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[Reiten] Ein Pferd versorgen, das aus dem Regen kommt

Begonnen von Sturmbluth, 17. Mai 2016, 17:43:56

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Sturmbluth

Hallo zusammen,

nicht nur bin ich hier unter guten Fantasy-Autoren, nein, wie ich festgestellt habe, verkehren hier auch einige Pferdenärrinnen (und sicher auch Pferdenarren).

Ich gehöre leider gar nicht dazu, habe mit Pferden nie viel zu tun gehabt, außer dass ich mir hin und wieder meine Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden habe, als sie noch lang waren...  8)

Aber ich möchte vermeiden, in meinem Roman Blödsinn zu schreiben. Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.

Folgende Situation: Mein Held kommt aus dem Regen in ein Gasthaus. Er ist tagelang durch den Regen geritten. Er und das Pferd sind NASS. Nun will er, dass sein Pferd versorgt wird. Was wird er vom Wirt fordern?

  • Es soll in einen trocken (warmen) Stall - OK, soweit komm ich selbst drauf
  • Es soll gestriegelt werden? - Ja/Nein. Wenn Ja, wann macht man das? Am Anfang oder am Ende der Behandlung?
  • Es soll mit Stroh abgerieben werden? - Hab ich mal gelesen oder im Film gesehen. Aber macht man das evtl. nur, wenn das Pferd geschwitzt hat?
  • Es soll abgetrocknet werden? - Ja/Nein? Mit einem Handtuch? - Ihr seht, ich habe keine Ahnung  ;D


Malinche

 :wache!: Hallo Sturmbluth,

ich habe das Thema mal in unser Auskunft- und Rechercheboard umgetopft, das wir für genau solche inhaltlichen Anfragen haben: "Ich weiß über Thema XY nicht genug, wer kann mir helfen?"

Der Workshop ist hingegen da für allgemeine Diskussionen zum Schreibhandwerk - ein Blick auf die anderen Threadtitel sollte dir ein gutes Gefühl dafür verschaffen.

Was die Frage selbst betrifft, dürfte es hier tatsächlich  genug Pferdeexperten geben, die weiterhelfen können. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Loki

Da will einer aber ganz genau sein?  ;D
Wenn es jetzt kein besonderes Pferd ist würde: "Versorg mein Pferd." doch reichen oder?

Sturmbluth

Zitat von: Loki am 17. Mai 2016, 17:59:32
Da will einer aber ganz genau sein?  ;D
Wenn es jetzt kein besonderes Pferd ist würde: "Versorg mein Pferd." doch reichen oder?
Dem Helden ist sein Pferd wichtig. Deshalb will er sicher gehen, dass es ordentlich versorgt wird. Außerdem, hey, "Show, don't tell!"  ;D

Maubel

#4
Na genau genommen, sagt er es ja doch  :P aber ehrlich gesagt, würde ich als Leser dabei eher das Gefühl bekommen, dass da jemand sehr pedantisch ist und der Stallbursche würde wahrscheinlich die Augen rollen, wenn ihm jetzt jemand seine Arbeit erklärt. Wenn er es selbst machen würde, würde ich das verstehen, dass du alle Schritte beschreibst, aber als Anweisung klingt es eben etwas zu viel. Ein "versorg mein Pferd und geh sicher, dass er/sie gut abgerieben wird" wäre mir als Leser ausreichend, es sei denn, er legt selbst Hand an.

Edit: Wenn du die Schritte wirklich beschreiben willst, dann würde ich das während der Tage machen, in denen er reitet. Da wird er ja sein Pferd selbst versorgt haben und es zumindest so gut wie möglich trocken bekommen haben - im Wald untergestellt und so. Liebe Pferdenarren, schlagt mich, wenn das falsch ist, aber tagelang nass sein, ist für ein Pferd nicht das beste oder?

