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Ein Pferdeproblem

Begonnen von Espérance, 12. Januar 2008, 20:02:26

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Espérance

Hallo!

Ich habe das folgende Problem:
Mein Protagonist ist stark geschwächt und muss zum Arzt. Er hat sein Pferd dabei, kann aber nicht alleine aufsteigen.
Also knickt das Pferd mit dem Beinen einen, setzt sich hin und lässt ihn herauf.
So weit, so gut.
Meine erste Frage ist, ob das dem Pferd auch möglich ist, wenn statt einem zwei Leute auf ihm sitzen und es dann aufstehen kann. Dann kann nämlich die Bekanntschaft meines Protagonisten auch gleich mit aufs Pferd. Es wären also eine Mann und eine Frau, beide von normaler Statue und Gewicht.

Und die zweite Frage: Kann man normal bzw. gut auf ein Pferd aufsteigen, wenn dort oben schon einer sitzt?

Ich hoffe, dass die vielen Pferdebegeisterten, die sich hier im Forum tummeln, mir eine Antwort darauf geben können.

LG
Espérance

Maja

Ich habe noch nie ein Pferd vor dem Reiter zu Boden gehen sehen, damit der aufstehen kann. Kamele tun so etwas - bei Pferden wäre es mir generell neu, egal ob mit einem oder zwei Reitern.

Aber wenn schon jemand auf dem Pferd sitzt, kann der vielleicht deinem Schwächling hochhelfen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

saraneth

Also ich weiß, dass Pferde vorne sozusagen einknicken können, damit der Reiter aufsteigt. Ob das auch mit zwei Personen möglich ist, weiß ich allerdings nicht genau. Es könnte schon möglich sein, aber ich würde auch zu Majas Variante tendieren, dass der Erste dem anderen hochhilft.

Was nun das aufsteigen betrifft: Wenn eine Person bereits auf dem Pferd sitzt, kann eine zweite Person durchaus aufsteigen. Es ist allerdings nicht so einfach, wie man es allein hat, da man ja auf die "Kehrseite" des Pferdes steigen muss. Um dies zu erleichtern kann natürlich a) jemand helfen oder b) ein kleiner Schemel o.ä. bereitgestellt werden.

Ich hoffe, ich konnte helfen.

LG

Ionasa

Also, mit einem Menschen klappt das auf jedenfall! Hab ich schon öfters gesehen! Das Hinlegen mit Reiter oder ohne gehört ja  zu den zircensischen Lektionen. Ob das mit zweien klappt ... gesehen hab ich das noch nicht, aber ich denke schon ... sollte man "in echt" aber sicher nicht täglich mehrfach machen, geht dem armen Tier dann doch zu sehr auf die Gelenke ... aber wenn man an die letzte WM im Voltigieren denkt, die ja auch im Fernsehn live übertragen wurde, dann waren da mitunter 3 Menschen (und dank der neuen Richtlinen: erwachsene, "normal gebaute" Menschen) gleichzeitig auf dem galoppierenden Pferd. Wenn das Tier das im vollen Galopp aushält, dass da nacheinander 3 Erwachsene drauf springen und "rumturnen" (Nicht falsch verstehen, habe selbst voltigiert und bin Trainer), dann wird es sicher auch aus dem Liegen mit zweien auf seinem Rücken mal aufstehen können. ... es muss ja nicht ein zierlicher Anglo-Araber sein, aber etwas mit ordentlich Kaltblut drin, schafft das sicher!

Und wenn der Autor sagt, dass dieses spezielle Pferd das kann, dann kann es das auch, oder?

Artemis

#4
Pferde können das machen, wenn sie gut dressiert sind - aber ich weiß nicht so recht, ob sie es schaffen, wenn sie das doppelte Gewicht auf dem Rücken haben  O.o
Ich würde ja raten, dass erst der Verletzte aufsteigt, indem das Pferd in die Knie geht, und der zweite Reiter dann so draufklettert.


Zitat von: Ionasa am 12. Januar 2008, 20:22:40
aber wenn man an die letzte WM im Voltigieren denkt, die ja auch im Fernsehn live übertragen wurde, dann waren da mitunter 3 Menschen (und dank der neuen Richtlinen: erwachsene, "normal gebaute" Menschen) gleichzeitig auf dem galoppierenden Pferd. Wenn das Tier das im vollen Galopp aushält, dass da nacheinander 3 Erwachsene drauf springen und "rumturnen" (Nicht falsch verstehen, habe selbst voltigiert und bin Trainer), dann wird es sicher auch aus dem Liegen mit zweien auf seinem Rücken mal aufstehen können. ...

