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Plothäschen fangen - und was fressen die so?

Begonnen von chaosqueen, 24. Februar 2018, 23:47:43

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FeeamPC

Was Nebencharaktere angeht, die farblos bleiben- schick den Helden eine Zeit in Urlaub, erlaubt deinen Nebenfiguren eine eigene kleine Geschichte, und danach bringe sie mit dieser Geschichte oder aber Verhaltensweisen, die sich daraus ergeben, zurück in die Hauptgeschichte zu den Helden.

Aljana

@chaosqueen

Zu dem farblosen Gekritzel: Damit hast du aber doch immerhin schon einen Punkt, von dem du weißt, dass es deine Schwachstelle ist und du daran arbeiten musst. Eine solche Schwachstelle hat jeder und muss immer wieder auf der Hut sein, nicht reinzufallen.

Prinzipiell sagt man ja immer: Es ist leichter, etwas vorhandenes zu ändern, als auf ein leeres Blatt zu starren. Von daher würde ich dir raten, halte so ein Plothäschen mal auf, schreib dein, wie du meinst, farbloses Gekritzel, gib es knallharten Betalesern und arbeite dann die Schwachstellen auf. Wenn du nicht in deinen Figuren bist, mit ihnen fühlst und leidest, hast du einen großen Vorteil: Du kannst wesentlich professioneller arbeiten wie jemand (ich zum Beispiel) der sich zwanghaft an "Aber das geht so nicht" klammert.

Ich denke, für dich wäre es immens wichtig, mal ein Projekt zu beenden. Selbst wenn es nur was Kurzes ist und vielleicht auch nie aus deiner Schublade ins Tageslicht klettern wird. Oder vielleicht zumindest erstmal nicht. Aber zu wissen, dass man etwas abschließen kann, ist ein ganz wichtiger Prozess, weil man nur so die Methode finden kann, die am besten zu einem passt.

Also egal wie, mach einfach mal eins fertig. Hinterher analysieren, wo es am Spannungsbogen hakt, kannst du dann immernoch. Und ein guter Beta stellt ganz gezielte Frage zu wer wie wo was und wann, mit denen sich manchmal kleine Details in einzelnen Sätzen hinzufügen lassen, die deine grobe Skizze zu einem vollwertigen Roman machen können. Um bessere Geschichten zu schreiben, musst du es tun. Schreiben, schreiben schreiben. Nicht dem Horror vakui verfallen und gelähmt da sitzen, weil man Angst hat, nicht das Optimum aus der Story herauszuholen.

Snöblumma

Zitat von: chaosqueen am 27. Februar 2018, 08:43:45
Ich glaube, mein Problem ist, dass ich das, was so viele beschreiben, nicht empfinde: Ich bin nicht in meine Figuren. Ich weiß nicht, ob das, was ich als nächstes für sie plane, überhaupt zu ihnen passt. Und ich hasse Konflikte und löse sie in der Regel umgehend wieder auf.

Ich bin jetzt an diesem Satz hier hängen geblieben: Benennst du damit nicht eigentlich schon sehr zielgenau dein Problem? Bzw. deine zwei Probleme?

Ich kann jetzt nur aus meiner Warte sagen, dass alle Geschichten, die ich geschrieben habe, ohne die Figuren 100% zu kennen, absoluter Mist waren und vor der Wand endeten. Für mich persönlich ist es Grundvoraussetzung, dass ich die Figuren in- und auswendig kenne - das ist bei mir auch meistens der Ausgangspunkt einer Handlung. Eine Figur taucht auf, meistens erst einmal nur mit Eckdaten (Geschlecht, Alter, Zeit der Handlung). Zur Figur brauche ich dann noch ein Genre, um wenigstens eine grobe Richtung zu haben (bzw. meistens wird es bei mir eh Romance, alle anderen Versuche - Mist, siehe oben). Mit den groben Genrevorgaben weiß ich auch Eckdaten der Handlung. Wenn es Romance wird, dann brauche ich z.B. irgendwann noch einen Love Interest, möglichst so, dass die Figuren Gemeinsamkeiten haben, aber auch Spannungspunkte; ich brauche einen Antagonisten/Hindernisse; ich brauche ein Happy End.

