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Habt ihr beim Schreiben mal etwas "verlernt" und es "wieder gelernt"?

Begonnen von Klecks, 04. September 2020, 13:11:17

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Klecks

Hi ihr Lieben,

bei den Vorbereitungen für den diesjährigen NaNo ist mir ein Problem begegnet, das ich so noch nie hatte, und ich frage mich, ob es noch jemandem so geht und wenn ja, wie ihr das angegangen seid.

Mein Problem ist Folgendes: In den letzten paar Jahren habe ich eigentlich immer in Präsens und in der Ich-Perspektive geschrieben. Okay, zugegebenermaßen habe ich dieses Jahr so gut wie gar nichts geschrieben - eine Mischung aus Corona-Blues und der Tatsache, dass ich die Zeit mit meiner Tochter so sehr genieße, dass Schreiben nicht mehr an erster Stelle der Prioritäten steht, sondern für mein Baby da zu sein. Worauf ich hinaus will: Ich wollte ein paar Zeilen für mein NaNo-Projekt ausprobieren, was eine Neuauflage eines älteren Herzensprojektes ist, und ich war vollkommen entsetzt davon, dass ich scheinbar nicht mehr in der Lage bin, einen gut klingenden Text in Präteritum und 3. Person Singular zu schreiben.

Nun war das noch nie mein Lieblingsstil und ich habe auch schon überlegt, ob ich einfach auch dieses Projekt in Präsens und 1- Person Singular schreiben soll. Aber es passt weder zum Projekt noch zum Prota, und für mein großes Selfpublishing-Herzensprojekt, das ich eigentlich nach dem NaNo (endlich!) angehen will, ist die Perspektive zwingend notwendig. Ich kann also nicht einfach sagen, "okay, macht nichts, hab ich verlernt, dann eben Präsens und 1. Person Singular".  :d'oh:

Ist euch sowas Ähnliches - unabhängig davon, ob es sich auch um Probleme mit der Perspektive handelt, sondern ganz generell - auch schon mal passiert und wie habt ihr das wieder "hinbekommen?"

Märchen

Hmm, verlernt... Ich glaube nicht. Allerdings habe ich mir viele Dinge immer wieder mal ab- und angewöhnt. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich dabei etwas wirklich verlernt hätte; das Problem wie du es beschreibst kenne ich allerdings schon irgendwie. Da hat man länger nicht mehr aus einer bestimmten Erzählperspektive geschrieben und beim Versuch, eben jene mal wieder rauszukramen sitzt sie irgendwie nicht richtig. Kratzt an der einen, juckt an der anderen und stört einfach irgendwie an einer dritten Stelle. Meiner Erfahrung nach verliert sich das aber wieder, wenn ich ein paar Seiten oder Kapitel so geschrieben habe :)
"Doors are very powerful things. Things are different on either side of them." (Diana Wynne Jones, Howl's Moving Castle)

Siara

Dass manche Dinge früher flüssiger liefen, kenne ich auf jeden Fall. Ich bin aber wie Märchen der Meinung, dass es zu einem großen Teil Gewöhnung ist. Mir hilft es in solchen Zeiten, mir ein Buch zu schnappen, das die entsprechende Sache gut macht, und beim Lesen zu lernen. Oder einfach nur ein paar kurze, unzusammenhängende Absätze zu schreiben (sowas wie die Romananfangs-Fingerübungen hier im Board zum Beispiel), um mich in dieser verlernten Richtung wieder auszuprobieren.

Eine andere Möglichkeit ist natürlich, Klecks, dass das Projekt, an dem du arbeitest, für dich einfach nicht in die dritte Person Singular gehört. Manchmal, wenn sich das Schreiben schwergängig anfühlt, versucht man ja auch etwas zu erzwingen, das nicht zur Geschichte passt. Selbst wenn es eine Neuauflage ist, die ursprünglich in der dritten Person geschrieben war, kann sich ja geändert haben, wie du das Projekt siehst und angehen willst. Vielleicht kannst du auch die erste Person mal ausprobieren und schauen, wie sie dir in diesem Projekt gefällt?
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Felix Fabulus

Zum Verlernen von Erzählperspektive und Erzählstimme:

Ist das wie Skifahren oder Radfahren? Zwei drei Abfahrten oder Touren und du bist wieder drin? So wie @Märchen schreibt?
Oder ist es eher wie Klavierspielen, wo es viel Übung braucht, um wieder auf das Niveau zu kommen, auf dem du mal warst?

Sicher ist: Es braucht Fingerübungen. Es kommt darauf an, auf welchem Niveau du aufgehört hast. Wenn du nie besonders viel in der dritten Person geschrieben hast, braucht es auch mehr Zeit, um die passende Erzählstimme zu finden. So von Null auf Hundert klappt es wohl bei den wenigsten. @Klecks: Was denn genau hat nicht funktioniert beim Schreiben in der Dritten?
Wortwebereien aus der Geschichtenmühle, gespeist vom Ideensee, der Fantasie und dem Bächlein Irrsinn.

Christian

Ja, das ist normal. Gibt sich nach ein paar-und-zwanzig Wörtern wieder. Schätze, die Verbindung im Hirn muss erst wieder gestärkt werden durch Benutzung (a.k.a. Training). Wenn nicht, würde ich die Wahl der Perspektive nochmal hinterfragen.

Mara

Ich hatte das gleiche Problem, als ich mein Buchprojekt für meine Masterarbeit pausieren musste. Ich hatte danach irgendwie so eine Art Hemmschwelle, wieder mit dem literarischen Schreiben anzufangen. Das Wichtigste ist, nicht aufzugeben und sich dran zu setzen =) Du schaffst das :)