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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Zit

#15945
@Tinnue

Vll. probierst du mal Book in a Month von Victoria Lynn Schmidt (ja, die von 45 Master Characters) -- es ist mehr ein Arbeitsbuch als ein Lehrfaden zum Runterlesen. Vor allem aber kümmert sich die Autorin am Anfang aber auch um das Verhältnis zwischen Autor -- eigenem Anspruch -- Träume -- Hindernissen. Und die Leute, die viel schreiben können, behaupte ich nach meinen Leseerfahrungen aus dem Buch heraus, wissen ganz genau wer sie sind als Autor und was sie beim Schreiben bei der Stange hält (und welchen Stellenwert das Schreiben bei ihnen hat).
Natürlich muss man jetzt nicht auch wirklich den Roman in einem Monat runter ratzen, wenn man das Buch bei der Hand hat. Man kann sich das auch anders einteilen. Die Sache ist eben nur, dass man einen Begleiter an der Hand hat, der einen mit Arbeitsblättern und Listen, was als nächstes zu tun wäre, unterstützt.
Wie hilfreich das alles allerdings ist, weiß ich nicht. Ich bin im Moment noch am Buch dran und hab's noch nicht durch. Aber eben gerade der erste Teil, der sich um das Selbstverständnis als Autor dreht, kann zuweilen Augen öffnen, denke ich. (Das E-Book ist ja preislich völlig i.O.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Siara

#15946
Zitat von: Tinnue am 19. Mai 2014, 16:16:52
Sollte ein Schreiberling müssen? Sich zwingen?
Da muss man sehr differenzieren, finde ich. Wenn die Ideen da sind und man sich mal wieder beim Prokrastinieren erwischt (und das können wohl viele, mich eingeschlossen, sehr gut), dann spricht nichts dagegen, sich selbst ein bisschen in den Hintern zu treten. Schließlich weiß man in diesem Fall sehr genau, dass nichts weiter dahintersteckt. Wenn es ein wenig stockt und mit der Handlung nicht vorangeht, Plotlöcher auftauchen, etc. kann es auch helfen, einfach zu schreiben.

Wenn man krank ist und mit den Gedanken woanders, dazu körperlich angegriffen und sich schlicht schwach fühlt, dann nein, dann sollte man sich nicht zwingen. Vor allem ist es dann auch mehr als verständlich, wenn es mit dem Schreiben gerade mal nicht so klappt. Ich stimme Sprotte da vollkommen zu. Schreiben während einer Krankheit ist gut, wenn du es als heilsam empfindest, nicht wenn es dich nur noch mehr runter zieht.

Du sagst, du bist allgemein unzufrieden mit deinem Tempo. Das ist eine ganz andere Sache. Aber (und das ist ein fettes Aber) das kann die zwei Wochen warten. Mach dich nicht verrückt wegen dieser Zeit. Danach, wenn du wieder ganz gesund bist und immer noch nicht zufrieden, kannst du dir Gedanken machen, wie das zu ändern ist.

Eine Krankheit ist keine Ausrede. Wenn das Schreiben dich im Augenblick runterzieht, lass es sein. Bis du wieder ganz fit bist, darfst du dir es so gut gehen lassen, wie es eben möglich ist, tun, worauf du Lust hast und was deine Seele stärkt.  :knuddel:
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Snöblumma

Ach je, Tinnue.  :knuddel: Komm her, du.  :knuddel:

Wahrscheinlich ist es einfach der absolut falsche Zeitpunkt in deinem Leben. Die gesundheitlichen Probleme belasten dich, auch wenn es nur "Kleinigkeiten" sind - und damit kosten sie dir schlichtweg Energie, die du gerade zum Schreiben nicht hast. Das kann man nun sch*** finden, aber es ist einfach so. Daran wirst du auch nichts ändern können, solange die OP nicht vorbei ist.  :omn: Manchmal ist das Leben einfach so, und wirft einem Steine in den Weg, an denen man auch bei aller Liebe und Hingabe und Mühe schlichtweg nicht vorbeikommt. Und das ist verdammt noch mal nicht deine Schuld, noch bist du deswegen schwach oder kein Schriftsteller oder doof oder ein Versager. Sondern einfach nur jemand, der für eine absehbare Zeit andere Prioritäten setzen muss!

Was das Vergleichen mit anderen angeht: Hab ich dir ja schon gesagt, was ich davon halte ;) - nämlich gar nichts. Du weißt nicht, ob Leute, die fünf Romane im Jahr schreiben, nicht einfach nur das Glück haben, sauviel Geld auf der hohen Kante, perfektes Privatleben und dazu ein wunderbares Zuhause zu haben, in dem sich der Haushalt von allein erledigt. Oder ob sie es tatsächlich schaffen, das neben einem Brotjob, fünf Kindern und Gesundheitsproblemen durchzuziehen. Das sind alles Faktoren, die du nicht kennen kannst, die aber unsere Arbeit beeinflussen. Vergleichen mit dem reinen Output von anderen bringt gar nichts und macht nur unglücklich.

