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Serien planen und schreiben

Begonnen von Valkyrie Tina, 18. April 2018, 22:34:54

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Zit

Keine Definition? Jain.

Entnommen:
Hiller/ Füssel (2006): Wörterbuch des Buches, 7te Auflage, Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann.

ZitatReihe. Kurzform für -> Schriftenreihe bzw. -> Reihenwerk

Reihenwerk. Eine früher gebräuchliche bibliothekarische Bez. für -> Schriftenreihe.

Schriftenreihe. Die zus.fassende Bez. für eine mehr oder weniger große Anzahl von gleich ausgestatteten, aber inhaltlich versch. Büchern, die jeweils in sich abgeschlossen sind und von versch. Verf. (Anmrk.: Verfassern) sein können. Der Stoffkreis einer Sch. ist meist weit gespannt, so dass ein Zus.hang der einzelnen Bände oder Folgen untereinander nur durch die gleichmäßige Ausstattung und den Titel der Sch. sowie evtl. durch eine fortlaufende Numerierung in Erscheinung tritt. Die Bände haben i.d.R. einen einheitlichen -> Ladenpreis, den der Verleger jedoch entgegen den sonst üblichen Usancen (Anmerk.: Gepflogenheiten) ohne die Zustimmung der Autoren ändern kann. Nach den -> Preußischen Instruktionen waren Schr. -> Serienwerke oder -> Verlegersammlungen. Nach den -> RAK sind Sch. -> fortlaufende Sammelwerke mit einem -> Gesamttitel und den -> Stücktiteln der einzelnen Bände.

Serie (lat.). Häufig gebrauchte, aber nicht allg.gültig definierte Bez. für -> Schriftenreihe. S. a. Verlegersammlung, Serienwerke, fortlaufende Sammelwerke.

Serienwerke. Nach den -> Preußischen Instruktionen Bez. für -> Schriftenreihen. Als S. wurden aber auch regelmäßig erscheinende Publikationen bezeichnet, z.B. Adressbücher, Kursbücher, Jahrbücher usw.

Das Problem scheint also darin zu bestehen, dass der Begriff "Serie" aus einem anderen Medium (vielleicht auch Sprache/ Kulturraum?) entliehen wird, um etwas zu beschreiben, das im Deutschen allgemein nur als Reihe(nwerk) bezeichnet wird. Erinnert mich ein bisschen an die Einbürgerung von "Charakter" für "Figur".

Jahrbücher als Serienwerk zu bezeichnen klingt ein bisschen nach "in Serie produzieren" und hat weniger mit dem Konzept einer TV-Serie gemein. :hmmm:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Maubel

ZitatDas Problem scheint also darin zu bestehen, dass der Begriff "Serie" aus einem anderen Medium (vielleicht auch Sprache/ Kulturraum?) entliehen wird, um etwas zu beschreiben, das im Deutschen allgemein nur als Reihe(nwerk) bezeichnet wird. Erinnert mich ein bisschen an die Einbürgerung von "Charakter" für "Figur".

Und vielleicht daran, dass Buchserien erst in den letzten Jahren (also nach 2006) überhaupt aufgekommen sind - das ist ja erst seit 3-4 Jahren ein Konzept auf dem deutschen Buchmarkt. Ausnahmen bestätigen sicher die Regel. Und ja natürlich, die Buchserien orientieren sich am Medium TV und das ist ja das Konzept, dass sie ähnlich einer TV-Serie in einzelnen Episoden erzählt werden. Was schlussendlich die einzelnen Autoren daraus machen, ob sie zum Beispiel ihre Geschichte einfach nur splitten oder wirklich kürzere Episoden einer großen Geschichte erzählen, ist dann wieder etwas anderes. Ein Kriterium für die Serie ist auch, die in relativ kurzen Abständen (normalerweise monatlich bis dreimonatlich) erscheinenden Episoden.

