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Die Wohlfühl-Kurve

Begonnen von Fianna, 23. April 2016, 00:34:55

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Fianna

Ich finfe nicht, dass man absolute Vergleichswerte braucht. Ich kann mir beispielsweise als Ziel setzen, dass der Plot nicht in der Mitte rumdümpeln soll, dass ich an Punkt X der Handlung einen starken Abfall brauche und dass ich mit einer positiven (oder negativen) Gesamtsituation rauskommen will.
Das sind alles sehr vage Angaben, oder: relative Bezüge (besser als vorher/schlechter als vorher, grösser als 5 / kleiner als 5), die aber schon beim Plotten helfen können.

Es kommt auf die Zielsetzung an :)

Excel? :o Ich wollte altmodisch per Hand malen.

Mondfräulein

Zitat von: Araluen am 23. April 2016, 14:23:36
In deinem ersten Beispiel, Mondfräulein, vergleichst du bereits zwei Kurven miteinander. Um eine Aussage über die Güte eines Kurvenverlaufs bei nur einer Kurve machen zu können, brauchst du irgendwie geartete Vergleichswerte. Sonst hast du ja keinen Bezug. Woher willst du sonst wissen, ob drei Kapitel auf Stufe 6 völlig in Ordnung sind oder ob der Charakter nicht doch noch einen Tiefschlag braucht?

Ich vergleiche zwei Kurven, aber nicht eine Idealkurve mit der, die ich habe, sondern ich sehe, wo sich zwei Kurven überschneiden und wo sie auseinander gehen, um dann nicht die Konsequenz daraus zu ziehen, dass ich sie angleichen muss, sondern darüber nachzudenken, ob ich will, dass sie sich angleichen oder ob es nicht ganz sinnvoll sein kann, dass sie auseinander gehen. Wie in der Statistik. Da habe ich wirklich nicht immer Vergleichswerte, aber man kann da so viel wild herum rechnen, dass man sie nicht immer braucht, um ein interessantes Ergebnis heraus zu bekommen. Ich kann da auch nur eine einzelne Kurve betrachten und mir dann überlegen, warum sie so aussehen könnte. Davon kann ich dann schon wunderbar Hypothesen ableiten. Genau das meine ich ja - ich betrachte eine Kurve, und das ja sowieso von vorne herein mit dem Vergleichswert, dass ich weiß, wie mein Plot oder meine Spannungskurve aussehen soll, und dann sehe ich ob es Auffälligkeiten gibt, zum Beispiel, wenn die Kurven von zwei Protagonisten stark auseinander gehen, dass die Kurve über einen längeren Zeitraum stagniert - und leite die Hypothese ab, dass das vielleicht ungünstig sein könnte. Die überprüfe ich dann anhand meines Textes.

Es macht ja auch mit Vergleichswerten oft viel Sinn - ich will ja nur sagen, dass man sie nicht unbedingt braucht und dass die Kurve ohne nicht vollkommen nutzlos ist. Ich zum Beispiel bräuchte für mich keine Idealkurve, wie das Wohlbefinden meiner Figur aussehen soll, um dann das tatsächliche Wohlbefinden anzupassen. Mir würde es reichen, einfach zu sehen, wie es ist, um einen Überblick zu haben, wie sich das im Gesamtkontext verhält. Jeder muss so eine Kurve so verwenden, wie sie für ihn am meisten Sinn macht und wie sie ihm am meisten hilft. Manche brauchen eine Idealkurve zum Vergleich, ich zum Beispiel aber nicht. Alles möglich, alles legitim.

Zitat von: Fianna am 23. April 2016, 14:30:21
Ich finfe nicht, dass man absolute Vergleichswerte braucht. Ich kann mir beispielsweise als Ziel setzen, dass der Plot nicht in der Mitte rumdümpeln soll, dass ich an Punkt X der Handlung einen starken Abfall brauche und dass ich mit einer positiven (oder negativen) Gesamtsituation rauskommen will.
Das sind alles sehr vage Angaben, oder: relative Bezüge (besser als vorher/schlechter als vorher, grösser als 5 / kleiner als 5), die aber schon beim Plotten helfen können.

Es kommt auf die Zielsetzung an :)

Sehe ich auch so! Wie gesagt, alles geht!

Zitat von: Fianna am 23. April 2016, 14:30:21
Excel? :o Ich wollte altmodisch per Hand malen.

Ich hätte das vielleicht sogar mit R versucht. :rofl:

Fianna

Ich habe kein r vertippt, mir fehlt der Zusammenhang... Ist das die Abkürzung für ein Programm?

