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Serien planen und schreiben

Begonnen von Valkyrie Tina, 18. April 2018, 22:34:54

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Koboldkind

Ich bin gerade wie Coppelia verdammt froh um diesen Thread, er ist quasi zur richtigen Zeit am richtigen Ort :)
Die nächsten Tage will ich mich mal hinsetzen und in kurzen Worten die Serie füllen. Subplot Anta und Prota und die Handlung/MdW der Folge. Wobei ich dazu neige, es ,,Lösung der Woche" zu nennen. Meine Prota sollen in jeder der Folgen einen neuen Zauber entwickeln und testen (und danach taucht es nie wieder auf, so wie in Knight Rider, höhö). Zum Finale hin werden die sicher widerverwendet, aber ob dieser Zauber etwas mit einem Fabelwesen zu tun hatte oder einer menschlichen Untiefe, denke ich wird variieren.

Ich bin froh, dass ich auch schon die Unterscheidung gemacht habt ,,Es muss nicht ein offensichtliches Monster sein". Bei MdW denke ich zuerst immer an die guten alten Magical-Girl-Animes meiner Kindheit. Zu Anfang und Ende jeder Staffel gabs Handlung, dazwischen sehr japanische Kostümmonster. Davon muss ich mich bei der Diskussion hier erstmal lösen ;)
Was mir zu ,,Es muss nicht immer ein Monster sein" einfällt, ist z.B. die Cartoonserie Avatar. In einer Folge war das MdW das reinigen eines Sees, eine Langzeitfolge der Verschmutzung der Feuernation. Oder eine der epischten Folgen ist jene: Tage vor dem kommenden Mid-Endboss-Kampf schafft Aang es nicht, zur Ruhe zu kommen – keine Kämpfe involved, außer der seiner Freunde, ihn zu beruhigen. Oder – um auf die angesprochene Politik-Folge zu kommen – eine Folge mit Kurzgeschichten, die nicht direkt etwas zur Handlung beitrugen, aber die Protas nochmal in einem anderen Licht zeigte.
Auch was die Antagonisten angeht tauchen die nicht immer persönlich auf. Aber man hat immer mit ihrer Arbeit zu tun, sie sind omnipräsent. Durch den Antagonisten Zuko bekommt man auch ständig Einblicke in die Feuernation, und er ist wirklich der Held seiner eigenen Geschichte. ... ich glaube, ich werde die Serie bezüglich plotten nochmal gucken ^^

Ich hatte vor, neben einer PoV-Antagonistin gelegentlich Einblicke zur Gegenseite durch eine andere Erzählform zu geben. Nicht unbedingt Allwissender Erzähler und auch nicht immer, wenn das MdW losgeschickt wird z.B., aber doch oft genug, damit die Leser auch mit der Gegenseite sympathisiert. Wie handhabt ihr das mit den PoVs?
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Coppelia

@ Koboldkind
Ich fände das gut und möchte es auch machen. Aber ich bin leider in der Hinsicht kein Profi.

Ich plane noch und zerbreche mir gerade den Kopf über den sogenannten "Mid-Point-Climax". Sowohl pro Folge als auch pro Staffel (der zweite Punkt ist mir gerade besonders wichtig). Könntet ihr mir dazu ein paar gute Tipps geben, was für eine Art Handlung sich dafür eignet und worauf ich achten sollte?

Marta

Erstmal VIELEN DANK für eure Infos und Erfahrungsberichte, ihr Lieben. Ich habe den Thread bestimmt schon fünfmal durchgelesen und finde immer wieder was Neues, das ich gebrauchen kann. Ich versuche gerade, mich ins Serien schreiben hineinzudenken und ihr habt mir unglaublich geholfen. Es wirkt auf mich noch wie eine gigantische Aufgabe, so ein Gesamtkunstwerk aus vielen Teilen zu erschaffen, aber ... na ja, ich schaue und lese ja auch Serien, irgendwas davon wird schon hängengeblieben sein.

