• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Hilfe gesucht bei neuhochdeutschen Bezeichnungen für Fantasiesprachen

Begonnen von Phlox, 14. Januar 2023, 14:53:44

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Phlox

Aktuell beschäftigt mich das Problem, welche Bezeichnungen ich für "meine" Fantasiesprachen verwenden soll, und ich hoffe auf eure kollektive Intelligenz...  :)

Folgender Hintergrund:
In meiner Geschichte reisen Personen aus Land A ins recht weit entfernte Land B. Dort bleiben sie dann durch den Gang der Geschehnisse länger als vorgesehen, lernen in dieser Zeit die Sprache von B und schlagen sich so lange mit einer "Lingua Franca" durch.

Folgendes Problem:
Bei einem Satz wie z.B. "Sandrine kommt aus Frankreich und spricht Französisch"  schreibe ich ja nicht "... kommt aus La France und spricht français", sondern nehme eben die deutschen Bezeichnungen für Sprache und Land.
Aber was mache ich, wenn es gar keine deutschen Begriffe für Land & Sprache gibt?

Land A und Sprache A heißen ja auf A eben anders als in der Sprache aus Land B - ich hoffe, ich drücke mich verständlich aus... Also welche Bezeichnung nehme ich denn dann?

Wenn die Personen selbst sprechen, also bei wörtlicher Rede, (oder wenn sie sonstwie Perspektive haben,) kann ich natürlich einfach die Bezeichnung aus der Sprache nehmen, die sie gerade sprechen. Da es sich nur um wenige Wörter handelt, würde das, denke ich, beim Lesen nicht sehr verwirren, wenn es dafür unterschiedliche Bezeichnungen gibt.

Aber für beschreibende Textteile aus allgemeiner Erzählperspektive habe ich noch keine Lösung gefunden, die mich wirklich befriedigen würde.
Vielleicht, so lange die Handlung in Land A spielt, die "A'schen" Begriffe (für Land B z.B.), und dann in Land B die B'schen? Aber ist das perspektivisch sauber?

(Tolkien hat, soweit ich weiß, für sein Werk z.B. die Fiktion aufgemacht, dass er sozusagen die Geschichte in alten Aufzeichnungen gefunden hat, in einer Sprache, die weder die Sprache der Hobbits noch der Elben ist, und das dann ins Englische übersetzt hat - also, Bilbo und Galadriel z.B. heißen in ihren eigenen Sprachen völlig anders. Aber diese Vorgehensweise oder dieser "Trick" passt auf meine Geschichte einfach überhaupt nicht.)

Könnt ihr mein Problem nachvollziehen, oder habe ich da irgendwie eine Gehirnwindung zu viel oder zu wenig?
Ich würde mich jedenfalls sehr über Anregungen freuen...     

Coppelia

Vielleicht verstehe ich jetzt das Problem nicht, aber warum erfindest du keine entsprechenden Begriffe?
Falls es um Länder/Sprachen geht, die bisher in deiner In-World-Sprache noch keine Begriffe haben, würde ich Analogbildungen zu schon existenten nehmen. Denn so würde es meiner Meinung nach funktionieren. Neue Wörter werden meist nach denselben Regeln wie schon bestehende gebildet und dann auch so behandelt.

Wenn du magst, nenn doch mal die Namen der Länder/Sprachen, dann ließe sich brainstormen.

Phlox

Ja, ich dachte mir schon, dass es schwierig ist zu kapieren, was ich meine; vielleicht ist es in Wirklichkeit auch gar kein Problem, und nur ich kapier's nicht:
Die Sache ist, mir fehlen nicht die Wörter, ich weiß schon, wie die in den jeweiligen Sprachen heißen. Ich weiß bloß nicht, welche Wörter/Sprache ich nehmen soll für die Textpassagen, in denen eine allwissende oder auktoriale Erzählstimme spricht (die weder aus Land A noch aus Land B kommt). Kann also sein, es ist eher ein Perspektiv- als ein Sprachproblem...  :hmmm:

