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[Schule] Abi 2015

Begonnen von Berjosa, 04. Dezember 2016, 22:46:39

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Evanesca Feuerblut

Ich kann nur weitergeben, was ich von meiner Schwester habe. Also da sind die zwei oben genannten Kombinationen (und eine Reihe weiterer) inzwischen nicht mehr erlaubt. Zumindest für ihren Abijahrgang (also Abi 2016).

Kati

#16
@Hanna : Ich habe das auch erst vorgestern recherchiert, für meinen Protagonisten, der in Hamburg 2007 Abi gemacht hat.  ;D Dabei bin ich darüber gestolpert, dass es in Hamburg seit 2009 keine Leistungskurse mehr gibt. Stattdessen kann man sich bei Deutsch, Englisch und Mathe entscheiden, ob man das Fach auf einer normalen oder erhöhten Niveaustufe machen möchte. Hat mir wenig gebracht, weil mein Prota längst fertig war, als sie das eingeführt haben, aber vielleicht hilft es ja dir?

Und weil ich jetzt eh poste, erzähle ich direkt mal, wie es 2011 in Niedersachsen mit dem Abi war und heute noch ist: Wir mussten drei Leistungskurse wählen (die waren nicht alle gleichwertig, man musste 1. und 2. Schwerpunktfach festlegen), in denen sechsstündige Abschlussklausuren geschrieben wurden, einen Grundkurs, der ebenfalls durch eine Klausur bei den Abiprüfungen vertreten war (vierstündig), und einen Grundkurs, der durch eine mündliche Prüfung abgeschlossen wurde. Da gab es auch keinen Weg etwas auszutauschen oder eine andere Prüfung als Ersatz zu machen, es mussten vier Klausuren und eine mündliche Prüfung sein.

Welche Fächer man für was wählt, war ziemlich flexibel wählbar, es gab nur ein paar Regeln. Es gab fünf Schwerpunkte, aus denen man wählen konnte: Sprachlich, naturwissenschaftlich, musisch-künstlerisch, gesellschaftswissenschaftlich und Sport (Ja, Sport als Leistungskurs geht in Niedersachsen). Ich habe den musisch-künstlerischen Schwerpunkt gemacht und hatte als Leistungskurse zum Beispiel Kunst (1. Schwerpunkt), Englisch (2. Schwerpunkt) und Deutsch, die vierte Klausur habe ich im Grundkurs Geschichte geschrieben, meine mündliche Prüfung war in Bio, da blieb mir dann auch keine andere Wahl mehr übrig, wegen den Regeln zur Kursbelegung: Man musste sich nämlich losgelöst von den Prüfungskursen entscheiden, ob man Kunst oder Musik machen wollte, Politik/Wirtschaft oder Geschichte, Bio, Physik oder Chemie etc. Man musste also zumindest eins der Fächer aus den anderen Schwerpunkten als Grundkurs machen, konnte aber wählen, welches. Aber: Wenn man zum Beispiel wie ich Kunst als Leistungskurs gemacht hat, musste man Musik so oder so für zwei Halbjahre als Grundkurs machen, ist ja auch logisch im künstlerisch-musischen Profil. Wenn man Geschichte als viertes Prüfungsfach hatte, musste man auch Politik machen. Hätte ich Bio im Leistungskurs gehabt, hätte ich wohl Physik oder Chemie nebenbei machen müssen und so weiter und sofort.

Fremdsprachen konnte man aber bis auf Englisch alle abwählen, wenn man wollte (es sei denn natürlich, man wollte den sprachlichen Schwerpunkt machen), nur Englisch musste man im Grundkurs oder im Leistungskurs machen. Auch Deutsch, Sport und Mathe konnte man nicht abwählen und man musste zwischen Religion und Ethik wählen, alles andere konnte man abwählen. Es gibt in Niedersachsen also wenig Pflicht und sehr viel Wahlpflicht. Es gab auch keine Pflicht, eine Fremdsprache im Leistungskurs zu machen, wie Mondfräulein das von Hessen erzählt. Nur Englisch musste im Grundkurs gemacht werden, Französisch, Spanisch und Latein konnten wir abwählen, es sei denn sprachlicher Zweig.

