• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Festanstellung als Romanautor:in

Begonnen von Marta, 20. April 2022, 18:45:32

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Marta

Nur ein Gedankenspiel, das mich nicht loslässt. Vielleicht hat jemand Lust, mitzumachen?

Die meisten (alle?) Romanautor:innen sind ja Freiberufler/Selbständige. Aber was wäre, wenn nicht? Wie würde Romane schreiben als Festanstellung aussehen? Wie wären die Bedingungen und: Will man das überhaupt?

Viele Kollegen und Kolleginnen schätzen ja gerade die Freiheit, keine Vorgesetzten zu haben und ebenso viele können es sich nicht vorstellen, »unter Druck« zu arbeiten. Aber es gibt halt auch die anderen. Die, die sich niemals selbständig machen würden, egal, wie erfolgreich sie mit dem Schreiben sind. Die, die das Gefühl von Sicherheit brauchen. Das Gefühl, das ihnen eine Festanstellung bietet.

Wie würde eine Festanstellung als Autor:in aussehen, damit ihr das Jobangebot annehmen würdet? Zu welchen Bedingungen würdet ihr jeden Tag ins Büro marschieren, den Rechner anwerfen und das nächste Kapitel schreiben? Wie eng dürften die Vorgaben sein?

Mir geht es nicht darum, wie realistisch so ein Szenario wäre. Es ist komplett unrealistisch. Solange Verlage auf Freelancer zurückgreifen können, werden sie das tun, weil es einfacher und mit weniger Risiko verbunden ist. Wie gesagt, es ist ein Gedankenspiel. Ich denke halt, es gibt genug Schreibende, die mit genau so einem Modell besser fahren würden als mit dem gängigen.

Was denkt ihr? Wie würde euer perfekter Tag als Romanautor:in in Festanstellung aussehen?

Ich persönlich hätte einfach gern wieder Kollegen. Schreiben aus dem Home Office ist doch recht einsam.  ;D

Vermutlich würde ich Romance oder Fantasy schreiben, nach nicht allzu strikten Vorgaben. Vorgaben gäbe es sicher. Keine Chefin würde ja sagen »Mach mal irgendwas«. Vermutlich müsste ich mehr nach Trend schreiben (Sexy Schotte trifft alleinerziehende Mutter oder so) und würde mehr Zeit mit Recherche verbringen, weil ich erst mal ein paar Romane lesen müsste, die dem Trend entsprechen. Da bin ich etwas zwiegespalten. Andererseits: Wie cool wäre es, in der Mittagspause mit den Kolleg:innen über Plotprobleme zu fachsimpeln? Sehr, sehr cool. Und selbstverständlich hätte ich ein helles, gut belüftetes Büro mit maximal drei zauberhaften anderen Autor:innen.

So. Mag jemand bei meiner Träumerei mitmachen?

Ryadne

Soweit ich weiß, gab es im Heftroman-Bereich früher festangestellte Autor*innen. Das ist etwas, was ich mir durchaus gut vorstellen kann. Hier hat man ja einerseits einen sehr festen Rahmen aus Vorgaben und Strukturen, kann andererseits aber auch (mal mehr, mal weniger) eigene Ideen einbringen. Fand es selbst von der Arbeitsweise her nicht so anders als z. B. Lernhefte zu schreiben, wofür ich auch mal eine Festanstellung hatte. Und es gibt ja viele "feste Freie" im Heftroman-Bereich. Bei Traditionsreihen wie "Perry Rhodan" oder "Maddrax" böten sich Anstellungen (aus meiner vielleicht etwas naiven Sicht) an, zumindest mit befristeten Verträgen und ggf. im Homeoffice. Gäbe natürlich viele rechtliche Fragen, z. B. in Sachen Urheber- und Nutzungsrechte oder inwiefern Autor*in auch noch andere Werke schreiben dürfte. Aber auch das ist im freien Sektor ja nicht so anders.