@Coppelia : Ich schätze (kenne mich ja noch nicht aus), ein guter Mid-Season-Climax wäre eine große Umwälzung, die alles richtig schön durchrüttelt. Z.B. dass einer aus dem Team sich als Verräter herausstellt (oder einer der Bösen überläuft). Oder der allseits beliebte Tod des Mentors. In der Fantasy zumindest. Bei Liebesdramen ist es oft so, dass die beiden in der Mitte zusammenfinden und sich den Rest der Staffel gegen böse Mächte von außen (Ex-Verlobte, Schwiegermütter und ab und zu Geister) erwehren müssen. Passt vielleicht auch auf Teams statt Liebespaare. Erste Hälfte: sich zusammenraufen. Zweite Hälfte: gemeinsam kämpfen. Zumindest in der ersten Staffel.  ;D

Trippelschritt

Ich wüsste gar nicht, was ich mit einem Mid-Point-Climax machen sollte in einer Serie.

Trippelschritt

Coppelia

@ Marta
Vielen Dank! An meinem Mid-Point-Climax arbeite ich noch immer, aber z. B. den Tod einer Mentorin hatte ich dafür tatsächlich schon geplant. Eine richtig große Umwälzung fehlt bei mir aber leider noch. :wart:

Dank einiger Hinweise von @Erdbeere :knuddel: denke ich mich, wie ich meine, allmählich in das Thema rein. Ich habe den Eindruck, dass mir das Format an sich ganz gut liegt, weil ich meine Geschichten gern komplex und mit vielen Handlungssträngen mag. Was ich noch schwierig finde, ist, bei der einzelnen Folge nicht zu lang zu werden. Den hier genannten Vorgaben von ca. 20.000 Wörtern kann ich momentan nur aus der Ferne zuwinken. Ich hoffe, ich bekomme einiges wieder gekürzt, aber offenbar bin ich es von Romanen einfach gewöhnt, der Handlung Raum zur Entwicklung zu geben. Ich muss irgendwie lernen, alles sehr viel kürzer zu halten. Zugegeben, ich bin schon deutlich kürzer als üblicherweise, aber noch längst nicht nicht kurz genug. Dabei habe ich an sich schon den Eindruck, dass sich die Handlung viel, viel schneller entwickelt, als es sonst bei mir der Fall ist.
Leider muss ich nicht nur kürzen, sondern auch einiges ergänzen. :P

Vaporea

#50
Ich finde den Thread auch super spannend, weil ich zwar eine Reihe von "nur" fünf Teilen schreibe, allerdings sehr viel dafür mitnehmen konnte. Ich hatte ohnehin geplant, in jedem Band einen meiner Charaktere und dessen inneren Konflikt in den Vordergrund zu rücken und werde nun schauen, dass ich das mit einem "Monster der Woche" oder viel mehr einem "Problem der Woche" verknüpfen kann. Für den ersten Band habe ich bereits so ein Monster der Woche, das zwar für den Moment besiegt wird, im großen Finale aber nochmal auftauchen soll.

Was mich nun aber interessiert, weil hier gerade vom Mid-Point-Climax gesprochen wird: Wie groß muss diese Veränderung bzw. Umwälzung denn überhaupt sein?

Der dritte und damit mittlere Band meiner Reihe thematisiert einen Verrat an der Heldentruppe, bietet sich also an. Allerdings führt dieser Verrat nur dazu, dass Misstrauen zwischen den einzelnen Figuren herrscht und dass der "ultimative Bösewicht" zum ersten Mal in Person auf die Helden trifft. Es ist keine riesige Umwälzung, weil die Heldenkonstellation und das große Ziel die gleichen bleiben, aber es führt dazu, dass die beiden letzten Bände eine eindeutig düstere Stimmung tragen werden.

Trippelschritt

@ Coppelia

Da habe ich vielleicht einen Tipp für Dich. Wenn Du für jede Folge das Monster der Woche/Aufgabe des Monats als Mittelpunkt Deiner Konzeption nimmst, bleibt die Länge übersichtlich. Gleichzeitig sorgt das dafür, dass sich der Hauptstrang weiterentwickelt. In einem zweiten Schritt kannst du dann all die Fäden einbauen, die erst später zu einem Höhepunkt führen. Da muss man nur aufpassen, dass diese Fäden nicht reißen.

Viel Erfolg
Trippelschritt

Aphelion

#52
Zitat von: Coppelia am 16. August 2018, 08:55:59
Den hier genannten Vorgaben von ca. 20.000 Wörtern kann ich momentan nur aus der Ferne zuwinken.
Ich würde das nicht so streng sehen, solange du keinen Verlag im Rücken hast, der genau diese Vorgabe macht. Von einigen Autorinnen weiß ich, dass sie eher 40.000 Wörter pro Episode anpeilen, insofern ist das alles relativ. :)

Mia Nordstern

ZitatIch finde den Thread auch super spannend, weil ich zwar eine Reihe von "nur" fünf Teilen schreibe, allerdings sehr viel dafür mitnehmen konnte.

Ich auch, und ich schreibe nur eine Trilogie.
Ich habe den Fehler gemacht, zuerst den ersten Band zu plotten und zu schreiben und nur gaaaaanz grob zu wissen, wie es weitergeht und jetzt versuche ich den ersten so zu überarbeiten, dass Band zwei und drei (die ich nebenbei plotte) auch dazu passen.

Habe ich das richtig verstanden, dass z.B. Harry Potter auch einen "Monster-of-the-Week-Plot" hat (also was den jeweiligen Band ausmacht, zum Beispiel das Trimagische Turnier), und einen Hauptplot (Kampf gegen Voldemort)?
So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past. (F. Scot Fitzgerald, The Great Gatsby)

Trippelschritt

Monster of the Week würde ich das nicht nennen bei Harry Potter, aber jedes Buch hat ein eigenes Thema, das seinen Platz in einem übergeordneten Zusammenhang hat. Dieses Konzept gilt auch mehr oder weniger für Trilogien oder Polylogien ob Harry Potter oder Das Spiel der Götter von Erikson. Game of Thrones ist allerdings etwas anders angelegt. Vielleicht hat Martin das einmal vorgehabt, wie die Bücher 1 und 2 vermuten lassen, aber in Band 3 ist ihm der Plot explodiert und er musste Band 4 noch anschließen.

Und Coppelia
Ich schreibe über 200 000 Zeichen pro Folge. Das sind zwischen 35 und 40 KWorte, plane damit aber nur fünf Folgen für die erste Staffel, und eine Staffel entspricht etwas mehr als einem meiner Bücher in einer Trilogie.
Wenn Du keinen Verlag hast, der seine Wünsche äußert, kannst Du es machen, wie Du es möchtest.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Coppelia

#55
@Trippelschritt
Das ist nett, danke für den Tipp. ^^ Im Großen und Ganzen mache ich es schon so.

Ich kann nicht genau sagen, wo sich die "zu vielen" Wörter bei mir einschleichen, ob ich vielleicht de Monster-Plot zu umfangreich erfunden habe oder die Szenen mit zu vielen Details ausgestalte oder mir insgesamt zuviel Zeit nehme, wie ich es vom Romanschreiben her gewöhnt bin Ich möchte noch einiges kürzen, aber aus Erfahrung weiß ich, dass das zuletzt nicht allzu viel ausmacht. Wobei ... da die Folge insgesamt kürzer ist, macht auch Kürzen mehr aus. Bei einem Roman von 140.000 Wörtern sind 10.000 Wörter mehr oder weniger halt kein großer Unterschied. ;)
Im Augenblick kommen auch noch zusätzliche Handlungen dazu - vor allem die des Antagonisten - die in der ersten Folge schon mal angerissen werden müssen.

Ich habe momentan ca. 10 Folgen geplant. Könnte auch sein, dass es noch mehr werden. Vielleicht ist es auch ok, wenn die Pilotfolge etwas länger ist. Ich kann aber auch anhand meines Plans schon genau sagen, dass auch spätere Folgen länger als 20.000 Wörter sein werden.

Naja, ich schreibe erstmal fertig, überarbeite und suche mir dann einen Betaleser, der mir beim Kürzen helfen kann, falls es noch nötig ist.

Einen Verlag hätte ich an sich schon gern dafür.

Valkyrie Tina

Ich lese  mich grad mit viel Interesse durch den Thread. Wie weit seit ihr denn mit dem Plotten? Ich hänge irgendwie bei beiden Projekten, die ich in die nähere Auswahl geholt hab. Also hab ideen für folge 1-3 und dann ist großes Loch. Irgendwer gute Ideen? Und mit was plottet ihr? Notizbuch ist irgendwie etwas mager für so große Projekte, hab ich das gefühl...

Maubel

@Valkyrie Tina Ich hatte es weiter unten schon mal geschrieben. Ich mache mir Gedanken über Storybögen, sprich: was ist der Feind der Staffel und dann womit werde ich die Charaktere bombardieren. Die verteile ich dann nach Gutdünken auf meine 24 Folgen und dann schreibe ich zu jeder Folge einen Vierzeiler, wo das Monster der Woche ist. So plotte ich meine Staffel und wenn ich dann vor der Folge selbst stehe, geht es ins Detail. Dadurch verschiebt sich manchmal was, aber im Großen und Ganzen funktioniert das so.

Auf die Frage, wie weit ich mit dem Plotten bin? Ganz großer Serienplot bis zum Ende (7 Staffeln), Staffelplot (bis Staffel 6) und Detailplot (Folge 6x21)

Trippelschritt

@ Valkyrie Tina
Maubels Weg ist ausgesprochen sinnvoll, weil er alles enthält, was Du brauchst. Ich mache es etwas anders, aber das liegt daran, dass ich Bauchschreiber bin. Ich habe weder eine Vorstellung davon, wie viele Staffeln es werden sollen, noch wie viele Folgen in jeder Staffel stecken. Aber was ich habe ist ein klares zentrales Thema und zwei Plotansätze:

Der eine Plot beschäftigt sich mit der Backstory oder dem Setting. Irgendein "Störer" (oder Bösewicht) macht etwas Unangenehmes, das die Ordnung durcheinanderbringt. Das hat Konsequenzen, die wiederum Konsequenzen habe. Ich nenne diesen Plot auch gern Top-Down, weil ich vom Generellen zum Spezifischen komme.
Der andere Plot ist mein Handlungsplot, innerhalb dessen die figuren agieren. Das ist mein Bottom-Up Plot, in dem ich vom Detail zur allgemeinen Aussage komme oder vom kleinen zum Großen.

Meinen Handlungsplot entwickele ich aus den Motiven der Figuren. Bis jetzt kenne ich nur das Ziel am Ende der ersten Staffel und habe mir vorgenommen das in fünf folgen zu erreichen. Ich habe auch die Überschriften zu den einzelnen Folgen. Mit Staffel 2 beschäftige ich mich erst, wenn ich Staffel 1 fertig habe..

Schwierigkeiten habe ich immer mit dem Monster der Woche. Da meine Plots immer etwas kompliziert sind (das ist kein Vorteil!), brauche ich pro Folge gute 200 000 Zeichen. Da kann ein monster schon einmal unscharf werden. Ob mir da alles gelingt, werden mit meine Betas sagen.

Aber im Prinzip gehe ich vor wie Maubel und verzichte nur auf den Gesamtplan, weil ich kein Planschreiber bin, was übrigens grundsätzlich ein Nachteil und nicht zur Nachahmung empfohlen ist.

Viel Erfolg
Trippelschritt

Marta

@Valkyrie Tina : Was mir als alte Serienschauerin noch einfällt: Wenn der Anfang der Staffel "geschafft" und das Gröbste etabliert ist, probieren viele Autoren verschiedene Charakterkonstellationen aus. Daraus kann man gut Folgen generieren. Z.B. kann man den Helden mit verschiedenen Teammitgliedern auf Zweiermission schicken, damit man die besser kennenlernt.

Zumindest mir kommt es so vor, als würden die Schreiber überlegen: "Wer hatte bisher wenig Szenen zusammen? Wen könnte man für eine Folge zusammenarbeiten lassen? Was haben die gemeinsam? Wo gibt es Reibungspunkte?"

Das Schöne an der Methode ist, dass man am Ende die Charaktere noch besser kennt oder etwas Neues über sie erfährt. Ein Monster muss es dann natürlich auch geben. Idealerweise eins, das zum "Thema" der Charakterkonstellation passt. Wenn z.B. zwei Charaktere zusammen unterwegs sind, die sehr viel Wert auf Äußerlichkeiten legen, könnte das Monster ein Dämon sein, der Schönheitsoperationen im Austausch gegen Seelen anbietet (nur so eine blöde Idee). Die Charaktere müssen sich dann sowohl mit sich selbst (würden sie den Deal annehmen?) als auch mit dem Monster auseinandersetzen.

Und unterschiedliche Charaktere, die lernen müssen, zusammenzuarbeiten, sind eh immer nett. Der Rebell und die Regeltreue, der Faulenzer und der Workaholic, der Optimist und der Pessimist ...

Oft ergeben sich die Folgen auch daraus, dass die Helden z.B. die 12 Splitter des magischen Rubins (oder so) einsammeln müssen, einen Splitter pro Folge. Funktioniert auch mit den 4 Elementen, 12 Sternzeichen, 9 (?) Planeten, 7 Zwergen oder 8 Achteln des hundertjährigen Gouda.