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Ablenkungen - Wie ergeht es euch dabei?

Begonnen von TheMadZocker, 10. Juli 2017, 11:56:55

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TheMadZocker

Ich habe es erst letztens wieder erfahren müssen.

Ich als Gamer habe schon so viel mit Ablenkungen und Faulheit zu kämfen, da komme ich trotz striktem Zeitplan nicht hinterher, bzw. habe keine Lust, ihn zu befolgen.
Vor geschlagenen 3 Wochen habe ich mir Tekken 7 gekauft, und kann seitdem nicht mehr aufhören, es zu spielen. Gerade mit meinen Freunden macht es riesen Spaß, sich im Fun-Prügler einen auf die Schnauze zu geben! Auf diese Weise verbessern wir uns auch ständig und lernen mehr über das Spiel, was auch gleichzeitig unser Ziel ist - gerade ich, wo ich einen Rivalen als Messlatte habe.

Das große Problem: Ich kam in der Zeit nicht dazu, irgendetwas niederzuschreiben! Schlecht, wenn ich daran denke, dass ich schon zuvor mit einer Blockade verflucht wurde. Jedes Mal, als ich vor dem Dokument saß und mir was ausdenken wollte, dachte ich nur: "Irgendwie hab' ich voll bock auf Tekken."
Neben Zelda war das die größte Ablenkung, die ich in den letzten Jahren hatte. Und das Stört mich, denn diese kleine Stimme im Kopf sagt mir immer wieder "Junge, du musst noch schreiben.", was darin resultiert, dass ich weiterzocke - panisch. Ich fühle mich dabei unruhig. In der Zeit habe ich meine Fantasie mit dem Buch "Drachenelfen" über Wasser gehalten, damit sie nicht ganz einrostet. Doch langsam aber sicher möchte ich mich wieder meiner Leidenschaft witmen, die neben dem Gamen existiert.

Wie seid ihr mit solchen Ablenkungen umgegangen? Was sind so eure Erfahrungen? Kann man was dagegen machen, oder sollte man lieber abwarten, bis man nicht mehr an diese Ablekung denkt?

Hanna

Ich fürchte, da hilft nur Disziplin. Ich zocke auch zu viel. Bei mir ist es Minecraft. Ich könnte doppelt so viel schaffen, wenn ich weniger spielen würde und ja, das ärgert mich. Ich habe gerade ein Mittelmaß gefunden und gönne mir zwischen einzelnen Arbeitsschritten immer ein paar Minuten in meiner Minecraftwelt, aber dann geht es weiter. Bei dir wäre das dann z. B. "Fünf Sätze schreiben = Ein Kampf". Wenn du aber einen totalen Widerwillen gegen das Schreiben verspürst, lohnt es sich vielleicht, darüber nachzudenken, warum das so ist. Schreibst du vielleicht am falschen Projekt? Oder hast du dich generell vom Schreiben wegbewegt und eigentlich gar keine Lust mehr darauf? Solange man nicht gerade Berufsautor ist, wäre das ja auch vollkommen in Ordnung.
#notdeadyet

HauntingWitch

Ich schliesse mich Hanna an. Wenn man sich solchen Ablenkungen hingibt, hat das mit fehlender Selbstdisziplin und Prioritätensetzung zu tun. Beides kann man lernen. Die Frage, die man sich dabei stellen muss, ist, was einem wichtiger ist. Ich bin zwar kein Gamer, aber ich habe auch viele verschiedene Interessen und würde immer am liebsten alles machen. Aber ich kann nicht alles machen, jedenfalls nicht gleichzeitig. Ergo, muss ich entscheiden, wofür ich meine Zeit nutze. Keine Zeit für irgendetwas haben bedeutet, sich die Zeit nicht nehmen zu wollen. Warum will man sich die Zeit nicht nehmen? Weil einem etwas anderes wichtiger ist? Weil man es zu anstrengend findet? Damit wären wir wieder bei der Disziplin. Zu anstrengend bedeutet zu wenig Übung und nur mit mehr Übung wird es leichter. Das muss man sich bewusst machen, sich dann entscheiden, was man wirklich will und das verfolgen und alles andere beiseite lassen. Vielleicht hilft es in deinem Fall, wenn du dir einen zweiten PC zutust (kann ja ein billiger sein), der nur für das Schreiben da ist. Oder von Hand schreibst und dafür an einen Ort gehst, wo du keinen PC zur Verfügung hast. Wenn es ein Konsolenspiel ist, steck die Konsole aus und verfrachte sie in einen Schrank, dann hast du schon ein Hürde mehr, wenn du anfangen willst, zu spielen. ;) Das sind nur ein paar Gedanken und Beispiele.

