Mer: Fiktion ist die Wahrheit in der Lüge- Stephen King

[Rosentinte]

Unser neustes Mitglied ist fasziniert vom Charakter des Menschen - nicht nur für ihre Charaktere, sondern auch im Brotjob. Sie freut sich auf eine lebendige Community hier und als dessen neustes Mitglied möchte ich Mer ganz herzlich willkommen heißen!

Wer bist du?
Meine Freunde nennen mich Mer, ich bin 27 Jahre alt und ich arbeite als Psychologin. Nachdem ich mein Studium vor zweieinhalb Jahren beendet habe, habe ich zunächst in einer Akutpsychiatrie gearbeitet, danach war ich in einer Klinik für forensische Psychiatrie tätig, wo Menschen untergebracht sind, die aufgrund einer psychischen Erkrankung eine schwerwiegende Straftat begangen haben. Ich liebe meine Arbeit, aber ich hatte schon sehr lange das Gefühl zweier "Seelen in meiner Brust", das Heilen und das Schreiben.
Durch die Gespräche mit vielen unterschiedlichen Menschen habe ich eine tiefe Wertschätzung für das Menschsein gelernt, ich darf teilhaben an dem Erleben und Fühlen Anderer auf eine Art und Weise, wie es sonst nicht einmal in den intimsten, innigsten Freundschaften möglich ist. Und natürlich ist es ein wunderbares Gefühl, anderen Menschen helfen zu können und sie bei ihrem inneren Wachstum begleiten zu dürfen.
Aber ich hatte stets das Gefühl, dass mir selbst etwas fehlt, dass ich verloren gehe zwischen den Schicksalen anderer Menschen. Ich hatte immer den Gedanken, dass ich mich irgendwann entscheiden müsste, zwischen der Psychologie oder dem Schreiben, mir kam nie in den Sinn, dass es vielleicht kein ,,oder", sondern ein ,,und" sein könnte. Bis jetzt. Ich habe für mich erkannt, dass mein Wissen und meine Erfahrungen mit der Psyche des Menschen mir helfen kann, meinen Protagonisten einen nachvollziehbaren, tiefgehenden Charakter zu verleihen und dass das Schreiben mir wiederum einen Ausgleich zur Psychologie geben kann, da ich hier voll und ganz den Fokus auf das legen kann, was in meinem Inneren vor sich geht.


Was schreibst du?
Meine Wiege liegt im low fantasy. Mich hat schon immer besonders interessiert, die persönlichen Entwicklungsschritte meiner Protagonisten nachzuvollziehen. Was macht einen ,,guten" Menschen gut? Was macht einen ,,bösen" Menschen böse? Welche Beziehungserfahrungen, welche Glaubenssätze, welche Grundüberzeugungen über sich selbst und die Welt leiten einen Menschen, lassen ihn heldenhaft oder abscheulich handeln? Wie böse darf ein Charakter handeln, um noch liebeswert für die Leserschaft zu sein, wenn die Hintergründe der Taten nachvollziehbar sind? Fantasy eignet sich für diese Fragen meiner Meinung nach besonders gut, weil man menschliche Regungen, Gefühle und Handlungen in unterschiedlichen Welten und unter verschiedensten Bedingungen durchspielen kann. Mit der Frage: Was wäre, wenn?
Aktuell bin ich über einen Umweg vom Urban Fantasy zum Dark Fantasy gekommen, Stephen King und Jonathan Stroud sind für mich Wegweiser. Angefangen habe ich mit Kurzgeschichten. Mit ihnen konnte ich mich erproben, an meiner Sprache feilen, mit Spannungsbögen experimentieren, ohne mir tiefergehende Gedanken über Welten und Charakteren zu machen. Eine Zeit lang habe ich mich auch aktiv an kleineren Schreibwettbewerben beteiligt, was aber nun auch schon einige Jahre zurückliegt (2018 habe ich den ersten Platz des Schreibwettbewerbs der Buchmesse im Ried gewonnen und wurde in der Anthologie ,,zu kurz gekommen" veröffentlicht; 2020 war ich Teil der Anthologie des Größenwahn-Verlags ,,Offenbacher Einladungen"). Je mehr Erfahrungen ich mit dem Schreiben sammelte, desto klarer wurde für mich jedoch, dass mein großes Ziel das Schreiben eines Romans ist. Und hier stehe ich nun, in dem Versuch, meinen ersten Roman zu beenden, aber ich scheitere leider immer wieder wie an einer magischen Barriere an der 30.000-Wörter-Marke.


