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Kleinverlage – ex und hopp?

Begonnen von FeeamPC, 02. April 2016, 14:39:47

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FeeamPC

In den letzten Jahren habe ich viele Kleinverlage entstehen und vergehen sehen. Zu viele.
Ich möchte hier, da das auch für Autoren interessant ist, die Dinge aufführen, die ich in meiner Analyse gefunden habe.

Kleinverlage werden oft überstürzt und planlos gegründet (wurde meiner auch). In der Regel ist der Kleinverleger selbst Autor und sagt sich irgendwann, warum nicht auch anderer Leute Bücher verlegen, wenn das mit meinen so schön klappt.

Kleinverlage sind meist unterfinanziert. Bzw. sind gar nicht finanziert und arbeiten ins Blaue. Die Verleger gehen mit eine verhältnismäßig winzigen Rücklage an die Sache ran und unterschätzen die Kosten. Ich rede dabei noch nicht einmal von Lektorat, Korrektorat und Cover, das machen viele Kleinverleger mit Hilfe von Familie und Freunden kostenfrei oder zum Freundschaftspreis. Ich rede von Kosten wie Gewerbeanmeldung, vorgestreckte Druckkosten, Einkauf von ISBN-Nummern, Gebühren für das VLB-Verzeichnis (ohne das man für den Buchhandel nicht existiert), Kosten für die Lagerung von Büchern, Porto- und Telefonkosten, Versicherung (mindestens eine Haftpflicht für sein Gewerbe braucht auch ein Kleinverleger), Kosten für Prospekte und Leseproben, Kosten für die Webseite usw. Plus das Finanzamt, das immer irgendwo die Hand aufhält.
Dinge wie die Buchmesse lassen wir mal außen vor, die sind für einen beginnenden Kleinverlag utopisch.

Kleinverlage überschätzen die Gewinne. Nicht nur, dass da auch das Finanzamt auftaucht. Viele unterschätzen anfangs, wie wenig Gewinn überhaupt von einem Buch bleibt. 10% sind da nach Abzug von Mehrwertsteuer, Buchgroßhandel, Druckkosten, Werbung, Lagerkosten, Zinsen für die Vorfinanzierung und Autorentantiemen bereits immens viel, meist ist es deutlich weniger. (Ging mir auch so).

Kleinverlage sind aufgrund ihrer geringen Kenntnisse des Marktes oft mit den falschen Partnern verbandelt, haben z.B. zu hohe Druckkosten und damit zu teure Bücher, die prompt Ladenhüter werden und Kapital fressen, statt es aufzubringen. Außerdem gehen sie blauäugig an die Auflagen heran und fahren meist anfangs viel zu hohe Auflagen (den Fehler habe ich auch gemacht, mit dem Ergebnis, dass in meinem Keller rund 3000 unverkäufliche Bücher lagern).

Kleinverlage versuchen zu schnell zu viel. Ganz offensichtlich können Kleinverlage, die zu schnell Verkaufstitel heranziehen wollen, das meist auf der Kostenseite nicht mehr abdecken, oft auch von der zeitlichen Seite nicht (bei letzterem schließe ich mich wiederum nicht aus).

Kleinverlage unterschätzen die Belastung. Es sind ja nicht nur die Autoren, die Deadlines einhalten müssen, auch die Verleger, und das kann ans Eingemachte gehen. Selbst krankwerden oder jemanden in der Familie krank haben kann schon reichen, um den Zeitplan ins Nirvana zu schicken. Und der (selbsterzeugte) Druck, es dennoch schaffen zu wollen,  zielt in manchen Fällen richtig schön in den Burnout.
Außerdem unterschätzt man anfangs stäflich, wieviel Zeit jeder Vorgang benötigt, insbesondere so Dinge wie Abrechnungen, Ware verschicken, mit Buchhandlungen telefonieren, panische Autoren besänftigen, ebenso panischen Familienmitgliedern zu versichern, dass man sie nicht für den Verlag ganz ins Aus geschickt hat usw. Auch das ist ein Punkt, den ich aus eigener Erfahrung kenne.

Kleinverlage sind nicht kooperativ. Wenn sie es wären, wäre das Leben leichter. Aber 90% der Kleinverleger sind absolute Individualisten, die ihre eigene Schiene fahren, und die Kooperation zwischen ihnen ist im besten Falle marginal. Nicht, dass man sich bekriegt, man ist sich durchaus wohl gesonnen, aber für eine Zusammenarbeit bräuchte es neutrale Nicht-Visionäre, und das sind Kleinverleger (meist) nicht.

Was also wären Indizien für einen Autor, dass ein Kleinverleger länger als die obligatorischen zwei oder drei Jahre auf dem Markt bleiben könnte?
1. Solide Finanzen, entweder durch den Hauptberuf oder einen größeren Verlag im Hintergrund
2. Ein gut gehender Titel gleich zu Anfang, der den Verlag über die erste Durststrecke hievt.
3. Ein langsames, organisches Wachstum, anfangs vielleicht ein Buch im Quartal, später auch durchaus etwas mehr.
4. Meldungen im VLB sind vorhanden, und der Verlag arbeitet mit mindestens einem Buchgroßhändler.
5. Der Verlag hat ein gutes Netzwerk unter anderem auch mit anderen Verlagen.

