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Das Aussehen unserer Helden

Begonnen von Coppelia, 10. Februar 2008, 07:55:26

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Turquoise

ZitatDie Narben sind nicht entstellend, sondern nur oberflächlich. Wie Tattoos, die die Haut zieren.

Wenn Narben allerdings die Form des Körpers und des Gesichtes ändern, sieht das anders aus. Diese Art von Narben gibt es bei Protagonisten allerdings extrem selten.

Genauso wie Antennenwels möchte ich hier Das Lied von Eis und Feuer hervorheben. Beispielsweise Tyrion ist ja von Anfang an ohnehin nicht gerade eine Schönheit, aber

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Und hier gilt dasselbe wie auch sonst in der Buchreihe: Die Narben sind eben nicht nur Tattoos, sondern wirken extrem nachvollziehbar und "realistisch". Aber genau das hat mich auch in der Serie enttäuscht, da die Showrunner offensichtlich nicht so viel Mut zum Hässlichen hatten wie Martin. Nicht nur, dass Peter Dinklage im Grunde genommen zu gut aussieht für die Figur des Tyrion Lannister (ich finde ihn aber trotzdem sehr treffend gewählt),

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Und genau das finde ich allgemein furchtbar schade. Natürlich muss man sich mit einem Charakter identifizieren können, aber das geschieht nicht allein anhand des Aussehens. Nicht umsonst ist Tyrion trotz allem Fanliebling, um noch einmal auf dasselbe Beispiel zurückzukommen. In der Film- und Fernsehkultur gibt es das Phänomen ja nun ohnehin viel zu oft, dass die Figuren viel zu perfekt sind und ihr einziger Makel in einer grausamen Vergangenheit liegt. Ich selbst muss mir da natürlich auch an die eigene Nase packen, aber ich bemühe mich auf alle Fälle. Außerdem spricht meines Erachtens auch nichts dagegen, wenn einige Charaktere einem gängigen Schönheitsideal entsprechen, auch hier macht der Ton die Musik. In diesen Fällen kommt es dann auch auf die Details an. Wenn ein ansonsten annähernd perfekter Charakter zum Beispiel schiefe Zähne hat und zum Schielen neigt, könnte ich ihn weit besser ertragen. Man muss eben Kompromisse eingehen.

Dämmerungshexe

Mir ist in den letzten Tagen auf YouTube immer wieder ein Video zu dem Thema, warum solche extremen Merkmale in Filmen und Serien oftmals weggelassen werden, vorgeschlagen worden. Hatte es mir bisher nicht angesehen und finde es auch gerade nicht, aber wenn, dann werd ich es wahrscheinlich hier noch verlinken.
Was ich in einem anderen solchen Video gerade zu Tyrion und The Hound gehört habe: es ist einfach sowohl mit Make-Up als auch mit CGI unheimlich aufwändig solche Narben und Enstellungen darzustellen. Da erscheint es mir sinnvoller, wenn dieser (auch finanzielle) Aufwand in die sonstige Ausstattung gesteckt wird, die ja gerade bei GoT unheimlich viel ausmacht.

Insgesamt sind solche Narben und Entstellungen aber in Filmen und Serien etwas ganz anderes als in Büchern - die sind immerhin primär visuelle Medien und es geht nicht nur um ästhetische Ansprüche, sondern auch um Immersion und Identifikation. Wenn dir die "Hässlichkeit" oder "Andersartigkeit" eines Charakters andauernd vor Augen gehalten wird, ist das für die Identifikation mit ihm/ihr eine wesentlich größere Hürde.
In dem Zusammenhang könnte ich noch Scott McClouds "Comics richtig lesen" erwähnen, wo ausgeführt wird wie ein möglichst abstrakter und "einfacher" Stil die Identifikation erleichtert, eben weil der Rezipient sich mehr auf die "Inhalte" einer Figur konzentrieren können als auf das Äußere.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Gilwen