Warum wir? Warum du?
Ich habe schon einige Zeit vergebens alleine versucht, die innere Schreibbarriere aus Selbstzweifeln und Perfektionismus zu bekämpfen und ich habe bemerkt, dass mir der Austausch mit anderen Autor*innen fehlt. Während des Studiums war ich Teil der Gruppe Junger Autor*innen des Literaturhauses Frankfurt, dort haben wir uns einmal die Woche getroffen, gefachsimpelt und uns über unsere Werke und das Schreiben im Allgemeinen ausgetauscht und ich merke, dass ich es sehr vermisse, mich mit anderen Schreibbegeisterten über Plots und Charakterbildung auszutauschen. Zwar habe ich das Glück, auch im ,,echten" Leben einige Schreibbegeisterte zu kennen, mit denen ich Werke und Ideen austauschen kann, aber ich habe den Eindruck, dass der Austausch mit guten Freunden doch noch einmal anders ist, als mit Fremden, die nur das Werk und nicht den oder die Autorin dahinter kennen. So bin ich auf Tintenzirkel aufmerksam geworden. Beim Überfliegen verschiedener Beiträge und des Regelwerks habe ich den Eindruck gewonnen, dass Tintenzirkel ein aktives Forum mit sehr wertschätzenden Mitglieder*innen ist und ich würde mich sehr darüber freuen, teil der Community werden zu dürfen.

Kurze Kostprobe
Die Dunkelheit ist blass von den dicken Flocken, die in einer dichten Wolke aus dem abendlichen Himmel hinabwirbeln und die Kälte beißt mir in die nackten Hände, als ich auf den Bürgersteig hinaustrete. Mein Atem hängt in einer bleichen Wolke vor meinem Mund wie ein Geist und ich beobachte, wie er davonschwebt. Das Licht der Straßenlaterne flackert und erlischt schließlich ganz. Stromausfälle sind häufig, insbesondere in den Wintermonaten und die Nacht erscheint plötzlich so viel größer, so viel gähnender als zuvor. Es fühlt sich seltsam befreiend an, allein zu sein, hier auf der Straße, nur umgeben von Schnee und Schwärze, obwohl das Gefühl der Freiheit natürlich trügerisch ist.

[Antigone]

Grüß dich, Mer!

Mit dem Stephen King Zitat in der Überschrift hattest du mich schon!  Ich wünsch dir viel Spaß in unserer Runde!

lg, A.

[Maja]

Hallo Mer,

Herzlich willkommen im Tintenzirkel! Ich halte dir die Daumen, dass du hier die Unterstützung bekommst, die magische 30.000er-Marke (das ist bei mir auch ungefähr der Punkt, an dem ich sagen kann, dass ich ein Buch fertigbekomm) fällt und du den Roman fertig bekommst.

Schöne Grüße
Maja

[Marrin]

Hallo Mer, herzlich willkommen hier!
Deinen Ansatz mit der Frage "Gut/Böse" bei Fantasy-Figuren finde ich spannend! Und mit deiner Erfahrung im Bereich der forensischen Psychiatrie hast du sicherlich den besten Hintergrund dafür.

Viele Grüße
Marrin

[Kamen]

Moin Mer,
schön, dass du den Weg zu uns gefunden hast.
Lass dich hier inspirieren und starte gute, hilfreiche Gespräche .

Gruß, Kamen

[Yamuri]

Herzlich willkommen im Tintenzirkel. Dein Schnipsel spricht mich total an. Stephen King hat mich auch sehr geprägt von seiner Schreibweise.

[Mer]

Hallo an alle
Vielen Dank für die freundlichen Grußworte, ich freue mich schon darauf, mit Euch in den Austausch zu treten, zumal einige von Euch auch Stephen-King-Fans sind  
An Maja: mit meinem neusten Projekt nähere ich mich wieder dem kritischen Punkt, mal sehen, wie weit ich diesmal komme...
An Yamuri: das freut mich