• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

chaosqueen

Ich schließe mich allen an, die für Variante eins plädieren. Ich kenne Prügel in dieser Bedeutung auch als Pluraletantum (und Danke Thali für die Reaktivierung dieses wunderbaren Wortes in meinem Wortschatz!). :)

Blaurot

Mh, streng nach Duden müsste "Prügel" dennoch maskulin sein,

der Satz hieße demnach:

ZitatJazz, der sich müde vom vielen Stehen und von dem Prügel, den er bezogen hatte, an den Wagen gelehnt hatte, lachte jetzt laut.

Das klingt allerdings komisch...

Daher finde ich die Lösung:  "...von der Tracht Prügel, die er bezogen hatte, ..." auch am besten.

Thaliope

@Blaurot: Der Prügel ist der Stock/Schläger, mit dem man jemanden verprügelt.
Die Prügel (nur in der Mehrzahl) sind die Hiebe, die man kassiert bzw. austeilt.

Sascha

Also ... Pluraletantum hatte ich ja noch nie gehört, aber daß es solche Worte gibt, war mir klar. Also Worte, die es nur im Plural gibt, weil der Singular irgendwie sinnbefreit ist.
Trotzdem geht es doch hier um den Dativ, und das heißt, "von den Prügeln" wäre trotzdem richtig.
Duchdekliniert:
Die Prügel (tun weh.)
(Die Wucht) der Prügel (ist groß.)
(Ich bin von) den Prügeln (grün und blau.)
(Ich beziehe) die Prügel.

Also, Pluraletantum hin oder her, einen Dativ muß man doch trotzdem bilden können.
Aber mit der "Tracht Prügel" ist das dann eh wurscht.

Hier ist ja das Problem, daß "Prügel" eben doppeldeutig ist. Einmal der Prügel, mit dem man drischt, und einmal das Verdroschen-werden. Ersteres ist ein normales maskulines Nomen, zweiteres dann wohl so ein Pluraletantum. Oder? (Im Wiki-Artikel werden die Möpse als Beispiel genannt. Die in der Bluse. Aber es gibt ja trotzdem den einzelnen Mops als Hund.)
Ähm ... Thali, genau.

Blaurot

Ah, jetzt habe ich es auch gefunden, danke.

Pluraltantum und Dativ! Puh  :d'oh:

Thaliope

Wobei ich jetzt, je länger ich drüber nachdenke, immer unsicherer werde.
"Von" steht mit Dativ, sagt der Duden. Der Dativ Plural von Prügel wäre "den Prügeln", oder?
Wir betrachten die Prügel als eine Einheit, aber grammatisch müsste es, weil eben Pluraletantum, als Plural gehandhabt werden. Also "von den Prügeln". Die Wendung "Prügel beziehen" verrät uns da ja leider nichts darüber, weil es der Akkusativ ist, der im Plural und im Singular gleich lautet.

Sorry, da hab ich in die Irre geführt.

Aber die Tracht Prügel ist auf jeden Fall nich verkehrt :)

Amberle

#831
Ich bin immernoch dafür, dass es von den Prügel heißen müßte. Von den wegen des Dativs, Prügel ohne n weil dieses Wort einfach nicht mit n existiert wenn es im Sinne der Schläge gemeint ist.

Pestillenzia

Zitat von: Amberle am 25. März 2015, 21:38:36
Ich bin immernoch dafür, dass es von den Prügel heißen müßte. Von den wegen des Dativs, Prügel ohne n weil dieses Wort einfach nicht mit n existiert wenn es im Sinne der Schläge gemeint ist.

Das sehe ich nicht so. Dann müsste z.B. das Wort "Leute" im Dativ auch ohne n stehen, tut es aber nicht.

Amberle

Zitat von: Manu am 26. März 2015, 08:47:27
Das sehe ich nicht so. Dann müsste z.B. das Wort "Leute" im Dativ auch ohne n stehen, tut es aber nicht.
Nun ist der Dativ von Leute auf duden.de extra angegeben, der von Prügel aber nicht. Es kann also gut sein, dass Leute eine Ausnahme ist.
http://www.duden.de/rechtschreibung/Leute
http://www.duden.de/rechtschreibung/Pruegel

Pestillenzia

Zitat von: Amberle am 26. März 2015, 15:52:33
Es kann also gut sein, dass Leute eine Ausnahme ist.