Wenn erst einmal die OP vorbei ist und es dir gesundheitlich besser geht (und das sollte gerade Prio Nummer 1 sein), dann kannst du dich ja immer noch daran setzen, dich und dein Schriftstellerdasein auf die Probe zu stellen und dein Tempo und vor allem deine Ziele zu finden. Ziele finde ich immer ganz wichtig in der ganzen Sache, also so Sachen wie: Wo will ich mit meinem Geschreibsel hin? Wer ist mein Publikum? Wie realistisch ist es, dass ich damit tatsächlich Erfolg habe? Kann ich das jetzt erreichen oder fehlt es mir einfach noch an handwerklichem Wissen/Beziehungen/Erfahrungen? WILL ich WIRKLICH in diese Verlagswelt? Und gerade letzte Frage ist kein Scherz, sondern meines Erachtens der Knackpunkt. Ist man WIRKLICH bereit sich auf den Markt einzustellen, den Anforderungen von Fans und Lektoren unterzuordnen, schlechte Kritiken hinzunehmen und viel zu wenig Geld dafür zu kassieren? Oder hindert einen der vermeintliche Traum von der Veröffentlichung nur daran, Spaß zu haben, sich vielleicht im Netz ein kleines Publikum zu suchen und einfach nur zu Schreiben? Das ist eine Frage, die jeder nur für sich selbst beantworten kann... aber vielleicht auch ein Problem, das hinter deiner langsamen Schreibe steckt. Willst du eigentlich gar nicht da raus, sondern denkst nur, dass du es unbedingt willst (weil: Was man nicht veröffentlicht, ist ja nichts wert? Sonst ist es ja nur ein Hobby, das man vor sich oder der Familie nicht rechtfertigen kann? - Es gibt so viele Gründe, warum man eine VÖ anstrebt, die nichts mit dem Schreiben zu tun haben können, und ungefähr genauso viele dieser Gründe können einen ganz schön blockieren)?

Aber das sind Überlegungen, die du anstellen kannst, wenn du wieder gesund bist. Sieh erst mal zu, dass du auf die Beine kommst, dann kannst du dich um den Rest kümmern. Auch wenn es schwerfällt.  :knuddel:

Ach ja, was ich immer nur raten kann, wenn man mit sich selbst und dem Schreiben hadert: Sich selbst das Schreiben verbieten, und auch das Nachdenken über die Story, das Plotten, alles. Wenn man dann unleidig wird, die Figuren im Kopf herumtanzen und man einfach was niederschreiben muss - dann ist die Sache ziemlich klar. Wenn man das Schreiben gar nicht vermisst, die Figuren kampflos aufgeben und auch sonst keine neuen Ideen im Kopf herumspuken - dann sollte man sich daran machen, das wiederzufinden, was man irgendwann mal hatte: Spaß an den Figuren und an den Wörtern.  :knuddel: Aber das ist nur mein Ansatz, wenn ich mal wieder in dem "Ich geb den Sch*** auf"-Tal stecke...

Tinnue

Danke euch. Die Worte tun sehr gut.  :knuddel:
Und ich hoffe, ich nerve oder belaste euch damit nicht. Es gibt einige, die sowas gerne fehlinterpretieren und dann meinen, ich mache Fishing for compliments. Aber das ist nicht so. *g* Im Moment sind es sicher einige Dinge, und ich werde eure Ratschläge befolgen. Gesundheit ist Prio 1, schließlich ist man ja noch jung und hat viel vor. Wäre blöd, mir das zu verbauen.

