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Füllwörter - wann ja, wann nicht

Begonnen von Cailyn, 17. März 2017, 14:51:48

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Tejoka

Ich kann allen meinen Vorrednern nur zustimmen.  :winke: Ich glaube, ich hatte ein ähnliches Problem wie Tinnue früher und habe zu viele Füllwörter gestrichen. Aber sie gehören halt (sorry) zur Sprache dazu und es geht, wie hier oft erwähnt, mehr darum, sie richtig einzusetzen, als alle zu streichen.
Schließlich sind alle unsere Texte (oder zumindest die große Mehrzahl) so geschrieben, dass sie von einem Erzähler erzählt werden. Ob das jetzt Ich-Erzähler, personaler oder auch auktorialer ist. Also zeigen Füllwörter nicht nur im Dialog, wie jemand spricht.
Außerdem kann man sie vielleicht auch benutzen, um Charaktere zu unterscheiden. Zum Beispiel auch unterschiedliche Perspektivträger. Das muss nicht mal ein Tick sein, bei dem jemand immer ein bestimmtes Wort benutzt. Aber Unterschiede im Gebrauch von Füllwörtern können helfen, ihnen unterschiedliche Stimmen zu geben und diese zu entwickeln. Denke ich mir zumindest, ich würde nicht sagen, dass mir das schon gelungen ist :P



Cailyn

Ja, ich sehe das ähnlich, Tejoka. Ich habe gestern mal den Versuch gewagt, in einem Kapitel die meisten Füllwörter zu streichen. Das wirkte dann nicht mehr so flüssig und passte auch nicht mehr zum Erzählstil meiner Ich-Erzähl-Prota. Ich denke, ich lasse die Füllwörter drin und streiche jetzt nur ein paar wirklich überflüssige.

Barra

WAH! Der Füllwörtertest ist ja eine ganz schön fiese Sache. Ich dachte mir grad: Alles klar: schau es dir mal an. Textexemplar reingehauen und hinten übergekippt.
Wörter: 2471 - darin 11.17% Füllwörter

Direkt ein anderes Textbeispiel, eines, das schon mindestens eine Überarbeitung erfahren hat.
2453 - 8,15%
*aufatme - es scheint schon besser zu werden. Jetzt noch auf 5% und das ist dann akzeptabel?

,,aber, auch, dann, doch, hätte, oder, so" sind die mit den Spitzenwerten. Dabei ist das doch allein schon so ein schöner Satz! *Ironie off
Mit den Füllwörter und den Adjektiven ist es wirklich ein Wahnsinn.

Momentan bin ich da eher fokussiert auf bestimmte Worte, die ich nicht mehr sehen mag, wie ,,eigentlich". Muss ich zugeben, generell fuchse ich mich in das Themengebiet noch ein, was wann wo stehen bleiben soll und wo unter Umständen eins fehlt, um eine Betonung zu geben (ihr hattet es erwähnt, um sogar Ironie hervorzuheben.)
Fuchs. Das erste Beispiel oben mit meinen 11%, das sind bestimmt 75% Äußerungen und Gedankengänge des Charakters, der in dem Textschnipsel Fuchs heißt bei mir. Die ist so durchgeknallt, wenn ich der die ganzen offenen Gedanken, abgebrochenen Sätze, Füllwörter, Adjektive und kruden Ideen und Stichwortumleitungen wegnehme, ist sie einfach nicht mehr das verrückte, theatralisch aufgeblasene Eichhörnchen auf Kaffee. Klar, dass der stoische Hauptmann der Wache da viel einsilbiger ist und präziser. Der käme auch nie auf die Idee sein neues Zimmer mit Worten zu beschreiben. Der sieht zweckmäßiges Mobiliar und befindet es mit einem Nicken für zufriedenstellend, wohingegen Fuchs erst mal eine halbe Stunde jeden Winkel erkundet und erzählt was sie in welche Ecke stellen wird und wie sie die Wände anmalen wird. Und Fuchs erzählt das dann auch alles lang und breit, auch wenn keiner mehr zuhört. Selbst ich als ihre Autorin verschwinde dann und lass sie weiter plappern. Die Figur kann man keinem Leser antun in voller Pracht (und Retalin gibt's in der Welt/Zeit nicht).

Schätze ich schließe mich hier auch der Fraktion an: Manche Charaktere haben's nötig und von Wort zu Wort überprüfen. Satzmelodie fand ich in dem Zusammenhang auch sehr gut als Methode.
Bin gespannt wie sich das bei mir entwickelt. Vielleicht muss man aber auch einmal dadurch, das lese ich so ein wenig aus euren Erfahrung raus. Einmal den Text ganz konsequent einkürzen und Blähmasse entfernen, es bewusst mal holprig werden lassen, damit man überhaupt erst das Gespür entwickeln kann, wo es doch wieder gebraucht wird.
In meinen Schulaufsätzen früher, hat mein Lehrer mir gern gewisse Füllwörter angestrichen, mit der Bemerkung: ,,Das ist hier keine Geschichte." Also war mein Rückschluss: ,,Nun", ,,denn" und andere Worte darf ich dann in meinen Geschichten sehr wohl benutzen. Ich finde: darf man auch, nur eben in einer überschaubaren Menge, die jedem Wort auch eine gewisse Wichtigkeit verleiht. Wenn man übertreibt und nicht darauf achtet, geht ja auch der Reiz an manchen Betonungen verloren und das ist dann schade. Auch in der wörtlichen Rede - wenn's nicht grad der voll durchgeknallte Spaßvogel vom Dienst ist, dem ich da eine gewisse Absicht in der Verwendung vieler Worte unterstelle, dann kann man auch die Dialoge würzen und schärfen damit.

Archivarin

Hmmm. Ich habe auch gerade einen meiner Texte in den Füllwörtertest gekippt:
Wörter gesamt: 2193
Füllwörter: 203 (9.26%)  :no:
Als ich dann durchgegangen bin, naja, einige davon hätte ich streichen können. Aber bei vielen dachte ich mir beim Lesen: Das hier brauche ich aber, du fieses Programm!
Es ist auch ein Ich-Erzähler. Vielleicht brauchen die ein bisschen mehr Füllwörter, weil sie ja die ganze Zeit am "Reden" sind?
Ich werde das mal beobachten. Ist auf jeden Fall eine interessante Sache.

Ah, und hab jetzt gerade noch einen anderen meiner Texte reingeworfen, der keinen 1. Person-Erzähler hat, und der kam mit 6.29% raus. Dann gibt es ja doch noch Hoffnung für mich.  :)
Spass beiseite, ich schliesse mich den Vorrednern an, einen stimmigen Text kann man bestimmt nicht am Prozentsatz der Füllwörter erkennen. Für mich ist der Test trotzdem ganz schön interessant, weil ich mir die Füllwörter vorher noch nie wirklich getrennt angeschaut habe.

Angela

Bei mir war das so eine Entwicklungsgeschichte.
Erst kamen alle Füllwörter raus, die nicht nötig sind, weil die ja 'böse' sind, nun mache ich es mittlerweile mit mehr Abwägung; was stört mich und was nicht. Wörtliche Rede sollte auf die Person zugeschnitten sein: Also kann das schon sein, dass da jemand echt viel massig Füllwörter nutzt.