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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Tigermöhre


Sturmbluth

Hallo liebe Zirkler,

hab mal eine Frage zur Zeichensetzung. Komme auch nach Dudenstudium zu keinen Schluss

ZitatDie Wände bewegten sich nach außen und die Decke hatte sich in fünf zur Mitte hin spitz zulaufende Flächen geteilt, die sich nun einer Blüte gleich nach außen öffneten und den Blick auf den dunklen Himmel frei gaben.
Sind die beiden fettmarkierten Teile Einschübe, die ich mit Kommas abtrennen muss?

Sprotte

Nein, keine Kommata.

Einzig nach "außen" könntest Du ein Komma setzen, um zwei Hauptsätze, die mit und verbunden sind, voneinander abzugrenzen. Das ist eine Kann-Regel.

Sturmbluth

Zitat von: Sprotte am 26. Oktober 2016, 21:40:59
Nein, keine Kommata.

Einzig nach "außen" könntest Du ein Komma setzen, um zwei Hauptsätze, die mit und verbunden sind, voneinander abzugrenzen. Das ist eine Kann-Regel.
Ah, danke. Ja, vom Gefühl her wollte ich nach "außen" auch ein Komma setzen, mir wurde aber eingebläut, dass vor und kein Komma kommt. Aber schön zu wissen, dass es eine KANN-Regel ist.

Sprotte

Wie kann es anders sein, haben wir natürlich einen Thread dazu: Klick
Wichtig dabei nur: Das Komma vor und geht im normalen Satzbau (Verschachtelungen erfordern mitunter anderes) nur zwischen zwei Hauptsätzen. Ich setze es, weil ich es von der alten Rechtschreibung her kenne und der Satz dadurch für mich besser strukturiert ist.

Sascha

Also, das "einer Blüte gleich" könnte man meines Erachtens in Kommata setzen, da es ebensogut ein Einschub sein kann. Geht da beides, meine ich. Die spitz zulaufenden Flächen brauchen sicher kein Komma. Und was das Komma vor dem "und" angeht, habe ich einfach schon oft festgestellt, daß ich ins Stolpern komme, wenn es fehlt. Wenn nach dem "und" ein eigenständiger Hauptsatz kommt, ist es zwar laut Duden kein Zwang, aber es verbessert die Lesbarkeit enorm. Aber gut, eigener Thread und so.

chaosqueen

Zitat von: Sascha am 27. Oktober 2016, 08:34:00
Aber gut, eigener Thread und so.

Nee nee, das hier ist komplett im richtigen Thread! Nur die Frage, ob es ein anderes Wort für stüpfen gibt, war hier falsch.

Ich unterstütze Sprottes Erklärung komplett. Auch "einer Blüte gleich" gehört für mein Sprachempfinden nicht in Kommata, weil es eben kein Einschub im Sinne von "Achtung, hier kommt etwas anderes" ist. Ich empfehle, hierzu das "gefühlte Komma" von Bastian Sick zu konsumieren. ;)

Zit

Hm, der Artikel von Sick trifft auf diesen Fall aber nicht so ganz zu, fürchte ich. Ich finde gerade keine Quellen, bin aber der Meinung, dass Einschübe, die Dinge etwas näher beschreiben, zum eigentlichen Satz aber nichts beitzutragen haben, auch von Kommata umschlossen werden können. Die von Sturmbluth fettgesetztes Teile lassen sich mMn. auch problemlos streichen, ohne dass sich der Satz ändert oder die Aussage, daher würde ich die Sachen durch Kommata einschließen. :hmmm:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Coppelia

#1028
Der Satz geht meiner Ansicht nach am besten ohne ein Komma an den markierten Stellen. Es ist ja tatsächlich ein Hauptsatz, und ich sehe da auch ehrlich gesagt keinen Einschub. "Einer Blüte gleich" ist eine nähere Bestimmung des Öffnens. Wenn es nach "öffneten" stünde, wäre es ein nachgestellter Zusatz, dann müsste ein Komma stehen. Und bei "fünf zur Mitte hin spitz zulaufende Flächen" steht meiner Ansicht nach kein Komma. Leider finde ich keine entsprechende Regel, aber ich glaube, bei Zahlwörtern in Verbindung mit Adjektiven steht nie eins. Es heißt ja auch nicht "viele, bunte Smarties", oder "ich kenne hundert, kreative Menschen", oder? ;) Leider kann ich keine Regel dafür finden.
Ich persönlich setze ja gerne das Komma vor verbundenen Hauptsätzen, aber das kommt nicht überall gut an.