Draufrumturnen ist aber was anderes als Aufstehen. Hast du schon mal Huckepack gespielt? Da klettert der andere ja auf deinen Rücken, während du stehst. Setz dich aber mal hin und steh dann mit dem Gewicht auf - das geht mächtig in die Beine ^^°


Zitates muss ja nicht ein zierlicher Anglo-Araber sein, aber etwas mit ordentlich Kaltblut drin, schafft das sicher!

Bei vielen hält sich ja hartnäckig das Gerücht, das Kaltblüter viel tragen können - das stimmt aber nur bedingt. Man muss auch bedenken, dass die Tiere doppelt so schwer sind wie gewöhnliche Warmblüter, also müssen sie dieses zusätzliche Gewicht auch tragen. Kaltblüter entwickeln ihre Kraft im Zug von schweren Dingen - ihr Rücken ist genauso leicht zu ruinieren wie der von Reitpferden. Und da große Kaltblüter oft einen sehr langen Rücken haben, sind da die Probleme oft schon vorprogrammiert ...

btw: Anglo-Araber sind nicht wirklich zierlich  ;)  Das sind gezüchtete Sportpferde, bei denen auf kraftvolle Muskeln geachtet wird. Und mit einem Stockmaß von bis zu 1,70 m sind sie auch nicht unbedingt klein ^^


Zur zweiten Frage: Liegt ein Sattel auf dem Pferd? Wenn ja: Welche Art Sattel ist es? Sitzt der Mitreiter hinter dem Reiter, wird er bei einem langen Sattel auf dem "Hintern" des Pferdes sitzen, und das ist in seiner Bewegung stark eingeschränkt. Vor dem reiter geht noch schlechter, weil da der Vorderzwiesel ist, und auf dem sitzt es sich verflixt unbequem  :gähn:

Am besten nimmst du keinen Sattel, dann hast du es einfacher. Lass zuerst den Verletzten aufsteigen und zu einem Baumstumpf oder Stein reiten - von dem aus klettert dann der Mitreiter hinter ihn. So kann er den Verletzten gleichzeitig festhalten  ;)

Coppelia

Wenn die Leute zu zweit sind, ist es doch vielleicht gar nicht nötig, dass sich das Pferd hinlegt. Ich würde eine solche Szene so schreiben: Der Gesunde macht dem Verletzten die Räuberleiter, sodass er gerade eben und mit viel Ach und Krach auf den Pferderücken gelangt, und dann steigt der Gesunde hinter ihm auf.

Espérance

Vielen vielen Dank für die vielen so unglaublich schnellen Antworten.

Ich glaube, ich mache es dann doch lieber so, dass der Verletzte aufsteigt und das Pferd heruntergeht und sie dann nebenher läuft. Da kann ich sicher sein, dass beides ohne große Probleme funktioniert, denn ja, das Pferd ist gesattelt.


Shay

Das kann sicher nicht jedes Pferd, aber unmöglich ist es nicht.
Es gibt z.B. die Geschichte vom König Friedrich I. von Württemberg und seiner treuen Helene. Friedrich war 2,11 groß und wog über 200kg. Auf ein normales Pferd konnte er nicht aufsteigen, was um 1800 rum natürlich fatal war für einen König. Es gab aber eine Schimmelstute, die Helene, die sich für ihn hinlegte und mit ihm auf dem Rücken aufstehen konnte. Dafür hat er sie heiß und innig geliebt, und ihr nach ihrem Tod diesen Grabstein errichten lassen.

Maja

#8
Ich muß an dieser Stelle leider mal wieder etwas querschießend auf die verschärften Regeln verweisen:
Ist die Beantwortung dieser Frage relevant für den weiteren Verlauf des Romans?
Letztlich geht es hier ja nur um einen einzigen Satz, nämlich den, wo der Verwundete aufsteigt. Daß er aufs Pferd kommt, steht außer Frage. Aber muß man dafür das halbe Forum jeck bzw. wörtlich die Pferde scheu machen?

Es ist nämlich in unserem Sinne, die Fragen, die letztlich irrelevant oder profan sind, aus diesem Bereich zu verbannen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Ionasa

Zitat von: Artemis am 12. Januar 2008, 20:34:28
Bei vielen hält sich ja hartnäckig das Gerücht, das Kaltblüter viel tragen können - das stimmt aber nur bedingt. Man muss auch bedenken, dass die Tiere doppelt so schwer sind wie gewöhnliche Warmblüter, also müssen sie dieses zusätzliche Gewicht auch tragen.

