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[Reiten] Ein Pferd versorgen, das aus dem Regen kommt

Begonnen von Sturmbluth, 17. Mai 2016, 17:43:56

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Trippelschritt

Ich denke, zwei Dinge sind wichtig für die Szene. Erstens: Wie kalte ist es an dem Tag, an dem er ankommt? Und zweitens: welches Verhältnis hat er zu seinem Pferd?
Im Normalfall reicht es, wenn der Krieger dem Stallburschen sagt: "Und versorg mein Pferd gut." Ob der das dann auch tut, ist eine andere Sache, aber viel pasieren kann da nicht, wenn der Stall trocken ist. Warm ist er immer, wenn andere Pferde da stehen. Wenn der Stall längere Zeit unbenutzt blieb - keine Gäste - kann es in der kühleren Jahreszeit auch mal kalt sein. Aber bis dahin ist alles in Ordnung.

Da aber Geschichten selten im Normalzustand laufen, kann es auch sein, dass der Krieger ausnahmsweise eine besondere Beziehung zu seinem "Gaul" hat und der nicht nur schützenswertes Kaspital ist. Ein brauchbares Pferd für den Kampf ist selten billig. In dem Fall schaut der Krieger nur darauf, dass sein Freund Pferd genug zu fressen bekommt. Er greift sich eine Handvoll stroh und beginnt sein Pferd abzureiben. Nicht dass es das nötig hätte, aber Pferde werden gern geputzt oder gekratzt. Vor allem an stellen, wo sie selbst nur schlecht hinkommen. Besonders geeignet ist der hintere Rücken über der Schwanzwurzel. Aber das ist ein Freundschaftsdienst unter Kameraden und keine normale Versorgnung, die unbedingt nötig wäre.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Fianna

#16
In Reitschulen kursiert´immer der Spruch "Erst das Pferd und dann der Reiter".
Das hat Vorbilder im Alten Orient, da gab es eine Art Reiter-/Wagenlenker-Aristokratie, die ebensolche Verhaltensweisen pflegte.
Zumindest ist es literarisch tradiert worden, dass es zu ihrem länderübergreifenden Ehrenkodex gehört. Unabhängig von der Nationalität war dieser Krieger-Adel direkt verbunden bei zufälligen Begegnungen anstatt sich erstmal (unterschiedliche Heimatländer etc) an die Gurgel zu gehen (wiederum literarisch tradiertes Ideal, aber ein Körnchen Wahrheit wird schon drinstecken).


Wenn dem Krieger sein Gaul also so wertvoll ist (auf die eine oder andere Weise), wird es glaubhaft sein, dass er ihn selbst versorgen, alleine schon, um Verletzungen, Muskelzerrungen oder Anzeichen von Krankheit zu bemerken, die ihm Unbehagen und Schmerzen bereiten und rein praktisch gesehen seine Einsatzkraft beeinträchtigen.
Sowohl Leser, die aus der Reiterrichtung als auch aus der Historikerrichtung kommen, kaufen Dir das sofort ab, und wer keinen entsprechenden Hintergrund hat und das ungewöhnlich findet, denkt sich nur "Oh, dem ist sein Pferdchen aber sehr wichtig", was direkt dem gewünschten Effekt entspricht.

Sturmbluth

Zitat von: Fianna am 18. Mai 2016, 13:10:27Wenn dem Krieger sein Gaul also so wertvoll ist (auf die eine oder andere Weise), wird es glaubhaft sein, dass er ihn selbst versorgen, alleine schon, um Verletzungen, Muskelzerrungen oder Anzeichen von Krankheit zu bemerken, die ihm Unbehagen und Schmerzen bereiten und rein praktisch gesehen seine Einsatzkraft beeinträchtigen.
Sowohl Leser, die aus der Reiterrichtung als auch aus der Historikerrichtung kommen, kaufen Dir das sofort ab, und wer keinen entsprechenden Hintergrund hat und das ungewöhnlich findet, denkt sich nur "Oh, dem ist sein Pferdchen aber sehr wichtig", was direkt dem gewünschten Effekt entspricht.
Arrgh, das widerspricht meiner Szene, in der der Krieger rein kommt, alle durch seine Präsenz beindruckt/einschüchtert und sich erstmal was zu trinken und zu essen bestellt.  :brüll: ;D :D