Von diesem Ausgangspunkt aus tagträume ich mich in diese Figur hinein. Was ist sie? Wo kommt sie her? Wie sieht ihre Familie aus? Wie war ihre Kindheit? Was macht sie so den ganzen Tag? Wie agiert sie mit anderen? Wie reagiert sie, wenn man ihr widerspricht? Wie kann sie mit Kritik umgehen? All diese Fragen, die ich auch bei einem Menschen im echten Leben Stück für Stück abtasten würde, je enger ich ihn kennenlerne(n will). Meistens finde ich dann einen Punkt, an dem die Figur ein Problem hat - und das mache ich dann zum Thema der Geschichte.

Ausgehend von meiner Figur und dem Genre suche ich dann nach Figuren, die entweder auf Seiten der Hauptfigur stehen oder der Antagonist sind (oder jedenfalls Hindernisse bilden, nicht alle Gegner sind ja automatisch auch der Antagonist). Und für alle diese wichtigen Figuren gilt, dass ich sie erst einmal ausführlich kennenlerne. Das kann schon mal ein paar Wochen dauern, in denen ich in meiner freien Zeit einfach nur an den Figuren herumüberlege, ohne auch nur ein Wort zu schreiben.

Erst, wenn ich die Figuren kenne und Anfang und Ende der Geschichte zumindest grob weiß, setze ich mich hin und schreibe die erste Szene. Irgendwann während der ersten Seiten kommt dann der Punkt, an dem ich mir überlege, wie es logisch weitergehen muss - was kann ich tun, um mein Happy End zu verhindern? Wo steht die Figur sich selbst im Weg? Wann muss der Antagonist eingreifen? Das ist bei mir tatsächlich ein recht intuitiver Prozess, an dessen Ende eine Kapiteleinteilung mit groben Handlungspunkten (und ja, manchmal ist das tatsächlich nur ein "A und B treffen sich im Park") steht.

Und von da aus lasse ich meine Figuren machen. Vor jeder Szene frage ich mich, wie diese Figur mit ihrem Charakter nun handeln würde, was sie auf dem besagten Ball tun würde, wie sich das auch ihre Beziehung zu B auswirkt, ob der Antagonist hier wieder seine Hände im Spiel haben könnte... aber letzten Endes entscheidet die Figur mit ihrem Charakter, was passiert und welche Folgen es hat. Anders kann ich es nicht beschreiben ;). Aber das A und O ist für mich, die Figuren zu kennen. Und zwar nicht nur so ein bisschen.

Vielleicht ist das eine Richtung, in die du gehen kannst? Oder ist der figurbezogene Ansatz so überhaupt gar nichts für dich und du bist ein handlungsbasierter Schreiber? Dann sind vermutlich Plotmethoden eher was für dich.

Mönchen

#33
Och schade!
Danke für den Link Elona. Mal gespannt, wann ich darauf zugreifen kann  ;)

Ja, sehr gerne Trippelschritt  :pompom:
Danke!

Elona

Vor ein paar Tagen sprang mich eine neue Idee (innerhalb eines bekannten Settings) an und aufgrund dieses Threads habe ich mal ein wenig darauf geachtet, wie ich vorgehe.

Wenn ich so darüber nachdenke, ergibt sich einiges auch schon aus dem Setting heraus. In meinem Fall ist es meine dystopische Welt in der auch meine erste Gestaltwandlergeschichte spielt. Demnach ist es dann auch Gay Romance, wofür man nun zwangsläufig mindestens zwei Personen braucht, die sich irgendwann toll finden. Selbst die Konflikte ergeben sich teilweise aus dem Setting und den Anfangssituationen der Protas. Beispielsweise: Wenn Prota A eben für das Unternehmen arbeitet, welches Prota B hasst = Konflikt. Natürlich ergeben sich die Konflikte auch noch aus den Zielen der Personen heraus. Aber jetzt schweife ich ab.

Was ich also hatte, war, eine grobe Idee von zwei vollkommen unterschiedlichen Charakteren, die auf gänzlich anderen Seiten stehen, und eben mein mir bekanntes Setting.