Feuertraum

Ehrlich gesagt sehe ich es anders als Sprotte und Chaos Queen. Ich finde schon, dass man "einer Blüte gleich" in Kommata setzen kann (wohlgemerkt: kann). Das hat jedoch eher mit "Sprechdenken" zu denken. Mit den Kommata erreiche ich, dass "einer Blüte gleich" eine besondere Betonung bekommt, was sich meiner persönlichen Ansicht nach, positiv auf die Sprachmelodie auswirkt (und ja, ich bin ein Vertreter der Sprachmelodie).
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

chaosqueen

Ich verstehe da Ihre Argumentation, Feuertraum, zumal es mir auch hin und wieder so geht. Dennoch gibt es meines Wissens keine Regel, die besagt "setz das Komma nach Gefühl und Sprachmelodie". Mein Duden ist leider zu alt, um eindeutig zu sein, ich versuche aber trotzdem, mal herauszufinden, ob es hier eine Kann-Regel gibt.

Feuertraum

#1031
Ohne Anspruch auf Richtigkeit, habe ich drei Behauptungen im Netz gefunden, die ein "sowohl als auch" aufzeigen:

ZitatDie Kommasetzung unterliegt bei künstlerischen Werken einer größeren Freiheit: In lyrischen Texten kann die Interpunktion (Zeichensetzung) völlig verschwinden, zur besonderen Betonung oder Gliederung verwendet werden oder aber auch selbst Teil eines Sprachspiels sein. Auch epische Texte weisen oftmals eine sehr eigenwillige Kommasetzung auf – als Beispiel sei auf Kleist verwiesen, der die Kommas nicht nach Regeln, sondern nach seinem Gutdünken setzte.

ZitatAppositionen (Beifügungen) werden in Kommata eingeschlossen:

,,Peter Meier, 70 Jahre, war früher Vorstandsvorsitzender."
Der Zusatz ,,70 Jahre" ist die Beifügung. Der Satz könnte auch umgekehrt konstruiert werden:

,,Peter Meier, früherer Vorstandsvorsitzender, ist 70 Jahre alt."

Andererseits aber:

ZitatPrinzipiell werden Kommata in der deutschen Sprache nicht nach phonetischen Regeln wie zur Kennzeichnung von Sprechpausen gesetzt, sondern nach grammatikalischen. Regelmäßig, aber nicht zwingend, führen die grammatikalischen Regeln dazu, dass ein Komma dort gesetzt wird, wo in der gesprochenen Sprache eine kurze Sprechpause eingelegt wird. Das ergibt sich daraus, dass der Sprechrhythmus oft der grammatikalischen Struktur eines Satzes folgt.

Alle drei Zitate habe ich Wikipedia entnommen, jedoch einmal aus dem Eintrag "Komma" (Zitat 1 und 2) und einmal dem Beitrag "Kommaregeln" (Zitat 3).

Und jetzt die spannende Frage, nach was man sich richten soll.

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Sprotte

Ich richte mich nach dem Duden. Viele Kommata zerhacken einen Satz ganz fürchterlich, und die "künstlerische Freiheit" aus den obigen Quellen öffnet auch Tor und Tür für den modernen Horror des Subjektkommas. Das Ding greift wie Unkraut um sich und ist wirklich nur zum Weglaufen.

ZitatDie Fußballmanschaft des Sportvereins Gänseblümchen, fährt zum Auswärtsspiel.

Mir sind eingehaltene Regeln sehr viel lieber als Zeichensetzung nach Gutdünken, ehrlich.

Feuertraum

Zitat von: Sprotte am 30. Oktober 2016, 13:26:49
Ich richte mich nach dem Duden. Viele Kommata zerhacken einen Satz ganz fürchterlich, und die "künstlerische Freiheit" aus den obigen Quellen öffnet auch Tor und Tür für den modernen Horror des Subjektkommas. Das Ding greift wie Unkraut um sich und ist wirklich nur zum Weglaufen.

ZitatDie Fußballmanschaft des Sportvereins Gänseblümchen, fährt zum Auswärtsspiel.

Mir sind eingehaltene Regeln sehr viel lieber als Zeichensetzung nach Gutdünken, ehrlich.

Sorry, Sprotte, aber das von Ihnen zitierte Beispiel finde ich unglücklich gewählt. Selbst wenn wir davon ausgehen sollten, dass es sich hierbei um einen literarischen Text handelt, so erfüllt das Komma an dieser Stelle keinen Sinn. Von daher ist es natürlich vollkommen falsch.

Bei "einer Blüte gleich" sehe (zumindest) ich schon einen besonderen Zweck, eben die Sprachmelodie, die Betonung, die den Satz auf diesem Wege in eine andere Ebene hebt und dem Leser damit zeigt, dass dies eine kleine Perle an Satz ist.

Aber das ist ein Punkt, bei dem man nicht wirklich auf einen Konsens kommt.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Sprotte

Das ist ein Beispiel aus der Kommentarregion eines x-beliebigen Onlineportals. Und es kommt immer häufiger vor. Anscheinend machen dort viele Leute eine Pause und setzen deswegen ein Komma. Verstehen muß ich es auch nicht, aber es ist eine Sache von "gefühltem Komma", die ich für mich ablehne. Nur weil man etwas in Kommata einklammern könnte, um es z.B. zu betonen, auch wenn aus grammatikalischer Sicht kein Komma nötig wäre, halte ich dies für unnötig.