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In anderen Sprachen schreiben

Begonnen von Espérance, 12. August 2007, 01:14:04

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Espérance

Was mich interessiert ist, ob ihr alle durchweg in Deutsch schreibt oder ob ihr auch andere Sprachen mal fordert.

Mir fällt inzwischen auf, dass mir das Schreiben in Englisch irgendwie leichter von der Hand geht als wenn ich auf Deutsch schreibe. Vielleicht weil ich in Englisch bewusster schreiben muss, weil es eben eine Fremdsprache ist. Oder es kommt daher, dass ich momentan andauernd irgendwelche Englischen Bücher lese und Englische Filme sehe und daher irgendwie voreingenommen bin. Seltsam ist es, aber immerhin habe ich so gerade 5 hübsche Seiten geschrieben in einer Zeit in der ich in Deutsch nur von träumen kann.

Komisch, komisch. Oder es ist eigentlich nur die Geschichte, die unbedingt erzählt werden will (so einen starken Drang etwas unbedingt zu schreiben hatte ich bislang noch nie)..

Maran

Das kenne ich. Ich besitze auch ein oder zwei englische Ergüsse. Nicht so lang, eher nur Fragmente, aber sie wollten einfach raus. Sie sind sehr emotional und nicht wirklich etwas zum Herzeigen. Es war seltsam, als ich sie schrieb. In den Klausuren habe ich immer versucht, meine deutschsprachigen Gedanken ins Englische zu übersetzen, zumindest, wenn die Gedankengänge etwas komplizierter waren. Aber diese Fragmente sind so aus mir "rausgeflutscht" ... als ob ich das, was ich schrieb, im Deutschen nicht sagen könne oder wolle.

Elena

Das geht mir ähnlich - zu manchen Geschichten, manchen Themen passt die englische Sprache besser. Ich habe sogar einmal einen Roman auf Englisch begonnen, und der Anfang flutschte auch. Nur: Sobald ich im Englischen stecken bleibe, stecke ich. Da ist der Karren im Matsch versunken.
Das war auch der Grund, wieso ich mich dazu entschied, den Roman doch auf Deutsch zu schreiben. Wenn ich da stocke, komme ich leicht wieder raus. Im Englischen nicht.

Liebe Grüße,

Elena

Lisande

Jupp, kenne ich, manche Dinge wollen einfach auf Englisch geschrieben werden.

Und wenn ich filke, geht Deutsch fast gar nicht - in der Regel fange ich auf Deutsch an zu kitschen!

Coppelia

#4
Von allen Fremdsprachen, die ich kenne, kann ich wohl am besten Latein. Daher ist das die einzige Sprache, die ich mit Englisch vergleichen kann. Aber ich denke, dass es auf Englisch leichter ist zu schreiben als in den meisten anderen Fremdsprachen. Die Grammatik ist relativ einfach, die Stilebenen sind relativ leicht auseinander zu halten, es ist genügend Vokabular vorhanden ...

Ich schreibe nie auf Fremdsprachen. Erstmal mag ich Deutsch sehr gern, wie es ist, weil es extrem vielseitig ist. Es kann von seinem Klang sehr variieren, vom Satzbau auch. Auf allen Stilebenen hat es viele Synonyme. Vor allem haben wir einen ganz besonders umfangreichen Wortschatz. Zusammen mit fremdsprachlichen Ausdrücken haben wir mehrere Millionenn Wörter! Daher kann man auf Deutsch eigentlich nicht in die Verlegenheit kommen, keine Wörter zu finden, zumindest liegt es nicht an unserer umfangreichen Sprache. Eine Freundin, die Neugriechisch studiert, hat mir erzählt, dass viele griechische Wissenschaftler ihre Werke auf Deutsch veröffentlichen, weil sie so die Möglichkeit haben, die Dinge besonders differenziert auszudrücken, was dann offenbar auf Griechisch nicht ganz so gut möglich ist. Und dabei sind sogar auf deutsch die meisten Wörter mehrdeutig, fast alle Verben und sehr viele Substantive und Adjektive, was uns nur selten auffällt, weil es kontextabhängig ist. Wenn man das mit Latein vergleicht: Latein hat sehr wenige Wörter, deswegen kommt es fast überhaupt nicht vor, dass eine Vokabel nur eine Bedeutung hat. Manche haben über zehn oder noch mehr, sodass es nicht leicht ist, herauszufinden, welche gemeint ist. Da weiß ich inzwischen ein umfangreiches Vokabular wirklich zu schätzen (Auf Latein heißen jede Menge abstrakte und konkrete Wörter einfach nur "Dings" oder "Dinger", für die wir auf deutsch ganz andere Begriffe haben. Man muss sich nur mal vorstellen, dass man dann einen komplizierten Zusammenhang erklären müsste zwischen drei Begriffen, die bei dir alle nur "Dings" heißen).
Außerdem haben wir auf Deutsch noch die Möglichkeit, immerzu unbegrenzt neue Wörter zu erschaffen, die dann auch noch gleich verständlich sind. Das geht z. B. auf englisch nicht ganz so gut. Weil Deutsch so kompliziert ist, kann ich eigentlich froh sein, dass ich Muttersprachlerin bin. Ansonsten glaube ich nicht, dass es so einfach zu erlenen wäre - selbst Muttersprachler machen ja sehr viele Fehler und beherrschen die Grammatik nicht.