Yamuri

@Maubel: @Zitkalasa: erstmal Danke für eure Erklärungen :)

Bei meinem Projekt ist es so, dass die Bände aufeinander aufbauen. Es gibt eine fortlaufende Handlung wie bei Das Lied von Eis und Feuer und die Bände sind nicht in sich abgeschlossen. Im Sinne von @Maubels Definition Nr. 2 wäre es also eine Reihe. Rein gefühlsmäßig hätte ich auch von Buchreihe gesprochen. Was mich eben nur immer irritierte war, dass es oft hieß Reihenbände seien in sich abgeschlossen, was bei mir einfach nicht zutrifft.
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman

Trippelschritt

Eine Serie hieß früher einmal Fortsetzungsroman. Wenn ich mich richtig erinnere, erschien Oliver Twist von Ch. Dickens ursprünglich in einer Zeitung. Aber da kann ich mich irren. Auf jeden Fall verlangte das neue Medium Zeitung auch eine neue Form des Romans, wenn man nicht bei kurzen Geschichten stehen bleiben wollte. Und von da aus hat sich die Serie weiter entwickelt. Mit dem Fernsehen kamen dann weitere Typen hinzu.

Heute haben wir alle Übergänge vom Forstsetzungsroman bis zum mehrbändigen Werk, bei dem jeder Band für sich allein stehen kann. Was verbindet, kann alles mögliche sein. Die Gesamthandelung plus Entwicklung der Figuren, oder nur das Setting, oder nur eine generelle Idee. Solange ich nur für den Buchmarkt schreibe, kann ich es halten, wie ich es möchte, wenn es nicht gerade ein Heftroman ist, dessen Form festen Regeln unterliegt. Bei Drehbüchern fürs Fernsehen ist es anders. Da brauche ich ein Grundkonzept für die filmische Umsetzung.

Liebe Grüße
Trippelschritt
(geht jetzt mal Dickens googeln)

Coppelia

Ganz lieben Dank noch mal für euren Input! Ich verstehe, was ihr meint, und werde versuchen, es entsprechend zu berücksichtigen.
Am besten gefällt mir aber das Zitat von Araluen:
ZitatMan muss es einfach gut machen.
Na dann mal los. ;)

Valkyrie Tina

Hallo ihrs,
ich habe jetzt mal für meine Steampunksissi ein Konzept erstellt. Wäre cool, wenn ihr euch das ansehen und mir sagen könntet, was ihr davon haltet. ich bin ein wenig ratlos. Normales Expose ist viel zu lang, aber das andere passt auch nicht richtig.  :lehrer: Hilfe?

achso, der link wäre:
https://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=24138.0

RockSheep

So, ich hab mich hier auch mal durchgewühlt und schon sehr viel Input mitnehmen können, vielen Dank dafür! Ich überarbeite gerade den ersten Teil einer geplanten sechsteiligen Serie. Die Folgen sind als Monster of the Week konzipiert, die Staffel hat aber einen übergreifenden Plot, der mit Folge 6 abgeschlossen werden wird.
Mein Vorteil ist, dass ich alle sechs Folgen zuerst schreiben werde, bevor ich ans Veröffentlichen denke, also hab ich noch viel Möglichkeiten zum korrigieren. Trotzdem möchte ich, dass das Konzept natürlich möglichst von Anfang an hält.

Nun wurde ja mal erwähnt, dass jede Folge den übergreifenden Plot vorantreiben muss. Meine Frage wäre, wie stark muss der Leser das mitkriegen? Im Moment sieht mein (noch sehr grober) Plan so aus, dass die Protagonistin eigentlich erst in Band 3 oder sogar 4 merkt, dass es einen Antagonisten gibt, der ihr ans Leder will. In den Bänden vorher gibt es zwar Anspielungen und offene Fragen, aber weder Leser noch Protagonistin kapieren da so richtig, was läuft. Wäre es besser, wenn die Bedrohung schon viel früher deutlich wird und sich ein überspannender Plot abzeichnet? 

FeeamPC

@Valkyrie Tina : Als erste spontane Rückmeldung: Ich mag deine Serie jetzt schon.

Valkyrie Tina

Die Frage ist, ob die Bücher was anderes haben, was den Leser bei der Stange hält.
Sind die Monster of the week was besonderes? Macht es Spaß, die Story an sich zu lesen? Dann finde ich es nicht so schlimm, dass der Hauptkonflikt nicht direkt ins Gesicht springt. Aber wenn es nichts besseres gibt, werden dir die Leute abspringen.