Aber mir gefällt die Idee, dass er sich selbst um sein Pferd kümmert sehr gut. Wäre es unglaubwürdig, dass er erst was isst, Gespräche führt und dann, bevor er schlafen geht, sich um sein Pferd kümmert? Dann würde ich den Befehl an den Wirt weglassen. Und man könnte voraussetzen, dass er das Tier im Stall abgestellt hat, bevor er das Wirtshaus betreten hat.


Wobei, vielleicht lass ich ihn doch erst in den Stall, wo er sich um das Pferd kümmert und ein Stallbursche ihn entdeckt und erschrocken zum Wirt rennt und berichtet, welch furchterregende Gestalt gerade angekommen ist. Und DANN betritt er das Wirtshaus.

Danke für die vielen Eingebungen (auch an alle anderen natürlich)

Fianna

Zitat von: Sturmbluth am 18. Mai 2016, 13:29:44
Aber mir gefällt die Idee, dass er sich selbst um sein Pferd kümmert sehr gut. Wäre es unglaubwürdig, dass er erst was isst, Gespräche führt und dann, bevor er schlafen geht, sich um sein Pferd kümmert?
Bis dahoin hat es sich zu Tode erkältet.

Was wäre denn, wenn er das dem Stallburschen gibt, und der es gut abreibt, ins Wirtshaus geht, seinen Auftritt hinlegt - und dann mit dem Bierhumpen in den Stall weiter geht, dem Stallburschen das Gerät aus der Hand nimmt (vermutlich ein geflochtener Strohwisch) oder ein viel besseres auspackt (also eine richtige Bürste) und das Pferd dann selbst versorgt und dabei untersucht?
Und chillig ein Bierchen dabei trinkt.  ;D

Vermutlich redet er auch mit ihm. Teilt ihm seinen Eindruck von dem Wirtshaus oder den Leuten mit... Und wenn er fertig ist, geht er wieder zurück und fällt zurück in seine "Außen"-Rolle.

Layka

Genau, erst essen und solange das Pferd warten lassen widerspricht dem von Fianna zitierten Spruch "Erst das Pferd, dann der Reiter". Muss keine so tragischen Folgen haben, aber es spricht nicht gerade dafür, dass deinem Helden das Pferd wichtig ist.
Also würde ich entweder deine zweite Variante wählen (Held kümmert sich ums Pferd und geht dann ins Wirtshaus) oder Fiannas witzigen Vorschlag :D
lights out.

Merrit

Du bist schon auf dem richtigen Weg Sturmbluth, wobei mir die Variante am besten gefällt, in der er sein Pferd erst in den Stall bringt und dort vom Stallburschen entdeckt wird  :jau:.
Wenn man es denn dann auf die Spitze treiben will, kann er später mit einem Bier zu dem Tier zurückkehren und den Humpen mit ihm teilen. Das ist gute Kraftnahrung zusätzlich zu reichlich Heu (meiner trinkt auch gerne aus dem Humpen).

Sturmbluth

Zitat von: Merrit am 18. Mai 2016, 14:01:13Wenn man es denn dann auf die Spitze treiben will, kann er später mit einem Bier zu dem Tier zurückkehren und den Humpen mit ihm teilen. Das ist gute Kraftnahrung zusätzlich zu reichlich Heu (meiner trinkt auch gerne aus dem Humpen).
Das ist ein Witz, oder?  :o ;D

Ist dein Pferd dann auch ein wenig angetrunken?