Elona

Da muss ich Maubel recht geben. Was du aber zusätzlich, zu dem Satz den sie vorgeschlagen hat, machen könntest: Das dein Prota dem Wirt/Stalljungen/wem auch immer mehr Geld dafür gibt. Gerade wenn er eigentlich nicht sonderlich viel hat und sparsam sein müsste, sagt das viel aus (finde ich zumindest). Außerdem könnte er auch später noch mal nach seinem Pferd schauen, um sicherzugehen, dass es tatsächlich gut versorgt worden ist.
Nur so eine Idee.  ;)

Sturmbluth

Zitat von: Maubel am 18. Mai 2016, 07:11:59"versorg mein Pferd und geh sicher, dass er/sie gut abgerieben wird"
Aber das ist doch genau der Punkt, den ich hier erfragen will!  Ich wollte z.B. wissen, ob Abreiben nach dem Regen sinnvoll ist oder nicht. Deinem Beispiel entnehme ich, ja, macht man so. Bitte nicht vergessen: Für euch Pferdefreunde ist es völlig klar, wie man mit einem Pferd umgeht. Für mich nicht.

Was macht man noch mit einem Pferd, das klitschnass ist? Was muss man tun, damit es sich nicht erkältet? (erkälten sich Pferde überhaupt?) Muss der Stall warm sein? Muss er windgeschützt sein, oder genügt es, dem Pferd einfach ein Dach über dem Kopf zu geben, aber die Wände sind offen? Kann man es nicht einfach draußen stehen lassen? Stirbt es dann?

Gebt mir doch ein bisschen Futter. Was macht IHR mit euren Pferden, wenn sie klitschnass an einem kalten Regentag in den Stall kommen?

Merrit

Hallo,
        vielleicht würde er sagen, dass der Stallbursche das Pferd gut abreiben soll (Trocknung des Pferdes mittels Strohwisch) und ggf. eine Decke über die Nierenpartie legen soll. Das letztere nur, wenn das Wetter kalt ist. Kälte und Nässe kühlen die Großen Muskelpartien aus und wenn dein Held eventuell früh am Morgen weiter will, ist es von Vorteil, wenn die Muskeln warm gehalten werden (der Stall sollte nicht warm sein, nur trocken und ohne Zugluft). Vielleicht sieht er ja später einmal nach dem Pferd und merkt eben, dass es getrocknet wurde und eine Decke auf hat. Sagen muss man so was dem Stallpersonal eigentlich nicht extra.
Es kommt also ganz darauf an, wie du es erzählen möchtest  ;D.

Lg Merrit

Layka

Wenn das Pferd klatschnass ist, geh ich einmal mit einem Schweißmesser drüber, wenn danach noch etwas besonders nass ist, rubbel ich mit einem Handtuch drüber. Dann kommt eine Abschwitzdecke drauf. Schweißmesser in der Form mit Gummi passen natürlich nicht in ein mittelalterliches Setting, ich schätze mal, mit Stroh abreiben ist da am sinnvollsten.
Und ja, Pferde können sich erkälten, gerade Zugluft ist da meines Wissens gefährlich. Was meinst du mit draußen stehen lassen? Viele Pferde stehen bei jedem Wetter auf der Weide, aber da sollte es dann auch einen Unterstand geben, in den sie sich zurückziehen können. Auch ohne kippt es natürlich nicht gleich um. Manche Pferde stehen auch freiwillig im Regen rum, obwohl sie einen Unterstand zur Verfügung haben :D
Ich sehe es aber auch so, dass es komisch rüber kommen würde, wenn dein Held dem Stallburschen seine Arbeit erklären will und du deswegen nicht haargenau wissen musst, wie das Pferd getrocknet wird. "Kümmer dich um mein Pferd und gib ihm eine Decke" ist vollkommen ausreichend. Wenn die Besitzerin meiner Reitbeteiligung mir vor einem Treffen sagen würde "Striegel ihn und dann bürste ihn und kratz die Hufe aus...", wäre ich schon genervt - da heißt es "Putz ihn schonmal". Und ich mache das im Gegensatz zu deinem Stallburschen nicht beruflich :)
lights out.

Churke

Schweiß kommt ja von unten - aber ist das Fell nicht fettig und damit wasserabweisend? In Pyrenäen hält man Pferde wie Mustangs, die kriegen ein Glöckchen umgehängt und gut ist.

Merrit

Soooo fettig ist das Fell von Pferden nicht. Wenn sie nicht geritten/gearbeitet werden, haben die meisten Pferde auch kein Problem damit Regenwasser abzuleiten. Ihr Oberfell ist dafür ausgerichtet und die Unterwolle bleibt meist trocken. Wenn allerdings ein Sattel/Geschirr auf dem Pferd liegt, dann wird Wasser auch in die Unterwolle weiter geleitet. Wenn das Pferd schwitzt kommt die Feuchtigkeit auch von unten, richtig. Bei trainierten Pferden kommt noch dazu, dass die Muskeln umfangreicher und damit teils auch anfälliger sind, als bei einem untrainierten Weide-, Wildpferd. Diese müssen ja z.B. keinen Reiter über lange Strecken tragen, sonder "nur" sich selbst. Bei Reitpferden verhält es sich dann ein wenig, wie mit einem Sportler: warme Muskeln sind wichtig  ;).