In meinem Beitrag ging es aber weniger um das Gewicht das das Tier auf seinem Rücken trägt, sondern um das, was die Gelenke an Momentanbelastung aushalten können ... da steht etwas "kaltblütiges" nunmal wirklich besser da, vielleicht ist das durch das Voltigier-Beispiel etwas in den Hintergrund geraten?

Und ich bin immer noch der Meinung: Wenn ein Autor soetwas schreibt, dann kann sein spezielles Pferd genau das. Aber ich finde es gut, wenn einer nachfragt, weil er kein "Wundertier" schaffen möchte.

Espérance

#10
Zitat von: Maja am 12. Januar 2008, 21:05:13
Ich muß an dieser Stelle leider mal wieder etwas querschießend auf die verschärften Regeln verweisen:
Ist die Beantwortung dieser Frage relevant für den weiteren Verlauf des Romans?
Letztlich geht es hier ja nur um einen einzigen Satz, nämlich den, wo der Verwundete aufsteigt. Daß er aufs Pferd kommt, steht außer Frage. Aber muß man dafür das halbe Forum jeck bzw. wörtlich die Pferde scheu machen?

Nun es ist keine Frage, die absolut wesentlich für den Roman ist, aber ich finde es schon wichtig zu wissen, was ich dem Pferd jetzt an der einzelnen Stelle zumuten kann und was nicht. Dass es unbequem ist, zu zweit auf einem gesattelten Pferd zu reiten bzw. nicht wirklich möglich, hätte ich zum Beispiel auch gar nicht bedacht, was die Szene dann ohne den Rat der Tintenzirkler (denn dann hätte ich sicherlich beide oben gelassen) verschlechtert bzw. unglaubwürdig gemacht hätte.

Es sind ja auch die Details, weswegen der Leser letztendlich entscheidet, ob er ein Buch gut oder schlecht findet und wenn er mehrere Stellen findet, von denen er weiß, dass es so schon einmal gar nicht geht, dann wird er das Buch auch irgendwann weglegen und nicht mehr weiterlesen.


Ganz davon abgesehen, frage ich mich wo ich sonst solche Fragen stellen soll außer in einem Forum für Autoren. Soll ich mich jetzt in Pferdeforen anmelden, um kleine Pferdefragen geklärt wissen, obwohl ich weiß, dass es hier eine Menge Leute gibt, die Ahnung von Pferden haben und die mir auch gerne weiterhelfen?
Soll ich das nächste Mal in einem Pyrotechniker-Forum aktiv werden, wenn ich wissen will wie man effektiv Feuer machen kann, wenn das Gras nass ist etc.?


Und das ganze Forum habe ich sicher nicht jeck gemacht. Es bleibt jedem selbst überlassen ob er antwortet oder nicht und es gab zwar viele Antworten, aber längst keine 112 (welche die Hälfte der registrierten Mitglieder wäre den Admin abgezogen).

Maja

Ich versteh den Punkt. Ich klär das mal mit den restlichen Mods, inwieweit wir Recherchen von der Profanitätsregel ausnehmen sollen. Grundsätzlich hatten wir in diesem Board verstärkt das Problem, daß die Leute jeden Mist gefragt haben, ohne offensichtlich einmal selbst nachgedacht zu haben oder in die Wikipedia geschaut. Ich lasse hier natürlich weiter offen, keine Sorge, bis der Fall zufriedenstellend gelöst ist - dann gib mir aber bitte Bescheid.

Wir hatten das Problem vor allem mit Rechtsmedizinischen Fragen - ich hatte einen Link auf ein Forensikwiki-gesetzt und drei Postings später kommt die nächste Frage, die in diesem Wiki bereits auf der Startseite beantwortet wurde. Dann ist uns zu Ohren gekommen, daß einige Mitglieder dieses Board nicht mehr betreten, weil sie sich ausgenutzt werden, blödsinnige oder offensichtliche Fragen zu beantworten.
In deinem Fall hätt ich zum Beispiel gesagt, klar, auf dem Pferd sitzt schon jemand, der hilft ihm rauf, Problem gelöst. Oder den Münsterland-Bonus ausgenutzt und einen meiner reitenden Bekannten angerufen (bei mir wär es meine Mutter gewesen, welche Reiter du in Münster kennst, weiß ich nicht). Das Federfeuer hat auch eine eigene Rubrik für solche Recherchen, die ich selbst schon mal mit Erfolg genutzt haben.