Hierzu sind mir dann erst mal Szenen aus irgendwo aus der Geschichte gekommen, die mir gut gefallen haben, und die mir vielversprechend genug erschienen, daraus eine ganze Geschichte zu konstruieren. An der Stelle reden wir noch über nur ein paar grobe Szenen. Dann habe ich mir die Frage gestellt, wie das Ganze enden soll und anschließend, wie die beiden sich kennenlernen.

Da ich eigentlich am Überarbeiten bin und hierfür keine Zeit gehabt hätte, wäre das nun der Punkt gewesen, an dem ich mir Stichpunkte zu der Idee aufgeschrieben hätte, um sie nicht zu vergessen. Blöd war jetzt nur, dass mir Überarbeiten gerade sowas von zum Hals raushängt und ich einfach mal wieder Schreiben wollte. Also Kompromiss aus ,,und wenn es nur ein kleiner Absatz ist."

Gesagt getan. Die zuvor erwähnten groben Szenen habe ich dann genauso grob aufgeschrieben (teilweise wirklich nur ein paar Zeilen). So im Nachhinein hätte ich mir das sparen können, weil sie eh ganz anders werden, wenn ich dahin komme. Aber egal. So ist es halt dieses Mal gelaufen.
Je mehr ich mich jetzt also mit der Geschichte beschäftigte, desto konkreter wurden die einzelnen Ideen/Szenen. Das ist dann eigentlich der Punkt, an dem die Plotbunnys sich selbstständig machen und brav alleine wachsen.

Was nicht bedeutet, dass ich keine Probleme mehr hatte. Aufgrund der Erkenntnis, dass alles bisher getippte (war wirklich nicht viel, hat mich aber trotzdem zur Einsicht bewegt) für die Tonne war, habe ich mich geschlagen gegeben und brav vorne angefangen, obwohl ich mit der ersten Szene noch gar nicht warm war. Zwei Anläufe habe ich, glaube ich, für den Anfang gebracht. Also den ersten Absatz und so habe ich mich erst mal Absatz um Absatz vorgekämpft, bis ich endlich in die Geschichte gefunden hatte und es plötzlich einfach floss. Das Einzige, was ich nun machen muss, ist ein wenig Tagträumen wie es als nächstes weitergeht. Also wirklich unmittelbar da, wo ich nun bin.

Im Kopf habe ich also einen groben Fahrplan und konzentriere mich aber wirklich immer nur auf die nächste Szene oder einen Teil davon. Wie gesagt, eigentlich bin ich am Überarbeiten und gestehe mir dann, wenn es hochkommt, mal 300 Wörter zu.

Aber ich glaube, so im Allgemeinen ist das tatsächlich mein Schaffensprozess. Vielleicht noch mit ein paar Abwandlungen hier und da.  :hmhm?:

Mönchen

Hallo Elona,

vielen Dank für den Einblick.

Ich steh ja auf Dystopien und Gestaltenwandler klingt auch sehr interessant  :jau:

Bei mir ist es oft genau anders herum. Die Szenen ergeben sich in den Tagträumen und dann muss ich schauen, wie und wo ich die in die Story einbinden kann.
Die haben leider ein Eigenleben und kommen von alleine und natürlich nie dann, wenn ich an einer Stelle in der Geschichte bin, wo ich eine brauchen könnte  :wart:

Aber das die Geschichte sich irgendwann von selber schreibt und ganz woanders hin entwickelt, dass kenne ich und liebe es.
Da weiß man Anfangs gar nicht, wo einen die Geschichte hin führt.
Das kann aber auch Probleme aufwerfen, wenn das Ende der Geschichte klar ist und die sich nun aber ganz woanders hin entwickelt.

Setting, Grundkonflikt und Ende sind meist auch nie mein Problem. Der Anfang schon eher, aber den kann man ja immer noch ändern bzw auch erstmal weg lassen.
Mein Problem ist meist der Mittelteil.
Entweder, weil der sich, wie oben beschrieben, woanders hin entwickelt, oder aber die Ideen ausbleiben für die kleinen Abenteuer, die es innerhalb des großen Abenteuers zu bestehen gilt.

Ich hoffe, du weißt, was ich meine.
Vielleicht kennt das ja jemand auch.