Hier ist eine Liste der Pluraliatantum.

Ich habe nicht alle, die nicht auf -n enden, im Duden nachgeschlagen. Aber bei denen, wo ich es getan habe, gibt der Duden manchmal den Dativ an, manchmal nicht, so tut er es z.B. bei Geschwister (mit Dativ-n), bei Eingeweide nicht. Obwohl ich mir sicher bin, dass Eingeweide ein Dativ-n haben. Bei Gebrüder gibt der Duden ebenfalls den Dativ an (mit n), bei "Miese" im Sinne von Schulden und Ränke ist der Dativ nicht extra erwähnt, aber auch diese Wörter enden im Dativ auf n.

Ich wage deshalb zu behaupten, dass Leute keine Ausnahme ist, sondern eher die Regel.


chaosqueen

Und mein Gehirn spuckt irgendwie den Knoten aus, dass "die Prügel" ja auch Femininum singular sein könnte. :zensur: Dann hieße es tatsächlich "von der Prügel, die er bezogen hatte".
Ist es aber Pluraletantum, was mir wesentlich wahrscheinlicher erscheint, dann muss da ein Dativ markiert werden, yupp.

traumfängerin

Weil mich das mit den Prügeln wirklich fasziniert hat, habe ich im Internet geforscht, ob ich nicht irgendwo etwas Substanzielles dazu finde. Und ja, habe ich. Hier werden die Prügel in all ihren grammatikalischen Formen erwähnt. Und ja, bei Dativ hängt da tatsächlich hinten ein -n dran. Von daher sollte die zweite Variante die richtige sein.  :)

Franziska

Ich habe mal eine kleine Frage und wollte dafür jetzt keinen Thread eröffnen. Mir ist aufgefallen, dass ich häufiger Konstruktionen mit "wo" benutze und ich weiß nicht, ob das regional oder umgangssprachlich ist. Also nicht im Sinn von Geh mal wo du wohnst oder so. ;)
Sondern als Synonym zu zumal oder obwohl.
Beispiel vom Duden:
"warum hast du das gesagt, wo du doch weißt, wie empfindlich er ist"
Mein Beispiel: "Was sah sie nur in ihm, wo er doch viel älter war als er."

Also was haltet ihr von dieser Konstruktion oder würdet ihr es durch ander Konjunktionen ersetzen? Im Duden steht es als veraltet. ???

Sprotte

"wo" ist für mich mit Lokalbezug, also nur in Verbindung mit einer Örtlichkeit statthaft. Ich denke, daß es sich im Sprachgebrauch als flexible (schlampige?) Konjunktion eingebürgert hat, die man halt immer nehmen kann. Interessant, daß der Duden es als veraltet ansieht, während ich eine Zunahme im Gebrauch scheinbar überall wahrnehme.

In Deinem Beispiel klingt es für mich einfach falsch.
"Was sah sie nur in ihm, da/obwohl er doch viel älter war als er."

Malinche

#839
Hm, also ich verbinde das "wo" durchaus auch mit etwas älterem Sprachgebrauch, und das Duden-Beispiel klingt für mich auch gar nicht falsch. Durch "da" würde ich das "wo" z.B. nicht ersetzen, das verbiegt für mein Empfinden ziemlich den Sinn. Auch das "obwohl" drückt irgendwie nicht ganz dasselbe aus, auch wenn es schon eher in die Richtung geht. Ich glaube, ich würde das Duden-Beispiel so stehen lassen, aber für mich deckt "wo" rein vom Gefühl her ein größeres semantisches Spektrum ab als den reinen Bezug auf Örtlichkeiten.

EDIT: Und du weißt, dass du tintenzirkelsüchtig bist, wenn du einen kleinen Internetstopp am Titicacasee erstmal für einen Blick in die grammatikalischen Kleinigkeiten nutzt ... :wums:
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)