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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Cailyn

Sorry, nochmal eine Frage. Bei diesem Satz...

Die Erinnerung an diesen Streit verblasste, und ich verblieb mit einem bitteren Geschmack in der Kehle zurück.

Wäre dieses Komma hier falsch? Dass man es nicht zwingend setzen muss, ist mir klar. Aber darf man es?

Berjosa

Ja, darf man. "Ich verblieb ... in der Kehle zurück" ist ein vollständiger Hauptsatz.

(Abgesehen davon würde ich das "ver-" streichen.)

Rynn

Berjosa war schneller, aber hier noch eine Erklärung: Das sind zwei gleichrangige, selbstständige und mit "und" verbundene Teilsätze. Bei solchen mit Konjunktion gereihten Hauptsätzen darf man ein Komma setzen, muss aber nicht (zum Nachschlagen: D 119 im Duden).
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Cailyn

Ich danke euch beiden. Ich war mir nämlich unsicher, weil sich ja beide Sätze auf das gleiche Subjekt beziehen. Dass die Erinnerung an den Streit verblasste, ist kommt ja auch vom Subjekt wie im anderen Satz mit "ich". Darum war es mir nicht klar.

Berjosa

Das Subjekt im ersten Satz ist "Die Erinnerung", sie tut nämlich etwas (nicht "ich"), sie verblasst.

Arcor

Ich buddel den Thread mal wieder hoch, da wir hier gerade ein kleines grammatikalisches Problem haben.

Es dreht sich um folgenden Satz: "Werfen Sie einen Blick in zwei von acht Heften."

Heißt es da Hefte (also "Werfen Sie einen Blick in zwei von acht Hefte") oder wie oben mit -n "Heften"? Prinzipiell ist es ja "Werfen Sie einen Blick in zwei Hefte von acht Heften". Fällt da durch die Kürzung einfach nur das "Hefte" vorne weg oder gibt es eine Verschiebung o. Ä.? Denn prinzipiell wirft man ja immer noch den Blick in "Hefte" und nicht in "Heften". Unsere Gruppe von vier Personen hier ist gerade arg gespalten und kommt nicht wirklich weiter.  ???

Kann jemand helfen?  :bittebittebitte:
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Faye - Finding Paradise

Maja

Ich würde sagen: da die Hefte im direkten Zusammenhang mit der acht stehen,  erfordert es an der Stelle auch den Genitiv. Anders könntest du sagen "in zwei Hefte von acht" oder "von achten". Aber so oder so klingt der Satz holperig, und ich denke, du suchst den Fehler an der falschen Stelle. Ersetze das "von" durch "der". "Zwei der achte Hefte" gibt dir für beides die gleiche Form.

Selbst dann bleibt der Inhalt kryptisch: wenn ich acht Hefte habe, woher weiß ich dann, welche beiden ich brauche? Kann ich mir blind zwei raussuchen?  Oder sollte es besser heißen "Hier helfen Ihnen die Bände zwei und drei aus unserer achtbändigen Heftereihe 'Das Liebesleben der Stabheuschrecken'"? Es ist die seltsame Unpräzision der Aussage, über die ich hier stolpere. Zwei von Acht klingt mehr nach den Borg als nach einer klaren Aussage. :)


Und ich habe gleich auch eine Frage. In den Korrekturfahnen von Kettlewood stolpere ich immer wieder über den gleichen Satz (Nein, der kommt nur einmal vor, aber es zieht mich immer wieder dorthin zurück): "In Kettlewood begegnen Sie zwei Arten von Menschen". Ich meine mich zu erinnern, dass ich schon mit meiner Lektorin länger auf der Stelle rumgekaut habe, und grammatikalisch ist der Satz so durchaus korrekt - trotzdem möchte alles in mir aus dem "begegnen Sie" ein "begegnen Ihnen" machen, weil es sonst einfach falsch aussieht. Ist es nur mein Empfinden, oder ist der Satz wirklich zu sperrig?
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Robert Gernhardt

traumfängerin

Ich finde den Satz auch sperrig. Irgendetwas hat er an sich, was mich stört. Vielleicht ist es das Verb. Könntest du aus dem "begegnen" vielleicht ein "treffen" machen? Oder vielleicht: "In Kettlewood gibt es zwei Arten von Menschen." Und ist das "Sie" wirklich groß geschrieben? Ist das eine Anrede an den Leser? Hast du noch ein wenig mehr Kontext? Dann fällt es vielleicht leichter, den Finger darauf zu legen, was daran jetzt so sperrig klingt.

