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Behinderung in der Phantastik

Begonnen von AlpakaAlex, 27. März 2022, 13:15:19

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AlpakaAlex

Kommt, wo das Thema schon in LGBT Thread angesprochen wurde, dachte ich, ich mache auch einmal einen eigenen Thread dazu auf. Immerhin ist es ein Thema, das nachwievor unterrepräsentiert ist.

Vielleicht kurz zur Einleitung: Ich bin selbst leicht behindert. Ich habe eine leichte Gehbehinderung (also ich bin nicht auf Gehhilfen angewiesen, kann aber bestimmte Aktivitäten einfach nicht machen) - außerdem bin ich autistisch und habe ADHS. Und natürlich eine ganze Anzahl von verschiedenen chronischen Krankheiten, auf die ich hier erst einmal nicht eingehen werde.

Sache ist halt: In der Phantastik gibt es super wenig Figuren mit Behinderungen. Vor allem mit expliziten Behinderungen. Also ja, es gibt ein paar Charaktere, die "coole magische Prothesen" tragen oder dergleichen - aber an der Stelle ist es häufig keine Behinderung mehr, weil die Prothesen oftmals sogar besser sind, als fleischerne Körperteile. Ab und an gibt es dann auch noch blinde Figuren, die dafür dann aber einen voll coolen anderen Sinn haben.

Oder aber Behinderungen werden magisch (oder in der SciFi halt mit Technologie) geheilt, ggf. auch als Belohnung für ein bestandenes Abenteuer.

Darstellungen, in denen behinderte Menschen einfach existieren, fähig und glücklich sein können, sind sehr sehr selten.

Und ja, das bringt mich eben zu meiner Frage: Habt ihr behinderte Figuren in euren geschichten?
Wie findet ihr diese genannten Tropes?
 

Hanna

Ich bin zu 30 % schwerbehindert und außerdem gelernte Ergotherapeutin. Von daher ist mir eine realistische Darstellung von Behinderung sehr wichtig und da meine Bücher immer auch ein Stück weit meine Lebenswirklichkeit widerspiegeln, kommen sie in meinen Büchern durchaus vor.

"Tripod - Das schwarze Kätzchen" handelt zum Beispiel nicht nur von einer dreibeinigen Katze, sondern auch von einem Jungen, der ein Bein verloren hat, als auch von einem Mädchen, das an Agoraphobie leidet. Auch die korrekte Darstellung der "unsichtbaren Behinderungen" ist mir sehr wichtig, denn diese werden oft verwendet, um einer Figur Tiefe zu verleihen und sind dann gern durch die wahre Liebe ganz fix vergessen. Das finde ich ganz furchtbar.

Meine Protagonistin aus der Seelenfresserreihe erleidet durch eine Explosion einen dauerhaften Schaden des Innenohrs und muss fortan ein Hörgerät tragen.
In Planung befinden sich noch viele weitere Dinge.

Ich finde es gerade im Jugendbuch wichtig, Figuren mit Behinderungen einzubauen und diese auch realistisch darzustellen. Zum einen, um die jugendlichen Leser an das Thema heranzuführen, aber auch, um den jugendlichen Lesern, die selbst betroffen sind, einmal Helden zu geben, die so sind wie sie. Bei einer Schullesung mit Tripod äußerte sich kürzlich eine Schülerin, die an Diabetes leidet und damit auch als behindert gilt, darüber, wie gut es tut, auch mal Bücher zu lesen, in denen die Helden nicht zu 100 % gesund und in Topform sind. Da sieht man schon, wie wichtig es ist.
#notdeadyet

Ary

In meinem Roman "Das Meer seiner Seele" habe ich auch einen Protagonisten, der im Krieg einen Unterschenkel verloren hat und danach eine Prothese trägt, mit der er aber erst nach und nach umzugehen lernt. Eine weitere Figur aus dem Roman hat eine Körperbildstörung und leider unter depressiven Verstimmungen.

@Hanna dieses "sexual healing"-Trope bzw. "Liebe heilt alles" finde ich auch so fürchterlich. Darum mag ich auch Tripod so - die beiden Verliebten tun einander zwar gut und helfen einander, aber die Beeinträchtigungen sind dadurch nicht wie weggeblasen.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Hanna

Zitat von: Ary am 27. März 2022, 15:55:24
@Hanna dieses "sexual healing"-Trope bzw. "Liebe heilt alles" finde ich auch so fürchterlich. Darum mag ich auch Tripod so - die beiden Verliebten tun einander zwar gut und helfen einander, aber die Beeinträchtigungen sind dadurch nicht wie weggeblasen.