Was das andere angeht, ich bin einfach zuuu perfektionistisch, gepaart mit: Ich muss sicher noch einiges über mein Handwerk lernen. Früher hab ich oft gedacht, perfektionistisch sein ist gut, es bringt dich weiter (als andere). Aber wenn es krankhaft perfektionistisch wird, blockiert es. Ich vermute stark, das ist einfach der Punkt in meinem Leben, wo ich hieran mal wirklich an mir arbeiten muss. Ich hab es immer vor mir hergeschoben, na klar, ist ja nicht gerade angenehm. Aber da drüber zu kommen, da wäre eine Knackpunkt erledigt, denke ich. Irgendwann gab es wie bei vielen den ersten (Teenie-)Schubladenroman, dann hab ich mit Kurzgeschichten angefangen. Nach dem ersten veröffentichten Dutzend dacht ich: Jetzt hast dus raus, jetzt weißt du, wies läuft - da hab ich Blut geleckt. Ich habe gemerkt: Wenn ich alles gebe, kann ich vielleicht tatsächlich richtig schreiben. Meine Figuren nicht irgendwo versinken lassen, dass es mir das Herz bricht, sondern sie wirklich und wahrhaftig leben lassen ... da draußen, wo sie andere zum lachen und weinen bringen. Und seitdem, ich weiß nicht, da war was ... seit ich weiß, ich KÖNNTE, blockiere ich mich. Ich will nicht versagen und meinen Traum an die Wand fahren und gerade das mache ich aber, indem ich mich innerlich total versteife und alles perfekt machen will.
Aber wie gesagt, das muss und kann ich bestimmt auch lernen. Ich will nicht für die Schublade schreiben. Im Notfall brauch ich dann einfach länger, als mir lieb ist, aber Hauptsache, es ist nicht vergebens.

Zit, das Buch werd ich auf alle Fälle mal ordern. Herzlichstes Danke dafür. :jau:

ZitatWILL ich WIRKLICH in diese Verlagswelt? Und gerade letzte Frage ist kein Scherz, sondern meines Erachtens der Knackpunkt. Ist man WIRKLICH bereit sich auf den Markt einzustellen, den Anforderungen von Fans und Lektoren unterzuordnen, schlechte Kritiken hinzunehmen und viel zu wenig Geld dafür zu kassieren?

Ja. Sowas von ja. Vielleicht nicht mit diesem aktuellen Projekt, aber irgendwie und irgendwann: JA. Ich glaube, wenn ich das anders beantworten könnte, wärs für mich gerade auch nicht halb so schlimm. Danke, dass du immer für mich da bist, Süße! Wir haben uns noch nicht einmal in Real Life gesehen, aber du bist mir schon wahnsinnig ans Herz gewachsen.



Naudiz

#15949
So, meine liebe Tinnue. Sperr mal die Lauscherchen auf: Mehr als ein Jahr an einem Roman zu schreiben ist überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil: Du beweist Ausdauer und Liebe zum Schreiben, indem du dich auch dann hinsetzt, wenn es dir mal nicht so gut geht. Das macht einen wahren Schriftsteller aus. Er gibt nicht auf, egal, was kommt, weil er seine Figuren, seine Geschichten liebt. Und genau deswegen sind wir, die Langsamschreiber (zu denen ich im Übrigen ebenfalls gehöre!), genauso gut wie jene Autoren, die fünf Romane im Jahr auf den Markt werfen.

Und jetzt lass dich mal :knuddel: Manchmal kommt einem das Leben in die Quere, das ist leider der Lauf der Dinge. Aber davon dürfen wir uns nicht in eine Krise drängen lassen. Die Gesundheit ist immer noch das Wichtigste, denn krank wird das nichts mit dem Schreiben, das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Rhiannon

Tinnue  :knuddel:. Dich belastet die anstehende OP, das ist ganz normal. Trotzdem verlangst du von dir Höchstleistungen und ärgerst dich über die selbst, wenn du diese nicht bringen kannst. Ich kenne diese Verhaltensweise in anderen Bereichen auch von mir und weiß aus Erfahrung, dass man sich auch dann noch Vorwürfe macht, wenn man eigentlich weiß, dass man das nicht schaffen kann, was man von sich verlangt. Ein Patentrezept habe ich dir leider keines. Aber es hilft, wenn man anfängt, gegen die "Ich sollte doch aber/Ein Schriftsteller sollte aber so sein/etc."-Gedanken anzukämpfen. Du bist du selbst und du schreibst genau so schnell, wie es für DICH und DEINE Charaktere richtig ist! Und das Tempo von anderen ist völlig unwichtig. Die Schreibgeschwindigkeit ist kein Kriterium für die Qualität eines Autoren!
Und wenn das Schreiben jetzt nicht will, will es jetzt eben nicht. Dann tust du etwas anderes, auf das du Lust hast und wartest, bis die Muse zu dir zurückkommt. Und sie wird kommen! Musen verlassen einen Autoren nicht, sie machen nur manchmal Urlaub!  :knuddel:

canis lupus niger

Auch George Martin meinte sinngemäß mal, als man ihn darauf ansprach, wie bedauerlich groß die Pausen zwischen seinen GoT-Bänden doch wären: Er würde von der Nachwelt später sicherlich nicht nach der Schnelligkeit seiner Arbeit beurteilt werden, sondern nach deren Qualität. Deshalb sei es ihm wichtiger, gut zu schreiben, als schnell.