Arcor

Danke für die Hilfe, Maja. "Zwei der acht Hefte" scheint die ideale Lösung zu sein, da haben wir dann dieselbe Form. Top Tipp!  :jau:

Der Satz soll als Überschrift für zwei in eine Webseite eingebundene PDFs dienen, mit denen man einen Blick in zwei der acht Hefte werfen kann, die man erwerben kann. Quasi ein "Blick ins Buch" wie bei Amazon.

Zu deiner Frage: Ich würde stark zu "Ihnen" tendieren. Ich kann nicht sagen warum, aber wie du habe ich einfach das Gefühl, dass "Sie" falsch wirkt. Auch vom Klang finde ich "Ihnen" angenehme, wenn ich mir den Satz laut vorlese.
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Faye - Finding Paradise

Leann

Für mich hören sich beide Sätze richtig an. Instinktiv würde ich sagen, dass Variante eins aktiver ist, Variante zwei eher passiv. Kommt drauf an, was du betonen möchtest. 

Maja

#1240
Hier ist mein Satz im Zusammenhang:
Zitat»In Kettlewood begegnen Sie zwei Arten von Menschen«, sagte er leise. »Es gibt diejenigen, die Ihnen nicht die Wahrheit sagen. Und diejenigen, die Ihnen Lügen erzählen.«
Ich würde das wirklich gerne von "Sie" in "Ihnen" ändern, aber im Satz drauf haben wir schon zweimal "Ihnen", und das soll sich nicht zu oft wiederholen. Ich glaube, das ist der Grund, warum wir es überhaupt erst auf "Sie" geändert hatten. Es sind jetzt die Korrekturfahnen, das heißt, ich kann nichts mehr großformatig ändern. Und je länger ich hier draufstarre, desto weniger Sinn ergeben beide Varianten ...

Korrekturfahnen zwischen den Jahren - ich bin erkältet, Weihnachten steht vor der Tür, die Schwiegereltern kommen ... Muss das jetzt sein?
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Robert Gernhardt

Angela

Begegnen Sie: Der Angesprochene begegnet X.
Begegenen Ihnen: X begegnet dem Angesprochenen.
So verstehe ich das zumindest.

Arcor

Ich finde, das dreimal "Ihnen" stört nicht. Klar, man soll Wiederholungen vermeiden, aber wir reden in deinem Fall immer noch von wörtlicher Rede und da ist "Ihnen" nun mal ein sehr gebräuchliches Wort, zumindest wenn die höfliche Sie-Form verwendet wird. Wenn man sich reale Gespräche einmal genau anschaut, ist die ohnehin voller unvollendeter Sätze, grammatikalischer Fehler etc. Eine einfache Wortwiederholung finde ich da zu vernachlässigen, zumal es um ein Personalpronomen geht.
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Faye - Finding Paradise

Elona

Zitat»In Kettlewood begegnen Ihnen zwei Arten von Menschen«, sagte er leise. »Es gibt diejenigen, die nicht die Wahrheit sagen. Und diejenigen, die Lügen erzählen.«
:hmhm?:

traumfängerin

Ich würde es in "Ihnen" ändern. Nicht nur aus dem von Angela angesprochenen Punkt. Denn ja, ebenso wie sie würde ich das auch verstehen. Durch das "Ihnen" wird die angesprochene "Sie" passiv. Was sonst wenig erstrebenswert sein mag, ist hier genau richtig. Denn auch in den folgenden Sätzen ist die Angesprochene passiv. Es sind die anderen, die ihr Lügen erzählen, die anderen, die ihr nicht die Wahrheit erzählen. Und genau das ist der zweite Grund dafür, warum ich das tun würde. Das dreimalige "Ihnen" ist keine sinnlose Wortwiederholung. Es ist eine Parallelkonstruktion, die die Aussage jedes einzelnen Satzes verstärkt, und die zudem noch den ersten Satz mit den beiden folgenden (bei denen die Parallelkonstruktion noch sehr viel stärker ist) verbindet. Deshalb "Ihnen". Damit wirkt es runder.