Ixys

Hallo Mönchen,

das "was passiert eigentlich in der Mitte" Problem kenne ich auch sehr gut. Das Anfangen fällt mir immer sehr leicht, meistens habe ich zwei Charaktere im Kopf, die eine bestimmte Beziehung zueinander haben, und irgendetwas an dieser Beziehung finde ich spannend, das ist mein Ausgangspunkt. Daraus ergibt sich dann meistens auch ein mehr oder weniger klarer Grundkonflikt. Und ansonsten kann ich über meine Arbeitsweise gar nicht mehr so viel sagen, was ich ziemlich frustrierend finde, weil ich schon ein Projekt in Romanlänge fertig geschrieben habe, und mich momentan bei der Fortsetzung frage wie ich das beim ersten mal bloß gemacht habe. Die Antwort ist leider, ich habe keine Ahnung.

Momentan hänge ich auch in der Mitte einer Geschichte fest, und frage mich nach circa 50.000 Wörtern gerade, wo ich eigentlich damit hin will. Sicher bin ich mir nur, dass die meisten Dinge, die ich mir in meine 7 Punkte Tabelle geschrieben habe, wie auch einige Szenen, die ich vorher per Schneeballmethode erarbeitet habe, mir nun doch nicht so gut gefallen. Ein Problem, dass ich bei mir schon öfter bemerkt habe, ist dass mir sehr schnell langweilig wird wenn ich zu genau weiß, wo es mit dem Schreiben hingehen soll. Um das zu vermeiden lade ich dann oft ein Rudel Plothäschen ein, lasse sie quer durch meine Planung springen, und schaue mir an, was passiert. Vorhersehbarerweise ist das Ergebnis meistens ein nur schwer entwirrbares Chaos, das oft in Sackgassen endet. Es fällt mir auch oft sehr schwer, zu entscheiden, welche der so entstandenen Szenen in eine interessante neue Richtung führen könnte, und welche ich besser wieder einfangen und irgendwo einsperren sollte.

Ideen für kleinere Abenteuer innerhalb der größeren habe ich oft schon, nur meistens sind viele davon inkompatibel, und oft ist es auch so, dass diese Nebenplots dann so sehr auf einen Charakter zugeschnitten sind, dass ich das Gefühl habe, dass andere Charaktere zu kurz kommen.

Elona und Mönchen, wie spannend, dass ihr euch so schnell auf euer Setting festlegen könnt! Das bereitet mir immer mit die größten Probleme. Ich denke das liegt daran, dass ich mich immer zwischen Fantasy und Science Fiction hin und her gerissen fühle, und Ewigkeiten brauche, bis ich mich entscheiden kann, was besser zu meinen Charakteren passt.
Stones taught me to fly
Love taught me to lie
         Damien Rice, "Cannonball"

Sanjani

Hallo,

ich könnt ja schwören, dass wir schon irgendwo einen Thread haben, wo wir uns über das Wie des Plottens unterhalten haben, aber ich weiß nicht genau, vielleicht habe ich auch nur ein Déjà-vu.

@chaosqueen: Ich habe deine Beiträge so gelesen und gedacht, vielleicht wär ja das Drehbuchschreiben was für dich. Ich kann das jetzt nicht näher erklären, war nur so eine Assoziation, lasse es dir aber trotzdem mal da. Und wo wir beim Erklären sind: Ich kann aus deinen Beiträgen heraus deine Erfahrung mit Betalesern nicht so einschätzen, aber wenn ich beta lese, versuche ich immer genau zu erklären, warum mir hier was fehlt oder da was zu viel ist oder so. Also ich schreib dann nicht nur so was wie "Wie fühlt er sich gerade?", sondern ich erkläre, warum ich gerade nicht mehr weiß, wie der Charakter sich fühlt und warum ich das deshalb gern lesen möchte. Umgekehrt finde ich das von meinen Betalesern natürlich auch sehr hilfreich.