Beispiel: ich hab exakt das Problem bei meiner Sissi. Der Hauptkonflikt wird erst in Band sechs, zum Staffelmitte richtig deutlich. Davor hab ich mehrere kleinere Konflikte, die vor allem mit dem Ministerium, also dem zweiten Hauptakteur zu tun haben. Sissi hat als Konflikt "kommt nicht mit dem Leben am Hof klar". Aber diese Konflikte sind laaaangweilig. Ich muss was finden, um das interessant zu machen, ansonsten dämmern mir die Leutz jedesmal weg, wenn mein Hauptchar in die Szene kommt, und das darf nicht passieren!
Also: wichtig find ich, ist das Buch in sich spannend? Lohnt sich der Konflikt, der da grad akut ist, zum weiterlesen?

@FeeamPC Vielen lieben Dank dir!  :wolke:

RockSheep

Hm, bisher hatte ich gehofft, dass die Leute allein schon bei der Stange bleiben, weil sie die einzelnen Monster of the Week-Geschichten spannend finden. Aber vielleicht bin ich da zu optimistisch und müsste ihnen mehr liefern. Schwer zu sagen  :hmmm: Allerdings habe ich mich ursprünglich mehr auf das Konzept von Krimis gestürzt (mein Pitch wäre Miss Marple trifft Dresden Files), das heisst meine Prota löst in jeder Folge einen "Fall", der dann auch schön seinen Abschluss findet. Krimi-Serien funktionieren grundsätzlich ja auch ohne übergreifenden Plot oder grosse Cliffhanger.

Also grundsätzlich wäre mein Ziel, dass der Konflikt der einzelnen Folgen spannend genug ist, ja. Ob sie das sind, ist wohl die andere Frage. :hmhm?:

Coppelia

#100
Ich weiß nicht, ob es so feste Regeln gibt, wann Leser*innen abspringen oder dranbleiben. Ich würde die Charaktere für sehr wichtig halten, dass man sich also fragt, wie es mit den Figuren weiter geht. Daher denke ich, wäre ein möglicher Weg, am Anfang erst einmal die Hautpfiguren und ihren Konflikt vorzustellen, damit das Interesse daran geweckt wird, die Entwicklung weiter zu verfolgen. Aber auch das kann wiederum für einige Leser*innen egal sein, schwer zu sagen. Für mich wäre es absolut wesentlich.
Ich glaube, eine Möglichkeit besteht darin, Monster-of-the-Week-Folgen mit einem übergreifenden Plot zu verbinden. Nicht, dass das einfach wäre; gerade wenn man nur so wenig Wörter pro Folge zur Verfügung hat. Also den Hauptplot in kleine Stücke mit unterschiedlichem Schwerpunkt zu zerlegen, die dann der Reihe nach abgefrühstückt werden.

Soweit jedenfalls meine Theorie, bisher ohne geniale Ausführung.

Ohne jeden Zweifel gibt es bei meinen Plänen sehr viel zu verbessern. Ich hoffe auch auf Interesse an einem ungewöhnlichen Setting, das könnte andererseits aber auch eher abschreckend wirken.

Je nachdem, wo man Schwerpunkte unterschiedlich setzt, glaube ich, dass einfach Leser*innen mit verschiedenen Vorlieben angesprochen werden. Man kann halt schwer alles zugleich bedienen. Also muss man sich für irgendetwas entscheiden.

Maubel

Also es gibt auch viele Serien gerade im Krimibereich, die als Procedural funktionieren, also von Fall zu Fall. Ist nicht das, was ich persönlich bevorzuge, aber dafür sind die Episoden so eher abgeschlossen. Man läuft halt Gefahr, dass die Reihenfolge egal ist. ABER solange Charaktere überzeugend sind und die einzelnen Episoden Spaß machen, wüsste ich nicht, was dagegen spricht und Leser verlierst du auch keine.
Zumal du so etwas ja gar nicht vorhast, sicher entwickeln sich die Charaktere ja folgenübergreifend. Sprich das Monster der Woche ist platt, aber die persönliche Geschichte geht weiter. DAS reicht vollkommen aus. Der Grundkonflikt kann, muss aber nicht von der ersten Episode an deutlich sein. Ich kenne da viele Fernsehserien, die erst mal mit einem Monster der Woche anfangen und dann zum Ende der Staffel ihren Plot entdecken oder auch erst in späteren Folgen und die werden trotzdem geliebt, weil eben die Charaktere toll sind, die Plots spannend, also mach dir da keine Sorgen. Solange die einzelnen Episoden bis zum Antagonist nicht schnöde langweilig sind, läuft alles.