Sturmbluth

Danke euch allen für die Hinweise!

Ich nehme mit, dass es blöd wäre, dem Wirt (mit dem spricht meine Figur ja, nicht mit dem Stallburschen), en detail zu erklären, was er mit dem Pferd machen soll.

Mir geht es darum, zu zeigen, dass meiner Figur a) sein Pferd wichtig ist und b) er sich nicht für dumm verkaufen lässt. Ich werde ihn also etwas sagen lassen wie "Versorgt meint Pferd. Und sorgt dafür, dass es in einem trockenen Teil dieser Bruchbude steht, die Ihr einen Stall nennt."  Er fordert also für sich bzw. sein Pferd, das Beste, das der Wirt zu bieten hat. Deshalb habe ich nach Details der Pferdeversorgung gesucht, die ich hier anbringen könnte.

Nochmals vielen Dank, es war sehr interessant, eure Beiträge zu lesen.

Fianna

#12
Und er fordert es sympathisch, dass es auch bestimmt funktioniert. ;) Gegenüber dem Stallburschen selbst kann er ja so herrisch sein und seine Muskeln spielen lassen, aber wenn er dem Wirt auf den Sack geht, stellt dieser das Pferd glatt extra in den falschen Teil des Stalles oder überhäuft den Stallburschen mit Aufgaben, so dass er kaum dazu kommt, das Tier zu versorgen.
Gegenüber unterlegeneren Personen (z.B. Stallbursche) funktionieren Drohungen, gegenüber unabhängigen sorgen sie nur für böses Blut und Widerspruch. Da hilft eher der positive Ansatz/Belohnung.


Ich weiß, dass das grade über Deine Inhaltsfrage hinaus ging, aber ich finde, Kommunikation und Ergebnis passen nicht zusammen, wenn er den Wirt anblafft.
Was macht so ein Wirt? Der muss Frieden halten (einigermaßen) zwischen einer ganzen Reihe grober Gestalten und verhindern, dass die ihn beklauen. Der ist stark, wehrhaft, in mehr oder weniger starkem Ausmaß bewaffnet (so ein klischeehafter Knüppel kann auch einen Kopf aufknacken) und hält sich für den König in seinem Reich. Wenn man so mit dem spricht, reizt das eher zum Gegenteil.

Churke

Zitat von: Sturmbluth am 18. Mai 2016, 10:27:51
Mir geht es darum, zu zeigen, dass meiner Figur a) sein Pferd wichtig ist und b) er sich nicht für dumm verkaufen lässt.

Da wäre es plausibel, wenn er hinterher in den Stall geht und das Pferd kontrolliert.

Sturmbluth

Zitat von: Fianna am 18. Mai 2016, 10:39:00Ich weiß, dass das grade über Deine Inhaltsfrage hinaus ging, aber ich finde, Kommunikation und Ergebnis passen nicht zusammen, wenn er den Wirt anblafft.
Was macht so ein Wirt? Der muss Frieden halten (einigermaßen) zwischen einer ganzen Reihe grober Gestalten und verhindern, dass die ihn beklauen. Der ist stark, wehrhaft, in mehr oder weniger starkem Ausmaß bewaffnet (so ein klischeehafter Knüppel kann auch einen Kopf aufknacken) und hält sich für den König in seinem Reich. Wenn man so mit dem spricht, reizt das eher zum Gegenteil.

Danke für deinen Hinweis. Es ist natürlich schwer, über die Szene zu diskutieren, wenn man sie nicht kennt. In meiner Geschichte ist die Hauptfigur ein Krieger, der in ein Wirtshaus kommt. Die Gäste dort leben seit Jahrzehnten in Frieden und sind den Anblick von Kriegern nicht gewohnt. Dementsprechend ängstlich sind sie. Der Wirt verhält sich von Anfang an unterwürfig, um den Krieger, den er nicht kennt, nicht zu reizen. Von daher passt dieses anblaffen.