Es wäre mir sehr lieb, wenn die anderen Kleinverleger hier im Forum auch noch Ihre Beobachtungen dazugeben könnten. Wie schon gesagt, auch für die reinen Autoren unter uns ist das mit Sicherheit interessant.

schreiuverPI

#1
Eigentlich kann ich alle Punkte so unterschreiben, möchte aber aus Verlegerinnenperspektive noch Feinheiten hinzufügen.

Selbstaufgabe: Angeschnitten wurde es ja in punkto Erkrankungen, etc. schon. Allerdings gehört für mich auch die Selbstaufgabe in perfektionistischer Hinsicht dazu. Wenn ich etwas gelernt habe durch den Verlag, dann, dass die AutorInnen manche Dinge viel weniger drastisch beurteilen als man selbst. Solange transparent kommuniziert wird, sind die meisten Fehler zu verzeihen.

Transparenz: Was mir an jenen Verlagen auffällt, die in letzter Zeit wieder verschwunden sind, ist, dass es bei einigen für mich nicht im Vorfeld spürbar war, dass sie demnächst gehen (bei anderen sehr wohl). Sicher, es ist schwierig, öffentlich einzugestehen, dass ein bestimmtes Buch im Print kurz nach der Buchmesse finanziell nicht drin ist. Trotzdem muss es raus, wenn man danach gefragt wird. (Und wie schon von Fee erwähnt: Mit einem guten Kissen schläft sichs besser, finanziell wie wörtlich.)

Corporate Identity: Was verbinde ich mit einem bestimmten Verlag? Woran erinnere ich mich, wenn er geht/bleibt? Bei ganz vielen Kleinverlagen habe ich ein bestimmtes Bild vor Augen, wenn ich deren Namen höre. Bei vielen allerdings auch nicht. Ich denke, dass eine solide CI (und selbst wenn es, wie in meinem Fall, ausgeprägte Verhaltenskreativität ist) definitiv zu den "Bleibekriterien" gehören sollte.

Aktivität: Wie sieht ein Verlag auf Facebook, Twitter, der eigenen Homepage aus? Wird da regelmäßig irgendetwas aktualisiert? So witzig soziale Netzwerke großteils sein können, für Kleinverlage sind sie leistbare Werbeinstrumente. Es ist ein ganz schlechtes Zeichen, wenn dort Schweigen im Walde herrscht, gerade was LeserInnenanfragen angeht. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass vielleicht sogar Urlaubs- und Abwesenheitszeiten dort angekündigt sein sollten, eben damit sich niemand wundert, wenn es einmal ruhiger sein sollte.

Das Einzige, was ich so nicht unterschreiben würde, ist die mangelnde Kooperation zwischen Kleinverlagen. Die findet nämlich (auch wie oft der Brotberuf der VerlegerInnen) oft im Verborgenen statt. Ich für meinen Teil lektoriere zum Beispiel für unterschiedliche Verlage in verschiedenen Größen, überlege mir gemeinsame Messeaktionen und -präsenzen mit anderen und fördere AutorInnen, die man sich "teilt". Klar, nicht immer geht das schnell, selten reibungslos, aber das ist ja bei beinahe allen Aktionen so, an denen mehrere Menschen beteiligt sind.

Schwierig wäre für mich als Autorin auch zu bewerten, wie das finanzielle Polster eines Verlags aussieht. Persönlich zum Beispiel führe ich dem Augenschein nach immer noch das Leben einer Studentin (kleine Wohnung, kein Auto, Messeübernachtung in möglichst günstigen Unterkünften, etc.). Aber das ist so, weil ich meinen halbparanoiden Puffer für die Firma brauche, und dafür schränke ich mich selbst eben ein, weil mir der Verlag mehr Spaß bereitet als große persönliche Ausgaben.

Das führt mich zum letzten Punkt: Spaß und Elan
VerlegerInnen können ja häufiger mal ruppig reagieren, wenn es stressig wird, aber für mich ist es mittlerweile ein wichtiger Indikator, ob ich die Begeisterung am Buch oder an der Geschichte auch noch bemerke. Kommt im Lektorat auch mal ein begeisterter Kommentar? Wird da mit vollem Elan diskutiert, wenn man ein Cover mit AutorInnen bespricht? Ganz kitschig gefragt: Steckt da noch Liebe drin?
Klar, nur mit Luft und Liebe finanziert sich kein Verlag, allerdings ist dieser Enthusiasmus auch eine Triebfeder, um namhaftere AutorInnen für mich begeistern zu können, um Dinge im Kleinen zu riskieren und um Durststrecken durchzustehen.

Bin gespannt auf euer Feedback und danke @FeeamPC für den Anstoß der Diskussion, die sehr wichtig ist.

Alana

#2
Vielen Dank, Fee, das ist wirklich sehr interessant! Ich möchte mal versuchen, zu der Diskussion aus Autorensicht ein paar Gedanken beizusteuern. Ich habe ja auch ein wenig Erfahrung mit Kleinverlagen. Allerdings sind das nur meine subjektiven Beobachtungen, die nicht unbedingt zutreffen müssen. :)

Vor allem für diesen Punkt:

ZitatWas also wären Indizien für einen Autor, dass ein Kleinverleger länger als die obligatorischen zwei oder drei Jahre auf dem Markt bleiben könnte?

... und dass er ein guter Geschäftspartner ist.

Ich glaube, viele Kleinverlage sind sich nicht im Klaren darüber, dass ihre Konkurrenz nicht die Großverlage sind, sondern die Selfpublisher, da beide um den gleichen Markt kämpfen, nämlich den Ebook-Markt. (Es gibt einige wenige Kleinverlage, bei denen das anders ist und die vor allem Printbücher verkaufen, die bleiben dann mal außen vor.) Sie müssen mit dem Selfpublishing nicht nur um die Käufer konkurrieren, sondern auch um die guten und engagierten Autoren, die gerne selbst etwas fürs Marketing tun, was für einen Kleinverlag sehr wichtig ist. Ich als Autor stelle mir heute vor jedem Verlagsvertrag die Frage: was bietet mir die Zusammenarbeit mit dem Verlag, was ich im Selfpublishing nicht bekomme? Kleinverlage zahlen keinen Vorschuss, haben oft kein großes Werbebudget und im Regelfall keine Buchhandelspräsenz. Wo also liegen für einen Autor die Vorteile gegenüber Selfpublishing?Ich bekomme zwar keinen Vorschuss, muss aber auch kein Investitionsrisiko für Cover, Lektorat etc. tragen. Dieses Argument gilt natürlich nur, wenn ich bei dem fraglichen Kleinverlag auch die gleiche Qualität bekomme, die ich mir sonst leisten würde. Deswegen achte ich bei einem Verlag (inzwischen) vor allem auf:

1. Professionelles Cover: Kleinverlage investieren häufig sehr viel in Auflagendruck und gehen damit ein großes Risiko ein. Trotzdem werden die 200 Euro gespart, für die man heute schon ein richtig gutes Cover bekommt. Für mich unverständlich. Kleinverlage, die richtig gute Cover machen, sind für mich: Drachenmond (absolut genial), Papierverzierer, Amrun. Ich würde nie wieder zu einem Kleinverlag gehen, der unprofessionelle Cover macht so wie zum Beispiel Bookshouse. Obwohl ich mit meinen Covern Glück habe und sie bei den meisten Lesern gut ankommen, hat es der Verlag geschafft, sich durch einen Großteil richtig schlechter Cover einen negativen Ruf bei den Lesern zu erarbeiten, die oft schon deshalb keine Bücher von Bookshouse anschauen.

2. Professionelles Lektorat: Andere Autoren werden befragt, wie das Lektorat verlief. Bei Machandel habe ich eines der besten Lektorate erhalten, die ich bisher hatte, deswegen bin ich auch nach wie vor sehr glücklich mit meiner Veröffentlichung dort und freue mich immer wieder über das schöne Buch, das wir zusammen gemacht haben. Bei Bookshouse sieht das auch anders aus. Lektorat wurde zwar bisher von bezahlten Außenlektoren gemacht und war inhaltlich auch sehr gut, sprachlich allerdings bin ich nicht ganz so zufrieden und mittlerweile hört man über das Lektorat kaum noch Gutes. Außenlektoren gibt es jedenfalls nicht mehr. Ich bin sehr gespannt, wie mein nächstes Lektorat ablaufen wird. :P

3. Schöne Printbücher: Kleinverlage, die immer noch Bücher auf knallweißem Papier und in merkwürdigem Format in Schriftgröße 8 drucken, kommen für mich nicht infrage. Hier lobe ich gerne wieder Machandel, mein Buch ist unheimlich hochwertig gedruckt, auch innen sehr schön gesetzt und mit Illustrationen liebevoll aufgemacht. In dieser Hinsicht kann ich mich auch bei Bookshouse nicht beschweren, die Cover außen vor, sind die Bücher auf Großverlagsniveau gedruckt und innen ebenfalls sehr schön und liebevoll aufgemacht.

4. Der Vertrag: Tatsächlich haben Kleinverlage oft fairere Verträge als Großverlage, besonders wieder Machandel mit den fairsten Konditionen, die ich bisher gesehen habe. Manche Kleinverlage ziehen ihre Autoren allerdings immer noch über den Tisch und verlangen eine Rechtevergabe auf Zeit des gesamten Urheberrechts bis 70 Jahre nach dem Tod des Autors. So was würde ich heute nicht mehr unterschreiben.

5. E-Book-Preise: E-books, die mehr als 3,99 kosten, verkaufen sich im allgemeinen nicht oder nur, wenn Verlag oder Autor bereits eine gewisse Fangemeinde haben. Deswegen würde ich als Autor hier ganz genau anschauen, was die Bücher kosten und wie gut sie sich verkaufen. (Im Zweifelsfall Autoren befragen.) Ein neuer Kleinverlag, der seine E-Books für über 3,99 verkauft, wäre für mich sehr mit Vorsicht zu genießen.

6. Enges Profil: Ich glaube, die beste Chance, sich dauerhaft am Markt zu etablieren, hat ein Kleinverlag, ebenso wie ein Selfpublisher, wenn er es schafft, sich eine Fangemeinde zu erarbeiten, die sofort jedes Buch kauft, was in diesem Verlag erscheint. Dazu ist aber nötig, dass der Verlag ein ganz enges Profil hat, so dass die Leser wissen: dieser Verlag trifft immer meinen Geschmack und jedes Buch aus diesem Verlag ist für mich ein sicherer Lesegenuss. Plaisir d'amour ist so ein Kleinverlag, der das sehr erfolgreich geschafft hat und mittlerweile häufig mit besseren Zahlen als viele Großverlage aufwarten kann. Durch die treue Fangemeinde kann der Verlag seine Ebooks auch recht teuer verkaufen und sie landen trotzdem immer sehr weit vorne in den kindle-Charts, selbst die Bücher von neuen unbekannten Autoren. Drachenmond ist auch auf dem besten Weg dahin.

7. Social Media Präsenz: Es stimmt, ohne geht es heute kaum. Jedoch sind es oft nicht die sofort ersichtlichen Dinge, wie die Likes auf der Verlagsseite auf Facebook, die wichtig sind, sondern die Kleinigkeiten. Hat der Verlag 20.000 Likes, aber die Beiträge oft nur 5 und die stammen von Autoren? Dann nutzt es auch nichts, wenn der Verlag täglich postet. Hat der Verlag aber 1000 Likes und die einzelnen Beiträge 20 und ein paar Kommentare, dann ist das viel wertvoller. Viele Verlage posten täglich, antworten aber nie auf Leserkommentare. Das ist ganz schlecht. Diese Verlage haben nicht verstanden, dass Social Media keine Werbeplattform, sondern eine Kontaktmöglichkeit und ein Gesprächsangebot ist. Da kann man noch so schöne Bilder und nette Sprüche posten, eine Leserbindung wird hier höchstwahrscheinlich nicht stattfinden.

8. Präsenz auf Conventions und Messen: Es gibt sicher einige Kleinverlage, die gar nicht im Ebook ihr Hauptgeschäft machen. Da gilt es dann vorher abzuklären, was Sache ist. (Autoren befragen.) Ich finde es jedenfalls sehr schön, mein Buch am Verlagsstand auf der Buchmesse zu sehen und war von den Verkäufen der Printbücher auch positiv überrascht. :)

9. Es zählen nicht nur die zu erwartenden Verkaufszahlen: Für mich als Autor zählt vor allem eine gute Zusammenarbeit, mit der ich wirklich glücklich bin, so wie bei Machandel, und dass ich hinterher ein schönes Buch in der Hand habe. Es ist auch abzuwägen, dass manche Bücher für SP oder auch Großverlag nicht unbedingt geeignet sind und in einem engagierten Kleinverlag mit Nische und treuen Fans viel besser aufgehoben sind.

So, das sind jetzt erst mal meine Gedanken dazu, vielleicht ist es ja hilfreich. :)
Alhambrana

Slenderella

Ich finde den Punkt, den FeeamPC angesprochen hat super wichtig:

Der Verleger darf nicht gleichzeitig Autor sein - ergo dauernd nur seine eigenen Interessen vertreten. Den Eindruck hab ich bei ganz vielen Kleinverlagen und wenn ich das lese, mache ich auch meist einen Bogen um den Verlag. Das ist nichts für mich.
Ich muss nun wahrlich nicht die Nummer eins sein, bei dem jeder zu springen hat, aber der Verleger soll sich um seine Autoren kümmern, nicht um sich selber.
Wenn er auch "mal" was geschrieben hat, ist das ja okay, oder wenn er was zur Anthologie beisteuert.

Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

Ratzefatz

#4
Zuerst einmal vielen Dank an @FeeamPC und @schreiuverPI  für die Diskussion und die interessanten Einblicke aus Verlegersicht!

Aus Autorensicht kann ich nur unterschreiben, was Alana gesagt hat: Der Verleger muss ein guter Geschäftspartner sein.

Das betrifft einerseits das Finanzielle. Klar ist bei Kleinverlagen sowohl auf Verleger- als auch auf Autorenseite oft jede Menge Idealismus dabei; wir machen Bücher, weil wir Bücher lieben. Klar besteht bei minimalen Verkäufen kein wirklich großer Unterschied zwischen 1% und 20% vom Nettoverkaufspreis (um es mal überspitzt zu sagen). Trotzdem muss der Vertrag faire Konditionen bieten, einfach weil ein Verleger, der seine Autoren übervorteilen will, kein guter Geschäftspartner ist.

Und auch Alanas übrige Punkte bis hin zur guten Zusammenarbeit kann ich voll unterschreiben. Ein Kleinverlag ist ein Unternehmen. Von einem Unternehmer darf erwartet werden, dass er grundsätzlich erreichbar ist und nicht monatelang unangekündigt abtaucht, dass er gegebene Zusagen einhält oder zumindest rechtzeitig über die Nichteinhaltung informiert und dass er sachliche Diskussionen auch sachlich führt, ohne patzig oder beleidigend zu werden. Niemand würde zB bei einem Greißler einkaufen, der monatelang das "Komme gleich wieder"-Schild in der Tür hat, die für September angekündigten Äpfel ohne Erklärung doch erst im nächsten Mai liefert und der seine Lieferanten beschimpft. Aber gerade weil bei Kleinverlagen und Autoren eben oft ein gewisser Idealismus vorherrscht und weil Beruf und Hobby, Geschäftliches und Freundschaftliches eng beisammen liegen, ist solches Verhalten immer wieder der Fall.

(Natürlich gelten alle diese Anforderungen genauso für den Autor. :-))
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

Kaeptn

Ich hole das Thema mal wieder hervor, weil ich die Frage nach "Print und Kleinverlag", die weiter oben schon anklang, gern aus Verlegersicht vertieft bekommen würde. Denn was mir immer mehr auffällt, ist, dass Kleinverlage im Fantasy-Bereich sich von Print abwenden oder eine Printauflage von guten eBook-Verkäufen abhängig machen und dann 3,4,5,6 Monate nach eBook-Release erst ein Print machen. Leider tendieren auch die beiden Kleinverlage, bei denen ich bin, in diese Richtung und selbst der schon etwas größere Papierverzierer veröffentlich viele Bücher zuletzt erstmal nur als eBook, wie mir aufgefallen ist.

Nun kenne ich auch meine Abrechnungen und sehe, dass das Verhältnis Print:eBook mindestens 1:3, manchmal sogar bis zu 1:10 ist - und bei @FeeamPC Experiment ist es ja noch viel krasser. Ich habe auch im Internet mal geschaut, was Kleinauflagen kosten und kann verstehen, dass ein Verlag es sich gut überlegen muss, ob er (je nach Auflage) eine hohe drei- bis vierstellige Summe in Printbücher anlegt, die er dann (je nach Buchhandelspräsenz) vielleicht erst nach Jahren alle verkauft hat und die u.U. auch noch Lagerkosten verursachen.

Aber ich finde, Prints sind wichtige PR- und Marketing-Instrumente. Ich kenne genug Leserunden-Teilnehmer, Blogger und vor allem größere Magazine, die bei eBook-Rezensionsexemplaren abwinken, auch Gewinnspiele sind wenig attraktiv, wenn das eBook sowieso nur 3,99 kostet und auf den Cons, Messen und Lesungen hat man natürlich auch nichts anzubieten, wenn das Buch nur als eBook verfügbar ist.
Wenn man aber nun das Print 3 oder mehr Monate später veröffentlicht, muss man entweder 2x PR/Marketing machen (einmal mit eBooks, später mit Print) oder man veröffentlicht das eBook ohne großes Getrommel und spart sich die PR für den Print-Release auf - dann verkauft sich das eBook aber schlechter. Außerdem kannibalisiert man sich doch sicher einige Print-Verkäufe, wenn das eBook so viel früher erscheint, vor allem bei einer Reihe, wo mancher Leser vielleicht nicht warten will.

Als Autor finde ich es außerdem schwierig zu akzeptieren, wenn mir der Verlag sagt: "Wir hätten ein Print gemacht, wenn das eBook X Verkäufe erreicht hätte." Denn dann stellt sich ja automatisch die Schuldfrage. Ist die Geschichte nicht marktkonform? Dann bin ich als Autor (mit-)verantwortlich. Oder hat der Verlag beim Cover gespart, den Klappentext versaut oder einfach kein Marketing gemacht? Dann ist man als Autor ja doppelt in den Hintern gekniffen, nicht nur dass das eBook sich schlecht verkauft, man kriegt nicht mal das Print.

Wenn es keine Print-Auflage gibt, fällt ein wesentliches unternehmerisches Risiko für den Verlag weg und als Autor muss ich mir dann - wie Alana schon sagte - überlegen, ob ich das Buch nicht lieber selber veröffentliche, zumal das dank gesunkener Druckkosten bei BoD mittlerweile auch zu vernünftigen VK-Preisen möglich ist.

Aber gibt es nicht Alternativen? Können Verlage nicht auch OnDemand drucken lassen und somit die Kapitalbindung reduzieren? Oder warum gibt es nicht viel mehr Subskriptionsprogramme, die wie ein Crowdfunding ablaufen: Das Buch, das später 12,95 im Handel kosten soll, kriegt man in der Subskription für 10, findet man 50 Käufer hat man 500 Euro sicher und damit eine Kleinauflage finanziert - findet man mehr, kann man sogar noch Stretch-Goals wie Klappbroschur, Karte, was weiß ich anbieten.
Und vor allem: Wenn man die 50 NICHT findet, kann man dem Autor sagen: "Sorry, das Interesse nach einer Printauflage ist offensichtlich nicht groß genug." Damit könnte ich eher leben, als mit der Verknüpfung an eBook-Verkäufe.

Bin auch die Meinungen der hier vertretenen Verleger gespannt.

Nika

Zitat von: Kaeptn am 31. Januar 2017, 10:48:48
Ich kenne genug Leserunden-Teilnehmer, Blogger und vor allem größere Magazine, die bei eBook-Rezensionsexemplaren abwinken, auch Gewinnspiele sind wenig attraktiv, wenn das eBook sowieso nur 3,99 kostet

Ganz ehrlich: Für viele Leute hat das weniger mit dem Geldwert des Ebooks im Gegensatz zum Geldwert des gedruckten Buches zu tun. Man kann auch gute Gewinnspiele mit Goodies veranstalten, ganz ohne Buch, wie z. B. Lesezeichen, die kosten keine 3,99 € das Stück. Es gibt genügend Leute, bei denen es leider darauf ankommt, dass sie das Buch später wieder loswerden können. Selbst mit Widmung versehene oder ausdrücklich als Rezensionsexemplar und somit nicht verkäufliche Bücher werden immer wieder auf eBay gehandelt.

Nuya

Zitat von: Kaeptn am 31. Januar 2017, 10:48:48
[...]und auf den Cons, Messen und Lesungen hat man natürlich auch nichts anzubieten, wenn das Buch nur als eBook verfügbar ist.
Dazu nur ganz kurz eine meiner Erfahrungen: Ich war beteiligt an einer e-Book-Anthologie die wunderbare Karten erstellt haben. Mit Cover, Klappentext, usw. - und einem Hinweis, wo man das Buch nun bekommt. Kauft man die Karte kauft man das Buch. Das könnte ich mir gut geeignet für "etwas auf Messen in den Händen haben" vorstellen.

Amber

Zitat von: Nika am 31. Januar 2017, 13:15:51
Zitat von: Kaeptn am 31. Januar 2017, 10:48:48
Ich kenne genug Leserunden-Teilnehmer, Blogger und vor allem größere Magazine, die bei eBook-Rezensionsexemplaren abwinken, auch Gewinnspiele sind wenig attraktiv, wenn das eBook sowieso nur 3,99 kostet

Ganz ehrlich: Für viele Leute hat das weniger mit dem Geldwert des Ebooks im Gegensatz zum Geldwert des gedruckten Buches zu tun. Man kann auch gute Gewinnspiele mit Goodies veranstalten, ganz ohne Buch, wie z. B. Lesezeichen, die kosten keine 3,99 € das Stück. Es gibt genügend Leute, bei denen es leider darauf ankommt, dass sie das Buch später wieder loswerden können. Selbst mit Widmung versehene oder ausdrücklich als Rezensionsexemplar und somit nicht verkäufliche Bücher werden immer wieder auf eBay gehandelt.

Finde ich auch nicht verwerflich. Das Buch gehört dir, du hast es gekauft und/oder als Bezahlung für eine Rezension bekommen, was du danach damit machst, bleibt dir überlassen.

FeeamPC

#9
Würde ich auchnicht verwerflich finden, wenn ich nicht mittlerweile manchmal den Eindruck hätte, dass manche sogenannten Rezensenten die Bücher anscheinend eher als mögliche Taschengeldaufwertung ansehen und nicht ernsthaft daran denken, sie zu lesen ...

Aber zurück zur Frage, nur Ebook oder auch Print. Ich finde, ein Print gehört einfach dazu (außer, man vertreibt von vornherein seine Bücher in einem auch als solchen bezeichneten reinen Ebook-Verlag).
Und bei den heutigen Druckmöglichkeiten kann ich eine Mini-Auflage von 28 Stück fahren und trotzdem das Buch noch zu marktgerechten Preisen anbieten. Erst, wenn man unter dies 28 Stück rutscht, wird der Druck zu teuer. Keine Ahnung, warum ausgerechnet 28 die magische Zahl ist. Nachdruck kann dann ebenfalls in so kleinen Chargen gefahren werden.
Und 28 Bücher, das kann sich normalerweise auch ein Kleinverlag noch von jedem Titel leisten.
Ist jedenfalls meine Meinung.

Alana

#10
@Amber: Dachte ich auch immer, ich habe aber kürzlich bei Delia erfahren, dass es tatsächlich nicht erlaubt ist, Bücher, die einem zum Zweck der Rezension oder Promotion etc. überlassen wurden, weiterzuverkaufen. So wie ich das verstanden habe, verbietet das das Gesetz. Paragraf weiß ich leider nicht mehr. Wenn man ein Buch ohne Knüpfung an Rezension gewinnt, darf man es natürlich weiterverkaufen und dagegen spricht auch nichts, finde ich.

@Kaeptn: Welche großen Printmedien interessieren sich für Kleinverlagsbücher? Ich glaube, so gut wie keine. Selbst wenn du ein Print hättest, würde es dir für die von dir genannten Zwecke meiner Meinung nach nicht viel nutzen. Natürlich möchte jeder Autor gerne ein Print und es stimmt schon, dass sich Verlosungen damit besser machen lassen. Aber eigentlich lohnt es sich aus Sicht des Verlegers nur, wenn der Kleinverlag zu denen gehört, die auf Messen sehr gut Prints verkaufen, da gibt es ein paar, oder im Buchhandel liegen, was fast nur bei österreichischen Kleinverlagen der Fall ist. Mir stellt sich halt die Frage: wenn ich kein Print kriege, das im Buchhandel liegt, wozu brauche ich dann einen Verlag? Als Autor muss man da schon sehr genau hinschauen, welche Vorteile ein Verlag bietet, und gut überlegen. :)
Alhambrana

Kaeptn

@Alana - Ich meinte keine großen Printmedien, aber schon bei Phantastik-News, Fantasybuch, Literatopia & Co hast du es mit einem eBook schwerer - es sei denn, der Rezensent kennt den Autor und WILL das lesen. Aber die bekommen ja meist mehr Angebote als sie überhaupt rezensieren können, können also Rosinenpicken.

Ansonsten bin ich bei dir. Wenn meine Verlage ernstmachen und Print nur noch als Option anbieten, werde ich wohl auch zum Selfie - oder der Fantasy den Rücken kehren.

@FeeamPC Interessant das mit den 28. Ist die Zahl wirklich bei mehreren Anbietern die Grenze? Welche Druckkosten/Stück sind denn für dich noch akzeptabel, um zu marktgerechen Preisen anbieten zu können.

Lothen

#12
ZitatMir stellt sich halt die Frage: wenn ich kein Print kriege, das im Buchhandel liegt, wozu brauche ich dann einen Verlag?
Na ja, da fallen mir schon ein paar Gründe ein: Lektorat, Cover, Buchsatz, Marketing, Abrechnung ... Hängt natürlich im Einzefall vom Verlag ab, wie hoch die Qualität der genannten Dienstleistungen ist, aber für all das nicht in Vorkasse gehen zu müssen ist definitiv ein Argument, finde ich.

Wir haben ja genug Leute hier, die nicht für den großen Markt schreiben und bei denen ein Publikumsverlag einfach nicht in Frage kommt. Insofern ist es natürlich schön, wenn man Buchhandelspräsenz hat, aber höchstens das Sahnehäubchen oben drauf. Ich finde es toll, wenn man so anspruchsvoll sein kann, aber ich bin das nicht. ;D

Aber das war jetzt etwas OT, um zur Ausgangsfrage zurückzukommen:

ZitatDenn was mir immer mehr auffällt, ist, dass Kleinverlage im Fantasy-Bereich sich von Print abwenden oder eine Printauflage von guten eBook-Verkäufen abhängig machen und dann 3,4,5,6 Monate nach eBook-Release erst ein Print machen.
Ich hatte auch so einen Passus bei mir im Vertrag, den ich rausgepatcht habe. ;) Es bleibt zwar dabei, dass erst das Ebook und dann das Print erscheint, aber das Print kommt in jedem Fall, unabhängig von den Ebook-Verkäufen.

Wie Kaeptn schon schrieb, finde ich die Praxis "Print nur, wenn xy Ebook-Verkäufe" schwierig, ich sehe da dieselben Probleme. Ein Verlag könnte zum Beispiel in den ersten Monaten bewusst die Ebook-Werbung gering halten, um sich das Print zu sparen, und erst dann die große Werbetrommel rühren. Außerdem glaube ich auch, dass viele Leser gerne auf ein Print warten und erst später zuschlagen. Außerdem hat es für mich einen unschönen Beigeschmack, es geht doch ein wenig in die Richtung "xy Vorbestellungen, sonst kein Buch". Und dass die Praxis unseriös ist, darüber haben wir an anderer Stelle ja schon oft diskutiert.

Einige Verlage (books2read z.B.) kaufen z.B. auch nur die Ebook-Rechte und belassen die Printrechte beim Autor. Finde ich aber auch ein wenig schade.

JarlFrank

#13
Für mich gilt: Print oder gar nicht. Ich hab nichts gegen ebooks, ganz im Gegenteil, sie sind ziemlich praktisch und aus wirtschaftlichen Gründen für Autor, Verlag und Kunden durchaus vorteilhaft (der Preis von Ebooks bewegt sich zwischen 2 und 9 Euro, während Print erst ab 9 anfängt; da keine Produktionskosten entstehen ist ein größerer Teil des Verkaufspreises ein direkter Gewinn [wer bei Amazon Kindle Direct self-publishing betreibt bekommt 70% des Verkaufspreises an Tantiemen!]). Aber trotzdem... ohne das gedruckte Buch fehlt einfach was. Für mich ist ein Buch nicht "richtig" veröffentlicht wenn es nicht gedruckt wurde.

Einerseits ist es etwas Eitelkeit des Autors. Ich hab mir schon von englischen Anthologien, für die ich 5 Dollar bekam aber kein Belegexemplar, ein Exemplar für 10 Dollar gekauft nur damit ich es mir in den Schrank stellen kann. Es ist einfach herrlich, seine eigenen Bücher im Schrank zu haben... und wenn man Leuten erzählt man sei Autor kann man es ihnen ganz einfach beweisen indem man ihnen ein Buch in die Hand drückt! ;D
(ja, man kann natürlich auch ein ebook zeigen, aber gedruckt macht das ganze doch viel mehr her!)

Für mich ist das dazu noch eine Werbungs- und Verkaufssache. Meinen ersten bei book-on-demand veröffentlichten Roman habe ich nur als Printversion verlegt, ein ebook gibt es dazu nicht (werde ich beim nächsten aber definitiv machen). Ich hatte mir als Basisauflage 50 Stück bestellt, durchnummeriert und mit Autogramm versehen. Die hab ich dann an Freunde verkauft, mein Vater hat mitgeholfen Exemplare an seine Bekannten zu verkaufen, ich hab das Buch ab und zu mitgenommen und Leuten vorgestellt, ich hab es in meiner Stammkneipe auslegen lassen... mach sowas mal mit einem Ebook! Klar, man kann den Leuten sagen "Hey, ich hab ein Buch geschrieben, es ist auf Amazon als ebook zu haben, hier ist der Link!" aber ich glaube nicht dass das ganz so effektiv ist wie ein gedrucktes Buch persönlich vor Ort zu verkaufen, zumal auch nicht jeder einen ebook-Reader besitzt.