Mondfräulein

Zitat von: Fianna am 23. April 2016, 14:49:46
Ich habe kein r vertippt, mir fehlt der Zusammenhang... Ist das die Abkürzung für ein Programm?

R ist ein Statistik-Programm, das heißt wirklich so.

Araluen

#19
Wenn du im Kopf aber eine Vorstellung hast, wie es aussehen könnte, dann hast du damit doch schon deine Vergleichskurve, nur eben nicht aufgemalt *gg*
Aber gut, wir drehen uns da gerade etwas im Kreis. Einig sind wir uns ja immerhin, dass man eine Vorstellung von dem hat, was es werden soll.

Zitat von: Fianna am 23. April 2016, 14:30:21
Excel? :o Ich wollte altmodisch per Hand malen.
Ernsthaft? Die Zeit willst du vergeuden? Excel oder von mir aus auch R geht doch viel schneller, ist flexibler und du sparst Papier  :rofl: Aber jeder nach seiner Vorliebe. Da muss man nun wirklich keine Diskussion anfangen. Du Stift und Papier, ich Excel ;)

Mondfräulein

Zitat von: Araluen am 23. April 2016, 15:48:22
Wenn du im Kopf aber eine Vorstellung hast, wie es aussehen könnte, dann hast du damit doch schon deine Vergleichskurve, nur eben nicht aufgemalt *gg*
Aber gut, wir drehen uns da gerade etwas im Kreis. Einig sind wir uns ja immerhin, dass man eine Vorstellung von dem hat, was es werden soll.

Naja, nichtmal. Ich persönlich würde mir das eben ansehen und dann überlegen, ob es so, wie es ist, wirklich Sinn macht. Dafür muss ich nicht wissen, wie es aussehen soll.

Tigermöhre

Ich finde die Idee interessant. Vielleicht probiere ich es auch mal aus. Ich glaube auch nicht, dass man sich vorher unbedingt eine Idealkurve erstellen muss, sondern auch nur seine eigene Kurve analysieren kann.
Aber man könnte im Voraus vielleicht von Büchern, die man gut fand, Wohlfühlkurven erstellen. Einfach um zu kucken, wie es erfolgreiche Autoren machen.

Fianna

@Araluen 
Ich würds auf einem Whiteboard machen...
Meine Vorstellung ist sehr grob: ein extremer Abfall und einige Schwankungen. Als Vorstellung würde ich das nicht bezeichnen.


Trippelschritt

#23
Zitat von: Mondfräulein am 23. April 2016, 16:06:02
Naja, nichtmal. Ich persönlich würde mir das eben ansehen und dann überlegen, ob es so, wie es ist, wirklich Sinn macht. Dafür muss ich nicht wissen, wie es aussehen soll.

Aber Du musst wissen, was der Sinn ist. Und darum geht es Araluen (hoffe ich) und mir. das kannst du intuitiv machen aus dem Bauch oder planmäßig, indem Du Dir vorher überlegst, was für Dich denn Sinn macht. Im Endergebnis macht es kaum einen Unterschied.

@ Fianna
Nein? Als was denn? Das ist für mich unter all den Möglichkeiten schon eine recht konkrete Vorstellung.


Liebe Grüße
Trippelschritt

Mondfräulein

Zitat von: Trippelschritt am 23. April 2016, 20:38:21
Aber Du musst wissen, was der Sinn ist. Und darum geht es Araluen (hoffe ich) und mir. das kannst du intuitiv machen aus dem Bauch oder planmäßig, indem Du Dir vorher überlegst, was für Dich denn Sinn macht. Im Endergebnis macht es kaum einen Unterschied.

Ich habe ja auch nichts anderes sagen wollen, als dass ich für die Weise, auf die ich persönlich das nutzen würde, keine Idealkurve brauche, mit der ich das abgleiche, und man allgemein also nicht immer eine Idealkurve braucht, auch wenn sie für andere wiederum nützlich sein kann. Es geht beides. Ich würde das dann nach deiner Erklärung eher intuitiv machen, wenn ich dich richtig verstanden habe. Andere geplant. Jeder, wie er will und wie es ihm hilft.