Aber die Recherchen sind nur ein Nebenaspekt dieses Boards und sollen nicht das Augenmerk von den eigentlich relevanten Plotproblemen weglenken, wenn nämlich plötzlich auf ein echtes AHA-Problem zehn Recherchen kommen. Es ist ein Board, bei dem auf die Fallformulierung viel Zeit verwendet werden soll (um eine Hürde gegen den Mißbrauch zu schaffen). Und wenn ich dann bei Recherchefragen merke, daß sie inhaltlich genauso knapp und karg aufgebaut sind wie vorher (auch wenn du, Lob, an den [Recherche]-Disclaimer im Titel gedacht hast), dann sehe ich die gleiche Wust an Schnellschuß-Recherchemüll auf mich zukommen wie früher.

Daher ist das jetzt nicht gegen dich gerichtet, sondern eine generelle Sache. Ich lese jeden Post in diesem Board und versuche, jedes Problem mitzulösen. Ist ja mein Lieblingsboard, eigentlich. Aber das soll es auch weiterhin bleiben.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

felis

Zitat von: Espérance am 12. Januar 2008, 20:02:26
Also knickt das Pferd mit dem Beinen einen, setzt sich hin und lässt ihn herauf.
So weit, so gut.
Es sind ja schon einige wirklich gute Vorschläge gekommen, aber einen Punkt wollte ich noch mal erwähnen weil er einfach nicht den Bewegungsabläufen von Pferden etnspricht nämlich das unterstrichene "setzen". Pferde setzen sich von sich aus praktisch nie hin und es ihnen als Zirkuslektion bei zubringen ist extrem schwierig. Manche lernens nie.
Ein Pferd das sich hinlegt geht normalerweise zuerst vorne "in die Knie" und legt sich dann ganz. Zum aufstehen streckt es zunächst die Vorderbeine aus und stemmt sich dann mit Schwung aus der Hinterhand hochh. Indem man es in diesem schwungvollen Hochstemmen quasi "anhält" kann man ihnen das sitzen beibringen. Aus dieser Position des unterbrochenen Schwungs dann aber auch noch einen Reiter mtinehmen zu müssen macht ihnen die Sache allerdings unnötig schwer. Wenn überhaupt sollte man das Pferd sich legen lassen, dann den Verletzten drauf und es dann den Schung nutzen lassen, das Zusatzgewicht mit hochzustemmen.

Maja

Man muß dabei bedenken, daß die Anatomie eines Pferdes anders ist, als sie auf den ersten Blick aussieht: Der Oberschenken und das Knie sind innen. Was an Bein aus dem Pferd rausschaut, sind Unterschenkel und Fuß. Die Stelle, die diesen sichtbaren Knick macht, den man für das Knie halten könnte, ist also in Wirklichkeit das Fußgelenk. Deswegen "kniet" ein Pferd sich nicht ohne weiteres hin. Beim Versuch, diese Bewegung nachzuempfinden, habe ich mir schon tüchtig wehgetan. Ich plädiere daher auch dafür, das Pferd zu schonen und eher Bewegungsabläufe zu nutzen, wie sie in der Natur vorkommen, wenn es hier um eine Realistische Darstellung geht.
Wenn du dagegen sagst "Mein Pferd ist toll und macht und kann das alles" - dann sind wir wieder an dem Punkt angelangt, wo wir die ganze Frage und Diskussion nicht brauchen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Espérance

#14
Es ist ja nicht so, dass ich bestimmte Dinge nicht schon vorher recherchiert hatte (wie zum Beispiel das Hinknien und Aufstehen des Pferdes). Mir ist klar, dass das Pferde nicht ohne weiteres tun und dieses Pferd ist auch kein Zirkuspferd, aber sein Reiter kann mit ihm kommunizieren und konnte ihm daher, in dieser besonderen Situation in etwa sagen: Bitte knie / setz dich doch hin, sonst schaffe ich es nicht herauf.

Das Aufstehen mit zwei Personen auf dem Buckel hatte dann aber weniger etwas mit der Kommunikation zwischen Pferd und Reiter zu tun, sondern eher damit, ob das Pferd es körperlich überhaupt schafft.

Ich meinte übrigens mit setzten das Setzen, wobei das Pferd auch mit den Hinterbeinen herunter geht und quasi liegt (ich habe liegen als Wort hier nur nicht verwendet, weil sich das Pferd so ja auch auf die Seite hätte legen können).

Ansonsten bin ich der gleichen Meinung wie felis: Es sind wirklich viele gute Vorschläge gekommen. Ich denke, das Problem kann ich damit lösen.

Der Thread kann somit geschlossen werden. Vielen Dank euch allen für die Hilfe!