Zitat von: Guddy am 09. Februar 2019, 20:01:24
Bezüglich The Witcher: Gerade im dritten Teil entspricht er ja doch dem handelsüblichen Ideal: Muskulös, markantes, normschönes Gesicht und mutig, heldenhaft; beschützend.
Die Narben sind nicht entstellend, sondern nur oberflächlich. Wie Tattoos, die die Haut zieren.
Ja, du hast Recht. Ich würde ihn aber trotzdem nicht als wirklich gutaussehend bezeichnen. Also eine klassische Schönheit ist er nicht! Wahrscheinlich funktioniert es, wenn man einige "außergewöhnliche" Merkmale - die Augen, die Narben zB - mit einigen Norm-Merkmalen zusammenwirft - die Muskeln, die Gesichtsform.

Zitat von: Wildfee am 09. Februar 2019, 23:03:46
In historischen Liebesromanen ist das gar nicht mal so selten. Da wachsen Haare überall da, wo sie ohne Rasur halt nunmal wachsen. Die explizite Erwähnung der Haare findet man da eher in Liros, bei denen die Helden Highlander, Piraten, Wikinger etc. sind und die eher im Mittelalter spielen. Kurz gesagt, je mehr Haare, desto wilder, ungezügelter und leidenschaftlicher sollen die Figuren wirken.
Aber da geht es mehr um Bart und Haupthaar, oder...? Oder wird auch explizit darauf hingewiesen, dass er auch besonders viele Brusthaare hat?
Wahrscheinlich hab ich nicht genug historische Liebesromane gelesen :)


Zitat von: Antennenwels am 10. Februar 2019, 01:16:34
Das erinnert mich an eine Szene aus der "Outlander" Reihe von Diana Gabaldon, ich glaube es war im zweiten Buch (ist allerdings schon Jahre her, seit ich die gelesen habe, könnte mich daher auch irren). Jedenfalls rasiert sich da die Hauptprotagonistin an einer Stelle die Beine und Achseln und ihr Highlander Lieber ist darüber ziemlich erstaunt und verwundert.  ;)
Stimmt, an die Szene kann ich mich auch erinnern!  :rofl:


Tyrion Lannister ist ein prima Beispiel.
Mir ist auch aufgefallen, dass er in der Serie im Vergleich zu den Büchern zu gutaussehend wirkt, aber den Aspekt mit dem Aufwand beim Makeup finde ich logisch. Da wäre ich gar nicht draufgekommen, dass sowas mit ein Punkt für eine solche Entscheidung ist.

Mir fallen noch die Bücher von Joe Abercrombie und Michael R. Fletcher ein.
Bei Abercrombie in der Klingen-Reihe gibt es unter anderem einen Großinquisitor mit verkrüppeltem Bein (Ich glaube, er hat noch mehr gesundheitliche Probleme, weil er selbst gefoltert wurde), und da wird unter anderem sehr viel Wert darauf gelegt zu zeigen, wie schlecht er sich bewegen kann und wie viel Schmerzen ihm zum Beispiel das Treppensteigen bereitet. Und Logan, der Barbar, ist glaube ich auch nicht der Hübscheste. Hier wurde das Aussehen nicht nur benutzt, um die Figuren "markiger" zu machen, es passt zu ihrem Charakter, die sind alle sehr zwiespältig und interessant.
Und Fletcher hat in den Chroniken des Wahns glaube ich es besonders darauf angelegt, die Figuren möglichst eklig darzustellen. Der alte Söldner zB kämpft die ganze Zeit mit einer Erkältung und dem damit verbundenen Schleim, und die Diebin riecht nicht allzu gut... (Der gesamte Weltenbau ist übrigens recht interessant, es gibt Wahnwirker: Die Wahnvorstellungen eines Geisteskranken können so heftig werden, dass sie wahr werden. Stellenweise ziemlich hart, aber ich hab mich gut unterhalten gefühlt. Der Plot war nur nicht soooo gut)
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."

FeeamPC

Bei mir ist das Aussehen der Heldinnen und Helden unwichtig. Weil, in meiner Welt werden normalerweise nur Dinge wie Ehre und Abstammung und Position gesellschaftlich gewertet, vom Aussehen ist nur dann die Rede, wenn jemand als besonders abstoßend, da völlig abweichend von der Norm beschrieben wird. das sind dann aber keine Narbern, sondern z.B. zu helle Augen.
Heiraten sind hier übrigens auch eher mit einem Handel vergleichbar, den eine Familie mit einer anderen abschließt. Gefühle spielen keine Rolle dabei.

Antennenwels

#214
Zitat von: Dämmerungshexe am 10. Februar 2019, 08:26:09
Mir ist in den letzten Tagen auf YouTube immer wieder ein Video zu dem Thema, warum solche extremen Merkmale in Filmen und Serien oftmals weggelassen werden, vorgeschlagen worden. Hatte es mir bisher nicht angesehen und finde es auch gerade nicht, aber wenn, dann werd ich es wahrscheinlich hier noch verlinken.

Ich habe ebenfalls kürzlich ein Videoessay zu diesem Thema gesehen, meinst du vielleicht dieses (Adaptional Attractiveness; https://www.youtube.com/watch?v=4P_83taoceE, es ist auf englisch). Ich fand das Video sehr interessant, es geht allerdings noch weiter als nur um Äusserlichkeiten. Nicht nur körperliche Makel werden in Adaptionen gerne weggelassen, oder abgeschwächt, sondern auch charakterliche Schwächen oder Fehler. Im Video werden mehrere Beispiele erwähnt um dies zu verdeutlichen, unter anderem eben auch Tyrion, oder Hermine Granger.

Zitat von: Gilwen am 10. Februar 2019, 12:46:49
Zitat von: Guddy am 09. Februar 2019, 20:01:24
Bezüglich The Witcher: Gerade im dritten Teil entspricht er ja doch dem handelsüblichen Ideal: Muskulös, markantes, normschönes Gesicht und mutig, heldenhaft; beschützend.
Die Narben sind nicht entstellend, sondern nur oberflächlich. Wie Tattoos, die die Haut zieren.
Ja, du hast Recht. Ich würde ihn aber trotzdem nicht als wirklich gutaussehend bezeichnen. Also eine klassische Schönheit ist er nicht! Wahrscheinlich funktioniert es, wenn man einige "außergewöhnliche" Merkmale - die Augen, die Narben zB - mit einigen Norm-Merkmalen zusammenwirft - die Muskeln, die Gesichtsform.

The Witcher wäre auch wieder ein gutes Beispiel für adaptional attractiveness. Es ist im Moment eine Netflix Witcher Adaption in Produktion und als Geralt wurde Henry Cavill gecasted (der den meisten wahrscheinlich als Superman in Erinnerung sein dürfte). Definitiv nicht, wie die Figur in den Büchern beschrieben ist.  ::)

edit: Ich habe ein paar Tippfehler korrigiert
"You still prided yourself on three things: firstly, bloody-minded composure; secondly, an inhuman intellect for necromancy; thirdly, being very difficult to kill."

- Muir, Tamsyn. Harrow the Ninth

Turquoise

ZitatWas ich in einem anderen solchen Video gerade zu Tyrion und The Hound gehört habe: es ist einfach sowohl mit Make-Up als auch mit CGI unheimlich aufwändig solche Narben und Enstellungen darzustellen. Da erscheint es mir sinnvoller, wenn dieser (auch finanzielle) Aufwand in die sonstige Ausstattung gesteckt wird, die ja gerade bei GoT unheimlich viel ausmacht.