FeeamPC

Yep. Mach ich bei meiner Coralee auch, dass die einzelnen Fälle komplett abgeschlossen sind und praktisch auch in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können - mit Ausnahme von Band 1 und Band 12. Anfang und Ende müssen an der richtigen Stelle gelesen werden. ich denke schon, dass das gut funktionieren kann.

Trippelschritt

#103
Zitat von: RockSheep am 14. Juni 2019, 08:48:38
So, ich hab mich hier auch mal durchgewühlt und schon sehr viel Input mitnehmen können, vielen Dank dafür! Ich überarbeite gerade den ersten Teil einer geplanten sechsteiligen Serie. Die Folgen sind als Monster of the Week konzipiert, die Staffel hat aber einen übergreifenden Plot, der mit Folge 6 abgeschlossen werden wird.
Mein Vorteil ist, dass ich alle sechs Folgen zuerst schreiben werde, bevor ich ans Veröffentlichen denke, also hab ich noch viel Möglichkeiten zum korrigieren. Trotzdem möchte ich, dass das Konzept natürlich möglichst von Anfang an hält.

Nun wurde ja mal erwähnt, dass jede Folge den übergreifenden Plot vorantreiben muss. Meine Frage wäre, wie stark muss der Leser das mitkriegen? Im Moment sieht mein (noch sehr grober) Plan so aus, dass die Protagonistin eigentlich erst in Band 3 oder sogar 4 merkt, dass es einen Antagonisten gibt, der ihr ans Leder will. In den Bänden vorher gibt es zwar Anspielungen und offene Fragen, aber weder Leser noch Protagonistin kapieren da so richtig, was läuft. Wäre es besser, wenn die Bedrohung schon viel früher deutlich wird und sich ein überspannender Plot abzeichnet?

Wenn Du nur sechs Folgen hast, ist Folge 4 zu spät für den Antagonisten, würde ich mal so sagen. Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.

Und die generelle Frage, was die Leute bei der Stange hält, ist m. E. nicht zu beantworten, weil es zu viele Möglichkeiten gibt. Nur ein Beispiel: Bei GoT wollten die Leser (Fernsehzuschauer) unbedingt wissen, wie es mit einzelnen Personen weitergeht. Gerade ihre Entwicklungen waren das Salz in der Suppe. Bei richard Kimble auf der Flucht oder vergleichbaren Konzepten wirkt genau das gegenteilige Prinzip. Es gibt feste Figurtypen, die wöchentliche Rätsel lösen, Monster töten, dem Untergang entgehen. Die Leser erfreuen sich an der Wiedererkennung.

Spannend sollte es in jedem Fall sein. Der Leser springt ab, wenn er keine Erwartungen mehr hat. Aber iwe man das in einer Serie entwickelt, ist ein Glücksfall, bei dem Erzähltechnik und Handwerk nur begrenzt weiterhilft. Es gibt einfach zu viele Serienkonzepte, die alle für einen bestimmten Leserkreis funktionieren.



Trippelschritt

Gizmo

#104
Bei dem, was ich in letzter Zeit so gelesen und gesehen habe, habe ich zwei grobe Aufbauten gesehen, die beide für mich auf ihre Art gut funktionieren können.

In der ersten Variante kommt der Hauptkonflikt der Staffel / Serie tatsächlich erst nach einigen Folgen. Bis dahin werden die Welt, die Charaktere und ihre Konflikte vorgestellt, mit den typischen Monstern / Probleme der Woche als Rahmen. Sind die Charaktere und ihre Konflikte interessant, verfolge ich das sehr gern und bin dann umso mehr dabei, wenn der Hauptkonflikt schließlich zum Tragen kommt.
In der zweiten Variante zieht sich der Hauptkonflikt von der ersten bis zur letzten Folge in einem einzigen Handlungsbogen durch. Ich habe (als Konsument) damit häufig das Problem, dass die Charaktere zuweilen entweder gegenüber der Haupthandlung 'verschwinden', oder ständig so unter Druck stehen, dass ich das Gefühl habe, ich kenne sie gar nicht wirklich - sondern eben nur ihre Persönlichkeit im Ausnahmezustand. Frustrierend für die Leser kann hier auch sein, wenn sie Folgen in der falschen Reihenfolge erwischen oder der Abstand zwischen den einzelnen Folgen zu groß ist. Ich bin da z.B. jemand, der dann lieber wartet, bis alles draußen ist, bevor ich mir das gesamte Paket zulege.
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"