Aber wieso ich eigentlich nie auf englisch schreibe: Zutrauen würde ich es mir (sogar auf Latein), aber ich kenne im Deutschen alle Bedeutungen der Wörter, die Stilebenen, den Kontext, in dem ein Wort vielleicht mal stand. Ich kenne die Grammatik, die Sprachgeschichte, die frühen deutschen Werke. Ich kenne mich in Deutsch einfach sehr gut aus. In Englisch längst nicht so gut, und selbst wenn ich viel Englisch machen würde (was ich eigentlich auch tue), würde ich dabei nie so weit kommen. Ich habe aber einen hohen Anspruch an meine Sprache, und wenn ich auf englisch schreiben würde, würde ich von mir verlangen, dass ich sprachlich hinter einem englischen Muttersprachler nicht zurückstehe. Ich glaube aber nicht, dass mir das gelingt (ganz realistisch betrachtet), also schreibe ich in der Sprache, wo ich ziemlich sicher sein kann, dass ich alle Feinheiten beherrsche. Wenn ich mir vorstelle, ich schreibe einen englischen Text und denke, er ist wirklich gut, und dann lesen ihn Muttersprachler und lachen sich schlapp ... nee danke. :) Außerdem nutze ich gern die Vorteile von Deutsch, wie oben angeführt. :)

Füchslein

Bis jetzt habe ich nur auf Deutsch geschrieben und das wird so so schnell auch nicht ändern. Die Beschäftigung mit der Sprache ist für mich ein sehr wichtiger Teil des Schreibens, ganz unabhängig von der Geschichte, die geschrieben werden will. Und mit der deutschen Sprache beschäftige ich mich nun mal sehr gern, liebe es damit herumzuexperimentieren und zu basten. Da hat Coppelia, wie ich finde, die Vorteile der deutschen Sprache sehr schön herausgestellt. Auch wenn ich öfter Englisch lese, könnte ich mir schwer vorstellen, auf Englisch zu schreiben, weil mich die Sprache an sich, von ihrer Grammatik her, viel weniger anspricht als das Deutsche. Mal ganz abgesehen davon, dass ich weiß, dass ich mich im Englischen nie so gut ausdrücken könnte wie in meiner Muttersprache und schon das ein Grund für mich wäre, es zu lassen.

Liebe Grüße,
Füchslein

Hr. Kürbis

Ich bin überzeugter Deutsch-schreiber, denn selbst mit meiner Muttersprache stehe ich hin und wieder auf Kriegsfuß, also warum sich in eine wahres Gemetzel mit einer Fremdsprache stürzen? Ich würde garantiert verlieren...

Obwohl, im Englisch Unterricht an der Berufsschule mussten wir auch immer kleine Geschichten und Dialoge schreiben und dann vortragen, das war ziemlich lustig... Ich sag nur Souvenirs in London kaufen und mit einer Pumpgun nach Hause kommen! :o

Espérance

Zitat von: Maran am 12. August 2007, 01:24:53
Aber diese Fragmente sind so aus mir "rausgeflutscht" ... als ob ich das, was ich schrieb, im Deutschen nicht sagen könne oder wolle.

Das ist eben auch genau das, was mich verwundert. Ich habe das Gefühl, dass ich das so, wie ich es auf Englisch geschrieben habe, auf Deutsch nicht ausdrücken könnte. Irgendwie fließt es bei mir besser, wenn ich auf Englisch schreibe, wobei mein Deutsch dann eher hölzern heraus kommt (ich meine jetzt nicht meinen Stil, sondern das Gefühl beim schreiben). Die Sätze sind in Englisch schon da und ich muss sie nur noch heraus lassen. Ich muss nicht lange herumsuchen, wie ich etwas formulieren will wie im Deutschen.

Aber irgendwie ist es auch blöd. Eigentlich habe ich nicht vor einen gesamten Roman auf Englisch zu schreiben.