Sich zu überlegen, inwiefern es reizvoll wäre, fest bei einem Verlag mit bestimmtem Profil, aber ohne feste Settingvorgaben (im Sinne eines Heftromans oder einer sonstigen Reihe) zu arbeiten, ist aber in der Tat eine spannende Fragestellung. Spontan würde ich sagen, dass das gerade für Berufseinsteiger sicher eine große Chance wäre; muss da an die Aufrufe z. B. von Audible denken. Oder für Leute, die ohnehin vertraglich an bestimmte Hausverlage gebunden sind. Andererseits wäre vielleicht, wie du auch andeutest, die Gefahr größer, langfristig oder von Beginn an auf einen Stil festgelegt zu werden. Ich muss darüber noch etwas grübeln :)



Coppelia

Ich fände das ziemlich attraktiv, weil ich auch zu den Vorsichtigen gehöre, die sich nicht selbständig machen würden, selbst wenn sie erfolgreich wären (man kann ja noch träumen). Dass jemand mich einstellen würde, ist zwar unrealistisch, aber als Spinnerei würde mir das ganz gut gefallen.
Meine Bedingungen an einen Brotjob sind erstmal faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen. Vor allem fände ich wichtig, nicht sofort gefeuert zu werden, wenn mal was nicht geklappt hat, also etwa die Verkaufszahlen nicht wie erwartet sind oder du mal einen kreativen Durchhänger oder eine persönliche Krise hast. Auf dem aktuellen Buchmarkt reicht ja ein einziger Misserfolg aus, um nie mehr eine Chance zu bekommen, das habe ich selbst erlebt und erlebe es noch. Wenn also das Leben als angestellte Autorin auch so wäre, dass du deinen Job mit nur ein bisschen Pech sofort wieder los wärst, würde es für mich keinen Vorteil bieten. Obwohl das natürlich sehr wahrscheinlich der Fall wäre und aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar. Und es gibt ja auch viele Brotjobs, wo das genau so läuft.
In meinem aktuellen Job biete ich Workshops zum wissenschaftlichen Schreiben an. Ich versuche es immer so gut zu machen wie möglich und mich auch ständig zu verbessern, aber wenn es mal nicht gut laufen sollte oder wenige Leute zu den Workshops kommen, feuert mich deshalb niemand. Und ich finde das auch gut so, denn wenn ich ständig Angst haben muss, kann ich nicht gut und motiviert arbeiten.

Was mir außerdem wichtig wäre: die Projekte schreiben können, die ich liebe. Das muss nicht unbedingt im Job selbst sein, ich könnte mir einen Festangestellten-Job als Auftragsautorin vorstellen und würde dann auch Sachen schreiben, für die ich nicht brenne. Aber ich persönlich schreibe ja vor allem, weil ich die Geschichten erzählen möchte, die mir wichtig sind. Wenn das als Brotjob nicht geht, was es ja offenbar nicht tut, brauche ich einen Brotjob, der mir das ermöglicht. Also am besten einen, der nicht meine gesamte Energie und Kreativität frisst. Daher müsste ich da eine Übereinkunft finden. Optimal wäre für mich natürlich, wenn ich schreiben könnte, was ich wollte, ohne Druck, und dann noch dafür bezahlt würde. ;D

Mit Kolleg*innen zu arbeiten fände ich auch super. Vor allem, wenn es dann noch Meetings gäbe, wo man sich gegenseitig bei Plotproblemen hilft, die anderen Plots aufbessert usw. Davon würde ich auch sehr profitieren. ;D Und Spaß würde es auch machen.

Malou

#3
Ich fände sowas auch grandios, da ich mich ebenfalls nie (vollständig) selbstständig machen würde. Ich brauche die Sicherheit einer Festanstellung und eines festen Gehalts, damit bei mir überhaupt was geht und ich nicht in gedankliche Panikattacken von "Was wäre wenn jetzt..." verfalle.

Die Bedingungen könnte ich mir auf unterschiedliche Weisen vorstellen. Ein grundlegendes Gehalt für jeden und dann noch Tantieme von eigenen Veröffentlichungen obendrauf. Man stelle sich mal vor, man schreibt einen Bestseller und sieht davon nix oder fast nix. Das wäre ja mal mega frustrierend, zumindest für mich (auch wenn ich nicht mit nem Bestseller rechne lol). Für den fairen Ausgleich, wenn man mal ein kreatives Loch hat oder es einfach nicht so funzt könnten es ja noch andere Aufgaben geben, wobei hier auf Balance geachtet werden müsste, damit man auch noch genug Zeit zum Schreiben hat. Geben von Schreibkursen, Verfassen von Online-Texten für die Homepage, Marketing (z.B. andere Autoren interviewen, mit Kunden in Kontakt treten), Reviews schreiben, Coverdesign wenn man gut drin ist, usw. usw.

