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Jemanden das Wort abschneiden.

Begonnen von Aellin, 26. Dezember 2016, 01:27:41

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Aellin

Hallo ihrs (oder gute nacht)

Ich habe eine Frage, die mich bereits seit Wochen, wenn nicht Monaten wurmt: Wie stelle ich es dar, wenn einem Charakter das Wort abgeschnitten wird, oder dieser nicht mehr in der Lage ist (Schwäche etc.) dieses auszusprechen?

Schon mein Prolog behandelt eine Frau, die im Sterben liegend den Namen ihrer Tochter hervorquält:
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Meine Momentane Systematik:
In Schweigen verfallen: "Das ist es also ..."
Stottern/Stammeln: "Das- das habe ich nicht getan!"
Verunsicherung: "Ich- wir haben sie in das Lager gebracht!"
Wort abgeschnitten bekommen: "Herr, ihr sagtet doch-" "Ich weiß, was ich gesagt habe!"
Wort wird abgerissen (Tod/Ohnmacht): "Ael-" (Beispiel oben)
Zögernde Antwort: "Herr", entgegnete sie mit sichtbarem Widerwillen, "ihr solltet nicht zu streng mit ihr sein."

Bei Dreifachpunkten habe ich das Gefühl, dass man den Part als x anstatt als y identifizieren könnte, was beispielsweise aus dem abgeschnittenen Wort eine langsame, zögernde Antwort machen könnte. Den Gedankenstrich hingegen habe ich bisher in keinen Roman gelesen, was aber auch schlicht an meinen extremen Gedächtnisschwierigkeiten liegen könnte.

Wie löst ihr das?

mfg. Linn

Sprotte

#1
Der Gedankenstrich bekommt vor und hinter sich ein Leerzeichen.
Anders sieht es bei Aufzählungen mit folgendem, gleichem Satzteil aus:
Bau-, Umwelt- und Gewerbeaufsicht.

Laut Duden ist der Gedankenstrich für folgende Zwecke vorgesehen:
ZitatDer Gedankenstrich, der dazu dient, Unerwartetes anzukündigen oder Einschübe zu kennzeichnen
Klick
und
Zitatzur Kennzeichnung einer Pause, zur Abgrenzung eines eingeschobenen Satzes oder Satzteiles dient oder für ein bewusst ausgelassenes Wort steht
Klick

... markieren z.B. eine Auslassung, eine Pause im Sprechen oder eben ein auströpfelndes Ende eines Satzes/Wortes (mit Leerzeichen davor, wenn das Wort davor beendet ist, ohne Leerzeichen, wenn das Wort unvollendet ist: aber ... bzw. ab...).

Langes Graben brachte bei Andreas Eschbach eine Antwort zutage (er erklärt immer so herrlich knackig!):
ZitatWann nimmt man einen Strich zur Auslassung, wann drei Punkte?

Die 3 Punkte nimmt man, wenn ... hmm ... jemand eine absichtliche Pause macht. Den Gedankenstrich dage-

He, da hat mich gerade was unterbrochen! 


Und deshalb nehme ich den "abrupten" Strich.
Klick

Ich persönlich finde die Strich-Lösung nicht sehr gebräuchlich. In US-Manuskripten findet man das eher, denke ich.

Zit

Ich denke auch, dass die gewöhnliche Handhabe das Ausschreiben ist. Ganz so wie du es selbst in deinem Beispiel hattest. ("Sie schaffte es nicht einmal, den Namen ihrer Tochter auszusprechen. (...)") Nur ohne den Namen vorher abzubrechen, das spart man sich dann: Sie wollte ein letztes Mal den Namen ihrer Tochter aussprechen, schaffte es jedoch nicht mehr.
Anderes Beispiel: "(...) jemand eine absichtliche Pause macht." Andreas atmete durch und setzte gerade an, die Verwendung des Gedankenstrichs zu erklären, da wurde er unterbrochen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Weberin


Sprotte

#4
@Weberin Bei dem Beispiel kriege ich echt aufgerollte Zehennägel. Drei Punkte oder einer.