Grey

Hmm ... ich schreibe auf deutsch, weil ich, was Englisch und Spanisch betrifft, doch eher bei den umgangssprachlichen Kenntnissen hängen geblieben bin. Mit Deutsch kann ich besser rumspielen ... würd ich das in anderen Sprachen probieren, wär ich wahrscheinlich ziemlich schnell frustriert. Andererseits kenne ich viele englische oder spanische Zitate, die ich total schön finde, und bei denen ich mich schwer tue, der deutschen Übersetzung den gleichen Charme abzugewinnen ...

Franziska

Ich schreibe nur auf Deutsch, weil ich Englisch nicht so gut kann, dass ich mich darain so gut ausdrücken könnte. Ich kann zwar gut Englisch, aber wenn ich Englische Bücher lese, merke ich, dass ich doch einige Redewendungen nicht kenne, besonders umgangssprachliche Sachen. Meine meisten Protagonisten sind Jugendliche und die reden bestimmt kein Schulenglisch. Ich würde gerne auf Englisch schreiben können. Seltsamerweise denke ich aber wenn ich ein Englisches Buch lese, wie gerade, fast nur noch auf Englisch und denke mir auch Szenen auf Englisch aus, aber schreibe sie dann auf Deutsch auf.

Steffi

Ich schreibe meine Fanfiction fast ausschließlich auf Englisch, weil es im Internet ein größeres Publikum findet. Generell würde ich aber nicht sagen, dass sich die eine oder andere Sprache besser zum Schreiben eignet. Sie sind halt verschieden.
Sic parvis magna

Berjosa

Ich habe mal je eine Geschichte auf Niederländisch - auch noch für einen Wettbewerb, ogottogott - und auf Englisch (Creative Writing-Kurs bei einer amerikanischen Gastdozentin) geschrieben. Aus der Sicht meines Computers war das ungefähr im Pliozän, daher lagern jetzt nur noch die Übersetzungen auf meiner Festplatte. Beide sind veröffentlicht worden, und ich halte sie für deutlich besser als die Originale.
Letztens habe ich mal wieder den Versuch unternommen, einen Krimi auf Englisch zu verfassen, bin aber ständig an meine Grenzen gestoßen. Also schreibe ich derzeit nur Hausarbeiten auf Englisch, 6000 Wörter über Portativ spielende Engel liegen noch vor mir. Für Geschichten bleibe ich bei Deutsch. Da weiß ich wenigstens, wie sich die böse Schwiegermutter sprachlich von der Heldin abhebt, oder wie bestimmte Dinge auf "Mittelalterlich" heißen.


Solatar

Ich schreibe nur auf deutsch, weil ich diese Sprache als Muttersprache am besten beherrsche und daher am meisten damit spielen kann.
Nur beruflich schreibe ich auch englisch (business), weil ich in einer US - amerikanischen Firma arbeite und die hausinterne Sprache american english ist. :gähn:
Und wenn es denn in den Geschichten sein muss, fliessen allenfalls einzelne Sätze oder Worte einer eigenen Fantasysprache mit ein.

Kira

Ich schreibe ausschließlich auf Deutsch, auch wenn ich englische Bücher lese und auch im schriftlichen Englisch ziemlich sicher bin. Sobald ich jedoch einen englischen Text schreibe, kommt irgendwann mal der Punkt, an dem ich ein Wort nicht weiß – eben weil es immer noch eine Fremdsprache ist. Diese Einschränkung in der Wortwahl möchte ich mir nicht antun. Ich bin jedes Mal aus dem Schreibfluss raus, nur weil ich im Wörterbuch nach dem richtigen Begriff suchen muss.

Deutsch ist meine Muttersprache und die Sprache, in der ich die meisten Wörter kenne, sodass ich viele Möglichkeiten habe, etwas auszudrücken und Nuancen zu setzen. Und genau wie Solatar und einige andere liebe ich die Spielerei mit der Sprache, was mir nirgendwo so gelingt wie in meiner Muttersprache.

Als Leser schätze ich außerdem, wenn sich ein Autor gut und ideenreich ausdrücken kann.

Liebe Grüße,
Kira

Kiwi

Meine ersten Geschichten schrieb ich in Englisch, da das die erste Sprache war, die ich in der Schule gelernt hatte.
Meine Muttersprache ist jedoch deutsch und ich bin auf deutsche Geschichten umgeschwenkt, als ich in der Schule von ner 6 auf ne 2 gerutscht bin (da ich davor ja nur Englisch hatte).

Ich habe gemerkt, dass es mir furchtbar schwerfällt, eine Geschichte zu übersetzen. Allerdings habe ich noch nicht ausprobiert, eine neue Geschichte in Englisch zu beginnen, das sähe vermutlich wieder anders aus.

Ich lese momentan fast nur Englisch und werde wohl irgendwann wieder die Sprachsicherheit besitzen, englische GEschichten zu schreiben. Das wünsch ich mir jedenfalls.
Ich liebe beide Sprachen.

LG,Kiwi