Auf andere Settings und Genres würde ich mich zurzeit nicht allzu gern einlassen, aber das liegt vor allem daran, dass ich so eingespannt bin. Grundsätzlich würde ich eher gerne das schreiben, was ich selber mag. Viele Kollegen um einen rum fände ich auch toll, wobei es ein paar Rückzugsorte zum Schreiben bräuchte. Ich brauche absolute Ruhe dafür (Ruhe = niemand der mit mir labert oder was redet was mich interessiert) und man spricht mich dann bestenfalls ein paar Stunden nicht an, weil ich sonst aus der "Zone" rausfliege *g*

Sowas könnte eventuell funktionieren, wenn das Geld nicht nur vom Schreiben abhängt (also man auch noch andere Dinge macht) und man damit vielleicht Teil eines größeren Unternehmens ist, was viele Einnahmequellen hat. Ich wäre auf jeden Fall dabei wenn die Bedingungen halbwegs stimmen ;)
»Anders als die Kultur, die die Unterschiede zwischen uns betont, die Menschen und Gruppen voneinander trennt, verbindet die Natur uns miteinander. In ihr sind alle Menschen gleich.« (Der Gesang des Eises, Bakic)

Dämmerungshexe

Ich versuch mir gerade auszumalen wie das von der Arbeitsteilung und der Hierarchie her funktionieren könnte und komme eigentlich auf zwei Modelle:

Einmal ein "Verlag", der den angestellten Autoren sehr genaue Vorgaben gibt, was Themen, Umsetzung, Arbeitsweise und Abläufe betrifft. Also Themen der einzelnen Werke kommen von oben, Plot wird möglicherweise in einer ganze anderen Abteilung gemacht als das Schreiben an sich, Recherche liegt auch woanders und es gibt Projektmanager, bei denen alles zusammenkommt und weitergeleitet wird. Das würde sehr klare Strukturen schaffen, in denen auch Rechte und Bezahlung ziemlich gut geregelt werden können und es gibt ja Autoren, die lieber nur schreiben und solche, die lieber plotten oder auch solche, die alle Energie in Recherche stecken. Wieviel Freiheit dann für die "Autoren" dann übrig bleibt ist die andere Frage, die man dann eventuell über Team-Strukturen lösen kann. Das Thema "Sicherheit" was Einkommen und so betrifft hätte man so aber wahrscheinlich gut abgedeckt.

Die andere Idee, die an sich keine "Festanstellung" wäre, aber möglichst viel kreative Freiheit mit den Vorzügen von Büroalltag und Kollegen verbindet, wäre sowas wie ein Autoren-Think-Tank, wo man sich zusammentut, Räumlichkeiten und Infratruktur schafft und gemeinsam zahlt, aber jede/r am eigenen Projekt arbeitet. Man hätte halt immer jemanden zum Austauschen, vielleicht regelmäßige Meetings, wo man Fortschritte präsentieren oder Probleme ansprechen kann. In wieweit man das als lockere Arbeitsumgebung oder gar als geschlossene Gruppe nach außen präsentiert, wäre noch zu disskutieren. Es fehlt denn zwar die "Sicherheit", dafür behält man kreative Freiheit und genießt gleichzeitig die "Büroatmosphäre" - kann mir vorstellen dass das für einige schon ein großer Vorteil für die Arbeitsmoral sein könnte. (Ähnliche Modelle gibts um Bereich GraphicDesign ja schon länger.)

Spontan wüsste ich nicht, welche Variante ich bevorzugen würde, also welche Faktoren für mich wichtiger wären.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Federstreich

Ein interessantes Gedankenspiel, zumal ich mich gerade am selbstständig machen bin, parallel aber eine Teilzeitstelle suche, um mich nicht groß um meine Sozialversicherung kümmern zu müssen.

