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Probleme beim langen Formulieren

Begonnen von saraneth, 02. Oktober 2007, 21:36:16

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saraneth

Es ist schon seit längerem so. Immer, wenn ich versuche mich an meinen Roman zu setzen, schreibe ich eine Weile und stelle im Nachhinein fest, dass das, was ich geschrieben habe, einfach viel zu komprimiert ist.

Das läuft so nach dem Schema: Erst ging sie dahin, dann machte sie das und zum Schluss flog sie wieder zurück. Fertig.

Ich habe eine Theorie, woher das kommen kann. Aber ich brauche keine Theorie, sondern irgendwas, was mich wieder normal formulieren lässt. :wums: Es artet langsam in Frust aus.

Hat da vielleicht irgendwer Tips?

[Ich habe einen Thread wie diesen nirgendwo gefunden... Von daher verzeihe man mir bitte, wenn es ihn doch schon gibt.]


Lg

THDuana

Hallo saraneth,

jetzt musste ich im Ernst doch meinen eigenen Thread suchen und bin nicht drauf gekommen ;) Ich wusste nur noch, dass Artemis von der Partie war.

Vielleicht hilft dir das etwas:
http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=1535.0


Coppelia

In deinem Thread scheint es um zu lange Sätze zu gehen, Duana. Hier um zu kurze, oder verstehe ich das falsch?

Was genau ist denn dein Problem, Saraneth? Dass die Geschichte insgesamt zu kurz ist? Dass die Sätze zu kurz sind? Oder zu wenig variantenreich? Ich hab das aus der Erklärung noch nicht so genau verstanden.

THDuana

*blind sei* *nicht lesen kann* -.-

Wenn du den Text überarbeitest, weißt du dann nicht, wie du Sätze verbinden kannst? Du könntest aus zwei Hauptsätzen zum Beispiel versuchen auch einen zum Nebensatz zu machen.

Sara ging zum Einkaufen. Ihre Mutter hatte ihr einen Zettel auf den Küchentisch gelegt. 3 Beutel Milch. => Sara ging zum Einkaufen, nachdem sie den Zettel ihrer Mutter auf dem Küchentisch gefunden hatte. 3 Beutel Milch sollte sie besorgen.

Oder du flechtest Nebeninformationen ein.

Kannst du mal ein Beispiel geben?

saraneth

Nein, das ist es nicht. Mit Haupt -und Nebensätzen habe ich keine Probleme.

Also, ich schreibe mir mein Konzept und den Plot. Mit der Handlung an sich bin ich zufrieden.
Aber das Problem besteht nun darin, dass wenn ich mich an dem Plot entlanghangele, ich irgendwie immer das Bedürfnis habe noch etwas dazuzudichten.

Und das kommt daher, dass ich das, was im Plot steht, komprimiere.

Es also in kurzer Form erzähle, in etwa so, als wenn ihr eine Hausaufgabe/Aufgabe machen solltet, die kurz beschreibt, wie ihr über das Thema denkt o.ä. Eigentlich formuliert man das ja relativ langatmig aus. Umschreibt usw.

Und man kommt auch mit nicht so viel Handlung über ein Kapitel. Das als Beispiel.

Bei mir passiert immer unheimlich viel, jedenfalls in letzter Zeit, weil das sonst zu kurz wäre und vor allem zu... komprimiert. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll.

Es ist quasi eine Aneinanderreihung der Ereignisse, ohne Füllmaterial. Deshalb wirkt es so zusammengestaucht.


Coppelia

ZitatAber das Problem besteht nun darin, dass wenn ich mich an dem Plot entlanghangele, ich irgendwie immer das Bedürfnis habe noch etwas dazuzudichten.
Den Plot zu verändern? Oder etwas genauer zu schildern, was im Plot steht?

Und um das nicht zu machen, schreibst du also ausschließlich den Plot auf, ohne weiteres Schildern z. B. der Szene, der Gefühle der Figuren usw.? Hab ich das jetzt richtig verstanden?

Kannst du vielleicht eine Textprobe geben?

saraneth

#6
Textprobe ist im Moment leider schlecht, da ich das Geschriebene nicht hier habe, sondern auf meinem USB-Stick, der leider gerade anderweitig in Gebrauch ist.

Ja, du hast es dahingehend richtig verstanden, als das ich den Plot verändern will. Nicht, weil es unbedingt nötig tut, sondern weil beispielsweise ein Geschehen, für das ich zwei bis drei Seiten eingeplant hatte in einer halben abgehakt ist. Dementsprechend habe ich das Gefühl, dass da was her muss, um den Platz zu füllen.

Und so kommt es zu einer Aneinanderreihung von immer wieder neuen Ereignissen.


Artemis

Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass du die Seiten zu sehr mit purer Handlung füllst.

Wenn man sehr viel Wert auf Beschreibungen oder Gefühle legt, kann man allein damit schon so manche Textstelle in die Länge ziehen. Guck mal etwas hinter die Kulisse, lass deine Protas ausschweifen, auf der Stelle treten, ohne dass sie was machen. Lass sie ihre Sinne benutzen, träumen, grübeln. Beschreib, was sie sehen, wie sich ihre Mitmenschen geben, ihre Mimik, ihre Stimmlage, alles. So was gibt einem Text Leben, lässt ihn fülliger und "runder" wirken. Auch sehr schön sind die beliebten Metaphern, durch die so mancher Satz außerordentlich in die Länge gezogen wird.

Eine der Meisterinnen des Schreibens ohne explizite Handlung ist für mich Glenna McReynolds. Die Frau macht es eigentlich genau anders herum wie du: Sie schreibt im Prinzip nur, was in den Köpfen der Figuren vorgeht, und streut dann einmal pro Seite ein Stückchen Story ein. Anstrengend zu lesen, aber solche Bücher haben auch ihren Reiz  ;D

saraneth

Sobald ich im Text drin bin bekomme ich das auch soweit hin, dass ich zufrieden bin. Aber im Moment feile ich noch am Anfang herum... und da muss ziemlich viel Information rübergebracht werden, aber es soll halt trotzdem nicht wie eine bloße Aufzählung von Dingen klingen...

Aber es sind trotzdem gute Tips, die mir bestimmt helfen werden auch im weiteren Textverlauf ähnliche Stellen zu umschiffen.



Linda

#9
Hi,

klingt für mich auch nach einem Problem vom Verhältnis: Erzählzeit (solange wie der Leser zum Erfassen des Textes braucht) zu der erzählten Zeit (was währenddessen im Roman vor sich geht). Googel ruhig mal nach den Begriffen, da findest du evtl auch was Nützliches.

Man kann aus ein und derselben Grundidee eine Kurzgeschichte (KG), eine Novelle oder einen Roman basteln. Es kommt immer darauf an, wohin man schaut
(KG -> Moment der Entscheidung,
Novelle -> ein größerer, beispielhafter Ausschnitt, der auch das Gefühlsleben und Umfeld berücksichtigt
Roman -> komplexe Bearbeitung und Ausarbeitung des Plots mit Vorgeschichte, Hauptteil, Höhepunkt/en, Ausklang, verschiedenen Figuren in evtl. anderen Handlungssträngen)

Der Fokus ist jeweils ein anderer.

Mein Tipp: Hör auf, zusammenzufassen und beginne mit dem erzählen.  Schreibe breiter, nicht redundant, aber ausfürlicher in den Einzelheiten, nicht nur das was passiert beachten, sondern auch das wie. Ein paar mehr Gedanken, die ein oder andere stimmungsunterstützende Beschreibung. Aber bleib bei dem, was in der Szene vorkommen soll, geplant ist und hänge keine leere Ballasthandlung an.
Also schreib nicht nach der wichtigen Spülszene noch eine unwichtige Kühschrankszene, sondern reize die Spülerei mit allen Mitteln aus. Glitschige Gläser, braunes Wasser, Essensreste, feuchtes Geschirrtuch. Mach schöne Seifenblasen - wo sie hingehören. Wenn der Heldin klar wird, dass ihr Leben bislang nur aus Schaumwolken und leeren Träumen besteht, dann lass ihr diese Erkenntnis beim spülen kommen nicht beim angehängten Gang zum Kühlschrank.
Ja, das Fleisch an die Knochen schreiben kann man auch im ersten oder zweiten Bearbeitungsdurchgang machen. Manchem hilft es, wenn er sich die grobe Handlung erst mal von der Seele geschrieben hat.

Ausreizen heißt aber nicht auswalzen, sonst hat man den Danielle Steel-Effekt  ;).  Doch ohne genauere Kenntnis des Textes über die Balance, Länge und Spannung  der Szenen zu reden, wäre verfrüht.

Gruß,

Linda


Maja

Handelnde Figuren nehmen innerhalb ihrer Szenen nicht wahr, welche Elemente nun die entscheidenden für die Plotentwicklung sind. Sie nehmen darum viel mit und auf, was auf den ersten Blick wie unwichtige Details erscheinen mag, auf den zweiten Blick aber die Handlung mit Leben füllt. Sie stecken, anders als der Autor, der genau weiß, auf was er hinauswill, mittendrin. Wenn du zu sehr komprimiert und alles unwesentliche wegläßt, bekommt das Werk den Charme einer Nachrichtensendung - der Leser will aber lieber das ganze Bild sehen und selbst erkennen können, was jetzt die Handlung ist und was lebendiges Kolorit.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

saraneth

#11
Der Charme einer Nachrichtensendung, interessant. ;) Ich denke, so schlimm ist es dann doch nicht. Ich wollte nur klar machen, woraus mein Problem an einigen Stellen (gesondert dem Anfang) besteht.

Linda hat Recht, indem sie sagt, dass ich ein Problem mit der Erzählzeit und der erzählten Zeit habe. Ich möchte den Leser nicht langweilen, aber gewisse Infos müssen nunmal sein. Das könnte man natürlich auch in einen Prolog einbauen, sodass man die eigentlich Erzählung danach unbeschwert angehen kann.


Was mich jedoch irritiert ist, dass ich dieses Problem bei anderen Geschichten - auch bei anderen Romanen - nicht hatte. Ob das an der vielen Arbeit und an den noch gehäufteren Aufgaben liegt, bei denen man nun mal kurz und knapp formulieren muss? ???

Lavendel

Pass nur auf, dass du nicht eine lange Passage schreibst, die einfach nur mit Infos vollgestopft ist ohne die Handlung voranzubringen.

Vielleicht schaffst du es ja, alle wichtigen Dinge aus der Handlung heraus zu erklären. Also zum Beispiel durch Dialoge, in denen auch handlungsrelevante Inhalte besprochen werden oder in den Gedanken der Figuren. Mehr eingestreut, als geballt. Sonst besteht die Gefahr, dass es etwas zäh wird und dass man als Leser die Hälfte wieder vergessen hat, bevor es wichtig wird.

saraneth

@ Lavendel: Ja, das mit den Gedanken habe ich heute auch ausprobiert und ging eigentlich ganz gut. Man bekommt langsam eine Vorstellung von der Welt und dem Geschehen.

Ich habe das nämlich alles sehr ausführlich geplant / erfunden und möchte das natürlich nicht nur als Hintergrundinfo für mich verwenden, sondern auch etwas einbeziehen.


Berjosa

Hallo Saraneth,

vielleicht ist deine Frage ja schon hinreichend beantwortet, aber da ich gerade (seit ca. 250 Seiten) mit einem ähnlichen Problem kämpfe, will ich auch mal meinen Senf dazugeben.

Meine Figuren stehen immerzu im luftleeren Raum und unterhalten sich. Beim ersten Runterschreiben war das die schnellste Methode, aus den Plot-Stichpunkten Szenen zu machen.
Beim nächsten Drübergehen habe ich Überleitungen eingeflickt: Wie kommen die Leute von einem Gesprächsschauplatz zum andern? Wieviel Zeit ist inzwischen vergangen? Falls jetzt andere Personen auftreten: Wo sind die von vorher hinverschwunden?
Als nächstes gibt es dann nähere Orts- und Personenbeschreibungen, ein paar Tätigkeiten oder Gedanken zwischen den Dialogbestandteilen.

Damit ich das auch so mache, habe ich ein paar Tricks. Erstens: Ich habe vorher definiert, wie lange eine Szene werden muss/darf, damit ich auf die geforderte Länge komme. Das Ergebnis wird mittels Excel-Tabelle kontrolliert (die Diagramme dazu wirken auf mich sehr motivierend). Wenn ich merke, dass eine Szene "rund" ist, auch wenn laut Tabelle noch drei Seiten fehlen, dann lass ich sie eben so. Andere dürfen sich dafür etwas weiter ausbreiten.
Zweitens: Zwischen den einzelnen Durchgängen liegt etwas Zeit. Dadurch bin ich nicht mehr "drin" in der Szene und merke, was mir fehlt, um reinzukommen. Das wird dann als nächstes aufgefüllt.

Vielleicht ist ja was dabei, was du gebrauchen kannst.

Schöne Grüße

Berjosa