die beim Leser die richtigen Assoziationen wecken, muss man stets mit dem Risiko rechnen, dass andere schneller waren.
Doch vermutlich wurde auch das Rad nicht nur einmal erfunden.
LG
Gefion

zDatze

Hmm ... wenn ich hier noch einen weiteren Gedanken anknüpfen darf:

Wie sieht ihr diese Thematik bei Parodien bzw. (entschuldigt das Wort) Verarschungen von bekannten Werken? Da wird ja oft offensichlich ein Begriff gemopst und ummodeliert um  etwas lächerlich zu machen. Kann man sowas als eigene Kreation ausgeben, auch wenn die Herkunft eindeutig ist?

Findet ihr sowas in Ordnung?
Ich für meinen Teil, kann mit solchen Büchern nicht sehr viel anfangen und finde die "Ausbeutung" von bekannten Werken nicht so toll.

Lavendel

Parodien sind nicht unbedingt die Ausbeutung anderer Werke. Eine Parodie muss auch nicht zwingend spötteln. Sie kann durchaus auch ein Kniefall und eine Hommage sein. Genauso wird oft ein ganzes Genre und nicht nur ein einzelnes Werk parodiert.
Die Parodie ist außerdem ein Mittel der Kritik. Sie zeigt oft Absurditäten auf, weil sie bekannte Formen beibehält und mit einem nicht passenden Inhalt verküpft. Rein rechtlich gesehen ist sie natürlich immer problematisch. Aber es gibt eine Menge geniale Parodien, die jenseits eines Scary Movie Niveaus liegen.

Churke

Die Rechtslage ist eindeutig: Eine Parodie ist ein eigenes Werk, wegen der kritischen Auseinandersetzung, und kein Plagiat.

Übrigens *hüstel*... in der Filmbranche gehört das richtige, rechtlich gerade nicht mehr zu beanstandende Abschreiben zum Business Model. Das "Guerilla Filmmaker's Handbook" widmet dem "wie schreibe ich richtig ab?" sogar ein ganzes Kapitel.  ::)

ZitatKann man sowas als eigene Kreation ausgeben, auch wenn die Herkunft eindeutig ist?
Wenn die Herkunft nicht eindeutig wäre, wäre es ja keine Parodie mehr, weil die Parodie nur funktioniert, wenn man die Vorbilder erkennt.

Allerdings sind gute Parodien nie ein auf Kalamauk gemachter Kupferstich. Sie spielen mit Topoi und persiflieren Plots, ohne sie zu kopieren.

Drachenfeder

Ich denke das identische Bezeichnung im Laufe der Zeit einfach nicht ausbleiben. Gerade im Bereich der Fantasy. Ich finde dies nicht weiter tragisch wenn man es nicht "kopiert" sondern seine "eigene Sache" daraus macht.



Lavendel

Zitat von: Churke am 05. Juni 2008, 10:06:11
Die Rechtslage ist eindeutig: Eine Parodie ist ein eigenes Werk, wegen der kritischen Auseinandersetzung, und kein Plagiat.

Naja, es gab je durchaus schon Urteile in der Richtung. Disney hat mal die Satirezeitschrift Pardon verklagt und Recht bekommen. Und dann gab es noch diesen Asterix-Alcolix Streit Ende der 80er. Ich weiß nicht genau, wie eindeutig die Rechtslage mittlerweile ist, aber ich meine mich zu erinnern, dass es eine ominöse Grenze gibt, hinter der die Parodie dann plötzlich Entstellung ist. Und diese Grenze ist dann wieder Auslegungssache.

Lomax

Zitat von: Lavendel am 05. Juni 2008, 12:30:00Ich weiß nicht genau, wie eindeutig die Rechtslage mittlerweile ist, aber ich meine mich zu erinnern, dass es eine ominöse Grenze gibt, hinter der die Parodie dann plötzlich Entstellung ist. Und diese Grenze ist dann wieder Auslegungssache.
Nun ja, die (theoretische) Rechtslage ist schon eindeutig: Die Parodie ist eine eigene, besonders geschützte Werkform, und wenn es in Form einer Parodie ist, darf man auch Elemente des parodierten Werkes darin aufgreifen.
  In der Rechtswirklichkeit kann man sich natürlich trefflich darüber streiten, ob und ab wann ein Werk denn eine Parodie darstellt. Das führt dann zu unterschiedlichen Gerichtsurteilen.
  Aber in den Jurakursen meines BWL-Studiums haben mir die Korrektoren stets eingeschärft, dass man sich von widersprüchlichen Gerichtsurteilen nicht verwirren lassen darf, sondern immer die Eindeutigkeit der Rechtslage konstatieren soll ;)

Lavendel


Melchior

Man sollte auch als Schriftsteller, Regisseur ... genug Größe besitzen, Kritik an seinen Werken auch in Form von Parodien zu ertragen, selbst wenn es rechtlich grenzwertig ist. Gut finden muss man es ja nicht gleich. Solange sich an bestimmte grundsätzliche moralische Regeln gehalten wird, finde ich das ganze in Ordnung.