Mir würde prinzipiell schon der Mindestlohn genügen. Es geht mir weniger ums Geld, als dass ich tun darf, was ich liebe. Das Klima zwischen den Leuten ist auch sehr wichtig, weil damit Kreativität, Motivation und Wohlbefinden bei mir stehen und fallen. Ich hätte kein Problem damit, gewisse Vorgaben zu bekommen oder mehrere Exposés zu schreiben, von denen eins ausgesucht und ggf. noch angepasst wird. Vielleicht wäre ich damit sogar erfolgreicher. Ich käme jedenfalls schneller voran, wenn ich von einem sieben oder acht Stunden Arbeitstag ausgehe. Wobei ich dann unterschiedliche Arbeitsblöcke bräuchte. Nach einer gewissen Zeit des Schreibens oder Überarbeitens ist mein Hirn einfach Matsch. Zwei bis drei Stunden schreiben, genauso viel Zeit Überarbeiten und den Rest der Zeit für Werbung und Gespräche mit Kolleg*innen könnte ich mir vorstellen. Aber das wäre erst einmal eine große Umstellung zu meinen aktuell etwa vier Stunden Arbeitszeit pro Tag.

Ich glaube allerdings, dass ich ein Einzelbüro bräuchte. Ich diktiere meine Geschichten und wäre damit sicher ein Störfaktor. Außerdem brauche ich Ruhe beim Arbeiten. Wenn jemand Musik braucht, um sich einzustimmen, und diese nicht nur instrumental ist, lenkt mich das ab. Das ist ein Faktor, wegen dem die Anstellung schon wieder kontraproduktiv wäre, weil ich trotzdem die meiste Zeit alleine vor mich hinarbeiten würde.

Andersleser

Die Idee mit den gemeinsamen Räumen kam mir auch direkt @Dämmerungshexe
Weil ich auch direkt an ein Atelier denken musste. Wird sich ja auch oft genug geteilt.
So hat man Leute in der Nähe, kann sich austauschen und gegenseitig motivieren - vielleicht Hilfestellung geben und die Kosten kann man teilen. (Wobei die Kosten ja wieder so ein Punkt sind, wenn man eh schon nicht viel bekommt.) Man könnte aber neben dem Schreiben auch noch Projekte auf die Beine stellen, mit denen man dann die Räume (zusätzlich) finanzieren kann. Nicht jetzt ein Romanprojekt zusammen (was sicher auch eine Möglichkeit wäre) sondern viel mehr so Dinge wie Workshops oder sonstiges. Oder man macht eine Schreib-WG, bzw. eine richtige. Dann hat man das Büro und die Kollegen allerdings 24/7 da  :D

Festanstellung wäre natürlich schon irgendwo was feines, vor allem, wenn eben auch noch zusätzlich die Möglichkeit bestünde, auch mal im Homeoffice zu arbeiten. Nicht zwingend durchgängig, aber eben nach den eigenen Bedürfnissen. Ich finde den Gedanken schon ganz spannend. Klingt nach etwas, das ich durchaus mal ausprobieren würde. Einfach um zu sehen, ob es gut klappt. Und wenn es nichts für einen ist, dann kann man ja auch alles wie vorher machen  ;D

Barra

#7
Ich find es gar nicht so unrealistisch.
Wenn ich ehrlich bin, ist "für einen Verlag schreiben", schon vergleichbar mit einer Festanstellung. Abgabetermine und Vorgesetzte, die das 'absegnen' und 'kontrollieren' was man tut. Das klingt schon nach meinem Studentenjob an der Uni. (Gut, da hab ich Urlaubs- und Studienfahrten der Professoren abgerechnet, aber hey: PC an, Tee kochen, 'ein Kapitel' bearbeiten, ausdrucken und in die Mappe packen, damit jemand Korrektur liest und dann raus damit und 'veröffentlichen'.)
Präsenz hingegen im Büro, um Kolleg*innen direkt neben einem sitzen zu haben, ist auch nicht so abwegig, grad beim Schreiben. Wir Schreibenden treffen uns doch total gerne (zB im NaNo). ich stelle mir das sogar ergiebig vor. Man hat eine kleine logische Frage, stellt sie laut und bekommt schnell fünf Vorschläge, die man selbst vor lauter Blocksberg nicht hat kommen sehen. (Wie bei meinem o.g. Job: Wie ist der denn mit 5Euro Parkgebühren ausgekommen?)
Außerdem könnte man auch mal schnell sagen: "Hat jemand kurz Zeit, sich diese Passage anzuhören?" So viel schneller als im Internet oder mit Freunden/ Familie. Ich würde da einen großen Mehrwert sehen.
Nur das "Übernehmen" von Texten, wenn jemand in Urlaub/ Elternzeit etc ist, wird vielleicht schwieriger. Weil man ja nicht so klingt wie die anderen.
Aber hier würde ich frech den Vergleich zum*r Werbetexter*in ziehen, die kriegen das ja auch im Büro, als Präsenz und Gruppe hin. (Zumindest war es bei mir damals so in der Ausbildung.) Überhaupt kann man kreative Leute ziemlich gut zusammen stecken. Meine bisherige Erfahrung.

