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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Coppelia

Streng grammatisch ist die 1. Variante richtig, und deine Begründung stimmt auch. Aber es klingt schon krumm, daher versuche ich solche Sätze gern zu vermeiden oder umzuformulieren ("ich würde mich freuen, wenn du wieder mit Sarah zusammen kommst").

Debbie

Danke, Coppi!  :knuddel:

Du bist eben unsere Grammatikgöttin!


Malachit

Zitat von: Coppelia am 30. Januar 2014, 14:21:34
Aber "geboren" ist das Partizip Perfekt Passiv.
Korrektur. So kann man das nicht sagen. Richtig wäre: Das Partizip 2 wird hier zur Bildung des Perfekt Passiv verwendet.
Und genau deshalb würde ich das worden in dem Zusammenhang nicht weglassen, wenn es um den Geburtszeitpunkt geht. Da wurde man ja beboren (extrem passiv). Zudem liegt der Zeitpunkt in der Vergangenheit (zumindest in der Regel  ;D).
Schreibe ich nur "ich bin geboren" ist das Zustandspassiv Präsens und passt für mich vom Gefühl her  nicht zu einer Zeitangabe in der Vergangenheit. Zumal ich es generell nicht erwähnenswert finde, dass man geboren ist, weil ansonsten das Kommunizieren wohl schwierig wäre - so ungeboren.  :rofl:

Aber wahrscheinlich hat man da Spielraum. Und dennoch... würd ich mit keiner Lehrerin darüber eine Diskussion anfangen.  ;D

Coppelia

Ich verstehe leider nicht, was du meinst. ???

Eine "Präsens-Bedeutung" des deutschen Perfekts kommt ja häufiger vor. Man sagt "ich bin angekommen" = ich bin da, "ich bin geboren" = ich bin auf der Welt, "die Torte ist gegessen" = es ist nichts mehr da. Das heißt dann resultativ, weil es um das Resultat einer Handlung geht, die in der Vergangenheit stattgefunden hat.

Lavendel

Fakt ist erstmal bei aller Diskussion um die grammatikalische Zuordnung, dass man "Ich bin 19XX geboren" so sagen kann - jedenfalls kann man schon mal ganz einfach davon ausgehen, wenn der Duden die Konstruktion in Beispielsätzen verwendet ("Wann bist du geboren?"). Es wird auch nicht umsonst in Lehrbüchern für Deutsch als Fremdsprache verwendet. Formal gesehen handelt es sich einfach um ein Zustandspassiv (ein erreichter Zustand/ ein abgeschlossenes Ereignis, das an einen vorausgegangenen Vorgang anschließt). Es wird gebildet aus sein + Parizip II - so wie in "Das Radio ist repariert" oder "Die Bücherei ist geschlossen".

Allerdings, "geboren sein" ist einfach auch stark idiomatisiert (jetzt weiß ich nicht mal, ob man das eigentlich so ausdrücken kann ;) ) - das heißt grundsätzlich, man sagt es eben so. ::)

Malachit

Zitat von: Coppelia am 30. Januar 2014, 21:57:34
Eine "Präsens-Bedeutung" des deutschen Perfekts kommt ja häufiger vor. Man sagt "ich bin angekommen" = ich bin da, "ich bin geboren" = ich bin auf der Welt, "die Torte ist gegessen" = es ist nichts mehr da. Das heißt dann resultativ, weil es um das Resultat einer Handlung geht, die in der Vergangenheit stattgefunden hat.
Ja, da verstehe ich schon, was du meinst. Und natürlich kann man ausdrücken, dass man geboren ist. Aber ich denke, dass man, wenn man vom eigenen Geburtszeitpunkt spricht, ja nicht direkt den Fakt meint, dass man geboren ist, sondern dass es um den Zeitpunkt geht. Und somit müsste es meines Erachtens "ich bin am... geboren worden" oder "ich wurde geboren am..." heißen bzw. fühlt sich das für mich logischer an.
Und wenn es sich bei "ich bin geboren" rein um den Fakt, also das Resultat eines in der Vergangenheit stattgefundenen Vorganges handelt, ist das nicht die Grundvorraussetzung, um diesen Satz sagen zu können? Will sagen (oder fragen), muss ich extra erwähnen, dass ich lebe? Ist das nicht die logische Voraussetzung, um reden zu können?
Dass eine Torte gegessen ist, kann hingegen ein äußerst erwähnenswerter Fakt sein.  ;D

Kam ungefähr rüber, was ich meine?

Aber wenn man das so sagen kann, dann hat man die Wahl, ob man "Ich bin 1964 geboren" oder "Ich bin 1964 geboren worden" sagt. Mit einer Lehrerin diskutieren würde ich nur, wenn sie sagt, ich muss "Ich bin 1964 geboren" sagen.