PS: Die Rechtslage ist doch immer nur theoretisch eindeutig, oder?  ;)

Wilpito

Ich sehe keinen Grund, warum man solche allgemeingültige Bezeichnungen nicht auch verwenden sollte. Ich gehe sogar noch ein Stück weiter: Warum sollte der Held einer Geschichte nicht auch mal ein Buch gelesen haben oder einen Film gesehen haben und darin Ähnlichkeiten zu sich selbst oder seiner Umwelt feststellen?
z.B. Das Wesen erinnerte mich an das letzte Einhorn, es sah genauso aus wie das im Film, nur war es lebendig...
oder "Mensch man, der Type sieht so aus wie der Hauself aus Harry Potter"...
oder "Ich komme mir vor wie Harry Potter als er in die Kammer des Baselisken eindrang".

Ich weiß, manche finden dass unmöglich. Einer meiner Probeleser hat meine Parallelgeschichte zu Harry Potter auch komplett zerrissen, weil ich zu häufig meinen Helden vergleiche zwischen seiner Welt und Hogwarts ziehen ließ. Andere fanden das besonders Amüsant.
Aber so viele Leser wie es gibt, so viele Meinungen wird es auch geben..

Gruß Wilpito


Coppelia

Gerade hab ich auch mit dem Problem zu kämpfen.
Ich hab mir eine bestimmte Sache ausgedacht und dazu Begriffe aus dem römischen Recht/Alltag verwendet, weil es auch daran angelehnt ist und die Begriffe das, was ich meine, wiedergeben, sinnvoll und ein wenig euphemistisch. ;). (Nein, nicht die Kessler Chroniken, sondern etwas anderes). Dieser Roman spielt nun größtenteils in einer Magierschule, und seine Verbindung mit Harry Potter ist definitiv nicht vorhanden. Darüber hinaus muss ich sagen, dass ich HP nicht kenne, ich habe es nie gelesen und habe es auch nicht vor. Aber mein Vater (der die Bücher gelesen hat) hat mir gesagt, dass Rowling genau dieselben Begriffe verwendet, und das auch noch im selben Zusammenhang. Ich war völlig vor den Kopf gestoßen, weil ich ja, wie gesagt, mir alles selbst ausgedacht habe. Dann habe ich noch mal nachgehakt, wie der Zusammenhang/Hintergrund bei HP ist, und er ist natürlich anders, nur die Begriffe sind gleich. Aber wegen der gleichen Begriffe, meint mein Vater, würde man erst gar nicht auf die Idee kommen, dass der Hintergrund anders ist und ich es nicht geklaut habe.
Genau genommen kannte ich das, wofür Rowling die Begriffe verwendet hat, so 1:1 von einem anderen Autor (nur unter einem anderen Begriff), wenn mein Vater es mir richtig erzählt hat, aber darum geht es ja nicht.

Das finde ich irgendwie etwas bitter und überlege jetzt, ob ich alles umbenne. Es gibt aber keinen Begriff, der es so gut trifft wie dieser, da ich wirklich eine Art antikes Rechtsverhältnis wiedergeben will und daher den Begriff in dem Zusammenhang verwende, in den er eigentlich gehört. Dieser Zusammenhang ist relativ kompliziert, daher war ich froh, einen passenden, für die Leser verständlichen Begriff gefunden zu haben.
Andererseits sehe ich es auch nicht ein, dass man sich bei der Verwendung allgemeiner Begriffe, die Rowling zufälligerweise auch verwendet, gleich nachsagen lassen soll, man hätte nicht nur den Begriff, sondern auch den Zusammenhang, in dem er verwendet wird. unreflektiert geklaut. Aber ich sehe genau das auf mich zukommen, weil ja auch mein Vater so reagiert hat. Aber gerade bei Rowling wäre es mir unangenehm, wenn die Leute glauben würden, ich würde bei ihr klauen, das ist eine lange Geschichte.

Churke

Was ist mit griechischen Synonymen? Der Codex Iustinianus ist zweisprachig.

Oder kanonischem Recht?