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Kurzgeschichten?

Begonnen von Roland, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Roland

Hi! Ich habe mal eine einfache Frage: Ich versuche mich ja grade an einer etwas größeren Geschichte und glaube, dass die etwas zu groß für mich ist. ( Im Moment ).
Wäre es vielleicht etwas besser am Anfang ein paar Kurzgeschichten zu schreiben?
( Finden solche Dinger auf dem Büchermarkt denn auch Platz? ( Natürlich erst in langer Zukunft;))
Und wenn man das etwas besser beherrscht, könnte man sich dann an etwas größere Geschichten wagen?

Maja

Hallo Roland,
erst mal eine Frage vorweg: Schreibst du für dich, aus Spaß und Vergnügen, oder für den Buchmarkt? Denn davon hängt ab, was für einen Tip ich dir gebe. Nämlich folgender:

Aus meiner Erfahrung als Buchhändlerin verkaufen sich Kurzgeschichten nicht sonderlich gut, weder in gemischten Anthologien noch in Sammlungen eines einzigen Autors. Romane gehen um etliches besser. Aber: Kurzgeschichten gehen immer noch deutlich besser als unvollendete Romane, die verkaufen sich nämlich gar nicht (es sei denn, du bist sehr berühmt und tot). Wenn du also auf schnelles Geld aus bist, muß ich dir zu Kurzgeschichten raten. Die kann man auch an Zeitschriften verkaufen (oder es zumindest versuchen). Was allerdings mit Krimis deutlich besser geht als mit Fantasy.

Du ahnst es bereits: Mein Herz schlägt nicht für Kurzgeschichten. Wenn es dir darum geht zu schreiben, eine Geschichte aufzubauen, Charaktere auszuarbeiten etc, rate ich dir in jedem Fall zum Roman. Selbst wenn das Buch niemals über die ersten zehn Seiten hinauskommt - es ist Entwicklung darin, sowohl für den Plot als auch für den Autor.
Ich schreibe Fantasy, seit ich achtzehn bin (was jetzt schon was her ist). Ich habe in der Zeit Dutzende von Romanen angefangen. Fertiggestellt: Zwei abgeschlossene Geschichten sowie zwei Bände eines mehrbändigen Zyklus. Das Überwiegende von dem, was ich je geschrieben habe, ist unvollständig. Und an dem meisten davon will ich gar nicht weiterschreiben, weil ich inzwischen besser bin als meine alten Plots.

Solange nichts davon abhängt als Können, kannst du dir gar nicht zuviel vornehmen. Als Schriftsteller hast du keine Materialkosten, zumindest keine, die von der Größe des Projekts abhängen (anders als bei Malern, z.B.) Natürlich: Je höher du dir die Ziele steckst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß du mit deinen Ergebnissen unzufrieden bist. Erfolgserlebnisse wie fertige Geschichten lassen lange auf sich warten. Aber je unzufriedener du mit dir selbst bist, desto mehr wirst du daran arbeiten, besser zu werden. Bei Kurzgeschichten ist der Punkt Zufriedenheit viel zu früh erreicht, um richtige Entwicklung zu ermöglichen.

Die ersten fertigen Geschichten, die ich geschrieben habe (damals wollte ich noch Krimiautorin werden) hatten eine Länge von dreißig bis fünfzig Seiten - zu lang für Kurzgeschichten, zu kurz für Romane, aber genau richtig für werdende Autoren (ich war damals auch erst fünfzehn/sechzehn). Solche Novellen kannst du zwar nie wirklich verkaufen, aber sie eignen sich zum Beispiel, um damit eine Autorenwebseite zu füllen. Das geht natürlich auch mit Kurzgeschichten und Romanen.

Ohnehin sind Onlineromane sehr praktisch, auch bei unvollendeten Geschiten. Und wenn man dann einmal im Jahr eine Mail bekommt, in der Leser fragen, wie es weitergehen, kann sich das auf den Fortgang der Geschichte sehr positiv auswirken.

Also merke: Es gibt keine zu großen Ziele. Es gibt nur zu kleine Autoren.


Schöne Grüße,
Maja
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Roland

Vielen Dank für deinen Rat!