ZitatJedes Mal, als ich vor dem Dokument saß und mir was ausdenken wollte, dachte ich nur: "Irgendwie hab' ich voll bock auf Tekken."

Ganz ehrlich: Das würde bei mir auch nicht funktionieren. Sich "etwas ausdenken wollen" ist meiner Ansicht nach die falsche Herangehensweise. Die Geschichten sollten zu einem kommen und sich im Kopf entfalten. Ausdenken müssen sollte man sich nur Details, die sich nicht von alleine ergeben (z.B. wie sieht das Wohnzimmer einer Figur aus). Alles andere sollte wie von alleine entstehen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es etwas gibt, was man sagen will. Frag dich doch mal, probeweise. Was willst du mit deiner Geschichte sagen? Woher kommt die Geschichte? Warum "musst" du das unbedingt erzählen? Wenn du keine Antworten auf diese Fragen findest, falsche Geschichte, in die Tonne damit. ;) Das ist vielleicht eine etwas gnadenlose Ansicht und es ist nur meine, andere Autoren mögen eine ganz andere Herangehensweise haben.

Churke

Zitat von: TheMadZocker am 10. Juli 2017, 11:56:55
Kann man was dagegen machen, oder sollte man lieber abwarten, bis man nicht mehr an diese Ablekung denkt?

Ich vermute, dein Problem ist nicht Tekken, sondern das schlechte Gewissen.
Wenn du vom Schreiben nicht leben musst und keinen Abgabetermin im Nacken hast, reduziert sich das alles auf die Frage, wie du deine Freizeit gestalten willst. Offenbar hast du im Moment mehr Bock auf Tekken, das würde ich dann einfach mal so akzeptieren. Das gibt sich irgendwann, getreu dem alten Amiga-Spruch: "Der Floppy ist kalt, denn die Soft ist alt."  ;D
Wenn ich gerade an einem Projekt sitze, hole ich mir einfach kein neues Spiel. Das ist eher zu verkraften als den homo ludens niederzuringen.  :engel:

Mrs.Finster

Mein Mittel ist einfach, aber simpel. Ich spiele erst gar nicht (aber das hat auch gesundheitliche Gründe). Sonst würde ich zeitlich gar nichts mehr schaffen  :-\ Denn wenn ich zocke, dann so lange bis das Spiel beendet ist. (so war das früher jedenfalls, wo ich noch zur Schule gegangen bin  ::) ) Vielleicht wäre das ja eine Alternative. Bestimmte Wochen für das Spielen, dann Wochen, wo nur geschrieben wird  :)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Flossenschwinge

#5
Computerspiele sind meist so gestaltet, dass sie das Belohnungssystem im Gehirn ansprechen. Wenn man Pech hat, mutieren sie zu einem Zeitfresser und lenken darüber hinaus von anderen Tätigkeiten ab. TheMadZocker, wenn dir das Schreiben wichtig ist, dann würde ich dazu raten, ein paar Wochen komplett auf das Spielen zu verzichten. Damit meine ich wirklich komplett. Das klingt hart, aber in der Zeit kann sich der Dopaminspiegel wieder normalisieren. Danach fällt es dir wahrscheinlich leichter, Tekken zeitlich zu begrenzen und nebenbei zu schreiben.