Araluen

Und wie Maubel schon sagte, würde ich an Stelle des Reiters noch einmal extra zum Stallbruschen gehen und ihm Geld zustecken. Dann sit sicher gestellt, dass das Tier eine Extrazuwendung bekommt.

canis lupus niger

#23
Also, MEIN Held, dem sein Pferd ebenfalls wichtig ist, versorgt sein Pferd selber, wenn er nicht sicher ist, dass Stallburschen und ähnliche dienstbare Geister ihren Job verstehen. In dem Fall würde er sagen: "Kümmere dich gut um ihn!" Vielleicht würde er sogar eine Belohnung in Aussicht stellen.

Im Übrigen kann ich aus meiner eigenen Erfahrung (ca 30 Jahre) als Pferdehalter sagen, dass Pferde weitgehend wasserdicht sind. Nass zu sein macht ihnen nicht viel aus, wenn es nicht gleichzeitig eisig kalt ist und die Nässe bis auf die Haut geht (stundenlanger Dauerregen oder nassgeschwitzt). Robuste nasse Pferde helfen sich selber, indem sie sich in sauberem Sand oder auch gerne in einer trockenen Einstreu (Späne, Stroh) wälzen. Nach dem Aufstehen schütteln sie sich kräftig, und dann stehen sie mit gesträubtem (aufgeplustertem) Fell da, eventuell zittern sie auch, weil das in den Muskeln Wärme erzeugt, bis sie wieder trocken und wohlig warm sind. Problematischer ist es, wenn ein Pferd nicht nur nass, sondern auch sehr erschöpft ist. Dann geht nämlich der Kreislauf runter, und der Temperaturhaushalt funktioniert nicht mehr richtig. Nasse, kalte und erschöpfte Pferde trocknet man tatsächlich so weit es geht (mit Stroh abreiben, wenn vorhanden auch durchaus mit Tüchern, moderne Ställe haben zu diesem Zweck sogar ein Solarium!), und dann legt man ihnen eine Decke über, um ihnen beim Warmwerden zu helfen. Wichtig: Sobald sich die Decke mit Feuchtigkeit vollgesogen hat: Abnehmen! Dann wärmt sie nämlich nicht mehr. Moderne Microfaserdecken (Abschwitzdecken), die die Feuchtigkeit vom Körper wegleiten, wird es in den meisten Fantasy-Settings wohl nicht geben. Ach ja, und Striegeln/Bürsten hat erst Sinn, wenn das Fell wieder trocken ist, weil der Schmutz am nassen Fell festklebt und nur hinein gebürstet würde. Schlammkrusten kann man allerdings abwaschen, mit einem Schwamm oder ähnlichem. Außerdem wäre es ratsam. Hufe (Steinchen? ausgebrochene Stellen?) und Beine (Schwellungen? Heiße/entzündete Sehnen?) zu überprüfen. Anschließend wäre eine mäßige Fütterung sinnvoll, erstmal mit Heu, weil es langsamer gefressen und gründlicher gekaut/eingespeichelt wird, als Getreide, und die Verdauung nicht so belastet. Auch durch die Verdauung entsteht im Körper Wärme, was dem Pferd beim trocken werden und gesund bleiben hilft. Später kann das Pferd dann eine Portion Getreide bekommen.

Die Sache mit dem Bier ist übrigens kein Scherz. Alter Kavalleristen-Trick! Insbesondere Malzbier ist eine echte Kraftbombe.

Merrit

Bier galt seit jeher als gutes Stärkungsmittel, auch für Pferde. Sie nehmen es meist auch gerne auf. In der moderneren Zeit wurde es auch gerne von den Gestütern an viel benutzte Deckhengste verfüttert, angeblich auch mal mit ein paar rohen Eiern  ;D. Also nein, kein Witz.
Heutzutage kannst du extra Malzbier für Pferde kaufen, z.B. in 5 l Gebinden. Aber das ist eher Geldschneiderei  ;).