Maja

Gerngeschehen.
Solltest du bei einem Roman festhängen, kannst du hier auch immer Hilfe bekommen. Es sind mehr Romanciers als Kurzgeschichtenschreiber am Start. Und es gibt auch bessere Literatur zum Schreiben von Romanen ---

Hast du denn schon eine Idee für einen Plot?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Roland

Meinst du jetzt für eine Kurzgeschichte oder einen Roman? Also ich habe einen Roman angefangen, habe mir dann nach einer Seite erstmal überlegt, wie die Geschichte laufen soll.
Und da war mein Problem, ich wusste nicht wirklich weiter nach einiger Zeit.
Heute Abend schreibe ich grade eine Kurzgeschichte, die ich auch zu Ende schreiben werde. Hab ich irgendeine Chance, die hier zu veröffentlichen, damit ihr daran rumkritteln könnt?

Linda

#5
ZitatHi! Ich habe mal eine einfache Frage: Ich versuche mich ja grade an einer etwas größeren Geschichte und glaube, dass die etwas zu groß für mich ist. ( Im Moment ).
Wäre es vielleicht etwas besser am Anfang ein paar Kurzgeschichten zu schreiben?
( Finden solche Dinger auf dem Büchermarkt denn auch Platz? ( Natürlich erst in langer Zukunft;))
Und wenn man das etwas besser beherrscht, könnte man sich dann an etwas größere Geschichten wagen?


Hallo Roland,

wenn du das Gefühl hast, dass du dir zuviel mit einer Idee aufgeladen hast, dann solltest du das ernst nehmen.
Prüfe noch mal genau, wie viele Figuren das eigentlich sind, wie viele Handlungsstränge es werden (können) oder ob dir das Thema einfach von der Gestaltung her zu komplex ist.
Mach dir dann Notizen und greife es später mit mehr Schreiberfahrung wieder auf.

Ja, ich rate dir dazu,  dann erst mal überschaubare Projekte zu starten.
Man bekommt sie wesentlich schneller fertig und sieht im direkten Vergleich der Texte auch schneller die eigene "Verbesserung" und zunehmende Routine. Wobei Kurzgeschichten nicht zwangsläufig einfacher sind, aber dazu unten mehr.

Veröffentlichen (gegen Belegexemplar und meist ohne Honorar) kann man Kurzgeschichten bei zahllosen kleinen Verlagen in Anthologien und Magazinen in Buchform (Nova, Nocturno...) oder Zeitschriften (c't zahlt sogar ein sehr gutes Honorar, dann noch phantastisch!)
 Das hat aber wenig mit dem wirklich harten Buchgeschäft zu tun. Da wiederum verkaufen sich Anthologien eher mäßig bis schlecht. Es sind typische "Verlegenheitsgeschenke".
Abgesehen davon gibt es aber s. o. eine sehr lebendige Szene, in der Geschichten ihren Platz finden und auch, je nach Genre mehr oder weniger diskutiert werden.
 Dort finden auch die Fans kurzer Geschichten ihre Lektüre.

Einige Adressen findest du unter:  http://www.sf-boom.de (Menüpunkt Kleinverlage)
Ausschreibungen wie z.B die "Storyolympiade" bieten auch Anfängern gute Chancen.

Ob du überhaupt Kurzgeschichten schreiben sollst musst du jedoch selbst wissen. Je nach Genre gibt es da ganz eigene Konventionen.
Die Texte sollten, um Leser zu finden, schon eine Pointe haben und eine erkennbare und halbwegs abgeschlossene Handlung.
Der Gedanke, 'was nur wenig Seiten hat, ist eine Kurzgeschichte', ist falsch.
Besser ist: 'was nur wenig Seiten braucht, ist eine Kurzgeschichte.'

Gruß,

Linda

Manja_Bindig

Kurzgeschichten eignen sich sehr gut, um eine Schreibblockade abzuwenden oder auch ganz abzuschütteln...

also, wenn sich eine ankündigt, man die aber gerade GAR nicht gebrauchen kann, weil man an einer extrem wichtigen Stelle hängt.

Oder, wenn die Blockade im abklingen ist... Lockerungsübung sozusagen.
(was auch beides meine Massen an KG's erklärt)