Silvia

Manchmal können Computerspiele einen aber auch sehr inspirieren. Ich denke da nur an "Star Wars Online" - 2014 habe ich das angefangen und bin in meiner Storyline über so viele Plotlöcher, aber auch gleichzeitig so viele interessante Fragen und Ansätze und 1-2 spezielle Charas gestolpert, dass ich seitdem - mit Pausen - an einer Fan Fiktion dazu schreibe. Insofern ...  ;D ...
Allerdings kenne ich das Problem von Facebook. Zeitfresser, jaja, aber auch Abschalten vom Alltag, Informieren und Schwatzen mit netten Leuten, nachdem das Kind im Bett ist. Wenn man nicht ganz schnell wieder rausgeht, hängt man ne Weile drin.

Angela

Bei mir sind es eher Bücher, die mich fesseln. Da sage ich mir dann, noch dieses Kapitel, und dann lege ich es weg und lese erst um eine bestimmte Uhrzeit weiter. Das funktioniert bei mir gut, weil ich mich an meine Regel halte, aber ich denke dann auch immer mal zwischendurch, wie das jetzt wohl weitergeht.


BiancaS

Was mir geholfen hat, aber auch nur, weil ich es wirklich wollte. Ich wollte lieber schreiben, als zu zocken, war das Schreiben einfach vorzuverlegen. Also habe ich erst meinen Tagessatz an Worten geschrieben und danach durfte ich meine Zeit verbringen, wie ich will. Man kann sich das auch kalt in Zahlen vorrechnen, wie lange brauchst du für z.B. 1000 Wörter? Sagen wir eine Stunde, weil das wohl so der grobe Durchschnitt bei vielen zu sein scheint. Wenn du die eine Stunde mit deinen Wörtern hinter dich gebracht hast, hast du den restlichen Tag für deine Freizeit zur Verfügung. Wenn dir deine Freizeit aber mehr wert ist, als eine Stunde in ein anderes Hobby zu investieren, dann ist das eine Priorität, die du gesetzt hast und dann brauchst du auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Du hast dich dafür entschieden, dass du diese eine Stunde nicht investieren willst.
Bleibt das schlechte Gewissen, weißt du vielleicht unbewusst, dass du eigentlich wirklich lieber schreiben willst, dann bleibt nichts anderes übrig, als den Po hochzukriegen und es auch zu machen. Wie gesagt, bei mir klappt es, dass ich das Schreiben als erstes mache, bevor ich meine "entspannenden" Freizeitbeschäftigungen nachgehe. Was mir noch hilft, ist, dass ich mir selbst sage, dass ich nicht jeden Tag schreiben muss. Mittlerweile will ich an mindestens 4 Tagen in der Woche schreiben, weil das gut neben der Ausbildung vereinbar ist und ich das durchaus schaffen kann, dazu kommt ein Monatsgesamtziel und dann mache ich das so. Man muss da seinen Weg bisschen finden und gucken, wie man sich vielleicht am Anfang auch ein bisschen selbst pushen kann, um das zu schaffen, was man will. Wenn du halt gerade gerne Tekken spielen willst, sag dir vorher "Ich schreibe jetzt wenigstens eine halbe Stunde oder probiere es wenigstens" und dann darf ich spielen. Oftmals reicht es schon, wenn man sich wirklich jeden Tag oder eine bestimmte Anzahl von Tagen immer wieder vor sein leeres Dokument setzt und sich damit auseinandersetzt. Am Anfang kommt vielleicht noch nichts bei rum, ein paar Tage später tummeln sich dann die ersten Sätze. Das kann durchaus funktionieren.

Alana

Du musst nicht schreiben, niemand muss das. Überleg dir einfach mal in Ruhe, was du wirklich willst. Spielen oder schreiben. Wenn du wirklich spielen willst, dann spiel. :) Wenn du wirklich schreiben willst, dann schreib.
Alhambrana

Aquamarin

Mir hilft da schlicht und einfach Selbstdisziplin. Und ganz klare Strukturen sind auch wichtig. Ich schreibe in zeitlichen und thematischen "Blöcken" - das geht nicht anders, weil ich meistens mehrere Projekte gleichzeitig laufen habe, einige davon beruflich relevant sind und andere eben "nur" Spaß. Aber Ablenkung ist immer ein Thema. Mir ist aufgefallen, dass ich mich dann am schnellsten ablenken lasse, wenn ich mir nicht darüber im Klaren bin, wohin ich mit meinem Text möchte. Wenn irgend etwas im Plot bzw in der Struktur nicht stimmt, dann prokrastiniere ich. Und dann hilft es, nochmal einen Schritt zurück zu machen, und zu überlegen, wo es eigentlich genau hakt.