Was mir zu so einer Träumerei einfallen würde, wie ich mir das wünschen würde:
Kennt ihr Rollenspielforen? Ich hatte mal ganz viele parallel, zu vielen verschiedenen Fantasy Settings (teilweise FanFiction). Meistens hatte ich einen OffTopic-Account und dann die einzelnen Figuren (Chars). Je nachdem wie schnell der oder die andere geantwortet hat, kamen da in meinen Hochzeiten bestimmt an die 10k Worte am Tag in verschiedenen Posts zustande (unkorrigiert/ -lektoriert).
Ich würde mir das genauso vorstellen: Der Verlag (also mein Boss) würde das "Thema" oder "Setting" in einer Gruppenbesprechung vorgeben (was der Markt will *zwinker) und dann werden Figuren verteilt. (Wie zum Beispiel bei den beliebten Gestaltwandler-Romance Romanen). Dann bekommt jede*r Angestellte*r ein Pairing/ Figuren und darf natürlich auch selbst welche machen. Alle Geschichten spielen dann in demselben "Universum" (wie Marvel) und kommen für Großereignisse der aktuellen Zeitlinie zusammen und widmen sich abseits davon eigenen Dingen.
Statt dann immer ein Jahr auf den nächsten Teil der Reihe zu warten, kämen so - je nach Teamgröße und persönlichem Pensum, x Geschichten zeitgleich dabei heraus. Die Lesenden könnten alle Geschichten parallel bekommen. Die Reihe wäre sofort komplett.
So könnte man innerhalb eines Jahres ein Setting richtig ausschöpfen aus mehreren Perspektiven.
Edit: haha, ja genau! Wie bei Perry Rhodan, danke @Ryadne - erst lesen, hätte mir das lange ausschwafeln erspart.

Wobei das eben wirklich eine Teamarbeit wäre. Einzelromane sind ja nicht ausgeschlossen. Man muss ja nicht zwingend ein Verlagshaus mit einer Ertage Krimi, einer Romance usw haben. Und die SF im Keller, kriegt einen unbeheizten Raum, weil's das Stiefkind ist. Spaß beiseite. Das klingt jetzt wie eine Zeitung. Da geht's ja auch, wenn alle Journalisten an anderen Storys arbeiten. :jau:

Edit: Bezahlung:
Pf, keine Ahnung, schätze so was wäre irgendwo zwischen Werbetexter und Journalist tatsächlich realistisch im Grundgehalt. Statt Tantiemen gäbe es dann Boni. Aber von so was bin ich persönlich keine große Freundin. Ein paar Kollegen meines Mannes arbeiten auf diese Weise. Pro verkaufte Maschine x% Gewinnbeteiligung. Das führt dazu, dass sie den Kunden lauter B*S* erzählen, nur damit die kaufen. Die müssen nämlich im Jahr so und so viel Umsatz einfahren. Fürchterliche Arbeitseinstellung, wenn ihr mich fragt. Also tja, ist so ne Sache mit der Gewinnbeteiligung.
Ich würde durchaus sagen: Klar, jede*r soll auch bei nem Bestseller was davon haben. Weiß nicht wie viel Neid und Missgunst dann in so einem Büro aufkommen würde. Und dann wären ein zwei Namen die Zugpferde des Verlagshauses. Und die anderen haben 'wenigstens' ihre Festanstellung. Hm.

@Marta 
Willst du einen Roman draus machen? Ich find die Idee hätte was.  :hmmm:

Andersleser

Zitat von: Barra am 21. April 2022, 11:21:13
@Marta 
Willst du einen Roman draus machen? Ich find die Idee hätte was.  :hmmm:

Das würde ich sogar lesen, klingt wirklich super auch als Romanidee. :herzchen: :D

Araluen

#9
Mich hatte die Idee gestern auch direkt angesprochen und habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn in meinem Büro nun nicht meine IT-Kollegen säßen, sondern liebe TiZis, mit denen ich zusammen arbeite und diskutiere :)
Aber ganz ehrlich: Warum mit Mindestlohn zufrieden geben (was etwa 20k brutto Jahresgehalt sind), wenn zum Beispiel Werbetexter gut und gerne auch 30k oder 40k brutto bekommen (spuckte mir zumindest Stepstone aus)? Nur weil wir die Arbeit gerne machen? Ich meine, wer steht schon freiwillig gerne für Mindestlohn auf. Und man darf auch nicht vergessen, dass einige Autoren studierte Leute sind oft auch aus dem linguistischen Bereich. Davon ab, dass viele seit Jahren Zeit und Geld in Fortbildungen investieren. Es gibt zwar keinen Zettel mit Stempel drunter, der uns einen Ausbildungsabschluss als Autor zertifiziert, aber wir sind Fachkräfte. Außerdem muss mana uch an die Rente denken... gesetz dem Fall es gibt sie noch, wenn wir in das Alter kommen.
Klar muss es sich für beide Seiten lohnen. Aber wenn wir hier schon ein Wolkenschloss bauen, warum denn eins, in dem wir ausgebeutet werden? ;)

Mir fallen dabei noch Autorenkollektive ein, wie zum Beispiel Erin Hunter (Warrior Cats). Hinter dem Pseudonym stehen ja auch... ich glaub vier Autrinnen? Da frag ich mich: haben die sich zufällig gefunden und ein zufällig erfolgreiches Projekt auf die Beine gestellt oder hat der Verlag das Projekt "Warrior Cats" am Reißbrett entworfen und dann eine Truppe zusammengestellt, die das umsetzt?

Anj

Ich schreibe in meinem Teilzeit-Job gerade immer wieder Lehrbriefe, da bin ich dann quasi festangestellt als Autorin. Allerdings ist das nur ein sehr kleiner Bereich, weit mehr sind Trainings, organisatorische Dinge und machmal "Feuerlöschen".
Aber ich könnte mir das durchaus auch in der Realität vorstellen, wenn auch eher mit Anstellungen wie im Projektbereich in der Sozialarbeit, wo die Anstellungen immer auf max. 2 Jahre befristet sind. Der Sicherheitsfaktor ist da dann auch nur teilweise gegeben. Und wie schon einige geschrieben haben, wäre es wohl auch eher für bestimmte Reihen oder Genres. Möglicherweise könnte es neben all dem was schon genannt wurde auch Merchandaise-Aufträge geben - also kürzere Geschichten für bestimmte Bücher oder Figuren, die Teil des Verlages sind. (Ich würde auch einen Verlag oder vielleicht Filmproduktionen (für Drehbücher) am ehesten als Arbeitgeber sehen)

Was den Aspekt der Kollegen angeht - wir nutzen bei uns MS Teams und Zoom für virtuelle Meetings, da wir auch fast alle noch nahezu komplett im Homeoffice sind. Für mich persönlich ist das perfekt - es gibt einen Tag in der Woche an dem ich ins Büro kann, wenn ich will. Da sprechen wir uns ab, wer da ist und ansonsten habe ich den Luxus völlig freier Arbeitszeiten auf Vertrauensbasis und kann mir alles auch mit meiner Teilzeit-Selbständigkeit so einteilen, wie ich das will.
Das müsste ich auch in einer Anstellung als Autorin haben, denn ich glaube, ich könnte gar nicht mehr in das Korsett eines Bürojobs zurück.
Und es könnte bei mir auch nur ein Teilzeitjob sein, da ich meine Arbeit als Selbständige liebe und nicht hergeben würde.^^

Aber wenn es vor allem um den Aspekt der Kollegen geht - da kann ich nur Zoom, Skype und Co (Im Studium haben wir mal Groove genutzt, das war auch sehr cool) empfehlen. Ich finde die Chatfunktionen super und die Videocalls sowieso. Es braucht dann nur die festen Kollegen, mit denen es Termine für Meetings gibt. Oder eben einen der Co-Workingspaces, die es ja immer mehr gibt. Allerdings würde sich das für mich zurzeit nicht rechnen.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Marta

Whoah, danke für eure Gedanken!  ;D Da sind Dinge dabei, auf die ich alleine nie gekommen wäre. Es ergeben sich auch gleich neue Fragen und Reibungspunkte ( @Barra , @Earu und @Malou sollten sich vermutlich kein Büro teilen, da sind die Bedürfnisse doch sehr unterschiedlich.  :rofl:).