:knuddel: Naww, danke. Das hör ich gern. Irgendjemand hat letzte Woche auf Amazon ne 2-Sterne-Bewertung ohne Kommentar dagelassen. Da kann ich das gerade gut gebrauchen.
#notdeadyet

Andersleser

#4
Oh das ist eine tolle Idee mit dem Thema  :herzchen:
Vorweg: Ich bin auch behindert. Bei solchen Themen darf man mir auch sehr gern Fragen stellen, ich versuche Hilfreich zu antworten und gucke auch gern, ob ich denke, das etwas problematisch sein könnte. Jedenfalls so gut ich kann. Ich bin großteils Rollifahrer mit Rest Geh- und Stehfähigkeit, habe eine Spastische Lähmung/Bewegungsstörung, bin Schwerhörig, habe eine seltene Knochenkrankheit im rechten Schienbein, die eh keiner kennt und bin Hypermobil mit zig Folgen davon und ich bin Autist. Einen kleineren Herzfehler habe ich auch. (Habe insgesamt aber auch so einige weitere Baustellen, so wie weitere Verdachtsdiagnosen oder Schmerzproblematik, weil aus vielem anderes wiederum resultiert usw.) Daher habe ich einfach mal "meine Größten" aufgeführt. Und wenn jemand Fragen hat - jederzeit gern. Ob nun für Recherche oder für eigene Suche nach Antworten - bin tatsächlich seit 10 Jahren ohne "richtige" Diagnose meiner Körperbehinderung, die Medizin ist nicht weit genug mit der Genetik, oder es wurde was übersehen. Die Ärzte sagen momentan ersteres.

Zum eigentlichen Thema:

@AlpakaAlex
Da kenn ich tatsächlich ein Buch, bei dem die Prothese keine wirkliche Funktion hat und schwer ist - Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris das erfährt man ganz zufällig beim Lesen, Protagonisten sind Zwillinge: Mädchen und Junge, der Junge hat eben nur einen Arm und die Prothese hat jetzt nicht wirklich viel Funktionen. Es ist einfach ein Eisenarm (spielt in eigener Welt), und dieser Scheuert auch mal, oder ist im Weg, oder unangenehm. Ich mochte das Buch gern  :vibes:

Beim neuesten Band von der Gestaltwandlerreihe von Nalini Singh: Die Stunde der Wächter, kommt nun eine Körperbehinderung vor, die nicht durch irgendeine moderne Technologie oder Kraft geheilt wird (oder werden kann). Man erfährt es erst während des Lesens nach ein Paar Seiten - betrifft den Protagonist (keine Ahnung ob es spoilert wenn ich es deutlicher sage? Es kommt halt überraschend..) Außerdem kommt ein Homosexuelles Pärchen auch endlich mehr vor (so im Vergleich zu sonst bei den Büchern).

Ansonsten fällt mir gerade aber im Phantastik Bereich nichts ein, außer man bezieht jetzt Mittelalter Setting mit abgetrennten Gliedmaßen mit ein.

Wobei.. es gäbe noch die Reihe THIRDS da sind nur die ersten vier Bände übersetzt, und ein Charakter der Truppe hat Selektiven Mutismus, der ganz gut dargestellt ist. Er kommt in allen Bänden vor, weil er Teil des Teams ist, aber richtig Protagonist ist er erst im 6. Buch - aber er spielt wie gesagt in allen Büchern mit.

Tintenvers

#5
Ein wunderbares Thema, mit dem ich mich letztes Jahr sehr eingehend beschäftigt habe.
Ich selbst leide unter Autismus, aber mein Sohn hat neben diesem auch eine Epilepsie und körperliche Beeinträchtigung so wie zusätzlich zum Autismus ADHS. Besonders beim Autismus fällt mir auf, dass dieses in der Fantastik immer wieder mit super tollen Eigenschaften dargestellt werden, was mir inzwischen echt sauer aufstößt.
Letztes Jahr wollte ich einen Roman einen Roman im Bereich der Fantastik schreiben, der eben solche Themen behandelt. Erworbene aber auch angeborene Behinderungen, der Umgang als Betroffener aber auch als Angehöriger. Ein Roman, in dem es darum geht, dass nach einer Art Wunderheilung gesucht wird - und der damit abschließt, dass der Prota beginnt, seine Behinderung zu akzeptieren.
Letztlich habe ich diesen Roman aber nicht geschrieben, weil ich darin unter anderem Behinderungen behandelt hätte, die weder mich noch meinen Sohn betreffen und weil dann hier im Forum die Diskussion bzgl Aneignung anderer Kulturen aufkam. Das hat mich zum Nachdenken bewegt und letztlich auch blockiert. Es ist und bleibt ein sensibles Thema..