Außerdem ist das sogenannte "Seminarfach" Pflicht: Das Seminarfach war bei uns auf die Schwerpunkte abgestimmt. Hier wird eine Hausarbeit geschrieben (15 Seiten wie in der Uni, viel Recherchearbeit, als Vorbereitung auf die Uni), bei der man wählen kann, in welchem der Prüfungsfächer man sie schreibt. Ich habe in Englisch geschrieben und nicht in einem meiner Schwerpunktfächer. Im zweiten Oberstufenjahr haben wir hier eine Präsentation gemacht, die relativ frei wählbar war: Meine Gruppe und ich haben hier unsere Leistungskurse Kunst und Deutsch vereint und einen kleinen illustrierten Gedichtband erstellt, den wir dann in der Präsentation vorstellen mussten. Eine andere Gruppe hat über ihren Leistungskurs Geschichte eine kleine Ausstellung in der Schule gemacht. Das ging alles.

EDIT: Ich habe vergessen dazu zu sagen, dass die Schulen einiges an Ermessungsspielraum haben, inwieweit sie das so anbieten wollen. An der Schule, an der ich Abi gemacht habe, wurde es so frei angeboten, wie oben beschrieben (es gab auch die Möglichkeit, anstatt Kunst oder Musik Darstellendes Spiel zu machen, was nicht an vielen Schulen angeboten wird). An der Schule, auf der ich vorher war, gab es sehr starre Profile, in denen die Leistungskurse festgelegt waren, was daran lag, dass es ein kleineres Gymnasium war und sie anders die Kurse nicht sinnvoll hätten anbieten können. Es gab keinen künstlerischen Zweig auf dieser Schule (deshalb habe ich die Schule gewechselt) und, wenn ich mich richtig erinnere, setzten sich die Profile sehr unflexibel zusammen. Man konnte sich das also nicht selber zusammenstellen, sondern hat die Wahlmöglichkeit zwischen vier starren Profilen bekommen. Ich hätte daher beinahe Deutsch-Geschichte-Politik-Englisch-Bio gemacht, weil das einfach so festgelegt war und man daran nichts mehr rütteln konnte, obwohl ich Politik nicht sehr gut konnte und es als Leistungskurs wahrscheinlich nicht gepackt hätte. Das geht in Niedersachsen also auch, weil die Schulen ziemlich frei entscheiden können, wie frei die Wahlpflichtprofile wirklich sind.

Mondfräulein

Zitat von: Evanesca Feuerblut am 05. Dezember 2016, 18:46:09
Ich kann nur weitergeben, was ich von meiner Schwester habe. Also da sind die zwei oben genannten Kombinationen (und eine Reihe weiterer) inzwischen nicht mehr erlaubt. Zumindest für ihren Abijahrgang (also Abi 2016).

Ich habe nachgeschaut und es hat sich nicht geändert. Es kann eben nur sein, dass einfach kein Geschichts-Leistungskurs zustande kommt oder dass die Schule das nicht erlaubt, aber die Kombination geht theoretisch definitiv, weil Biologie eine Naturwissenschaft ist.

Berjosa

Ha, prima, vielen Dank. Da kommen ja eine Menge spannende Dinge zusammen. Sicherheitshalber bin ich nochmal bei der "Oberstufen- und Abiturverordnung" für Hessen vorbeigesurft.
Demnach kann ich meiner Heldin die Leistungskurse Deutsch und Englisch, als drittes Prüfungsfach Bio (oder Mathe) zudiktieren.
Bei diesen Prüfungen ist die Welt noch in Ordnung. Das Abenteuer beginnt am Wochenende danach.

Das vierte Prüfungsfach mit der regulären mündlichen Prüfung soll Geschichte werden. Damit sind dann alle drei Aufgabenfelder abgedeckt.
Dann könnte sie als fünftes eine Präsentation in Musik vorbereiten, hier zum Thema Schlagzeug.
Während der Vorbereitungszeit bricht das Chaos aus, und gerade am Wochenende vor der Präsentation schlagen die Schurken zu. Da geht es meiner Heldin ziemlich miserabel.

Vielen Dank auch für Infos zum Drumherum. Das ist ja anscheinend doch etwas aufwendiger geworden. Ich nehme an, das Abibuch ist ein Fotobuch, in dem mehr oder weniger der ganze Jahrgang zu sehen ist?
Beim letzten Abistreich, den ich (aus der Ferne) miterlebt habe, hat mein Auto einen Knutschfleck abbekommen ...

Die Heldin in einem Komitee unterzubringen, wo sie auf den letzten Metern ständig ausfällt, Ausreden erfinden muss und sich unbeliebt macht, wäre eine zusätzliche Koplikation, aber das passt nicht unbedingt zu ihr. Wenn, dann würde sie höchstens als Mitläuferin irgendwo einsteigen, weil eine Freundin sie bequatscht.

Mondfräulein

Mit der Kombination muss deine Heldin Mathe als Prüfungsfach nehmen, weil man sich in Hessen auf jeden Fall in Mathe und Deutsch prüfen lassen muss. Mit Deutsch als Leistungskurs hat sie etwas mehr Auswahl, dann geht auch Musik, allerdings muss man in der mündlichen Prüfung alle Themen aller Halbjahre vorbereiten weil alles drankommen kann. Manche Lehrer sind nett und schließen unter der Hand etwas aus, aber sie wird auf keinen Fall schon wissen, dass Schlagzeug dran kommt, das gehört glaube ich auch nicht zum Lehrplan der Oberstufe. Ich hatte Musik durchgängig und wahrscheinlicher ist, dass sie in der Prüfung ein Stück bekommt, dass sie analysieren muss.

Berjosa

Tschuldigung, da habe ich falsch gelesen. Ich dachte, das Thema für die Präsentation suchen sich die Prüflinge selbst aus. Dem ist leider doch nicht so. Aber Musik wird es auf jeden Fall.

canis lupus niger

#21
Die Leistungs- und Stundennnachweise außerhalb des Stundenplans waren, soweit ich (als Mutter einer Abiturientin Niedersachsen 2015 und Elternratsmitglied) weiß, hauptsächlich dem G8 geschuldet. Die fehlenden Unterrichtseinheiten der Jahrgangsstufe 13 sollten u.a. dadurch ausgeglichen werden. Seitdem es in Niedersachsen wieder das G9 gibt, müssten diese Regelungen entfallen sein. Das kann ich aber nicht verbindlich sagen, weil ich jetzt keinen Kontakt zum Schulvorstand und zur Elternschaft mehr habe.

Im Gymnasium meiner Tochter wurde zur Finanzierung der Abschlussfeier u.a. sehr viel Kuchen- und Brötchenverkauf bei Elternsprechtagen durchgeführt, in der Adventszeit wurden einmal wächentlich (Dienstags) in den Pausen Waffel gebacken und verkauft. Aber auch die anderen bereits genannten Aktivitäten gab es (Party mit Eintritt, sog. Jahresevent, Spendenaktionen).

Was sonst noch viel zeit binden KANN, sind zeitaufwändige freiwillige AGs. Meine Tochter war seit der 8. Klasse Redakteurin der Schülerzeitung und musste sehr viel Freizeit in das Lektorat und die Korrekturen investieren. Einmal hat sie mit ihrer Freundin und Mitredakteurin bis morgens um 5 daran gearbeitet, weil sie die letzten Artikel erst um Mitternacht bekamen. Die andere Mutter und ich haben sie beide an dem Tag vom Unterricht befreien lassen und mit dem AG-betreuenden Lehrer ein ernstes Wort geredet. Der Abgabeschluss für Artikel wurde daraufhin auf 24 Stunden vor Redaktionsschluss gelegt, sonst hätte sich die Schülerzeitung zwei neue Redakteurinnen suchen müssen.  ::)