Über die Nutzungsrechte habe ich z.B. viel zu wenig nachgedacht. Wenn ein Verlag sich wirklich auf so ein Modell einlassen würde, würde es vermutlich keine Gewinnbeteiligung geben und die Nutzungsrechte müsste man (vermutlich) auch für die Dauer des Urheberrechts abgeben. Denke ich mir zumindest. Warum sollte ein Verlag das sonst machen? Irgendeinen Vorteil müssten sie ja auch daraus ziehen, dass sie Autoren fest anstellen.

In anderen Kreativjobs gibt es bei Festanstellungen ähnliche Problemen, soweit ich weiß. Ich hatte tatsächlich mal eine Festanstellung in einer Gamesfirma und habe das gleiche Gehalt bekommen, egal, wie viel Geld die Spiele eingebracht haben, an denen ich mitgearbeitet habe (oder wie wenig, ähem). Andererseits: Bestseller sind ECHT selten. Ja, man hört sehr viel von ihnen, wenn es mal einen gibt. Aber vielleicht wäre es trotzdem klüger, auf die Sicherheit eines festen Einkommens zu setzen? Die andere Seite der Medaille sind ja all die Autor:innen, die nie auch nur annähernd an den Mindestlohn herankommen.

Fragen über Fragen.

Mir wurde auch wieder klar, wie wichtig gute Vorgesetzte sind. Habe mir (mit Grauen!) einen alten Chef in der Rolle des Redakteurs vorgestellt. Der hätte vermutlich jede Woche eine neue brillante Idee gehabt ("Ich habe gelesen, dass man mit Diktieren 5000 Wörter pro Stunde schafft! Ab jetzt diktieren wir alle! Wer nicht diktiert, fliegt!"). Ganz unabhängig davon, was für die Angestellten funktioniert. Schreiben ist ja doch etwas Individuelles.  Mit GUTEN Vorgesetzten und einem GUTEN Arbeitsumfeld wäre es hingegen wieder ein Traum.

In einem Coworking-Space war ich übrigens mal, das war super. Allerdings nicht mit anderen Autoren. Meine Stadt ist zu klein dafür, und ich bin schon froh, dass ich ein paar andere Kreative kenne. Mehr Autoren hier zu haben, wäre toll.  :vibes: Zoom o.ä. ist für mich kein echter Ersatz, aber das ist auch wieder individuell.

Heftromane sind wohl das beste Modell. Jetzt, wo ich darüber nachdenke ... Vermutlich würde mein Name gar nicht auf dem Cover stehen. Es würde für einen Verlag ja viel mehr Sinn machen, die Autor:innen als Ghostwriter anzustellen, von denen mehrere unter einem Pseudonym schreiben. Die wären auch viel leichter ersetzbar, wenn eine:r geht. Das machen Heftromanverlage ja teils schon so. Es gäbe also schon ein paar Nachteile ... Na ja, gibt's ja immer.

Und ich will auf gar keinen Fall einen Roman darüber schreiben. Die Zielgruppe ist viel zu klein.  :rofl:

Topaz

#12
Das ist eine schöne Träumerei. :) Ich träume mal mit. :wolke:

Gründe für mich eine Festanstellung als Romanautor:in in Betracht zu ziehen:

  • Solzial-, Kranken-, Renten-, Arbeitslosenversicherungsbeiträge werden bezahlt
  • festes, monatlich planbares Einkommen deutlich über dem Mindest- / Durchschnittslohn
  • Nebenjoberlaubnis, bei der ich eigene Texte bei anderen Verlagen / im SP veröffentlichen darf ... Könnte ein Knackpunkt sein, Stichwort: Kokurrenz
  • Erfolgsbeteiligung? Das Unternehmen könnte als Genossenschaft aufgesetzt werden, d.h. es gehört allen Angestellen und alle gemeinsam Entscheiden wie und wohin das Unternehmen sich entwickelt und wie Gewinne ausgeschüttet/reinvestiert/genutzt werden
  • Fachleute für Marketing, Korrektur, Cover, Satz, Recherche etc werden entweder eingestellt, oder jede:r bringt sich nach eigenen Stärken zu den Themen ein
  • Regelmäßige Schulungen / Fortbildungen werden organisiert: Einen Trainer für x-Tage Schulung einladen und buchen ist meist günstiger, als 10 Leute die sich jede:r einzeln zu einer Schulung anmelden
  • Kollegen zum Gemeinsam neue Ideen brainstormen und rumspinnen. Das finde ich in Schreibgruppentreffen schön. Wobei es einen Weg bräuchte, dass dann auch in produktive Texte umzuwandeln...
  • Durch das Angestelltenverhältnis wird es ein Vertragswerk geben, dass die Nutzungsrechte regelt und die Bezahlung, auch bei Gemeinschaftswerken.
  • Unternehmerisches Risiko trägt der/die Arbeitgeber:in
  • Kann ich das auch in Teilzeit machen? Wäre cool, weil es gäbe dann z.B. Elternzeit.