Und ein berühmter Karatemeister (weiß nicht mehr, welcher) hat erklärt, es sei nicht schlimm, nur langsam Fortschritte zu machen. Nur Stagnation oder sogar Rückschritte sollte man vermeiden.

Du bist ja keine Maschine, Tinnue. Schreib wenn und so viel, wie Dir gut tut. Dass ist immer noch mehr, als Du "musst".


Sternsaphir

#15952
@ Tinnue.

Als ich damals zu Schulzeiten an einem Künstler-Schreibkurs teilnahm hatten wir als Thema "Zeit".  Unser Projektleiter hatte als Einführung ein kleines selbtsgeschriebenes Gedicht vorgetragen mit dem Titel: "Jedes Ding braucht seine Zeit". Und damit hatte er recht.
Du schreibst ja nicht, weil Du es MUSST, sondern weil Du es WILLST. Und wenn das Schreiben gerade überhaupt nicht funktioniert oder Du einfach nicht die Zeit dafür findest und Dir in den paar Minuten, die Dir bleiben, nichts Gescheites einfällt, dann muss das Schreiben auch mal ruhen.
Es geht ja, wie hier schon erwähnt wurde, nicht um die Schnelligkeit, sondern um die Qualität.
Ich schreibe selbst manchmal auch nur schnell zwischen zwei Arbeitsgängen, weil ich sonst kaum Zeit dafür finde. Und wenn ich dann meine erste Korrektur lese, bemerke ich sofort die Passagen, wo ich keine Muße hatte, mich dem Buch komplett zu widmen. Die Formulierungen sind holperig, ich wiederhole mich (weil ich meist wieder vergessen hab, was ich schon alles erwähnt hatte und was nicht), und es kommen Ungereimtheiten auf.

Werd erstmal gesund und wieder fit. Dein Werk wird Dich noch genug beanspruchen und Deine Höchstleistungen fordern.
Lieber mit Herz schreiben, als mit einem "Muss".  :knuddel:

Leann

@ Tinnue: Erstmal: Gesundheit geht vor. Das ist die Grundvoraussetzung für alles andere. Du hast es ja schon selbst geschrieben, du bist jung und hast noch viel vor. Im Leben wirst du noch viele Phasen durchlaufen, in denen Schreiben mal mehr, mal weniger Priorität haben wird, aber es wird dich immer begleiten. Räume ihm die Zeit ein, die für dich in diesem Moment passt und die dich glücklich macht. Miss dich nicht so viel an anderen. Niemand kann deine Bücher schreiben oder deinen Weg gehen. Es sind deine Bücher, die du in deinem Tempo schreibst. Klar, man kann auch mal rechts und links gucken, wie es die anderen machen und sich Anregungen holen, aber letzten Endes muss jeder für sich selbst herausfinden, was ihm am meisten liegt. Also setz dich nicht unter Druck, finde deinen Weg. Aber jetzt wünsche ich dir erstmal alles Gute für die OP, danach hast du den Kopf auch wieder frei für das Schreiben. :knuddel:

@ Snö: Dein Beitrag war zwar an Tinnue gerichtet, aber ich bedanke mich mal ganz herzlich dafür. Du hast da nämlich ganz viele Punkte angesprochen, über die ich in den nächsten Wochen viel nachdenken möchte und danach werde ich hoffentlich einige Entscheidungen treffen. Es hat einfach mal gut getan, dass auch andere diese Überlegungen anstellen.

Klecks

Oh, Tinnue. Es wurde schon alles gesagt, was ich hätte schreiben wollen, deshalb fühl dich einfach geknuddelt.  :knuddel:

Sternsaphir

Schon wieder trifft mein Geschick zu, genau gegenteilig zu den vorherrschenden Jahreszeiten zu schreiben.
Gerade wird es in meiner Welt Herbst und es fängt an zu schneien und heute ist der erste richtig warme Tag im Frühling.  :wart:
Da fällt es natürlich besonders leicht, über eisige Stürme und dunkle kalte Tage zu erzählen.

Drachenfeder

Ich kenn das. Weihnachtssgeschichten schreib ich oft im Sommer  ::)



Pandorah

Hat dann aber den Vorteil, dass es zur gewünschten Jahreszeit, wenn die Leser von rieselndem Schnee oder eisigen Stürmen lesen, fertig ist. ;D Und die können sich dann mit Decken und heißem Tee einmummeln und freuen sich.

Sprotte

Ich liebe Wintergeschichten, und ich schreibe sie auch bevorzugt im Frühling oder gar Hochsommer.  :vibes:

Tinnue

Man hat ja Tee, Zimt usw. da kann man schon in Winterlaune kommen. Im Notfall greif ich sogar zum Punsch!  ;D