Wobei ich in "Duden - Richtiges und gutes Deutsch" gerade lese:
Zitatich bin/wurde geboren Beide Formen sind möglich: [...] Dagegen kann man bei Ich bin geboren nur den Ort angeben, also Ich bin in Berlin geboren, aber nicht: Ich bin am 1. Juni 1950 in Berlin geboren [...]
:d'oh: Das ist ja nun schon wieder ein zusätzlicher Aspekt.  :seufz:



Polarfuchs

Ich hätte auch mal eine Frage:
Es heißt ja "der vom Regen überströmte Walter"
Schreibt man dann auch: "der Regen überströmte Walter"
oder wird das dann zu einem Adjektiv?
Also folglich: "der regenüberströmte Walter?"
???

Klecks

Ich würde definitiv sagen "der regenüberströmte Walter", weil es ja auch heißen könnte "das blutverschmierte Messer", "der dreckverkrustete Fußball" und so weiter.  ;)

Polarfuchs

Genau das habe ich mir auch gedacht, Klecks. Aber mein Rechtschreibprogramm zeigt es mir als falsch an und im Prinzip fehlt bei den Sätzen ja nur ein "vom/von" um die auseinander geschriebene Variante quasi zu erzwingen, deswegen bin ich unsicher geworden.
Das von Blut verschmierte Messer, der von Dreck verkrustete Fußball.

Gibt es da vielleicht eine Regel, die besagt, wenn das "von/vom" weg ist, wirds ein Adjektiv?

Christopher

Öhm... zu der Regensache, mal abseits der Grammatik:

Der regenüberströmte Walter
und
Der Regen überströmte Walter

Sind zwei verschiedene Aussagen. In der ersten wird Walter beschrieben, in der zweiten wird gesagt, was gerade passiert. Was möchtest du denn aussagen? Rein vom Gefühl her gibt es regenüberströmt nicht, abseits davon würde ich es aber auch nicht nutzen. So lange Adjektive stören mich meistens ;D
Be brave, dont tryhard.

Polarfuchs

Na klar! Oh Gott, ich glaube ich bin noch nciht ganz wach :D
Mir fällt erst jetzt auf, dass das wirklich wie eine Beschreibung klingt.
Ich möchte damit Walter beschreiben. Also wie mache ich das nun?
Das Problem ist, ich habe mehrere von solchen Beschreibungen, wie zum Beispiel auch blutverkrustet und finde es eigentlich nicht zu lang.
Wenn du aber sagt, es gibt diese Worte nicht, wie kann ich das Problem lösen?

Coppelia

Man kann doch neue Worte bilden. Solange klar ist, was sie bedeuten, sehe ich da kein Problem. Ein Rechtschreibprogramm erkennt auch nicht alle Wörter. ;) Abgesehen davon finde ich "regenüberströmt" jetzt nicht so außergewöhnlich.

Christopher

Ich sagte ja: "gefühlt" gibt es das nicht. Aber ich bin nicht so sattelfest, dass ich da eine sichere Aussage wagen würde ;D

Tropfnass oder klitschnass würden mir noch einfallen, ansonsten würde ich es eher um-schreiben als be-schreiben. "Die nassen Haare klebten ihm am Kopf und der Regen rann in Strömen an ihm herab" o.ä. Aber ich neige eben dazu, etwas ausschweifender zu werden  ::)

Be brave, dont tryhard.

Rynn

#583
Im Deutschen kannst du (unter anderem) Nomen und Partizipien eigenständig kombinieren, die Regel gibt es hier: Klick mich.

Das heißt: Wenn du willst, kannst du "Der regenüberströmte Walter" schreiben, als Verkürzung von "Der von Regen überströmte Walter". Die Frage ist für mich aber – warum gibst du dieser Beschreibung nicht einfach einen ganzen Satz, anstatt sie da in diese Partizipkonstruktion zu quetschen? Statt "Der regenüberströmte Walter tat x." "Walter war vom Regen völlig durchnässt. Walter tat x." Mir ist diese Partizipkonstruktion zu überladen.
Aber das nur am Rande. Kurz gesagt: Es ist erlaubt. :)
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Polarfuchs

Danke für die Klarstellung, Rynn.
Es ist einfach so, dass ich so "kurze" Sätze nicht gern lese und auch ungern schreibe. Ich finde es sonderbaresweise angenehmer zu lesen wenn dort steht: Der regenüberströmte Walter, stemmte sich aus der Pfütze hoch und fixierte seinen Gegner mit einem starren Blick, ehe er selbst zum Angriff überging. anstatt: Walter war völlig durchnässt. Er stemmte sich aus der Pfütze hoch und fixierte seinen Gegner. Dann ging er selbst zum Angriff über.
Ich finde, das klingt irgendwie abgehackt. Aber da scheiden sich bestimmt die Geister. :P