Gründe, die für mich gegen eine Festanstellung als Romanautor:in sprechen:

  • Wenn ich die Kolleg:in nicht leiden kann / nicht mit ihr auskomme, kann ich nicht einfach gehen, weil ich durch die Text immer irgendwie damit zusammenhängen werde; Was wenn Kolleg:innen in eine extreme Richtung abbiegen, von der ich mich distanzieren will?
  • Verwertungsrechte auf Dauer des Urheberrechtes weggeben? Äh ne. Das steht in meinen bisherigen Verträgen immer drin für z.B. falls ich etwas patentwürdiges oder sonst irgendetwas entwickle, wass zum Produkt taugt. Was mir in meinem Bereich auch gleichgültig ist. Für meine Texte wäre es mir das nicht. Bzw. es müsste eine entsprechende Vergütung etc für die Dauer des Urheberrechtes geben, sodass ich auch nach einer Kündigung, und nach Tod meine Erben, weiter Geld dafür bekomme.
  • Strenge Vorgaben, was ich jetzt zu schreiben habe für den Markt.
  • Chefs die meinen Arbeitsstil nicht mögen.
  • Büro ist zu weit weg, und ich müsste dafür umziehen.
  • Zu viele Meetings und Abstimmungen und Prozesse die alles ausbremsen was an Kreativität da ist, äh war, ... Blah blah...

Autorenkollektiv/-gruppe/-kooperation/-verein:
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Nutzungs-/Verwertungsrechte:
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.



@Marta: Soll es eine Träumerei bleiben, oder möchtest du gerne, irgendwann, eine Realität daraus machen?

Yamuri

#13
Oh Marta, woher kennst du meine Träume? Ich habe mich schon länger gefragt, wie das wäre, wenn es sowas wie eine zentrale Firma gäbe, bei der man sich registriert als Autor:in und dann bekommt man ein Festgehalt.

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Was ich an einer Festanstellung toll fände:
-> Ich bräuchte mich nur noch ums Schreiben kümmern, müsste mir keine Gedanken mehr um das drum herum machen und hätte finanzielle Sicherheit.

Wichtig wäre mir die Option virtueller Workingspace und Home Office und die Möglichkeit innovative, neue Formatmöglichkeiten auch mit auf den Markt bringen zu können. Generell sind mir innovative, mutige und kreative Projekte wichtig. Wir sind Kreativschaffende, Künstler:innen. Und Phantasien ist grenzenlos. Daher sollten auch wir uns keine Grenzen setzen.

@Barra: Deine Idee gefällt mir. Sowas fände ich auch cool.

@Araluen: Ich stimme dir da voll zu. Und wenn ich mir anschaue was Coaches so verlangen....dann denke ich mir, wir Autor:innen sollten endlich das verlangen, was uns zusteht.

"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman

Lino

Kennt ihr diese Abenteuerspielbücher oder Soloabenteuer aus Rollenspielen wo man am Ende des Abschnitts entscheidet, zu welchem Abschnitt man hingehen möchte?

Ich hatte mal die Idee, dass man so etwas ja auch als App und dann ganz groß als Endlosspiel im Abomodell machen könnte. Damals war World of Warcraft als Computerspiel gerade ganz frisch draußen.

Und damals habe ich geträumt davon, dass das festangestellte Autoren dann gemeinsam an der Geschichte schreiben und einmal am Tag oder in der Woche dann sich auf der Redaktionskonferenz absprechen.

Ich finde es auch eine sehr schöne Vorstellung, festangestellter Romanautor zu sein. Normalerweise entstressen ja Festanstellungen eher, aber vielleicht würde ich dann auch eher mehr unter Druck stehen. Vielleicht wenn man zu zweit an etwas schreibt oder sich gegenseitig coacht und lektoriert. Das stelle ich mir eh schön vor.