Zit

Wenn die Stimme auktorial ist, wäre es nicht "höflicher" die Variante derjenigen zu nehmen über die gesprochen wird? Also wenn es um Volk B geht, dann auch die Eigenbezeichnung von Volk B für Volk B nehmen. Je nachdem wie das Verhältnis der Völker/ Kulturen untereinander ist, können Menschen von A ja auch Begriffe für B verwenden, die B abwerten. Und manchmal ändern sich auch die Gepflogenheiten und A wechselt von der a'ischen Bezeichnung zur b'ischen Eigenbezeichnung. Beispiel aus meinem Arbeitsalltag (wenn ich in irgendeiner Computermaske etwas auswählen muss): "Belarus (ehemals Weißrussland)" – "Weißrussland (jetzt: Belarus)" Heißt also, die offizielle Variante auch in Deutschland ist Belarus.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Coppelia

Auktorialer Erzähler? Den gibt es doch heute eigentlich quasi nicht mehr, und aus gutem Grund. :hmmm: Da würde mich interessieren, warum du den eigentlich brauchst. Heute werden auch Abschnitte, die früher auktorial erzählt wurden, eher in die Perspektive einer Figur eingegliedert.

Was Zit schreibt, finde ich super. Du kannst es auch expliziter machen, indem du sowas schreibst wie "Willis Heimat, die bei seinen Landsleuten Deutschland hieß, wo eine Sprache gesprochen wurde, die dort gemeinhin als Deutsch bezeichnet wurde. International war das Land dagegen meist als Germany bekannt." u. ä.

Ich glaube allerdings, dass das womöglich die Sache nur verkompliziert und wenig Mehrwert beim Lesen bietet.

Gizmo

Ich finde Zits Idee auch gut.

Generell vorsichtig wäre ich auf jeden Fall - unabhängig von auktorialem Erzähler oder Charakterperspektive - mehrere Begriffe für dieselbe Sache einzuführen. Es kann für das Worldbuilding gut sein (ein Ort wurde erobert und heißt jetzt anders, wird aber von seinen ursprünglichen Besitzern noch immer unter "altem" Namen geführt), aber es darf nicht zu viel werden. Wenn du z.B. eine Reihe Tiere hast (oder Ortschaften, Länder, was auch immer) und alle haben zwei Namen, mag das realistisch sein, zwingt deine Leser aber, quasi ein Wörterbuch in ihrem Kopf zu haben.
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Phlox

Ich kann mich an meine erste Vorlesung in Literatur erinnern, in der wir Uni-Frischlinge lauter kurze Absätze von literarischen Werken präsentiert bekamen, und (mehr oder weniger) staunend zur Kenntnis nahmen, dass in einem solch kurzen Absatz alle möglichen Erzählperspektiven vorkamen. (Es sei denn, es handelte sich um eine ich-Perspektive, natürlich).
Von daher bin ich immer etwas zögerlich, wenn es heißt, heutzutage kommen eigentlich nur noch personale Perspektiven vor, weil ich das halt irgendwie anders gelernt habe. Kann aber sein, natürlich, dass wir damals bloß Werke bis zum frühen 20. Jahrhundert präsentiert bekamen und daher immer auch eine auktoriale Perspektive vorkam, und sei es nur für ein paar Sätze.

Also lautet mein bisheriges Fazit einfach, dass ich mir Mühe geben werde, diese Perspektive - und es ist gut möglich, dass nur ich fälschlicherweise das als auktorial bezeichnen würde, vermutlich habe ich da echt einen Denkfehler - zu vermeiden. (Das Literaturstudium hat mir halt doch geschadet  ;) ). 

Außerdem denke ich, dass es mir leider immer noch nicht gelungen ist, richtig zu erklären, was ich meine. Es tut mir leid, vermutlich bin ich da ein bisschen "nerdig".

Ich versuche es ein letztes Mal, dann lasse ich euch damit in Ruhe, versprochen:

Ich möchte nicht alle möglichen Begriffe in mehreren (Fantasie-)Sprachen unterbringen in meiner Geschichte. Es geht mir rein um die Bezeichnungen für die Sprachen selbst.
Français, dansk,  русский  heißen so in ihren eigenen Sprachen. Auf modernem Deutsch sagen wir dazu Französisch, Dänisch, Russisch.

Nun ich stehe da mit meinen drei Fantasie-Sprachen, die alle natürlich Eigenbezeichnungen für sich selbst haben, und Fremdbezeichnungen für die jeweils anderen Sprachen.

Aber da es diese drei Fantasiesprachen (bisher) nicht gab, gibt es auch keine deutschen Bezeichnungen dafür.