Jen

Naja, du verwendest oben einen Bindestrich statt eines Gedankenstrichs. :) Letzterer ist nämlich länger und vermeidet, dass man denkt, du würdest eine Aufzählung beginnen, wie in

»Baum- und Heckenscheren sind im Angebot.«
»Ich- kann darüber nicht reden.« <- ist also falsch

Eine Pause erzeuge ich lieber mit drei Punkten, weil die auch "länger zu lesen brauchen".

Zitat»Ich ... kann darüber nicht reden.«

Das sollte im Text allerdings nicht Überhand nehmen, weil er sonst unleserlich wird.

Zitat»W-was«, stotterte er, seine Hände zum Kopf hebend. »Was ist passiert? Warum ... warum sind wir auf der Insel? Was machen wir hier, hat uns ... Augustin! Dieser Typ hat uns reingelegt, ich erinnere mich!«

Die drei Punkte sind meines Erachtens also besser für Denkpausen als fürs Dazwischenfunken.

Zitat»Er befindet sich auf der östlichen Seite der Insel, bei zwei Seelen namens Elliott und Hana. Tu so, als würdest du sie kennen, vielleicht helfen sie dir. Hey, warte mal, sind das nicht–«
In diesem Moment, ...

(Ich merke gerade, dass der Gedankenstrich hier im Forum ziemlich kurz dargestellt wird, vermutlich nimmst du den also doch korrekt?)
Guilty feet have got no rhythm.

Anj

Ich verwende den Gedankenstrich recht häufig, um abrupte Unterbrechungen darzustellen. Die Beispiele von Zitkalasa kann man zwischendurch auch gut nuzen, aber als alleinige Variante wird mir das auf Dauer zu narrativ. In Kombination könnnen die beiden Varianten sich aber gut ergänzen.
Die drei Punkte kenne ich auch nur als bewusste und gewollte Pause des Sprechers.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Aellin

Meine erste Intuition war also doch nicht so "falsch", wie ich es gedacht hatte.

Zu dem "Was ich verwende": Ich hätte besser nicht Courier New verwenden sollen. Courier New stellt Binde- und Gedankenstrich exakt gleich dar.
Mir ist nie aufgefallen, dass ich Bindestriche im Text habe statt Gedankenstriche (keinen Einzigen). Ich dachte "Papyrus regelt das schon.". Falsch gedacht.
Ich muss wohl 812 Seiten überarbeiten ~ strg+f mein treuer Freund

Bindestriche bei Aufzählungen habe ich im ganzen Text vermieden. Ich habe lieber Synonyme oder Umschreibungen benutzt, weil es sich für mich "besser anfühlte" und sich auch besser las.

Naja. Vielen dank für eure Antworten. Sie haben mir die Sicherheit gegeben, die mir gefehlt hat.
:)

mfg. Linn

Sprotte

#8
Ein klares Jain!

Mit Courier New liegst Du richtig, wenn Du in Normseiten schreibst.

Aber: Word (zumindest meins, ohne daß ich etwas an den Einstellungen geändert habe) macht den Bindestrich zu einem etwas längeren Gedankenstrich, wenn ich korrekt Wort Leerschritt Bindestrich Leerschritt Wort Leerschritt schreibe. Sieht man in Courier tatsächlich nicht, sondern es fällt erst später beim Buchsatz auf. Der "abrupte Trennstrich", wie Eschbach ihn nennt, bleibt seitens Word dabei kurz und müßte später von Hand geändert werden.

Was im Satz mitunter verwandt werden soll, ist der sogenannte Geviertstrich. Zumindest ein Kleinverlag ist mir bekannt, der diesen einfordert bzw. im Buchsatz auch setzt.
Wieder ein Aber laut Wiki:
ZitatDer sehr lange Geviertstrich wird oft als störend empfunden, da seine Verwendung durch die Länge des Striches recht große Löcher in einen Text reißt. Er wird im Deutschen kaum verwendet.