Das kann ich gut verstehen und es klingt auch sehr logisch, aber dennoch sollte man bei einem Budget von etlichen Millionen an Dollars auch Acht auf so etwas geben. Es ist einfach eine Nachlässigkeit, die Tyrion - wie das Video ja auch aussagt (vielen Dank für den Link übrigens, es war sehr informativ) - allerdings einen Teilweiser Persönlichkeit stiehlt. Allgemein stimme ich dem Video zu, dass man sowohl Hermine, als auch Tyrion anmerkt, dass sie Lieblingscharaktere sind und auch sein sollen. Dadurch geht allerdings auch ein Teil ihres Charmes aus den Büchern verloren.

Da ich leider die The Witcher-Bücher von Andrzej Sapkowski nicht gelesen habe, sind die Spiele bisher mein einziger Berührungspunkt mit ihm. Davon hauptsächlich der dritte Teil und da entspricht er tatsächlich den meisten gängigen Schönheitsidealen. Was mit in diesem Zusammenhang noch einfällt ist, dass es immer häufiger Charaktere gibt, die vor allem durch ihre zynische Art bei den Lesern/Spielern/Zuschauern Sympathiepunkte sammeln sollen. Meistens geht das einher mit einem ungepflegten/rauen Aussehen und häufig sind sie noch dazu Einzelgänger. In diesen Fällen wird also selbst bei visuellen Medien oft ein anderer Aspekt als das Aussehen gesucht, damit man sich mit ihm Identifizieren kann. Beispiele sind unter anderem Geralt von Riva, Sandor Clegane oder auch Hank Anderson aus dem Spiel Detroit: Become human.

canis lupus niger

#216
[MALINCHE]
Rassistisches Vokabular entfernt.
[/MALINCHE]

Einer meiner Charaktere hat einen vernarbten Rücken, weil er in einem Band der Reihe (von einem Antagonisten aus Rache) nachhaltig ausgepeitscht wurde. Diese Narben stellen ihn vor den Augen seiner Zeitgenossen als Verbrecher dar, was nach den gängigen Vorurteilen zu seinem fremdländischen Äußeren (schwarze Haare, dunklere Haut, nicht sehr groß=> [Ersetzung: rassistische Fremdbezeichnung für Sinti und Roma]!) passt. Diese Äußerlichkeiten sind alles andere als zutreffende Charakteristika, weshalb schon durch das Äußere des Chara Konflikte vorgegeben sind.

Ich finde, das ist eine gelungene Umkehrung des Klischees, dass ein Hauptcharekter gut aussehen muss, und habe viel Spaß daran.

PBard

Bei mir ist es zum Glück einfach, nicht zu sehr ins Klischee zu fallen, da ich offenbar einen ziemlich seltsamen optischen Geschmack hab. Ich brauch meine Charaktere also nur für mich hübsch machen, dann entsprechen sie ganz von alleine nicht den gängigen Schönheitsidealen. Segelohren ftw! ;D

Zitat von: Maubel am 07. Februar 2019, 22:27:31Ich muss ja persönlich sagen, dass mir Narben schon wieder zu sehr ins Klischee gehen. Also klar, jemand, der in viele Kämpfe verwickelt ist, der sollte auch Narben haben, aber allzu oft habe ich schon dieses "sie ist schön, wenn da nicht die Narbe wäre - also eigentlich ist sie ja trotzdem schön, aber mit Charakter" wäre.
Ich find es extrem schade, daß Narben so klischeehaft beladen sind - ursprünglich als Kennzeichen eines Bösewichts, heute eben um die Schönheit eines Protagonisten mit einem verwegenen Merkmal zu unterstreichen.

Narben sind für mich etwas ganz besonders Wichtiges, und die meisten meiner Charaktere haben welche - einfach weil sie dazugehören, und das meiner Meinung nach nicht nur bei Kämpfern. Ich hab ja selbst einige davon (wenn auch nur kleine, oberflächliche), und jede davon erzählt eine Geschichte.

Ob das jetzt der Barde ist, dem eine gerissene Saite ins Gesicht geschnalzt ist (und der jetzt glorreiche Heldengeschichten dazu erfindet :D ), die Priesterin, die zur Strafe damit gezeichnet wurde oder auch einfach nur die Protagonistin, die in einer Szene einen glitschigen Hang hinunterrrutscht und sich dabei ein paar Schnittwunden einfängt.

Gerade wenn die Verletzung in der Geschichte selbst passiert, kann eine Narbe ein schöner Ankerpunkt sein, um ein Geschehnis in Erinnerung zu behalten.

Aber eben genau wegen des Klischees muß man als Autor halt immer befürchten, daß Narben nur in diesen engen "Bösewicht" oder "exotisches Alleinstellungsmerkmal" Rahmen gesehen werden. :-\

Zitat von: NelaNequin am 08. Februar 2019, 00:21:06Was mich übrigens immer irgendwie nervt und mir gerade eingefallen ist: Die Haarlosigkeit der Figuren. Das irritiert mich oftmals in Fantasy. Also die Mädels haben aus irgendwelchen Gründen keine haarigen Beine, aber auch Männer haben - sofern kein "alter weiser Meister" - oft keinen Bart und auch keine Brusthaare. (Und dann bin ich doppelt mürrisch, weil ich Brusthaare bei Männern mag.)
Ich hab eine Kuschelszene, in der sich die Protagonistin an die flauschige Brust ihres Gefährten schmiegt und seine dunklen Härchen sie an der Nase kitzeln - ob das dann wohl als Äquivalent einer kalten Dusche beim durchschnittlichen Romantasy Leser zählt? :ätsch:

Jen

Falls es das noch nicht hier im Thread gab: Es gibt eine AI, die Gesichter nicht existierender Personen generieren kann. -> https://www.thispersondoesnotexist.com/

Quelle: https://www.theverge.com/tldr/2019/2/15/18226005/ai-generated-fake-people-portraits-thispersondoesnotexist-stylegan
Guilty feet have got no rhythm.

Koboldkind

Ich stelle mir meine Charaktere auch nicht im Detail vor, und beschreiben tu ich sie nicht bis zum Ende. Was meist vorkommt sind Haare, vielleicht Körperbau als Volks-Eigenheit oder etwas markantes wie ein breites Kinn bei einem Mädchen. Hab mir vorher auch keine Arbeit mit Listen gemacht, BIS:
Ich die App "Character Planner" fürs Smartphone gefunden habe. Nein, seitdem kommen auch nicht viel mehr Details in der Story vor, aber mit der App hab ich das erste Mal ein paar Hauptcharaktere durchgestylt.
Es gibt Kategorien wie "One Sentence Desprition, Job, Skin Tone, Facial Shape, Hair Style, Body Type, Posture, Something always carried/Weapon/Tools und vieles anderes, woran man bei Äußerlichkeiten gleich denkt. Man kann noch Life, Attitude, Past, Story, Relation und Custom ausarbeiten, aber das hab ich noch nicht genutzt. Alleine die Basics und Appearance hat mehr als gereicht, weil ich mir sonst über Sachen wie Gesichtsform, Haltung oder Haarstyle noch keine Gedanken gemacht habe und es sehr aufschlussreich fand. Jetzt hat meine Prota Anfangs eine vorgebeugte Haltung und die Hände immer vorne zusammengelegt, während mein anderer Prota immer etwas zu langes Haar und eher naturfarbene Kleidung trägt.
Manchmal ist mir schon klar, dass ein Charakter eine besondere Haarfarbe oder Narbe trägt, aber die App hat mich zu der Erkenntnis gebracht, wie hilfreich es ist, ein volles Bild von den Charas im Kopf zu haben. Meine Empfehlung :)

@Narben: Ein paar meiner Protas haben Narben, aber die sind dann auch schwer (Schnitt am Hals, große Brandnarbe rechter Arm, gesamter Rücken aufgerissen nach Folter) und haben irgendwas mit der Story selbst zu tun oder dem Charakter einen Knacks verpasst. ... und ja, zwei von denen sind Typus Einzelgängerin ;)
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Halblingschruut

