Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

[Lothen]

Ich bin bei den alten Sachen immer zwiegespalten. Manchmal geht es mir so wie Fee und ich denke mir: "Hey, du bist einfach echt besser geworden" und manchmal denke ich mir: "Boah, ist das übel, wie konntest du nur?!"

Hab heute übrigens eine niedliche Szene im Zug miterlebt. Mir gegenüber saßen zwei Teenie-Mädels, die gerade gemeinsam an ihrem ersten Roman geschrieben haben. Genre und Inhalt habe ich leider nicht mitbekommen, aber ich habe festgestellt: Die Probleme angehender Autorinnen unterscheiden sich kaum von denen der Amateure.

Die Szene in eigenen Worten (zuvor hatten sie gerade einen Charakter entworfen):

"Hm, wir sollten uns vielleicht mal überlegen, wozu wir den brauchen. Also was der mit der Handlung zu tun hat."
*schauen sich an, lachen*
"Keine Ahnung. Lassen wir uns überraschen."
"Aber das sollten wir schon wissen, wir sind doch die Autorinnen."
*lachen wieder*
*mit tiefsinnigem Blick* "Das kommt dann einfach beim Schreiben. Weil die Worte sind ja da, wir müssen sie nur aufschreiben."

Irgendwie hab ich mich da selbst wiedererkannt.

Nett fand ich auch den letzten Satz beim Aussteigen:

"Oh Mann, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie so echte Autoren 200 Seiten oder so schreiben können. Das ist doch voll viel."

[Christopher]

Da hättest du ganz nonchalant einsteigen können: "Das geht ganz einfach. Die quetscht man mal eben so zwischen die ersten 300 und die letzten 200 Seiten!"

Aber trotzdem schön. Hoffentlich bleiben sie dran

[KaPunkt]

Süß!
Als ich gestern im Zug nach Hause den Laptop aufklappte und mich an die Überarbeitung machte (Seite 1, da stand fett 'Titel, Verfasser und 'Prolog'), hörte das Gespräch neben mir plötzlich auf, das sich bis dahin um Berufsaussichten als Soldatin gedreht hatte.

Sitznachbarin: "Entschuldigen Sie, schreiben Sie ein Buch?"
Ich: "Öhm, ja." (Was soll ich da auch sonst drauf antworten? 'Nicht nur eins.'? 'Nein, ich überarbeite'? 'An guten Tagen glaube ich das zumindest.')
Sitznachbarin: "Können Sie mir erklären, wie man veröffentlicht? Meine Schwester schreibt nämlich auch gerade eins."

Nach einem kurz Abriss zum Thema Agentur und Verlag, was ist ein Expose etc. kristallisierte sich dann raus, dass die Schwester 1. 'So Zeug mit Drachen' schreibt (Mein lautes 'Ich auch.' Wurde mehrfach überhört. Erwachsene tun das scheinbar nicht ...) und 2. Dreizehn Jahre alt ist und jetzt schon 'im 5. Teil steckt.'

Ich habe sie mit strahlenden Augen an die Phantastatur verwiesen.

Der Name wurde sorgfältig aufgeschrieben, sich artig bedankt und dann durfte ich ungestört arbeiten.
Faszinierendes Gespräch. Ich bin gespannt, ob ich der kleinen Schwester irgendwann mal begegne.

Liebe Grüße,
KaPunkt

 

[Janika]

Ohh, wie süß! Ich werde die Augen offenhalten.

Lothen, die Story ist auch cool. Ich wäre wirklich eingestiegen.

[Golden]

@Lothen: Das ist fast schon bisschen süß. Merke ich mir mal als Szenenidee.^^

[Klecks]

@Lothen: Wie süß! Wie cool das wird, wenn sie in ein paar Jahren ihr erstes Buch fertig haben und an diese Unterhaltung im Zug zurückdenken und sagen, ha, wir haben es doch geschafft! 

@KaPunkt: Das ist auch echt ein super süßes Erlebnis. 

Ich lese auch sehr gerne in meinen älteren Projekten. Manchmal suche ich gezielt nach alten Ideen, um an ihnen zu arbeiten, aber auch die fertigen Romane lese ich mir immer mal wieder durch. Es ist immer ein wunderschönes Gefühl, selbst wenn man merkt, dass man sich damals noch mehr handwerkliche Fehler geleistet hat. 

[Kraehe]

@Lothen&KaPunkt: Wenn ich morgen Zug fahre, werde ich ganz fleißig die Ohren spitzen, ob mir was derartiges unterkommt

Alte Projekte ... ich schmökere echt gerne in meinen alten Sachen. Naja, nicht in den ganz, ganz, ganz alten, darüber lache ich oft nur oder schlage die Hände über dem Kopf zusammen Aber die nicht so alten, an denen mir wirklich viel lag/liegt, lese ich gerne ab und an, weil ich so gerne zu den Charakteren und Orten zurückgehe

[Sipres]

Ich lese grundsätzlich nichts von mir, was vor 2009 entstanden ist. Es ist mir selbst zu peinlich und ich habe es nur noch, weil darunter die einzige fertige Version des Romans ist, den ich seit 15 Jahren schreibe. Oh Gott, war die schlecht...

[FeeamPC]

   Vergiss nicht, auch ein nicht perfekter Roman hat ein Recht darauf, irgendwann zu einem Ende gebracht zu werden!

[Christopher]

Wenn ich so drüber nachdenke, hab ich während meiner Zugfahrzeit auch viele Leute am Laptop arbeiten sehen. Und das sah nicht nach Arbeit-Arbeit aus, sondern eher nach Prosa.

Von wegen das Land der Dichter und Denker wäre nicht mehr das Land der Dichter und Denker

[Eleanor]

Wenn ich so drüber nachdenke, hab ich während meiner Zugfahrzeit auch viele Leute am Laptop arbeiten sehen. Und das sah nicht nach Arbeit-Arbeit aus, sondern eher nach Prosa.

Ich mache mir auch sehr gerne auf Zugfahrten Gedanken und Notizen zu meinen Projekten, aber am Laptop arbeite ich nicht so gerne, denn ich kann es überhaupt nicht haben, wenn mir jemand beim Schreiben zusieht, dann kann ich mich nicht richtig entspannen

  Vergiss nicht, auch ein nicht perfekter Roman hat ein Recht darauf, irgendwann zu einem Ende gebracht zu werden!

Also meinen fabelhaften Kinderkrimi, den ich als Drittklässler geschrieben habe, werde ich wohl nie zu Ende bringen  und mein derzeit einziger fertiggestellter Roman ruht in der Schublade. Irgendwie will dieser "Den ersten Roman schreibt man für die Schublade"-Gedanke nicht aus meinem Kopf heraus, deshalb habe ich mich bisher noch nicht ans Überarbeiten gemacht. Vielleicht liegts auch daran, dass ich noch nie ein Buch überarbeitet habe  Jedenfalls konzentriere ich mich momentan mehr aufs Schreiben und damit hat man ja auch schon seine liebe Not 

[Klecks]

Irgendwie will dieser "Den ersten Roman schreibt man für die Schublade"-Gedanke nicht aus meinem Kopf heraus, deshalb habe ich mich bisher noch nicht ans Überarbeiten gemacht.

Lustigerweise hatte ich diesen Gedanken damals auch, aber es war trotzdem mein allererster Roman, der auch meine allererste Veröffentlichung wurde. 

[Drachenfeder]

Also bei mir ist das so und ich denke, es wird sich daran nichts ändern.
Meinen ersten Roman habe ich schon einmal versucht neu zu schreiben bzw. aufzupeppen, aber ich habe nach ein paar Wochen aufgegeben. Er liegt wieder in der Schublade. 

[Tinnue]

Wünscht ihr euch manchmal auch, einen Traum nochmal trräumen zu können? Ich wollte heute früh gar nicht aufstehen. Ich war zwar nicht in meinem jetzigen Projekt, aber es ging so in die Richtung, und das zeigt mir nur: Ich ill das. Seit Monaten bin ich endlich mal wieder Feuer und Flamme und allein der Umstand, dass ich (leider) totale Ploterin bin lässt mich davon ab, jetzt wild draufloszuschreiben (und mich zielsicher zu verrennen).

Eigentlich mag ich keine "Ich laufe vor etwas weg"-Träume, aber in dem Fall war ich eine Art Geheimagentin in einer Cyberpunk-Welt und bin auf so einem ganz komischen Motorrad vor meinen Verfolgern davongerast, das über dem Asphalt schwebte. Jedenfalls bekomm ich immer mehr Lust auf das Projekt und das tut unheimlich gut. Mir ist es auch erstmal egal, ob da was draus wird, erfolgstechnisch. Ich bin einfach erstmal froh, dass das alles wieder bei mir ist. Dass ich schreiben will. 

[THDuana]

Aw, das freut mich so für dich, Tinnue! Solche Träume können wahnsinnig inspirierend sein, oder viel mehr die Ideen einem gleich auf dem Silbertablett servieren. Letzte Nacht hatte ich auch einen Traum, der sich nach dem ersten Träumen noch einmal wiederholte und eine andere Gestalt annahm, so dass ich heute morgen die ganze Busfahrt über noch in Gedanken daran schwebte. Das Problem dabei ist nur, dass ich einen Hintergrund gesehen habe und eine Welt, aber keine direkte Handlung.

Die Geheimagentin hört sich aber spannend an, ich hoffe, du kannst daraus einen Plot spinnen! Aber schreib doch erst einmal die Szene auf, vieles lässt sich meist klären, wenn man eine Szene nur festhalten will.