Zu Binde- und Gedankenstrich gibt es hier noch einen interessanten Artikel: Klick
Dazu zählt auch das falsche Setzen von Leerschritten bei Komposita mit Bindestrichen: Gay - Romance - Roman *grusel*

Arne

Nur noch eine Kleinigkeit, da mir die Auslassungspunkte stilistisch durchaus am Herzen liegen (sie sind das Mittel meiner Wahl für ein Steuern des gelesenen Sprachflusses): Müsste es nicht bei Jens Beispiel
ZitatWarum ... warum sind wir auf der Insel?
eigentlich
ZitatWarum ... Warum sind wir auf der Insel?
heißen? Die natürlichste Lesart scheint mir zu sein, dass der Satz unterbrochen/fallengelassen und dann neu wieder aufgenommen wird. Aber hier lasse ich mich gerne eines Besseren belehren. Jeder Fehler, den ich in Zukunft weniger mache, ist mir lieb  :)

Sprotte

#10
Hängt davon ab, was ausgedrückt wird.
Wiki:
ZitatGroß-/Kleinschreibung nach Auslassungspunkten
Auslassungspunkte zählen, sofern sie den Satz beenden, wie gewöhnliche Punkte. Folglich beginnt der nächste Satz normalerweise mit Großschreibung. Es ist aber auch möglich, klein weiterzuschreiben, beispielsweise wenn die Auslassungspunkte nur ein Zögern innerhalb des Satzes anzeigen.

Beispiel von Duden.de:
ZitatDie Erhebung fand in den nachfolgend genannten Städten ... zum ersten Mal statt.

Arne

Das war mir soweit klar. Die Frage zielte mehr darauf ab, in wieweit es in so einem Fall Spielraum dazu gibt, hier überhaupt das zweite, wiederholte Wort kleinzuschreiben. Schwäche ich die Auslassungspunkte gedanklich ab, bleibt etwas übrig, das nicht wie eine Atempause in einem korrekten Satz verstanden werden kann. Es ist ein Stocken, bzw. Abbrechen des (ersten) Versuches, den Satz zu beginnen, gefolgt von dem erfolgreich ausgesprochenen, vollständigen Satz. So eindeutig scheint es zumindest MIR. Doch wir alle wissen nur zu gut, dass sich etwas sicher zu sein, ohne eine explizite Regel für diesen konkreten Fall zitieren zu können, nicht gleichbedeutend mit richtig liegen bedeutet  ;) Oh, wie oft habe ich das erst wieder bei meiner gegenwärtigen Korrekturrevision bemerkt ...  ;D

Eluin

Ich muss erhlich sagen, mich irritieren (außer vielleicht beim Stottern) die Bindestriche. Wort abgeschnitten oder Satz abgeschnitten wird im Normalfall mit Pünktchen gesetzt. Bei einem unterbrochenen Wort direkt an den letzten Buchstaben und bei einem unterbrochenen Satz mit Leerzeichen zwischen letztem Wort und Satzende.

Ich kenne es da halt so, wie Sprotte es auch beschreibt. - Auch die Variante von Zitkalasa finde ich in deinem Beispiel gut. Sprich gar nicht erst den Namen beginnen.

Bei Pausen unterbreche ich im Normalfall die wörtliche Rede und füge eine entsprechende "Regieanweisung ein" und nehme dann die Rede wieder auf. Pünktchen mitten in einem Satz verwende ich selten.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Elona

Ich buddel den Thread mal wieder aus.

Bisher habe ich es so gehandhabt, dass ich "–" verwendet habe, wenn die Person tatsächlich von irgendjemanden/-etwas unterbrochen wird. Die "..." für alles andere, also wenn jemand beispielsweise einen Satz offen gelassen hat. Aaaber, wie ist es denn nun, wenn die Person selbst abbricht?  :hmmm:

Zitat»Ich ...« Er brach ab.
oder
Zitat»Ich –« Er brach ab.

Ich frage, weil die Dame, die das Korrektorat gemacht hat, und ich, darüber anscheinend eine andere Auffassung haben. Jetzt gerade ist aber leider Wochenende, weshalb ich keine Möglichkeit mehr habe, dass in Erfahrung zu bringen.

Zit

Ich würde den Gedankenstrich nehmen. Das stockt mehr beim Lesen. Die Auslassungspunkte passen weniger, weil ja nix ausgelassen und dann wieder aufgenommen wird. "bricht ab" impliziert für mich, dass er danach schweigt. Ist vermutlich aber Geschmackssache.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt