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Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?

Begonnen von Grey, 21. Juni 2007, 00:20:54

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caity

Hallo Grey,

ich muss das leider mit teils-teils beantworten.
Einerseits bin ich mittlerweile soweit, meine Charaktere als eigenständige Charaktere zu bezeichnen. Das, was ihnen passiert, passiert auch ihnen und nicht mir. Sie durchleiden Situationen, in die ich noch nie gekommen bin und (hoffentlich) auch nie kommen werde.
Allerdings MUSS ich ja Gefühle in gewissen Situationen kennen, um das überhaupt glaubhaft rüberzubringen, oder zumindest eine Vorstellung davon haben - das kann man auch durch Erzählungen bekommen. Beispielsweise habe ich noch nie jemanden geküsst und schreibe trotzdem auch romantische Szenen, die Anklang finden.
Trotzdem: Eine VORSTELLUNG von etwas *muss* da sein, und das kriege ich immer nur durch eigene Erfahrungen ... ich finde es etwas schwierig, das jetzt vom Rest zu trennen...

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Manja_Bindig

@Coppelia: In jeder Geschcihte sterben Figuren(es sei denn du schreibst Kinderbücher oder kitschige Liebesromane - und auch da kann mal ne Leiche vorkommen) Aber der "Tod des Autors" liegt nicht nur darin, sondern auch darin, dass die Person des autors an sich hinter der Geschichte und der Autorschaft zurücktritt. In meiner Schreibe  bin ICH als Person im Ganzen unwichtig, ICH löse mich auf, verschwinde hinter der Geschichte(auch, weil ich mich in die Figuren aufspalte)

Grey

Manja, ich denke, damit hast du es exakt auf den Punkt getroffen. Aber ich finde das gut so und unterstütze das ;D

Lavendel

Ja, finde ich auch. Wenn man immer die Persönlichkeit des Autors aus seinen Büchern rausliest, dann wird es spätestens nach Werk nummer 3 langweilig oder überaus anstrengend... Also lasst uns einfach mal alle eine Runde sterben  ;D

Coppelia

Geht mir auch so. ;)
Ich hab es schon verstanden. Mich nervt diese Interpretation aber, gerade weil es ja total klar ist ... dass man eine einfache Sache auch immer total melodramatisch formulieren muss! Diese Wissenschaftler! Das ist ja schlimmer als Textlinguistik!  ::)

Manja_Bindig

He, dazu ist er Literaturwissenschaftler! ;)
Und dieser Definition von Autorschaft verdanken wir meine Kurzgeschcihte "Selbstmord" ... ^^ Bisher das Beste, was ich geschrieben hab.

Wens interessiert, wie dieser Quatsch im Detail aussieht, soll sich melden.

Grey

*meld*

Den Gedanken find ich großartig. Schickst du mir das? Dann geb ich dir meine Mailadresse! ;D

Firerain

Nein, niemals. Obwohl sich winzige Schnittmengen natürlicherweise nicht vermeiden lassen – bei niemanden.

THDuana

@ Manja
Ich kenne ja den Quatsch im Detail ;) Und ich muss sagen, dass ich die Geschichte sehr gut und interessant finde! Vor allem, weil man bis zum letzten Satz keine Ahnung hat (zumindest hatte ich die nicht ::)).


Shay

*abstaub*

Bei mir ist das irgendwie ganz anders. Züge von mir finde ich natürlich schon in der einen oder anderen Figur, aber da sind nicht mehr Ähnlichkeiten als mit jedem x-beliebigen Menschen auf der Straße. Zu manchen Fragen gibt es eben nur eine begrenzte Anzahl an Meinungen. Auch mit meinen Lebenserfahrungen haben die Geschichten eigentlich nichts zu tun. Wenn ich mich wirklich mal über eine Situation abregen will, dann habe ich dafür einen eigenen Satz Geschichten und Figuren, die aber auch überhaupt nicht für andere bestimmt sind und ganz fest in meinem Oberstübchen verschlossen bleiben.

Ich hab mir das Geschichten Ausdenken damals als Kind nicht beigebracht, um mit irgendwelchen Schwierigkeiten fertig zu werden, oder Freunde zu haben, sondern um etwas "lesen" zu können, wenn Mama mal wieder das Licht ausgemacht hat. Es waren einfach Bücher in meinem Kopf. Insofern kann ich meinen Figuren eher Charakterzüge von Figuren aus den Büchern meiner Kindheit zuordnen. Da kommen die Erlebnisse her, die ich verarbeite. Nicht aus meinem eigenen Leben.

Antigone

Na, wenn der alte Beitrag schon mal ausgebuddelt wurde.... Ich hab mich ja schon früher mal geäußert dazu, dass höchstens winzigkleine Teilchen von mir in meine Protas übergehen, und auch nur ganz dezent, dass das außer mir eh keiner weiß...

Das muss ich jetzt revidieren: ich hab in letzter Zeit ein paar Kurzgeschichten geschrieben (auch etwas, was ich vor einem Jahr noch kategorisch abgelehnt habe) für Wettbewerbe, die sind schwer autobiographisch. Und eine davon ist die Vampirgeschichte... huch!   :o Ich sollt mich wohl vor mir selbst in Acht nehmen...

Lg, A.

Noctifer

Zu meiner Schande muss ich gestehen literarischen Schund in Form eines "Tagebuch des Grauens" zu verfassen. Teilweise wirklich nur, weil ich ein frustrierter, zynischer, bösartiger Drache bin mit einem Hang zur Tolpatschigkeit.

Andererseits bekommen in meinen Geschichten meine Protagonisten nichts von mir in ihren Charakter. Gut, lege ich ihnen das Böse in die Wiege, aber überwiegend sind sie das Gegenteil von mir.
Allgemein lasse ich wenig bis nichts von meiner Meinung mit einfließen und schon gar nicht meine Moralvorstellungen, noch irgendwelche Ansichten.
Einzig ein Protagonist hat von mir einen italienischen Akzent bekommen, weil ich das von meinem Cousin her kenne und es so schrecklich gänsehauterregend (positiv!) finde.

Warlock

Ich muss zugeben, dass sich meine Gefühlswelt stark auf meinen Roman auswirkt. Wenn ich wütend bin und Lust auf eine Schlacht habe, dann wird eben gekämpft.

Ich vertrete die Ansicht, dass man sich gar nicht vollständig von seinem Text isolieren kann. In jeder Zeile steckt der Autor selber, ob er nun will oder nicht. Gerade das macht den Text lesenswert- nicht die Gefühlswelt des Autors, sondern seine Schöpfung.

Lord Bane

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wieviel von mir in den von mir geschaffenen Charakteren steckt. Ich wüsste auch nicht, wie ich das beurteilen sollte, da ja de facto alles in einer von mir geschaffenen Welt von mir stammt.

Teilweise lasse ich aber bestimmte Ansichten, die ich habe, in meinen Text einfließen, aber so, dass es die Ideen mancher Charaktere sind. Der Vorteil ist hier, dass der Leser niemals wissen kann, was ich denke und was nur das Denken meiner Charaktere ist  ;)

Drachenfeder

Ein bisschen Drachenfeder ist in jedem Charakter...  :hmmm:
Bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger.

Aber das ist keine Absicht. Manchmal lese ich ein Stück geschriebenes durch und denke mir "so hättest du auch gehandelt" oder "genau jetzt würdest du winselnd abhauen". Aber ein Charakter der mich wiederspiegelt, den gibt es nicht (noch nicht?) Habe auch nicht so den drang dazu über mich zu schreiben