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Komma vor "und" zwischen Hauptsätzen altmodisch?

Begonnen von Pestillenzia, 09. September 2013, 08:27:47

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Pestillenzia

Wieder eine Frage, die sich aus meinem Lektorat ergab. Meine Lektorin hat mir alle Kommata ---- EDIT ---- nach vor"und" zwischen zwei Sätzen herausgestrichen. Ich möchte sie drin haben, weil sie den Satz struktieren und das Lesen erleichtern können.

Nun sagt sie, diese Kommata wären altmodisch und würden nur von Autoren über 50 verwendet.

Nun würde mich natürlich brennend eure Meinung und eure Erfahrung dazu interessieren. Setzt ihr sie selbst? Werden sie von eunre Betas/Lektoren rausgestrichen oder reingesetzt?

Luna

#1
Ich habe eher den Eindruck, das Komma nach dem und und zwischen zwei Sätzen kommt wieder mehr und mehr in Mode. Ich persönlich finde Kommas nach dem und gräuslich und setzte sie nur, wenn die Sätze zu lang sind, oder der Betonung wegen. Gerne setze ich das Komma auch, wenn ich und am Satzanfang habe. Und, ich finde ... Und, ich denke ... Und, das ist usw. Das mache ich auch wegen der Betonung, weil, wenn ich so rede, mache ich nach dem und eine Pause und das möchte ich im schriftlichen auch betonen.

Merwyn

Ich setze sie nicht und streiche sie auch immer raus.
Kommaspezialist bin ich absolut keiner, aber wenn 'und' zwei gleichwertige Sätze verbindet, hat da meiner Meinung nach kein Komma was zu suchen.
Sieht hässlich aus und macht für mich wie gesagt wenig bis gar keinen Sinn.

Thaliope

#3
In allen Styleguides, nach denen ich bisher gearbeitet habe (u.a. zwei Publikumsverlage und ein großer Softwarehersteller), wird das Komma zur Vereinheitlichung vorgeschrieben.
Ich hatte es mir auch eine Zeit lang abgewöhnt, aber nachdem meine Lektorin es in meinen Übersetzungen überall wieder reingemacht hat, dachte ich mir, ich nehm ihr die Arbeit ab und setze sie selbst wieder. :)
Anstonsten stehe ich dem Thema relativ emotionslos gegenüber. Allerdings fände ich es toll, wenn es eine einheitliche Regelung gäbe, damit man sich über sowas nicht noch den Kopf zerbrechen muss. Ob es hässlich aussieht, ist in den meisten Fällen wohl eher eine Frage der Gewöhung als der Ästhetik oder Richtigkeit ;)

@Luna: Du meinst am Anfang eigentlich "vor dem und" statt "nach dem und", oder? Sonst bin ich jetzt nämlich wirklich verwirrt. (Und das Komma nach dem "und" am Satzanfang ist schon recht ... eigenwillig, würde ich mal sagen. :)
[Edit] Jetzt seh ich erst, dass schon im Titel und im Eingangspost von "nach dem und" die Rede ist ... und bin komplett verwirrt.

LG
Thali

Ryadne

Ich bin auch gerade etwas irritiert - reden wir wirklich von Kommata nach dem "und"?

Also ich hab ehrlich gesagt noch nie mitbekommen, dass jemand ein Komma nach dem "und" setzt und würde es auch als Fehler anstreichen, da mir das komplett fremd ist.

Ein Komma vor dem "und" mache ich je nach Zusammenhang durchaus gerne, auch wenn ich in der Schule gelernt hab, dass man es inzwischen im Zweifelsfalle besser weglassen sollte. Meine Lektoren haben sich bisher wenn überhaupt nur vereinzelt über Kommata vor dem "und" beschwert.

Pestillenzia


Sven

Wenn das "und" zwei Hauptsätze trennt, wird ein Komma gesetzt. So kenne ich das, und so wurde es auch bei mir im Korrektorat gehandhabt. Bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass das eine Regel ist, die man nicht einfach weglassen kann.  ???
Beste Grüße,
Sven

Nycra

Also ich verwende dieses Komma auch, weil es die Sätze, wie du schon selbst sagst, strukturiert - und ich bin definitiv noch nicht über 50. Es gibt sicher Kommata, die ich verwende, die man weglassen könnte, aber das gehört m.E. nicht dazu und darüber lasse ich auch nicht mit mir streiten. Nur weil man etwas weglassen "darf", muss man es nicht tun.
Ein Beispiel:
Die Kommata dienen z.B. auch bei Lesungen dazu, an der entsprechenden Stelle die Stimmlage zu verändern. Durch die schulische Erziehung werden wir förmlich darauf geeicht, das Komma schon unterbewusst wahrzunehmen und entsprechend zu betonen. Fällt das Komma an solch einer Stelle weg (was gerade bei "freiwilligen" Kommatas der Fall sein kann), verändert sich die Betonung des Satzes und das klingt dann für den Zuhörer wie eine ausgeleierte Kassette (ja, ich gehöre noch zu der Generation, die mit Bleistift und Tesa in der Tasche rumgerannt sind). Ich saß oft genug in solchen Lesungen, bei denen ich mir anschließend das Buch gekauft habe und deutlich sehen konnte, warum solche Betonungsfehler gemacht wurden.
Und genau aus diesem Grund werde ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass mir mein Komma vor dem Und weggenommen wird.