Mir fällt aber auch auf, dass, wenn schon einmal Behinderungen in einem.Fantasyroman behandelt werden, diese zumeist erworben sind.

PS: ich habe hier den Weihnachtosaurus liegen, in dem der Protagonist in einem Rollstuhl sitzt. Aber wir haben es letztes Jahr nicht geschafft, das Buch zu lesen, weswegen ich dazu noch nichts sagen kann.

Manouche

Wichtiges Thema, danke!
Obwohl ich selber keine Behinderung habe. Ich lasse mich also gerne korrigieren, sollte ich mich in irgendeiner Weise falsch ausdrücken.

Ich habe in meinem Roman, an dem ich schreibe, tatsächlich ein Mädchen, das aufgrund der Verseuchung (es ist eine Dystopie) einen Geburtsfehler hat. Sie hat nur einen Arm hat und eine Ohrmuschel fehlt ihr. In meiner Kindheit hatte ich eine Freundin, die einen verkürzten Arm mit nur zwei Fingern hatte. Ihren Umgang damit fand ich als Kind immer faszinierend und bewundernswert. Ich habe aber viel Respekt davor, selber eine solche Figur zu schreiben. Ich würde mir nicht anmassen eine Hauptfigur mit Behinderung zu schreiben.

In Das Lied der Krähen und Das Gold der Krähen von Leigh Bardugo hat der Protagonist eine Gehbehinderung mit Schmerzen, allerdings von einem Unfall. Ich finde diesen Charakter sehr gelungen. Anscheinend leidet Leigh Bardugo selber an einer Knochenkrankheit und hat deswegen Schmerzen.

Andersleser

Oh echt? Wusste ich gar nicht, auch interessant zu wissen mit Leigh Bardugo - da würde mich ja direkt interessieren was für eine Knochenkrankheit es sein könnte.
Wegen dem Protagonisten: Jetzt wo du es sagst fällt mir das auch wieder ein, hab ich ganz vergessen, weil ich mit Lied der Krähen nur angefangen hatte, dann aber doch erstmal anderes lesen wollte  :rofl:

Coppelia

#8
Empfehlenswert finde ich www.leidmedien.de. Die Seite sammelt positive und negative Beispiele bezüglich der Darstellung von Menschen mit Behinderungen in den Medien. Sie bietet auch für Menschen, die selbst kreativ sind, Tipps zu Darstellungen und Formulierungen an. Dahinter steht ein Team von Menschen mit und ohne Behinderungen.
Es gibt aber sicher noch viele hilfreiche Ergänzungen und ggf. auch Punkte, die bislang unbeachtet geblieben sind.
Für meine Schreiberei fand ich die Seite immer nützlich.

KaPunkt

Danke!
wühle mich gerade begeistert durch die Seite.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Ary

Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Steffi

Sic parvis magna

Maubel

Ich habe ja eine Zeitlang im Behindertenservice meiner Uni gearbeitet und die Arbeit dort hat meinen Blick auf körperliche und geistige Behinderungen, Mental Health, Neurodiversität, Lernschwächen und chronische Erkrankungen geschärft. Vieles gerade Accessibility betreffend war mir vorher gar nicht bewusst und ich würde heute noch die Arbeit dort als einen meiner größten Einflüsse auf mein Schreiben zählen. Seit dem achte ich in meinen Geschichten vermehrt darauf, behinderte Menschen sichtbar zu machen, wobei mein Fokus persönlich da häufig bei Mental Health liegt.

In Im Bann der zertanzten Schuhe hat der männliche Hauptcharakter eine schwere posttraumatische Störung, die ihn das ganze Buch über belastet. Mir war in dem Fall vor allem wichtig, zu zeigen, dass Liebe nicht die Heilung ist. Im Laufe des Buches erkennt er das selbst und unterzieht sich stattdessen einer Therapie. Und auch diese ist am Ende des Buches noch längst nicht abgeschlossen. Es gibt also keine Wunderheilung, weder von der Liebe oder sonst noch etwas. Das ist einfach etwas, mit dem er wohl immer leben wird.

Beim Herrn der Wilden Jagd habe ich einen autistischen Nebencharakter und da hatte ich auch zum ersten Mal mit einem Sensitivity Reader zusammengearbeitet.