@Koboldkind , die App ist ja mega cool, danke für den Tipp!
Ich hatte bisher immer zich Worddokumente und finde die App vor Allem für unterwegs ziemlich praktisch.  :pompom: :pompom:
Den Tod als Gewissheit,
geringe Aussicht auf Erfolg.
Worauf warten wir noch?
~ Gimli, Glóins Sohn

Vic

Ich glaube, wenn man einen Charakter nicht ganz explizit als hässlich oder durchschnittlich beschreibt, dann stellen sich ihn Leser immer schön vor. Genauso wie Leser sich immer alle Charaktere weiß vorstellen, auch wenn die Hautfarbe gar nicht genannt wird.
Sogar wenn man explizit hinschreibt, dass eine Frau (seien wir ehrlich, es ist bei weiblichen Charakteren besonders häufig der Fall) eher durchschnittlich oder langweilig aussieht, kann man davon ausgehen, dass sie in einer Verfilmung von einer bildhübschen Schauspielerin besetzt wird. Siehe Hermine. Niemand wird bestreiten, dass Emma Watson unglaublich attraktiv ist - aber Hermine wird im Buch als jemand mit unbemerkenswertem Gesicht, mit buschigen Haaren und Hasenzähnen beschrieben. Nicht als hässlich, aber einfach als eher durchschnittlich.

Also ich finde es nicht wichtig dass Charaktere gut aussehen, sondern wichtiger, dass sie interessant sind. Aber dagegen wie Leser sich jemanden vorstellen kannst du ja eh nichts tun.

Judith

Ich stelle mir eigentlich Charaktere immer "normal"/durchschnittlich vor, wenn sie nicht explizit als schön beschrieben werden. Ich muss aber zugeben, dass ich ein Problem damit habe, mir Charaktere hässlich vorzustellen, selbst wenn sie entsprechend beschrieben werden. Vielleicht tu ich mir aber auch einfach schwer damit "hässlich" zu definieren, da mir auch im wirklichen Leben kaum Menschen einfallen, die ich als hässlich bezeichnen würde.

Silvasurfer

#223
Ich persönlich denke nie so viel über ihr Aussehen nach. Wenn ich schreibe mache ich mir vielleicht zu wenig Gedanken darüber doch fairerweise denke ich wenn ich lese auch kaum über ihr Aussehen nach.
Ich konnte Klagen über das Aussehen von Charakteren in Filmen verglichen mit Büchern nie richtig verstehen, ausser bei die Unendliche Geschichte, wo der Held ein Komplex bezüglich seines Aussehens hat, was auch eine zentrale Rolle spielt.

Ich fühle statt dessen ihre Gesten meistens beim schreiben selbst und es kribbelt mir unter der Haut, die Körpersprache meiner Figuren selbst zu sprechen. Viele meiner Charaktere haben zumindest für mich sehr ikonische Gesten... vor allem haben fast alle meine Charaktere ihre eigene Art und Weise ein nachdenkliches Gesicht zu machen.

Wenn dann beschreibe einzelne Eindrücke, die der Charakter mit seinem Aussehen hinterlässt, ich mag es nur einfach nicht alles von a bis z zu beschreiben und auf diese Weise abzuhaken. Dann schreibe ich lieber einen langen Dialog und der Leser erfährt erst spät, wie der Charakter aussieht und zwar na entsprechend passender Stelle.
Meine Intention ist es, das widerzugeben, was in diesen einem Moment Sinn ergibt. Die Augen, wie sie hin und her huschen, leuchten oder gar die Farbe wechseln, je nachdem was der Charakter fühlt, die langen schwarzen Wimpern meines Nebencharakters, dann nämlich, wenn es einem Mädchen auffällt, ein geschmackvolles Kleidungsstück, dass der Held nur am heutigen Tag trägt und das jedem seiner Freunde ins Auge springt oder gar widersprüchliches. Jemand bejaht eine Frage schüttet aber den Kopf dabei.
Haare beschreibe ich, wenn die Charaktere aufwachen oder im Regen/Wind stehen quasi etc.