Ich müsste mir also entweder zusätzlich ausdenken, wie die auf Deutsch heißen, oder eben aus der entsprechenden Perpektive mit den Eigenbezeichnungen arbeiten; und vermutlich wird es dann wohl auf letzteres hinauslaufen - sonst käme sogar ich langsam durcheinander  :) .   

Danke dafür, dass ihr euch die Mühe gemacht habt, meinen verschnörkelten Gehirnwindungen in dieser Angelegenheit zu folgen.  :winke:

Araluen

Du hast Hauptfiguren und begleitest deren Weg durch die Geschichte. Unabhängig von der Perspektive würde ich deren Sprache als Erzählsprache definieren, die der Erzähler dankenswerterweise simultan in die Sprache des Lesers also Deutsch übersetzt.
Also würde ich die Sprachbezeichnung so wählen wie deine Hauptfiguren es tun.

Gizmo

Zitat von: Phlox am 15. Januar 2023, 13:52:49Ich möchte nicht alle möglichen Begriffe in mehreren (Fantasie-)Sprachen unterbringen in meiner Geschichte. Es geht mir rein um die Bezeichnungen für die Sprachen selbst.
Français, dansk,  русский  heißen so in ihren eigenen Sprachen. Auf modernem Deutsch sagen wir dazu Französisch, Dänisch, Russisch.

Ah, OK. Ich hoffe mal, ich stehe nicht auf dem Schlauch, also probiere ich es mal:

Ich denke, viele Leute (unter anderem ich selbst) lösen es, indem sie tatsächlich einen "hochdeutschen" Namen für die Sprachen erschaffen, der dann allgemein verwendet wird:
  • A-Land -> Aländisch
  • B-land -> Beländisch
  • C-Reich -> Cerisch
Alle Charaktere, ganz gleich, aus welchem Land sie stammen, bezeichnen dann A-Lands Sprache als "Aländisch". Beim Lesen bin ich über so etwas auch nie gestolpert.
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Phlox

@Gizmo : Ja, so etwas ähnliches hab ich auch schon überlegt! Im Moment bin ich gerade bei dem Einfall, die "original" Namen (in den "eigenen" Sprachen) zu nehmen, und dann z.B. "isch" für die Sprache und "-Land" (oder -"Reich", oder was immer am passendsten erscheint) für die Landesbezeichnungen ranzuhängen, und diese Bezeichnungen dann durchgängig zu verwenden. Das geht, glaube ich, in dieselbe Richtung wie dein Vorschlag.
Klingt halt noch nicht so schön in meinen Ohren, ist aber vielleicht eine Frage der Gewöhnung...  ;)   

Edina Scota

Ich hoffe ich habe es jetzt nicht falsch verstanden.  ??? Du möchtest nur eine Bezeichnung für jede Sprache deiner beschreibenden Textzeilen.

Wenn ich so darüber nachdenke, würde ich eine Bezeichnung wählen, wie oben schon erwähnt, die der Erzähler immer benutzt. Dann würde ich, wenn es der Textfluss zulässt, noch Ergänzungen hinzu nehmen wie Land A nennt dies umgangssprachlich so. Mir wurde beigebracht, bei so etwas sich immer an den Erzähler zu halten. Also, dass der Erzähler vorgibt welche Sprache man wählt.

Also beispielhaft:

Erzähler sagt      Land A nennt es        Land B nennt es
Dänisch                dansk                         danois

Prota unterhält sich mit Bekannten auf dänisch, was für sie dansk ist.

Habe ich da jetzt einen Denkfehler? :hmmm:

Phlox

Hallo @Edina Scota , danke auch für deine Rückmeldung und entschuldige meine späte Reaktion! Du hast es richtig verstanden!  :D 
Wobei ich über die konkreten Begriffe immer noch ein wenig grüble. Ein bekanntes Problem, glaube ich: Ich habe mir für mich "Arbeitsbegriffe" überlegt, die nach gründlicherer Ausarbeitung der Sprachen wohl nicht mehr ganz logisch-stimmig sind, und muss mich nun gedanklich erst mal vom Gewohnten losreißen. Also lenk ich mich jetzt erst mal mit Landkarten-Zeichnen ab... solange ich mir dabei keine Gedanken über die Städtenamen machen muss, klappt das bestimmt  :)