Ich bin mir sogar ziemlich sicher dass ich als ebook nichtmal ein viertel so viele Bücher persönlich verkauft hätte wie in Print. Den Freunden, die es gekauft haben, habe ich das Buch in die Hand gedrückt, kurz was dazu erzählt, sie den Klappentext lesen und mal durchblättern lassen, und nach dem Kauf ein Autogramm mit Widmung reingesetzt. Bei einem ebook müsste ich ihnen kurz mein Handy oder meinen Laptop überreichen (ebook-Reader habe ich nicht... und es gibt auch nur eine einzige Person in meinem Freundeskreis die einen hat), das kurze durchblättern wäre wesentlich komplizierter also kann man sich schlechter einen Überlick verschaffen (scrollen vs blättern... es gibt einen guten Grund warum ich in meinem Altbabylonisch-Kurs schnell aufgegeben hatte die Wörterbuch-PDF zu nutzen und mir das Ding gedruckt gekauft hab), und zusätzliche Kaufanreize wie das personalisierte Autogramm fallen natürlich auch weg.

Ich habe vor, bei meinem nächsten per selfpublishing verlegten Buch eine Lesung in meiner Stammkneipe zu halten. Natürlich werde ich mir dafür eine Kiste voller Bücher mitnehmen die ich vor Ort an diejenigen verkaufen kann, denen die Lesung gefallen hat. Würde sich jeder, der nach einer Lesung direkt ein Buch kauft auch das ebook kaufen? Ich kann mir gut vorstellen dass der Großteil derjenigen, die bei der Lesung waren, nichtmal einen Reader für sowas haben.

Ebooks haben auch ihre gute Seiten, klar. Vor allem sind sie weniger risikobehaftet als gedruckte Bücher. Aber für mich ist ein Buch immer noch etwas gedrucktes, das ebook ist nur ein Zusatz. Selbst wenn sich von einem meiner Bücher nur 10 Exemplare in Print verkaufen, aber 10.000 ebooks... dann wäre für mich die Printversion immer noch die "richtige". Ich bin halt sehr konservativ, was das anbelangt. Ich habe auch erst vor 2 Jahren angefangen, mir PC-Spiele auf Steam zu kaufen, hauptsächlich deshalb weil die physischen Box-Releases immer seltener und immer abgespeckter werden. Früher habe ich mir IMMER die Box besorgt, nie den Download. Für mich muss es einfach zum anfassen sein, damit es "wirklich" veröffentlicht ist!

Deshalb käme für mich ein ebook-only Kleinverlag nicht in Frage. Dann doch lieber selfpublishing, auch wenn das schwieriger ist und bedeutet dass ich viel mehr selbst machen muss, aber ich brauch einfach meine Print-Ausgabe. Bei Anthologie-Ausschreibungen achte ich auch darauf, ob das Ding nur als ebook oder auch in Print rauskommt. Ich schreibe nicht nur auf Deutsch sondern auch auf Englisch, und auf dem englischen Markt gibt es so viele Ausschreibungen dass ich nicht an jeder einzelnen teilnehmen kann, wenn ich die Deadlines schaffen möchte (und die Geschichten kein schnell hingeklatschter Mist sein sollen). Und das erste Ausschlusskriterium ist für mich dabei tatsächlich, ob es eine Print-Ausgabe geben wird oder nicht.
Ja, in solchen Fällen hatte ich tatsächlich schonmal die Entscheidung getroffen, bei einer Ausschreibung die 15 Dollar für angenommene Geschichten zahlt teilzunehmen, und eine die 3 Cent pro Wort zahlt (was bei einer 6000-Wörter-Geschichte 180 Dollar machen würde) sausen zu lassen weil es da "ebook only" hieß. Objektiv gesehen eine völlig blöde Entscheidung, aber das sollte demonstrieren wie wichtig mir Print-Ausgaben sind.

FeeamPC

#14
Ich rede da von meiner Druckerei, booksfactory. Und die Kalkulation ist so, dass ich den Druckpreis x3 nehmen muss, um den Verkaufspreis zu bekommen.
Ich brauche ca. 35% vom Endpreis für den Druck, 55 % nimmt der Buchgroßhandel (über den Print meist läuft, da in der Regel Bestellungen einzelner Buchhandlungen dahinterstecken), und von den restlichen 10% (deshalb kriegen Autoren bei mir meist auch nur 5% vom Verkaufspreis bei Print angeboten) muss Mehrwertsteuer abgezogen werden, müssen die Autorentantiemen abgehen und muss Cover und Korrektorat bezahlt werden, Lektorat mache ich selbst und berechne es daher nicht. Dazu kommen Kosten wie VLB und Lagerhaltung und Porto. Bei Print-Büchern läuft es für mich plus/minus null, den Gewinn machen die Ebooks.
Aber bis ca. 370 Seiten brauche ich damit nicht über die Schwelle von 12,90 Euro Verkaufspreis zu gehen, wodurch dann die Buchpreise im Vergleich auch zu Großverlagen noch relativ normal wirken.

Edit: Bücher, die ich beim BuCon oder so selbst verkaufe, bringen natürlich mehr. Aber das sind die wenigsten., Bei der Leipziger Buchmesse muss man z.B. zwangsweise über die Messebuchhandlung verkaufen, und die nimmt satte 40% nur fürs Kassieren.