Sternsaphir

Bei mir ist es auch Selbstdisziplin.
Inzwischen bin ich aber auch aus dem Zocker-Alter heraus und habe viel zu viele andere Aufgaben, als dass ich mich in Ruhe eine Stunde vor den PC setzen könnte.
Daher nutze ich die Zeit, die mir bleibt, um kreativ zu sein.
Ok, klappt nicht immer, da ich manchmal so erschöpft bin, dass ich mich vom Internet nur noch berieseln lasse ("Nur noch das eine Video!"), aber inzwischen arbeite ich mit dem Belohnungssystem. Zuerst wird geschrieben und wenn ich ein gutes Stück geschafft hab, dann erlaube ich mir etwas herumdümpeln. Das klappt ganz gut ohne schlechtes Gewissen.

Vielleicht kannst Du so auch Dein Schreiben und Spielen unter einem Hut bringen. Spiele sind ja leider darauf konzipiert, einen möglichst lange an der Stange zu halten. Also schreib lieber erstmal etwas und dann gönne Dir ein Spiel. Das benötigt etwas Disziplin, aber wenn man erstmal eine Routine aufgebaut hat, dann geht es viel einfacher.

Flossenschwinge

#12
Sich für das Schreiben zu belohnen, ist sicher eine wirkungsvolle Strategie. Es kann aber auch nach hinten losgehen. Zumindest für den Anfang würde ich davon abraten, die Ablenkung zu wählen, die einem zu schaffen macht, in diesem Fall das Spielen. Sonst kann es passieren, dass man unbewusst folgende Gleichungen verinnerlicht und verstärkt:

Schreiben = unliebsame Arbeit
Spielen = Belohnung und Vergnügen

Günstiger wäre es, eine andere, unverfängliche Belohnung zu wählen, etwa einmal genüsslich Durchstrecken oder ein Stück Schokolade. Am besten vergönnt man sich diese Dinge immer wieder zwischendurch. Erfolgt lediglich eine größere Belohnung am Ende, dann besteht die Gefahr, dass das Gehirn sie mit dem Aufhören verknüpft:

Weitermachen = Arbeit
Aufhören = Belohnung

Wie gesagt, es muss nicht dazu kommen. Sind halt potenzielle Fallgruben  :)

Alana

#13
@Flossenschwinge: Ja, genau! Ich hab letztens mal festgestellt, dass ich unterbewusst nur Negatives mit dem Schreiben verbinde. Deadlines, Stress, Druck, Kritik ... Aber man kann sich da geistig umprogrammieren, wenn man das merkt, und sich ganz stark auf das konzentriert, was man am Schreiben so schön findet. Und mir hilft eben auch sehr der Gedanke: ich muss ja nicht. Niemand zwingt mich. Aber ich will. Und wie. :) Ich glaube, belohnen hilft nicht wirklich, weil das ja eben wieder das negative Denkmuster verstärkt. Das zu durchbrechen, ist wichtig.
Alhambrana

Zit

Irgendwann habe ich auch festgestellt, dass mich das Belohnen sogar eher stört, weil es mich aus dem Fluss reißt. ;D Ich denke, das Schwierigste ist immer, anzufangen. Sich dann in anderen Sachen zu vertiefen, weil man ein schlechtes Gewissen hat, kenne ich. Das hat nur dadurch aufgehört, dass ich das Schreiben wirklich als Priorität gesetzt habe und an Tagen, an denen ich nicht völlig ausgelaugt bin, zumindest versuche bei einem meiner Projekte mindestens 250 Wörter zu schreiben. Klappt nicht immer, aber ich muss auch nicht vom Schreiben leben.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt