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Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?

Begonnen von Grey, 21. Juni 2007, 00:20:54

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zDatze

Ob bei mir dieses "Der Prota ist wie ich" zutrifft, kann ich nicht wirklich sagen. Da ich nur selten Texte von jemanden lesen lasse, da ich meistens zu unzufrieden damit bin und niemanden etwas Unfertiges aufdrängen möchte. Und wenn jemand einmal das Vergnügen hat einen der Texte zu lesen, dann kennt mich derjenige meistens nicht persönlich.

Ich vererbe aber manche meiner Macken an meine Charas weiter. z.B. die Abneigung gegenüber einer bestimmten Farbe. Da es aber sicherlich einige Leser gibt, die vielleicht genauso diese eine Farbe nicht mögen, denke ich mir nicht viel dabei.

Zitat von: Gothanna am 18. März 2010, 21:49:52
Ich denke gerade darüber nach, sehr eindeutig über mich selbst zu schreiben.
Schreiben kann helfen, oder auch unangenehme Erinnerungen hervor rufen. Mir hat es geholfen, einmal meinen ganzen Frust in ein kleines Büchlein zu schreiben, aber das hab ich dann sicher verwart und ich denke, dass es niemand gefunden/gelesen hat.
Würdest du angeben, dass das Buch nach einer wahren Begebenheit ist?

Hanna

Zitat von: zDatze am 19. März 2010, 09:54:43geholfen, einmal
Würdest du angeben, dass das Buch nach einer wahren Begebenheit ist?

Nein. Im Gegenteil. Ich würde es sogar am liebsten unter Pseudonym machen. Meinen eigenen Namen hebe ich mir für meine heißgeliebten Fantasysachen auf. Irgendwie ist meine Einstellung eine ganz andere, als die der großen Literaten. Über die Gegenwart kann jeder schreiben, für Fantasy muss man kreativ sein.
#notdeadyet

Wollmütze

Huhu,

Ich glaub, ganz kann man das nicht verhindern, einen Teil von sich in den Charakter einzubringen, man kennt ja schließlich nur die eigenen Erfahrungen und durchlebten Situationen und die damit verbundenen Gefühle.
Ich muss zugeben, auch meine Charaktere bekommen immer irgendeine Angewohnheit oder ein Laster von mir. Zwar versuche ich genau das immer bei der Planung zu verhindern, und meistens funktioniert es bis dorthin auch,- aber spätestens bei der ersten Überarbeitung fällt mir auf, dass hier und dort Regungen versteckt sind, die mich an mich erinnern.  ::)
Die meisten davon werden korrigiert und ersetzt, aber manchmal kann man eben einfach nicht anders, grade dann, wenn es an eine bestimmte Stelle einfach passt, und dann ist es meiner Meinung nach, wenn es nicht zuuu offensichtlich ist, vollkommen OK.

Grüßle,
Wolli


Kati

Mir passiert es auch immer, dass ich irgendetwas von mir in meine Charaktere einbaue. Manchmal sind es Charaktereigenschaften, manchmal Erlebnisse die ich für romantauglich halte. Ich rede mir gern ein, dass meine Geschichten dadurch persönlicher und authentischer werden und ich kann mir auch vorstellen, dass es wirklich so ist. Außerdem glaube ich nicht, dass es niemanden gibt, der das nicht macht.

Für mich besteht zudem noch ein Unterschied zwischen "Charakteren eigene Eigenschaften geben" und einen Charakter nach sich selbst erstellen und am besten noch eine Mary-Sue daraus machen. Das finde ich schlimm, besonders, wenn es bewusst geschieht.

LG,

Kati

nina b.

Hallo Grey!

Ohne die ganzen Beiträge jetzt noch nachträglich lesen zu müssen, antworte ich einfach mal so auf deine Frage.

Damals habe ich teilweise meinen eigenen GEfühlszustand mit in meine Charaktere mit reinprojeziert und dachte in der Tat, dass das super ist. Aber für mich selbst habe ich entdeckt, dass dem nicht so ist.
Ich schreibe natürlich meinen Frust auch in Geschichten hinab... Aber das bleibt dann auch für meine Schublade. Gedichte, KG oder Briefformen.

Eher nutze ich die GEfühle, wenn ich alles verarbeitet habe oder mich abreagiert habe. Doch an das Gefühl kann man sich super erinnern oder aber ich habe mir Notizen in Metapherform etc aufgeschrieben und dann kann man das auch übernehmen...

Liebe Grüße

nina-a

Ich habe in meinem erst vor kurzem veröffentlichten Buch "Verflixte Hühnersuppe" meine Protagonistin so erscheinen lassen, wie ich niemals war und niemals sein werde - und das hat mir so viel Spass gemacht, dass ich vier weitere Bücher in dem Stil geschrieben habe. Vielleicht wünsche ich mir, so frech und schlagfertig zu sein wie sie, vielleicht wachse ich ja so langsam in ihre Rolle hinein ...

Erfahrungen, die ich zwischendurch gemacht habe, und sei es sogar eine unbedeutende vor zig Jahren, bringe ich in meinen Phantasik-Büchern häufiger unter, natürlich mit mehr Dramaturgie als ich es erlebt habe. Das finde ich auch nicht schlimm, sie müssen nur passen. Als ich über einen behinderten Jungen schreiben wollte, habe ich mich im Behinderten-Forum umgeschaut und mir diese Probleme angesehen - und viel gelernt! Aber ich glaube noch immer, das, was ich selbst erlebt habe, kann ich besser rüberbringen, als das, was ich von anderen gelesen habe!

Bei einem Buch habe ich jetzt allerdings ein Problem: Ich habe den Freund meines Sohnes und seine Familie mit so vielen Eigenschaften und Tatsachen in meinem Fantasybuch beschrieben, dass ich es so nie veröffentlichen darf! Leider passte es hundertprozentig zum Plot!

nina b.

Hallo Nina!

Das ist wirklich ärgerlich, dass sich die Familie von dem Freund deines Sohnes so mit deiner im Roman beschriebenen deckt. Jedoch frage ich mich jetzt, ob es Eigenschaften sind, die man so in keiner anderen findet?
Ansonsten könntest du es ein wenig umwandeln und es würde nicht mehr auffallen??

Grüße,
Nina

nina-a

Hi Nina b,

ich hab natürlich schon oft nachgedacht, ob ich nicht etwas Gleichbedeutendes finde, damit die Familie sich damit nicht gleich identifiziert. Die meisten Leute würden sogar sagen, das gibt es doch nicht, ist völlig übertrieben. Aber es ist wahr und so ungeheuerlich ... da ich dieses Manuskript noch nirgendwo eingereicht habe, spielt es erst mal keine Rolle. Schön finde ich es jedenfalls nicht, so jemanden zu kopieren und versuche daher auch Abstand dazu zu nehmen!

LG
Nina (Veronika)

Schreiberling

Zitat von: nina am 21. März 2010, 17:45:23
Aber ich glaube noch immer, das, was ich selbst erlebt habe, kann ich besser rüberbringen, als das, was ich von anderen gelesen habe!

Mhm, geht mir ganz genauso. Deshalb finde ich es auch einfacher für die Zielgruppe zu schreiben, zu der ich auch gehöre, da ich so die Leseerwartungen kenne und auch weiß, was ich selbst gerne lesen würde.

Lila

Ich möchte es einfach mal mit den sensationell weisen Worten der Gruppe "Fettes Brot" audrücken: jein! ::) Sicherlich, wenn ich vorhätte ausschließlich über mich selbst zu schreiben, dann könnte ich auch gleich eine Autobiografie anfangen. Das habe ich nicht vor! Dennoch lässt es sich kaum vermeiden, dass die ein oder andere meiner Figuren meinen Zügen nicht unähnlich ist. Zumindest was den Charakter anbelangt. Ich kann nunmal am besten über das schreiben, worin ich mich selbst wiederfinden kann, was ich nachvollziehen kann, was mir ähnlich ist. Das heißt aber nicht, dass jede Figur absolut nach mir schlägt. Im Gegenteil! Es gibt keinen Charakter von dem ich sagen würde: "Er oder sie ist genau wie ich." Und es gibt auch durchaus solche Figuren, die das komplette Gegenteil von mir sind. Aber genau das ist für mich ja das spannende beim Schreiben: man kann die Dinge immer aus einer neuen Perspektve betrachten. ;)
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Schattenspielerin

So nachdem ich mir die letzten Beiträge durchgelesen habe denke ich fahre ich einfach mal fort.

Ich für meinen Teil schreibe eigentlich nicht im direkten Sinne über mich selbst.
Also meine Hauptpersonen sind mir immer am ähnlichsten. Aber dennoch sind sie anders als ich. Ich versuche mich immer in die Situationen hinein zu versetzen. Ich versuche alles zu berücksichtigen was ich meinem Charakter gegeben habe. Angefangen von seiner Geschichte bishin zu seinen Eigenschaften. Dann entscheide ich mich was passiert. Ich gehe eigentlich immer von mir aus nur berücksichtige ich das andere Umfeld.
Meist entscheide ich mich nachdem was ich bereits schoneinmal erlebt habe oder aber tue das was logisch wäre.

liebe Grüße
Tabea

Chocolatechip

Schwierige Frage......