@Sven: So war die Regel früher, mittlerweile ist es eine Kann-Regel.

zDatze

#8
Ich setze vor dem "und" eigentlich nie ein Komma, weil es mir tatsächlich altmodisch vorkommt. Im Deutschunterricht wurde mir das fehlende Komma auch nie als Fehler angekreidet. :hmmm:

[EDIT] @Nycra: Du hast vollkommen Recht, was die Betonung gerade beim Vorlesen betrifft. Das war mir bisher gar nicht bewusst ... da werde ich Zukunft genauer drauf achten und vielleicht meine Komma-Gewohnheit noch einmal umschmeißen. Danke!

Christopher

Kommt bei mir darauf an, ob ein vollwertiger Einschub/Nebensatz der sich vom restlichen Satz klar abhebt vor dem "und" steht. Tut er das, ist das Komma vor dem "und" für mich wie die zweite Klammer bei einer mathematischen Funktion: Das muss einfach da sein, sonst macht das erste keinen Sinn.


Aus grammatikalischer Sicht habe ich das noch nie eingehend betrachtet, dafür bin ich da nicht bewandert genug.
Be brave, dont tryhard.

FeeamPC

Ich erkläre meinen Autoren immer, dass ich Kommas liebe und sie deshalb überall dort, wo es der besseren Lesbarkeit dient, setze. Und dazu gehört auch ein Komma vor dem "und", meistens jedenfalls. Mein Lektorat streicht also solche Kommas nicht, im Gegenteil, ich füge sie eher ein.

Sprotte

In fünf Jahren werde ich Fünfzig, und ich setze die Kommata. Wie man am vorangegangenen Satz sieht.
Wie Nycra schon wunderbar ausgeführt hat, dienen sie der Lesbarkeit, was ein Autor besonders merkt, wenn er/sie seinen Text laut vorliest.

ZitatTom schlug Marlies und Frank fand das nicht gut.
Ich wette, daß jeder ohne das Komma zuerst so las, als ob Tom Frank und Marlies verprügelt.

Christopher

Hm, ich zumindest nicht, tut mir leid, dass ich dir das Beispiel damit gleich kaputtmache  :schuldig:

Das Komma würde ich an der Stelle aber dennoch setzen, der Lesefluss ist dadurch doch ein anderer und wie ich finde, ein besserer.
Be brave, dont tryhard.

Grey

Tatsächlich musste man diese Kommas früher setzen, bei meinem letzten Lektorat wurden sie mir dann aber erstmal rauslektoriert. Dann habe ich aber ganz doll geweint und gesagt, dadurch ändert sich in meinem Kopf aber die Satzmelodie ganz massiv, und ich mag aber die Kommas bittebitte behalten. Das durfte ich dann auch, und ich schließe daraus, dass es für diesen Fall keine zwingende Regelung mehr gibt (was ich schade finde, weil es verwirrt).

Der Vorteil an der Sache ist, ich habe das Repertoire an Satzmelodien in meinem Stil erweitert und kann jetzt auch Sätze ohne Komma vor dem "und" einsetzen - selbst wenn es zwei Hauptsätze trennt.

Malinche

Ich dachte immer, das sei so eine Alte/Neue Rechtschreibung-Sache, und (seht ihr, Komma gesetzt!) dass es nach der neuen Rechtschreibung jetzt freisteht, ob man diese Kommata setzen darf? Ich bin mir aber gerade nicht absolut sicher.

Fakt ist, ich setze diese Kommata auch sehr häufig (und bin auch keine 50). Wie die anderen schon gesagt haben, setze ich sie dann, wenn es deutlich der besseren Lesbarkeit dient und wenn ich sie in meiner Satzmelodie sozusagen mitdenke. Ich finde Kommata da sowieso superwichtig zur Strukturierung. Manchmal, insbesondere, wenn sie zwei kurze Sätze verbinden, lasse ich sie auch mal weg - dann, wenn das Komma mir zu viel Unruhe in den Satz bringt.

An Lektoratserfahrungen kann ich mich gerade nicht erinnern, aber ich meine, die sind mir noch nie rausgestrichen worden (die Kommata, nicht die Erfahrungen). Und ich würde auch in jedem Lektorat, wo mir das passiert, darauf pochen, dass ich sie behalten möchte. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)