Ich selber bin kein gutes Vorbild, was das Plotten angeht. Ich habe immer alles aus dem Bauch heraus geschrieben. Vor einigen Jahren habe ich dann mal angefangen ein wenig zu plotten. Das hatte u. a. damit zu tun, dass zwei Plotstränge innerhalb einer bestimmten Zeit an zwei bestimmten Punkten ankommen sollten. Das Ende vom Lied war, dass mich der Plot gelangweilt hat, weil ich ja schon wusste, was passiert. Also wollte ich ihn nicht mehr schreiben. Und dann kam noch ein bisschen privater Stress dazu, ein nerviger Job, eine chronische Ideenlosigkeit und ich saß einfach mal - mit einigen kurzen Ausnahmetagen - in einer mehrjährigen Schreib- und Kreativitätsblockade fest.

Zur Auflösung hat bei mir die Ideenmatrix von Richard Norden beigetragen. Das witzige ist, dass ich gar nicht so viel von den Ideen am Ende verwendet habe. Es war eher so, dass das Assoziieren zweier Begriffe mir Mut gemacht hat, frei nach ddem Motto Hey, dir fällt ja doch was ein.

Ich bin ein hoffnungsloser Fall von Plotting-by-Writing und zwar nicht linear, sondern puzzleförmig. Mir fällt was ein, eine Szene, eine Figur, eine Situation und ich schreibe sie auf. Dann fällt mir die nächste Szene ein und ich schreibe sie auch auf. Dann fällt mir irgendwas ein, von dem ich weiß, dass das irgendwo in der Mitte der Geschichte passiert. Ich schreibe es runter. Ich muss das so machen. Ich kann einfach nicht anders. Ich manövriere mich dadurch natürlich auch immer mal in eine Sackgasse oder muss hinterher noch Sachen ändern oder ergänzen. Aber ich habe mich von der Idee verabschiedet, dass ich es strukturiert und linear machen muss. Denn das hat mich in die Blockade geführt. Dazu beigetragen hat auch, dass ich früher Szenen, von denen ich noch gar nicht wusste, ob ich sie brauche oder dass ich sie erst später brauche, nicht heruntergeschrieben habe. Inzwischen mache ich das immer. Szene ist nachts im Kopf, am Folgetag ist sie niedergeschrieben. Ich habe das Gefühl, dass ich manchmal erst neue Ideen bekomme, wenn ich das, was hartnäckig in meinem Kopf spukt, runtergeschrieben habe. Dafür hab ich es nicht so mit Nebenplots und Nebenfiguren. Allerdings sind meine Geschichten eh immer viel länger als ich anfangs hoffe.

Was die Atmosphäre oder das Setting angeht: Ich mache das manchmal ganz systematisch. Ich schreibe erst runter und dann überlege ich mir ok, hab ich da jetzt genügend Umgebungsdetails eingefügt? Meist interessiert mich dabei das Visuelle, weil das oft aufgrund meiner Blindheit etwas kurz kommt. Eine andere Methode ist für mich, zu überlegen, wie wäre das, wenn ich so etwas in meinem Alltag erleben würde. Wann würden mir bestimmte Dinge auffallen? Umgebungsgeräusche fallen mir z. B. auf, wenn mein Dialogpartner und ich gerade schweigen. Die Angst in der Dunkelheit kommt meist erst, wenn ich ein unheimliches Geräusch höre oder wenn ich merke, dass die ansonsten viel befahrene Straße plötzlich ganz still da liegt usw. Also man kann so was schon ein bisschen systematisch anpacken.

Das Problem, sehr viele Ideen zu haben, kenne ich übrigens nicht. Ich arbeite meist nur an einer Geschichte oder an keiner. Früher war ich oft neidisch auf diejenigen, die immer so viele Ideen haben. Inzwischen bin ich aber eigentlich ganz zufrieden damit, dass mein Geist sich eher auf eine Sache fokussiert :)

Dir viel Erfolg.

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Trippelschritt

Zitat von: Sanjani am 03. März 2018, 18:57:01
Hallo,

ich könnt ja schwören, dass wir schon irgendwo einen Thread haben, wo wir uns über das Wie des Plottens unterhalten haben, aber ich weiß nicht genau, vielleicht habe ich auch nur ein Déjà-vu.

Sanjani

Ich kenne zwar einen solchen Thread nichts (was überhaupt nichts besagt), aber ich hätte enen Vorschlag, wohin man ihn stellen könnte. Unter Workshops, weil Plotten eine Frage des Handwerks ist. Es gibt zwei Hauptwege, wie man vorgehen kann und für jeden dieser beiden Wege ein paar Verästelungen, weil letztlich jeder seine ganz persönlichen Spur auf einem der beiden Wege suchen muss.