Ich persönlich denke, dass es gar nicht anders geht, als etwas von sich selbst in die Figuren mit einfließen zu lassen. Selbst wenn es noch so kleine, winzige Details sind, irgendwo kann sich jeder von uns mit seinen Personen identifizieren. Es passiert automatisch und ohne das ich es wirklich merke, aber auf einmal teilt die Freundin der Hauptperson mit mir den Musikgeschmack, die Lieblingsfarbe oder ähnliches.
Meistens ist es aber auch so, dass ich die Figuren in meinem Kopf viel ausführlicher und spezieller ausgearbeitet habe. Was ich schreibe, ist nur ein typisches Bild von ihnen, eine Kurzbeschreibung: "Hallo, ich bin .... und mag Katzen".
Doch in meinen Gedankensträngen haben alle ein ganz bestimmtes aussehen, einen ganz bestimmten Charakter, eine ganz bestimmte Art zu reden, sich zu bewegen.....

Und wenn ich genauer darüber nachdenke, sind sie alle im Prinzip genauso wie ich.

Schreiberling

Je intensiver ich an den neuen Charakteren arbeite, desto besser kann ich damit und mit ihnen umgehen.
Langsam weiß ich, dass sie alle etwas von mir haben. Abneigungen, Eigenschaften, Wunsch-Eigenschaften, das komplette Gegenteil davon. Sie alle sind irgendwie wie ich, weil sie ja aus meinem Kopf kommen oder zumindest meinen Kopf als Transmitter (gibt es das Wort in dem Zusammenhang ??? ) benutzen. Da muss also schließlich was hängen bleiben.
Und ehrlich gesagt, kann man als Leser sich ja mit dem Hauptcharakter eines Buches oder irgendeinem Charakter auch immer ein wenig identifizieren und sei es nur eine winzige Eigenschaft/Merkmal. Im Grunde sind sich die Menschen und der menschliche Aufbau gar nicht so unterschiedlich.

:hmmm: schwieriges Thema, immernoch

Maran

Ich weiß jetzt nicht, ob ich das schon einmal geschrieben habe, oder jemand anderes ... Ein Charakter kommt m.E.n. nur dann wirklich glaubwürdig rüber, wenn der Autor einen Teil seiner Seele mit hineinpackt, sprich: Weiß, wovon er schreibt. Ich denke/vermute, je mehr mir ein Charakter am Herzen liegt, desto mehr von mir ist auch ihn ihm.

Ich kann natürlich Charaktereigenschaften beschreiben, von denen ich keine Ahnung habe, die ich zwar verstandesgemäß begreife, aber emotional nicht nachvollziehen kann, weil mir die Erfahrung fehlt, weil ich nicht "so ticke" etc., doch denke ich, daß solche Charaktere beim Leser genauso wie bei mir als Autorin ankommen: "da stimmt was nicht", "neeee", "ich wünschte, die hätte Ahnung von dem Thema" ...

Ich fürchte, meine Charas sind mir wichtiger als die story, die um sie herum gewoben wird. Insofern kann ich die Frage ganz klar bejahen, zumindest in Bezug auf die Hauptcharaktere. Die beinhalten mindestens einen Aspekt meines Selbst. Bei den Nebencharakteren sieht es anders aus. Die gehen eher in die Richtung, wie ich als Autorin gerne sein möchte, wie ich persönlich gewisse Dinge regeln möchte ...

Feather

Ich denke, man kann es gar nicht verhindern seinen Figuren einen kleinen Teil von sich selbst mit auf den Weg zu geben. Sie entstammen nun mal unserem Gehirn, in dem all unsere Eigenschaften zusammen laufen und unsere Kreativität ihren Weg nach draußen findet. Wenn sie diese Schnittstelle durchlaufen, nehmen sie einen winzigen Teil von uns mit. Doch genau das macht sie zu dem womit der Leser sich identifizieren kann. Eben das menschliche in den Charakteren, was er braucht um sie lieb zu gewinnen, oder auch zu hassen.
Was ich selbst als Schreiberling brauche um sie weiter auf ihrem Weg durch die erdachten Geschichte zu begleiten.

Die Frage ob ich über mich schreibe, kann ich nicht direkt beantworten. Eigentlich schreibe ich über meine Charas, doch ab und zu entdecke ich Dinge, bei denen ich mich doch etwas ertappt fühle.
Manchmal verdrehe ich aber auch meine eigenen Eigenschaften. Vor allem wenn ich mir neue Figuren ausdenke und mit ihnen einen gedanklichen Charakterbogen ausfülle. Dabei bekommen sie ab und zu meine Vorlieben oder Abneigungen aufs Auge gedrückt. Wenn ich es merke, wird es verworfen, wenn nicht hoffe ich auf meine Betas und ihre Kritik. Doch wenn niemandem etwas auffällt... dann ist es halt so. Ich denke, wenn man nicht expliziet über sich selbst schreiben will, ist es nicht möglich zu viele Eigenschaften von sich einzubringen. Jedenfals nicht so extrem, dass es negativ aufstößt.