In Ravenblood (noch nicht veröffentlicht) ist der Hauptcharakter ab dem zweiten Buch auf einem Auge blind und hat ab dem Punkt mit z.B. Tiefenabschätzung und räumlichen Sehen zu kämpfen. Das bedeutet für ihn einiges an Umstellung. Er kann den Job, den er vorher ausgeführt hat, nicht mehr auf die gleiche Art tun, sondern muss für sich neue Wege finden, wird in der Hinsicht aber auch unterstützt. Ja, er entwickelt, wenn man es so nehmen will, einen besseren Sinn für die Magie, aber das hätte er tatsächlich auch ohne den Verlust gehabt, und die Magie ändert nichts an der Tatsache, dass er im normalen Leben mit Einschränkungen zu tun hat oder seine Behinderung zur Nebensache wird.
Ein anderer Charakter ist ADD-kodiert. Da es eine Fantasywelt ist, gibt es keine Diagnose und es spricht auch niemand an, aber wer sich damit auskennt, sollte relativ deutlich erkennen, dass er ADD hat. Das wiederum ist ein Charakter, der ein ganz normales (so normal wie Ravenblood eben kann) Leben führt.

Ansonsten komme ich nicht darum herum auch Lost Souls (Noch nicht veröffentlicht) zu erwähnen. Lost Souls dreht sich zentral um Leute, die aus allen möglichen Zeiten wiedergeholt werden. Also alle schon einmal gestorben sind und setzt sich mit den verschiedenen Emotionen/Verarbeitungswegen des eigenen Tods auseinander. Da passiert natürlich eine ganze Menge Mental Health, wobei jetzt nicht jeder eine Depression oder ein Trauma hat, bzw. ein Charakter auch schon in seinem Leben mit Depressionen zu kämpfen hat. Zudem ist der Love Interest gehbehindert, was sich auch nicht mal durch die tolle Wiederbelebung ändert. Das ist einfach er. Wobei ich hier ein wenig mit dem Konzept social disability gespielt habe, also der Theorie, dass es die Gesellschaft ist, die ihn mehr behindert, als das Bein.

In Memories of Summer dreht sich vom Konzept her schon ganz viel um Depressionen. Ansonsten wird da noch eine Autoimmunkrankheit thematisiert.

Jedenfalls kommt doch schon einiges zusammen, wenn ich so drüber nachdenke. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich mit diesem Aspekt der Diversität bereits deutlich mehr auseinandergesetzt als mit den anderen Aspekten. Etwas, was ich jetzt in den letzten Jahren versuche, nachzuholen.
An dieser Stelle möchte ich auch noch mal unbedingt jedem, der englisch kann die Workshops von Writing the Other empfehlen. Super intensive Workshops, die ausschließlich von betroffenen Personen geleitet werden, aber augenöffnend. Sie kosten einiges, aber es werden Stipendien angeboten, auf die man sich ruhig bewerben soll. Es wird ausdrücklich gewünscht, weil es ihnen wichtiger ist, ihr Wissen weiterzugeben, als Geld zu bekommen (bzw. wird Geld eben auch von anderen Teilnehmern oder Alumni gespendet).

Mondfräulein

Über das Thema habe ich in letzter Zeit auch immer mehr nachgedacht, speziell im Hinblick auf körperliche Behinderungen. Meinem Gefühl nach kommt das in der Phantastik tatsächlich nochmal häufiger vor als andere Formen der Diversität, ohne dass ich konkrete Beispiele benennen könnte, meistens in der Form von Kriegsverletzungen, denn die Phantastik liebt ihre Kriege irgendwie. Ich versuche hier, die Balance zwischen verschiedenen Darstellungsformen zu finden, die alle auf ihre Weise problematisch sind. Ich will es auf der einen Seite nicht so darstellen, als würde einen so etwas überhaupt nicht behindern und als gäbe es nicht größere und/oder kleinere Schwierigkeiten, die damit einhergehen. Gleichzeitig will ich nicht so tun, als wäre es das Ende der Welt und damit wäre überhaupt kein schönes Leben mehr möglich. Ich möchte eben auf eine halbwegs realistische Darstellung hinaus, die Probleme zeigen, die realistischerweise aufkommen würde, wenn es relevant wird, aber eher zeigen, wie eine Figur mit einer Behinderung ein gutes Leben lebt, als wie sie daran zerbricht. Die Gesellschaft spielt dabei aber eben auch eine sehr große Rolle und hier entscheide ich mich ja letztendlich dafür, wie behindertenfreundlich oder -feindlich ich sie gestalte, gerade bei High Fantasy. Wenn es Magie gibt, warum dann nicht magische Hilfsmittel, die die Behinderung nicht wegzaubern, aber das Leben erleichtern? Welche nichtmagischen Wege gibt es, um Menschen mit Behinderung das Leben zu erleichtern? Welche Einstellung und Haltung hat die Gesellschaft insgesamt gegenüber Menschen mit Behinderungen? In einem Projekt möchte ich zum Beispiel mehrere Behinderungen einbauen (das Buch braucht das glaube ich, um nicht vom Grundkonzept her ableistisch zu werden) und eine Entscheidung, die ich getroffen habe, ist dass Gebärdensprache in der High Fantasy Welt existiert und bekannt ist. Nicht jeder hat die Zeit und die Ressourcen, um sie zu lernen, einige aber schon, besonders in gebildeten Kreisen oder im Adel, oder zumindest haben sie Dolmetscher*innen.