Meine Tochter hatte übrigens auch die LK(bzw. EAN = erhöhtes Anforderungsniveau)-Kombination Deutsch und Englisch, sowie als drittes EAN-Fach Religion. Als Grundkurse Mathe und Französisch. Als Präsentation (im Kurs Romantik) hat sie untersucht, ob Tolkiens "Herr der Ringe", der als als Werk zwar nicht in der Epoche der Romantik entstand, nach den Kriterien trotzdem als romantisches Werk angesehen werden kann. Sie hat es gerade so geschafft, die Höchst-Seitenzahl nicht zu überschreiten und hatte auch dafür einen ungeheuren Zeitaufwand. Als Lektor hat sie sich ihren früheren Lieblings-Deutschlehrer (und ebenfalls Tolkien-Fan) gesichert, der passenderweise damals schon zu einer anderen Schule gewechselt war. Herausgekommen ist eine Arbeit, die nach Aussage der betreuenden Lehrerin nahezu Promotionsniveau hatte. Damit will ich nicht angeben, schließlich ist es nicht mein Verdienst (stolz bin ich trotzdem) , aber es zeigt doch, dass so eine Pflichtarbeit, wenn sie ein Lieblingsthema berührt und somit genug Leidenschaft entfesselt, auch überdurchschnittlichen Zeitaufwand (allein für das Lesen der Sekundärliteratur) mit sich bringt. Das Thema konnte sie sich selber aussuchen, nur der Rahmen (Romantik) war halt durch den Kurs vorgegeben.

Mondfräulein

Kein Grund sich zu entschuldigen! Ein Prüfungsthema das ich mir vorstellen könnte wäre zum Beispiel West Side Story, das haben wir im Unterricht durchgenommen, oder irgendein Lied aus der Romantik, vielleicht auch eine Oper. Der Lehrplan bestand glaube ich hauptsächlich aus so etwas. Das Thema der Präsentation bekommen die Schüler einfach zugeteilt, obwohl manche Lehrer unter der Hand auch ein paar Absprachen zulassen, offiziell darf man es sich aber nicht aussuchen.

Atra

@ Mondfräulein

Zitat von: MondfräuleinDas Thema der Präsentation bekommen die Schüler einfach zugeteilt, obwohl manche Lehrer unter der Hand auch ein paar Absprachen zulassen, offiziell darf man es sich aber nicht aussuchen.
Bezieht sich das auf Hessen? Rein aus Interesse, da ich mir in Berlin das Thema vollständig selbst aussuchen konnte. Die einzigen Kriterien waren, dass es zum Fach (Kunst) passen und fachübergreifend sein musste (bei mir damals Kunst-Deutsch).
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

canis lupus niger

#24
Wie schon gesagt: In Niedersachsen konnte meine Tochter sich das Thema auch aussuchen (2015).

Ich finde es aber auch nicht entscheidend, dass diese Details in einem bestimmten Bundesland im Jahr X zu 100% stimmen. Liest jemand aus einem anderen Bundesland die Geschichte, oder jemand, der gar kein Abitur gemacht hat, oder das Abi fünf Jahre später in Hessen macht, weiß er ja auch nicht, wie die Regelungen im Jahr X- in Hessen waren. Zum Zeitpunkt oder am Ort des Lesens können die Bedingungen ja ganz andere sein. Diese Frage haben wir übrigends neulich schon mal in einem anderen Thema diskutiert.

Berjosa

In Hessen sieht die Prüfungsordnung, dass das Thema von der zuständigen Lehrkraft gestellt wird. "Fachübergreifend" ist nicht zwingend vorgeschrieben, aber möglich.
Welche Arten von weniger offiziellen Absprachen drin sind, hängt vermutlich von der Schule und den einzelnen beteiligten Personen ab.

Hanna

Wahnsinn, wie viele Unterschiede es da in den einzelnen Bundesländern gibt!  :o

Ich danke euch allen schon einmal herzlich für eure Infos und habe meine Protagonistin jetzt erst einmal krankgeschrieben. So bekommt sie von dem Trubel nicht so viel mit.
#notdeadyet