Haut mich, wenn ich jetzt danebenliege, aber ich habe den Eindruck, dass es in diesem Thread "Plothäschen fangen" darum geht, was man alles so machen, wenn man das Plothandwerk nicht so richtig gelernt hat. Man kann dann immer noch schöne Geschichten erzählen oder schreiben, weil viele Schreibenthusiasten ein angeborenes Takent zum Geschichtenerzählen haben und sich mal ruhig auf ihre Intuition verlassen können. Das kann klappen. Schwierig wird es nur, wenn man dann steckenbleibt und die Lust verliert, weil es ohne das handerwkliche Rüstzeug dann schwer wird, da wieder rauszukommen oder eine Erklärung für den plötzlichen Motivationsverlust zu finden, der über das "geht nicht" hinausreicht.

Vielleicht sieht jemand einen Sinn darin oder hat Lust, einen Thread fürs Plotten einzurichten.
War nur mal so'ne Idee.

Liebe Grüße
Trippelschritt

EDIT: Mir fällt grad ein: Die ultimative Plotmethode hatten wir als Thread schon mal

Mönchen

Hallo Trippelschritt,

hast Du da vielleicht einen Link, oder einen Hinweis, wo dieser Thread zu finden ist?


Mönchen

Hallo Ixys,

Zitatdas "was passiert eigentlich in der Mitte" Problem kenne ich auch sehr gut.
Ich bin ja immer froh zu lesen, wenn es nicht nur mir so geht mit bestimmten Problemen :vibes:

Was das Setting angeht, dass ist in den "Szenen" die mich anspringen ja schon im Bild. Denn die Szene habe ich bildlich vor mir.
Mein Problem ist dann oft, dass ich nicht weiß, wo ich diese Szene unterbringen soll, dass sie nicht in die aktuelle Geschichte passt, oder aber in zwei Geschichten und ich mich dann entscheiden muss.
Oder aber ich habe nur diese Szene und muss dann darauf hinarbeiten, in dem ich eine Geschichte dazu schreibe. So ergibt sich das meist bei mir.

Wenn dann ständig irgendwelche Szenen auftauchen, die gar nichts mit der aktuellen Geschichte zu tun haben, bringen die mich aber gern schon mal raus.
Verführen sie doch dazu, etwas Neues zu beginnen, gerade, wenn man in der Geschichte, die man gerade schreibt, nicht weiter kommt.
Ich bräuchte wohl auch etwas mehr Struktur, mir geht es aber ähnlich wie dir, zu viel ist auch nix.
Da muss ich noch ein Mittelmaß finden. Vielleicht ergbit sich dann auch der Mittelteil ;-)

So hat jeder beim schreiben seine Stärken und Schwächen in gewissen Bereichen.
Bei den einen steht das Setting schnell, bei anderen der Anfang, oder die Charaktere.

Und hey, du hast schon eine Geschichte fertig, klasse  :pompom:

Ich denke, um zu sehen, wohin eine Idee führt, hilft nur niederschreiben und dann weiterschauen.
War die Idee nichts, muss man natürlich alles über den Haufen werfen und alles geschriebene wieder löschen.
Dann vielleicht erstmal im Kopf die Ideen verfolgen und dann schauen, wohin sie führen?
Etwas tagträumen darüber, um zu sehen, ob es sich lohnt, diese Idee weiter zu verfolgen?

Trippelschritt

Zitat von: Mönchen am 04. März 2018, 12:15:29
Hallo Trippelschritt,

hast Du da vielleicht einen Link, oder einen Hinweis, wo dieser Thread zu finden ist?

Wie man einen Link setzt, habe ich schon wieder vergessen, aber schau mal in workshops. Es ist natürlich nicht die ultimative Methode, die dort steht. Das war etwas provozierend gemeint. Eine solche Methode gibt es nicht. Aber es stehen eine Menge guter Idee in dem thread.

Liebe Grüße
und viel Spaß beim Schmökern

Trippelschritt

Mönchen


Ixys

Zitat von: Sanjani am 03. März 2018, 18:57:01

Ich bin ein hoffnungsloser Fall von Plotting-by-Writing und zwar nicht linear, sondern puzzleförmig. Mir fällt was ein, eine Szene, eine Figur, eine Situation und ich schreibe sie auf. Dann fällt mir die nächste Szene ein und ich schreibe sie auch auf. Dann fällt mir irgendwas ein, von dem ich weiß, dass das irgendwo in der Mitte der Geschichte passiert. Ich schreibe es runter.

@Sanjani: ich neige auch intuitiv zum Puzzle-Plotten (der Ausdruck gefällt mir :) ), und kann damit auch ziemlich viel Text produzieren, aber es fällt mir super schwer, dann letztendlich eine Verbindung zwischen den Szenen zu ziehen. Auch wenn mich Plotten im voraus schnell langweilt, ist die einzige längere Geschichte, die ich tatsächlich fertig geschrieben habe, eine, die ich strikt von vorne nach hinten geschrieben habe. Nachdem das beim ersten Mal so gut geklappt hat, dachte ich dann: toll, das mach ich beim nächsten Mal wieder genau so! Nur scheint es jetzt irgendwie nicht mehr so gut zu funktionieren, und ich bin wieder zum Puzzle-Plotten übergegangen  :P

@Mönchen: (ich antworte noch einmal hier, damit mein Post nicht im Plotting Thread völlig zusammenhangslos erscheint:) Ich bin auch ein Fan der "einfach niederschreiben und mal sehen, was draus wird, Methode. Nur Sachen löschen kann ich gar nicht gut. Mache ich eigentlich nie (abgesehen vielleicht von einelnen Sätzen). Ich mache dann immer ein neues Textdokument auf, nenne es "deleted scenes" oder so, und kopiere dort alles rein, was ich nicht benutze. Man weiß ja nie ob man es später nicht nochmal brauchen kann  ;).

Das Setting kommt bei mir immer als letztes. Was die Gestaltung der Atmosphäre natürlich schwierig macht, aber ich habe den Eindruck, ich dann mich dann besser auf die Charaktere konzentrieren. Interaktionen mit der Umwelt lasse ich meistens am Anfang auch sehr vage und gestalte sie dann erst beim Überarbeiten aus, wenn ich mich (zumindest vorläufig) für ein Setting entschieden habe.
Stones taught me to fly
Love taught me to lie
         Damien Rice, "Cannonball"

Sanjani

Zitat von: Ixys am 05. März 2018, 11:01:07
ich neige auch intuitiv zum Puzzle-Plotten (der Ausdruck gefällt mir :) ), und kann damit auch ziemlich viel Text produzieren, aber es fällt mir super schwer, dann letztendlich eine Verbindung zwischen den Szenen zu ziehen.

@Ixys: Das fällt mir nicht so schwer. Ich finde es im Gegenteil eigentlich sogar ganz cool, wenn sich mir dann beim Puzzle-Plotten irgendeine Sache erschließt, die ich vorher schon streuen möchte. Dann kann ich einfach die bereits geschriebene Szene öffnen und da noch ein kleines, aber wichtiges Detail hinzufügen. Ich bin beispielsweise ganz schlecht darin, den Leser bzw. meine Figuren auf irgendwelche falschen oder richtigen Spuren zu führen. Beispielsweise weiß ich, Charakter X soll irgendwann denken, dass er von Charakter Y verraten wurde. Aber wie er dann zu dieser Erkenntnis kommt, verschließt sich mir. Wenn ich irgendwann dann einige größere Plotanteile habe, weiß ich ganz genau, wo ich einzelne Details einstreuen kann, die dem Charakter X dann später in den Sinn kommen und dazu führen, dass er glaubt, von Charakter Y verraten worden zu sein. Das vorher zu planen, gelingt mir oft überhaupt nicht, weil mir die Ideen einfach erst mit dem Schreiben kommen. Ich glaube, für mich wird eine Geschichte erst beim Schreiben so richtig plastisch.

Natürlich passiert es mir aber auch schon mal, dass irgendwelche Szenen, die ich ersonnen habe, nicht mehr in den Plot passen. Dann schmeiße ich sie raus oder schreibe sie komplett um. Aber das ist eigentlich vergleichsweise selten.
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)