Araluen

Zitat von: Trippelschritt am 23. April 2016, 20:38:21
Aber Du musst wissen, was der Sinn ist. Und darum geht es Araluen (hoffe ich) und mir. das kannst du intuitiv machen aus dem Bauch oder planmäßig, indem Du Dir vorher überlegst, was für Dich denn Sinn macht. Im Endergebnis macht es kaum einen Unterschied.
Ja, wir verstehen uns in diesem Punkt, Trippelschritt  ;D

Fianna

Ich werde auf der X-Achse mir einen bestimmten Teil vorstellen (in meinem Fall: so lang, wie das Whiteboard eben ist), auf dem ich mir 100 % vorstelle. Da suche ich mir dann die markanten Punkte, die ich einpflegen will, im Handlungsverlauf.
Projekte, die mit 3-Akt geplottet wurden, haben dadurch schon einen Anhaltspunkt, beim Rest meiner Projekte muss ich ins Blaue raten, wo etwa die Hälfte des Manuskriptes sein wird.

Bei denem, die mit Dreiakter geplottet wurden, kann ich am Ende, nach Erstellen der Kurve, ja noch 2 senkrechte Linien in die Kurve ziehen, die den Übergang vom 1. zzm 2. bzw. vom 2. zum 3. Akt darstellen :hmmm:
Diesbezüglich habe ich gar keine "Idealkurve" im Kopf, noch nicht mal ganz grob.
Ich schau mir einfach den Kurvenabschnitt vom 1. Akt an und überlege, ob mir das so gefällt ;D


Cailyn

Hallo Fianna

Geht es dir denn mehr um die Stimmigkeit des Charakters (also dass jemand z.B. so und so viel überhaupt aushalten kann) oder um die Spannung, die beim Leser im Endeffekt erzeugt wird? Ich fände das noch wichtig zu unterscheiden. Du hast ja dieses eine Beispiel genannt, wo der Held sich gar nicht in Gefahr fühlt, weil er vom Antagonisten ausgenutzt wird. Das wäre ja dann eine typische Situation, wo die "Wohlfühlkurve" bei der einen Seite steil ansteigt und bei der anderen nicht. Aus meiner Perspektive wäre der Blick auf den Leser wichtiger, darum würde ich eher aufgrund der Handlung berechnen, wo sich beim Leser die Wohlfühlkurve verändert.

Fianna

Nein, mir geht es um die Stimmigkeit des Charakters (wie Du es so nennst).

Das mit der Leser-Reaktions-Kurve finde ich schwierig. Ich reagiere beispielsweise meist ganz anders als berechnet. Beispielsweise war bei Elizabeth Haydon der ehemalige Assassine als böser-guter Sidekick dargestellt (hilfrech, aber eigentlich scheisse und kein Sympathieträger), dabei war er für mich sympathischer als Held und Heldin zusammen. Teilweise habe ich nur weiter gelesen, um zu erfahren, was mit dieser Figur so passiert...
jeder Mensch reagiert doch anders auf einen Text, abhängig von Erfahrungen, Vorlieben und zuvor Gelesenem.

Da erscheint es mir einfacher, mit solchen Werkzeugen rein auf der Ebene der Figuren zu bleiben
Der Ideal-Leser, den ich mir beim Bauen seiner Kurve vorstelle, gibt es vielleicht nicht oder nur in sehr geringer Anzahl (prozentual berechnet unter allen Leuten, die es lesen werden).

Ich bin ja schon stark damit beschäftigt, beim Schreiben die Leser im Kopf zu haben (wie bringe ich jetzz folgende Reaktion zustande?) anstatt mich von den Figuren treiben zu lassen wie die meisten hier.

Aber so eine abstrakte Kurve für einen hypothetischen Idealleser ist mir dann doch zuviel des Guten.

Wenn Du es mal erfolgreich ausprobiert , erzähle uns doch hier davon. :)

Vic

Also, so rein rechnerisch habe ich das noch nie betrachtet. XD
Aber ja, ich finde definitiv, dass der Held auch mal "Ruhepunkte", bzw positive Zeiten haben sollte. Was mir da spontan einfällt ist Charakterinteraktion, vielleicht so was wie "connecten" mit einem Freund, einen neuen Gefährten dazu gewinnen, eine neue Fähigkeit entdecken/trainieren/meistern, eine wichtige Information über den Bösen erfahren, etc. Sowas muss ja auch zwischendurch passieren. ;)
Persönlich bin ich ja ein Leser, der es einfach schätzt, wenn es zwischendurch schöne Charakterinteraktion gibt, zwei Charas sich helfen oder sich umeinander sorgen machen oder einfach mal über was reden. Ich kann ja mit den "lone Wolf/ich mach das alles alleine" Helden so rein gar nichts anfangen.