Franziska

Über das Thema hab ich auch heute nachgedacht, aber eher in Bezug auf die Darstellung in Büchern und Serien. Selbst habe ich einige Figuren mit chronischen physischen und psychischen Erkrankungen, aber ich glaube, nur in den nicht-Fantasy-Büchern. Ich hab auch so einige chron. Erkrankungen gesammelt, hab die aber noch nie so bei Figuren dargestellt, da bin ich eigentlich froh, wenn ich mich damit mal nicht beschäftigen muss ...

Zum Thema magische Heilung: das finde ich nur dann in Ordnung, wenn die Behinderung auch eine magische Ursache hat. In chinesischen Serien gibt es z.B. ganz oft das Trope, dass eine Figur zwischenzeitlich erblindet, aber meist durch einen Fluch oder eine magische Verletzung, Vergiftung etc. und dann wieder geheilt wird. Jetzt hatte ich eine gesehen, wo eine blinde Frau geheilt wurde, einfach, weil sie dann ein besseres Leben hätte, wie es dargestellt wurde. Das fand ich schon etwas kritisch.
Wenn es so dargestellt wird, dass die Figuren mit der Behinderung nur leiden und nie glücklich werden oder arbeiten können finde ich das überhaupt nicht in Ordnung.
Es kommt aber auch immer sehr drauf an. Wenn es z.B. darum geht, Schmerzen zu heilen, klar geht es dann jedem besser. Während z.B. Gehörlosigkeit von den Betroffenen nicht unbedingt als Einschränkung wahrgenommen wird, wenn ich das richtig sehe. (?)

Dann gibt es noch den Aspekt, den du ansprichst, das Magie oder Technologie benutzt wird, um die Behinderung weniger einschränkend zu machen. Da kommt es für mich wieder sehr darauf an, wie das dargestellt wird. Manchmal kommt es mir dann so vor, als solle es da eine Figur mit einer Behinderung geben, es passt aber nicht in den Plot, dass sie irgendwie eingeschränkt ist? Finde ich besonders schlecht, wenn die Erkrankung/Behinderung dann vorkommt, wenn es gerade in den Plot passt und dann ignoriert wird, wenn nicht ...

Aber wie gesagt, es kommt sehr darauf an, wie es umgesetzt ist.
Ich muss da gerade an Toph in Avatar denken. Sie kann sich ja gut orientieren, trotz ihrer Blindheit.
Oder der Anime "Ranking of Kings", da geht es um einen gehörlosen Prinzen. Der ist durch magische Umstände sehr klein und schwach. Außerdem eben gehörlos, er kann Lippen lesen, Gebärdensprache. Aber die meisten unterschätzen ihn und dennoch scheint es so, dass ihn die Gehörlosigkeit nie einschränkt. Er versteht dann auch Sachen, wenn jemand hinter ihm steht z.B. Da hab ich dann eher das Gefühl, dass die Autoren das zwischenzeitlich einfach vergessen haben. Das finde ich aber schwer zu beurteilen, wenn man nicht betroffen ist.

Generell hab ich nur sehr selten (mir fällt jetzt spontan gar keiner ein) Figuren gelesen, die eine nichtmagische chronische Erkrankung haben, die dann auch nicht geheilt wird, mit der sie aber leben (z.B. chronische Schmerzerkrankung, abgesehen von einer leichten Gehbehinderung, die dann meistens eine Kriegsverletzung ist). Liegt vielleicht daran, dass so etwas die Figur eben einschränkt und daran hindern kann, aktiv zu werden (wenn sie z.B. CFS hat). Aber natürlich würde es da auch Möglichkeiten geben, in Fantasy muss ja nicht jede Figur ein Krieger sein.

In einem Projekt wollte ich eine Alienspezies vorkommen lassen, die telepathisch kommuniziert, ein Alien kann das nicht und gilt dadurch quasi als behindert. Ich weiß aber noch nicht, ob das so eine gute Idee ist.  ???