In meinem Kopf sehen die meisten Charaktere weder umwerfend schön noch besonders hässlich aus meistens normal bis "easy on the eyes", wie man auf Englisch sagen würde. Eine umwerfend schöne Frau gibt es dennoch, die ihre Gestalt wandeln kann und sie wirkt aus offensichtlichen Gründen sehr begehrlich auf Männer um sie herum. Die Mutter meines Helden trägt auffällig bunte Kleidung, beinahe schräg. Mein Held selbst hat lockige Strassenköterbraune Haare und wird ansonsten nur in seiner Kleidung beschrieben. Und besonders grossen Spass macht es mir die Kobolde meiner Geschichte zu beschreiben, da sie Gestank und Schönheitsmakel attraktiv finden.

Generell suche ich mit vorliebe nach Charakteren, die in irgendeiner Form die Welt anders wahrnehmen, sodass ich das in meinen Beschreibung einbauen kann. Sei es nun Blindheit oder andere Sinnesstörungen etc mein Lieblings Charakter für RPG ist eine Hexe auf einem Rollstuhl. Besonders mag ich meinen einzigen Superhelden, der hoffentlich mal eine Welt bekommt in der er existieren darf: Er hat übersinnliche Kräfte also seine Sinne sind einfach um ein vielfaches gestärkt und ist deshalb durch und durch feige... der Regen ist zu Nass, Geräuche sind zu laut, ein Schlag tut zu sehr weh etc.
Telepathie finde ich auch interessant zu beschreiben und momentan frage ich mich bezüglich meiner Geschichte, wie ich eine Hivemind beschreiben kann, also wie sie wahrgenommen wird von den entsprechenden "Idividuen" die sich ein Bewusstsein teilen.

Sturmloewin

Wenn ich Bücher lese, stelle ich mir Charaktere tendenziell auch eher hübsch vor, es sei denn, es wird explizit anders erwähnt. Und eben weil ich diese Schwäche bei mir selbst kenne tendiere ich dazu, meine eigenen Charaktere wenn, dann eher durchschnittlich zu beschreiben. Ich mag es nicht, wenn der Leser (wie es in manchen Büchern der Fall ist) sofort im ersten Absatz erfährt, dass die Protagonist z.B. "lange, kastanienbraune Locken hat und hellblaue Augen in einem runden Gesicht"
Ich streue Charakterbeschreibungen da ein, wo es passt, versuche es da wie @Silvasurfer zu halten. Etwa wenn der Hauptcharakter auf eine neue Person trifft und diese beurteilt. Das führt jedoch dazu, dass meine Hauptcharaktere, die von Anfang an in die Story eingebunden sind, oft gar nicht oder nur sehr dürftig beschrieben werden. Ob das ein Makel ist, weiß ich auch nicht. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, weil sich die Leser dann leichter damit identifizieren können, ich weiß es nicht. Wenn ich Charaktere beschreibe versuche ich jedoch, nicht auf die offensichtlichen Merkmale einzugehen. Das heißt, ich sage nicht "Er hat kurze braune Haare und grüne Augen, außerdem ist er durchschnittlich bis schlank gebaut", stattdessen versuche ich, eher untergeordnete bzw. nicht so standardmäßige Sachen zu beschreiben. So hat der Charakter beispielsweise auffällig große Füße, krumme Finger oder breite Kieferknochen. Generell finde ich, dass Menschen, die nicht dem typischen Schönheitsideal entsprechen, interessanter  (zu beschreiben) sind, (eben z.B. wie von @PBard genannte Segelohren, die ich als Merkmal auch sehr schätze)
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"